BCU - Lausanne
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DAS TEMPLUM.
A N T I (M A in sr H K I N T K R S l r H V N K N
VUM
HKINRKH NISSEN.
MIT AJTw o— 11— MfluwrAmji VUM •. Tuujc tau» TUM nJLnni.
BERLIK.
WEIDBIANNSCHE BUCiniAM>iXNO.
1»6».
HuJii fuit pi iirarum rila alifur tiur lillriii. Hon minui lutiirn
*itfeni»tam fui$it m illii »hterrathnrm aäiMU-tkU quam nmuc eite
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GIUSEPPE ElÜKELLl
um»
GIAGOMO LIGNANA
IK NEAPEL
SDOUIOIIBT
K KUlNNKKTMi AN IHK SOMMKK \H6h. 1866.
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Vorwort
Diente 1 'nteniuchimgen wollen die AufmerkMunkeit
auf ein bisher veniachllfMigtes Gebiet der monumentalen
Philologie lenken. Der Plan demelben ward im Sommer
1866 au Pompeji gefafst: doch erst in der Stille der
deutschen Studierstube. unter dor belebenden Anre^imcr
dieser bhilicnden Horhschul»'. wrlrher der Verfa«*.«er /.\\r'\
.l.ihre liindinrli a n zu huren die Klire hatte, erhielten
die unbestimmten Ahnungen feste Form und Gestalt.
Die Einsicht kam faftt zu spfit; nicht blos mufste für den
historischen Theil der Untersuchung auf eine reichere
Malerialiensammlung, wie sie sich in Italien ohne Mflhe
hätte beschaffen lassen, verzichtet werden, sondern die
Theorie v<in der TempelorientirunL'' ward üb<M'liaupl nur
durch eine jjrünsri«/»' Fü«run(? ermi)<rli*"ht. Nfein Freund
und Genosse Richard Schone übernahm das schwere
Opfer das Versäumte für mich nachssuholen. Kr bestimmte
im Sommer 1867 die Tempel Pompejis, Winter 1867/68
die athenischen, endlich unter allen die wichtigsten, die
Tempel von Rom. Das wärmste sachliche imd perstVn-
lic'])«' Interesse nnifste zn^amnicntretten . um den An-
apniriien an Zeit und (iediiM, die ich zu stallen hatte,
williges Gehör zu sichern. Falls es irehiniz:en ist, auf
dieaem neuen Wege die monumentale Forschung zu för-
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VI
dern, so wird der Leser, welcher die Schwierigkeiten
des Unternehmens nicht zu gering schützt, der unschein- *
baren entsagenden Arbeit meines Freundes das wesent-
liche Verdienst beimessen.
Die astronomische Beihülte, deren ich zur Begrün-
dung meiner ( Jrientinmjxsliypothese bedurfte, waid von
dem Asvsiatenten der hiesiLrcn Sternwarte 1) r. Bernhard
Tiele gewährt. So phantastisch auch dem Manne e:^aeter
Wissenschaft mein Begiimen erscheinen mufste, erfüllte
er doch die Bitte des ihm damals Unbekannten mit
gröfster Bereitwilligkeit: geleitet durch die Ueberzeu-
gung von der SoHdaritfit aller wissenschaftlichen Bestre-
bungen, die dem Einzelnen die Pflicht auferlegt dem
Mitforscher, wo's Not thut, über die ihm aesteckten
Schranken fortzuhelfen. Auch von anderer Seite i«t dieser
Schrift reiche (lunst zu Theil geworden. Durch einzelne
Nachweiße haben mich H. Vsener und Johannes
Schmidt unterstützt, letzterer auf den schlüpfrigen
Pfaden der Etymologie ein treuer, nie versagender Be-
rater. Endlich habe ich Dr. £. Pfander in Bern und
meinem capitolinischen GeflHhrten A. Wilmanns für
Collationen zu einem Stflok des Marttanus Capeila zu
danken.
Die hier veii»t1entlichten 1 ntersuchungen sind im
Ganzen wie im Einzelnen fragmentarisch. Das Bewufst-
sein mufste sich je Ijinger je zwingender geltend ma-
chen, dafs die Beschäftigung mit Fragen wie den be-
handelten nur durch einen äufseren Einschnitt unterbro-
chen werden kann. So habe ich theils eine Reihe von
Controversen, die sich gelegentlich aufdrängten, nicht
berücksichtigt, theils den Rahmen nicht ausgefüllt, auf
den die Lehre vom Templum ursprünglich hereelmet
war. Es schien geratener von anderen Prämissen aus
und mit geroii'teren Studien später auf den Gegenstand
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vn
zurü<'k/.ijkoiniiu*n. ZunJlehst hielt iVh es frtr das \\ ieh-
tigHte ili«' I'lieurien iiiier Stadt- und 'J\'/ii|)eiaiila;4^c iiiT^i^f-
lirliBt raseb der Prüt'unf^ der wissenscbaltlichen Welt zu
unterbreiten und im Fall der ZustimmuDg damit zu-
gleich Andere für die Fortsetzung der hier erst begon-
nenen Sammlung des Materiab zu gewinnen, loh hoffe,
dafs diese praktische Tendenz Vieles aa dem Buch, wie
es jetzt vorliegt, rechtfertip^en und entschuldigen wird.
Die 1 insielit. mit der die Druck leg^nng" vom der
( leorgi'selien C)fhein besorgt worden, verdient noeh mit
besonderem Dank erwähnt zu werden. S. 15 Z. 9 v. u.
, ist zu lesejn ultra hardinem; S. 109 bitte ich die Haupte
stelle aus Varro R.R. 2, 5. 3 nachzutragen.
Bonn, 3. April 1«69.
H. Nissen.
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Inhalt
Kapitel I. si.tir
Die LimitAtiuii 1
Kapitel II.
Dm Lager 28
Kapitel III.
Di<? ijtaat bA
Kapitel IV.
Italiacho Stammtagen . _ . . 101
Kapitel V.
Grundzüge der italiflchea Verfaaaung 136
Kapitel Vi.
Die Orientirung de« Templum 162
Kapitel VII.
Römisclie Tempel 19S
Anhang.
ABtronomische Haifatafeln von B. Tiela . . , , . . 2SS
RekMstet 247
Plan 1. Das Lager.
„" 2. Limitation von Pompeji.
u L Das altitalische Hau».
„ 4. Das Himmelstemplum.
Kapitel L
Die LimiUlUi.
Alle gegduchtliclie Entwieklmig geht ms ton swei eorreUilen
Begriffen, Eigentaoi und fester Ansiedlong. Beide aamniuren eich
unter den allgmeinen Begriff der Sondemng: wie das Volk sieh
aofltoiMlert von der MasBe der VO|ker, der Stamm von den StAm-
men, so aoch iveiler der Staat voi den Staaten, das Geschlecht von
den Oeschleehtem, das Hans von den Hflnsem. Der Bagriff der
Sondenng ist bei den Alten veife^lrpert im te m fllmt, gr. tifupog, dem
Atugeschnittenen Begrensten, von der Wnnel ttfi schneideo
wie exemphim von exmere; anders Oomen, Kr. Beitr. 440, Cortins,
Gr. Etym.'. 626). Bei Homer heiüit tifitvog jedes als Eigentum
abg^grenste Stflck Land, Acker und Baampflansnng, mag^ dasselbe
nun einem KOnig and Hehlen oder anch einem Gotte gehören')*
Im ersten Falle ist es em Privatbesits, der ans dem Gemeindeland
ausgeschieden wird; so IL 6, 194 vom Bellerophon
xcH fiiv 0« Aviuoi rifupog vafiop i^nw aXkm
wüM fifroiU^ MC» cS^tf^i^ Oipqa piftotto.
Femer 20, 184 9,678 12,813 18,650 Od. 6, 293 11,186 17,299. Als
Privatbesits ist derselbe andi erblich W/icvo$ nat^ov XL 20, 391,
doch wird er nur K6nigen oder Helden, die diesen gleich stehen, ,
beigelegt Als heiliger Besirk mit einem Opferaltar (r^/ttpog fi^ftos
I) Hetych. TifMunt nSf 6 ftttitQutftfyof rojroc rtH tit ti/t>ir, n ttgov
mA fimftht j| unttmfufikw 9»p i| fimmltt vgL K. F. Hermuin, OotietdiMuti.
Altert, d. Gr.*. 101. 108. Bötttoher, Tektonik 4, 98.
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TB ^ets) kommt er vor II. 8, 48 23, 148 Od. 8, 363. Wie die spä-
tere Zeit keine Zenssentsprossenen KOnige mehr kemit, so ist aadi
dies Wort ganz auf die ktstere Bedeutung besehrfinkt worden.
Von der gleidien Wurzel ausgegangen hat ten^tm einen un-
gleich grösseren Umkreis von Beziehungen und Anwendungen sich
erhalten, und zwar deshalb weil der abstractc BegriflF überall klar
zu Tage liegt. Varro in seiner Analyse desselben (LL. 7, fi— 13) un-
terscheidet drei F<»rni«Mi himmlische, irdische und unterirdische r/ein-
plum iriims ttwdi.s dintur ab natura^ ab auspicimdo, (üt simifitudine.
natura vi rnrlo, ab ausjjirüs in frrrn. ah simUitudine mb terra).
Die letztere ist nur nach Analogie der beiden anderen übertragnen,
wie wenn Ennius in der Androniache sagt AeJuriiftia tnnjda alta
Orn mhrfe iufera (Vahlen fr. 107), und wird deshalb ganz über-
gangen. Die Ausmalung und Schikh'ruiig der Unterwelt ist eben
Sache des Hellenen; fiir den Italiker birgt die Tiefe nur Dunkelheit,
in welcher der ordnende \ erstand weder mit leibliclieni noch geistii^em
Auge seine Linien ziehen kann. Wohin das Auize reicht, ila unter-
scheidet man ein Temjdum {(jikujhh ndnifits n (ü ondl, a fto inlo jiri-
iiiKin tcniplunt dictum) und tleshalb wird der Himmel so genannt, in-
sofern wir ihn an.schauen (t/uocind r<irh<ni, tjuu (ültiimur, dictum
tcmphm). Die Ableitung a tw-udo, so unmöglich sie auch sprach-
lich ist, giebt einen deutlichen Ausdruck lür die ganz allgemeine
Natur des Wortes. Namentlich voji den Dichtern, id)er deren Sprach-
gebrauch Varro hier im Besonderen handelt, ist es mit grosser Vor-
liebe verwandt worden. So fahrt er selber aus Ennius an utms erit
quem tu toües m eaenda codi templa (Vahlen fr. ano. 66 vgl. ann. 60),
weiter eontrmmM tempbm magnum Icwis aUUMonUs (ann. 531) und
ans dessen Hecuba o magna templa caeH^um eommixla stdUa tplm-
didis (trag. 227). Aehnlich hei(^t es vom Jupiter Terent Eun. 8, 5.
42 gm templa eaeU mmna sonUu etmeutU* Varro verziehtet aber
keineswegs bei der Bezeichnung des Himmels ab Tehplum auf den
diesem Worte innewohnenden Grundbegriff des Begrenzten; vielmehr
fügt er selber zu dem zweiten der angefahrten ennianischen Verse
• hinzu id egf, ut aU Naevius: hemisphaermn tf(t eoneanfo (f) eaendo
saeptmn tkU, Ebenso spricht Luerez von codi templa oder eadi hteida
te»^ 1, 1014. 1064 2, 1039 6, 286.644. 1228; neve ruatd eadi pe-
nOraUa templa supeme 1, 1105. Die philosophische Betrachtung
legte es nahe das Wort auf das ganze Weltall auszudehnen: 5, 1204
cum auspieimus magni eadettia mcmmI» iempla; dann
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5, 1488 ot vigüe» mundi magnum r/rsatile temfinm ')
iol H hma imo htstraiUes luminr rirctm
pmrdomen h$m imB q wi w i i ii i tt mpora tfrU
d eeria rvHamfi gm nm atque ordme eerh.
eodlich 6,43 qmma m doeui mmdi morioKa Uwq^a ene. Man wird
das tmpitm mmtdi geradezu als U^'nsetzung von lahftog anadien
diflett. So heiilA et ancb Smeea de Benef. 7, 7. 8 i€hm mmdHm
itorum eme iwumrMmm fm^phim. Am EingeheBdsten ist dieae Be-
trachtnng dnrehgeAliri im Traoro Scipios Cic Rep. G, 15: daa ganse
Wekall ist ein Tenplnm, von Einen gOttUchen WiUen geleitet (dem
it, emm koe tenythm ed omne quad fmapkis); eiteKogel legt sich
na die andere und in ihrer Mitte ruht die Erde (dliMi pbhMM,
fMfm im hoc imph medium vuic», qme ierra dicUur), Der Zosam-
menhang dieser Wekanaehaaitag mit der itaUsehen Religion wird
in Verianf dieaer UntersodiaBgen beleocihtet werisn. Hier könnt
ea ma daraaf an den ßpracbgebraneh empirisch festsnstellen. Zn-
nichst nOgen einfe nngewMinlichere Wendungen dichterischer Rede
folgen: Pacn?ittS(Y. 809 Ribbeck) afn^wa MumBaeehi irmpla j>rope
adfndiimr; OvklMetö.278 ttwpla jtHthamis iWiMMia; PUmt. Mil.
41H M lortt NfphmHg Utuphs.jue twhtdffäiB, Rudena 909. Wen-
dungen, die doch inner durch die Besiehnng auf den Gott gerecht-
fertigt encheinen. Sehr kflhn dagegen nennt Lncrez 4, 624 wmda
U$fgmi tireum mdetdia tmpta nnd 6, 103 ptrius iemplaque menÜt.
Wir kehren lon gewöhnlichen Sprachgebrauch zurflck.
Das Himmelfitemplnn »rfiUlt nach Varro in 4 Theile, die durch
die Weltgegenden bestimmt werden: einen vorderen inSttden, einen
hinteren in Norden, links in Osten, rechts in Westen {mu /cmpN
poriet qmthior diemihtr, ämtira ab Oriente^ dexira ab octatth am-
Hra ad meridirm, potHra ad 9epie$Urionem\ dieser Theilung
blieb die römiaehe Theologie stehen, die etruakische ging aVter we\t«c,
niden sn jeden Abschnitt von Neuen viertelte und so IGTheile ge-
wann (de de IHv. 3, 18. 42 Plin. N. H. 2, 54. 14H). Jeder deixelben
war von beatinmten Göttern eingenommen, welche Martttoos CSi-
pelU l,4öfgf. aufidUdt (vgl Kap. 6).
1) Lachmann. dem Üemays nich anschliefNt, «cbreibi wamdi wtagnum
^ermüHa t mp k m , 8«tn Onmd vtnmtih mm ma$i* tfmpbm e«M poirtt fMM
ioetu ball, *wi« Monra livmerfct» den aadem •nffrfllhHen Stifllen ra« Laom
fcfsnfiber nlebt SUoh; noob weniger den folgenden.
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Vom überirdischen gelangt Varro zu dem Auguraltempel (m
tenris dictum templum locus auffurii atä ausptdi causa quihusdam
etmcgpüs wrbis fkdtmB), Darnach heiM zanächsi derbegmuBteOrt»
wo man den GOtterwiUen erkunden will, Tempel aber ebenso auch
das abgegrenzte Stflck des Himmels, weiches beobachtet wird. Das
letztere geschieht, indem der Augur mit dem Krummstab eine Linie
von Nord nach Sod, den Kaido beschreibt, welcher das Schanfeld
m zwei Hälften theOt, und dann die Grenzpuncte desselben nach
links und rechts bestimmt (Liv. 1, 18). Die Stellung, welche der
Augur zu den Himmelsgegenden einnünmt, richtet sich nach seiner
jedesmaligen Au^be und ebenso die Formel, welche er bei der
Gonstitnirung des Tempels anwendet. Varro theilt die Formel mit,
welche auf der An in Bom in Gebrauch war: Tetnpla teteague me
Ua aunio quoad egc easte Imgua mmenpavero» dOa veter arhoSt
qmtqmr est, quam me aenOo dimsse, templmk teeeumque fimto m ti-
nutrum, oOa veter arhoa, quirquir eet, gumu me eeuHo duoisBe, temr
plum teaernuque finito in dextrum. umter ea eomegiom etm^Mdoue
cortumione täiquc ca rcrtisainie teusi. In diesen Grenzen erwartet
der Xxi'^uT dius Götterzeichen; von sdlclicm Heschauen des Himmels
leitet Varro mit Recht contemj)lari ab. Ebenso Fcstus p. 38 (Malier)
eentea^fiari dictum ett a teniplo, id est loeo gut ah omni parte aspid,
vd ex quo cmnis pars Hdcri polest, quem cmtiqui templum nomina-
bant. Efn Auguraltempel kann an jedem Ort, wenn er hoch gelegen
oder freie Aussicht darbietet, constituirt werden '). In Rom wird ;un
häufigsten genannt d.is außnraadum in arco ( IVst. p. 18); auch im
Lager am Trätorium fehlt es nie (Hygiu. de castram. 11). Das Xk'-
stimmende ist dies, Jifs es von der Aufsenwclt abgegrenzt und
nicht mehr als oineii Kingnngliat: Festusp.!.')? ntinora tcmjda /ittnt
ah aKfiui'i litis cum loca aliqna fdhulis aiit Hilf eis s«pinntur, nv uno
ü)}i])lins nsiio jiaimuf. rrrfls rrrliis difmitn ; itnque ffnijdum est locus
ifn rffatus aut ita stjifus, nt nt inoi prirfr pafr<d, niiffidasquc adfixos
liidtKif ad frrrnm. S(>i v. Vor^^ A(in. 4. '200 nJii feiujdum dinnd nmi
soluin quod jHjtist daudi, verum etiam quod j)nlis aut liastis aid idi-
qua fall rv d lin/is (lintris?) auf Ions auf siuidi rc sacjdum rsf,
quod d fad um csf. antjdius uuo r.iifu iu ro cssr non oportet, cum
ihi sH cuhiturus auspicaiis. Nach dieser l'-infriedigung führt der
Auguraltempcl auch den Namen tabeniaculum (Cic. de nat deor. 2,
1) Für dM Folgende vgl. Beeker>Uarquardi R. A. 2, 3, 67 fg. 4, 345 fg.
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4. 11 Liv.4,7 Scrv. Verg. Aen. 2, 178). Dars diese Einfriedigang
nieht mit Notwendigkeit eine kanstlich angebrachte to sein brauchte,
lehrt die Ueecbichte des Attus Navius (Dion. 3, 70 Gc de Div. 1,
17. 31), welcher dorch Ziehung des Kardo und Decumanus cinoi
Weinberg zum Tenipluin inaugurirt. Der etmakiache Scher Olenus
CSalenus zeichnet mit dem Stab ein lempluin an deo Boden und
sofort ist dassettw verzaubert (IMin. N. H. 28, 15 Dion. 4, 60). Wie
denn auch Festus angiebt, es ist ein locus Ua effaiua aut ita m-
ptus tä ea mia parte pttifat. Die Formel ist das Wesentlioiie um
ein Templnni zu constituiren ; denn der Bann haftet am l»o<leu. Die
Formel dient dazu einerseits den Boden von aller rd'ujio zu hv-
freien, zweitens aber denselben zu sacriren d. h. profanem Ciebraoch
so entziehen: Serv. Verg. Aen. G, 107 ager, mM capttihmhw cm-
guria, dktbuiur i ftUm; ders. sn 3, 463 loea soara, id ett ab rnffo-
ribm inoHgunUa^ tjfatu iliamiar.
Im Staate wird die hidutjurntw und rjcauguratio von den An-
gun Yollzfigen, welche die göttliche Sanction, die attdorilm dwina
repiisentiren {inhrjfrtirs loris nptumi maximi Cic Leg. 2, 8. 20) ').
Sie wird angewandt bei dem Ikiu eines Gotteshauses (Serv. Verg. A.
1,110 Liv. l,r>.'i) und zwar ^'eht diese SUhne der ei^ientlichen Weihe
durrli die ronttficea vorher. Ob bei allen ist nicht recht klar; denn
es gab aeäes sacraey welche keine Tcrapla waren (GelUna U,7 Varro
»cHpiam rdiguü non onmes aedes saeras ietnjda esse ac ne aed/tn
(fmdtin Vesiae ientjdftm esxe vgl. LL. 7, 10) und zwar alle diejenigen,
weiche keine reditwinklige Form hatten (Serv. Verg. Aen. 2, 512 l urro
lontm (/Hofiior aogtiUs cmtclttsttm aedeiu (h,rii roeari debcre vgl.
Fest. a. (). trtnphtm . . aiu/tUos (uifiros /nUtaü lul tnram). Da aber
letzteres weitaus auf die meisten zutraf, so be^'ieift sich leicht wie
Uiisbriiuchlich aede.s srnra und tcmplum idcnliticirt werden konnten
(Varro LL. 7, l() sul hoc ut putaretU aedem sacrant tctnplum rs,sr,
factum qttod m urbe Koma pleraeqae aedes aaerae mmitempla eaäcm
1) amgnr umhr. tthtur = aurtor Aufiwlit uiul Kin lih. tV (ilossur. Wie
J. Schmidt au><fii)ircn wird, i»l augur vuu dciiisflben statniu wie autumari
MCtor aio tvj(ta9m abtaleitcn. Dia Etymologio ati ifer (Fest. p. 2) wird wol
hentigra Ttg« Nienand mehr vertraten. Wie «naprcdieDd nnd vom neUi*
eben Oenchttpuact am wabncbeinlleh die enge Vorwandteebaft tob migm
und (tuelor endieiat, braucht hier nicht «aig«f&hrt m werden; vgl. Cks. Leg.
'2, 12. 31 maximum et firwwCnliMiiMw m te pMiea tM «H mf o nm emm
^^^^t^Of^^^^^^^ ^S&l^^ ((JÄC^ ^CJPI*
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sancta)'). Inau.mirirt siud weiter die Orte, an denen Staatsliand-
Inntien vor^^enoinnien werden. Ein Senatsbescliluss kann nur in einem
Teiii]iliiin jj:ef'as.st werden ((!ell. 14,7.7 Varro fimt ailsrnpsif (h- locis
in (/iithu.s scuafHsrousultinn firri iure posscf, docnitquv rouflr»i(iri(f{Kt\
nisi in h)Co jur aufi^rem nnisfi/Hfo. ffnod tcmplum ujiprUiudnr, Sf-
ruUtiscan.snltum factum cs.srf, iitsfn»/ i<l nan fnissr. propffrrn et in
curia llostilin et in J'owjx id r( post in Iidia, cunt profaim m Inra
fuissnif, frmjthi vssi- per autinrix roiustifufa, u( in Iis s( nafKsrons^dfa
nwre nuiiorum insfa ficri fxissrnt. Liv. 1. 30 llostilius InnjiJiim or-
ditii ab sc attcto curium fn it. \a\. 2(5, 31. 33 üic. pro Mil. 33, 00
Serv. Verg. Aen. 1,446 1 1,235 u.a.). Kbenso ist der Ort auf dem
Forum, von dem zum Volke geredet wird, ein Templum (Cic. in
Vat 10, 24 in rostris, m tUOt inquam, augurato Utuplo ac heo,
hvf. 8, 14 r08hri8 . . mtffgeatwn in fmro extlkruehm adomari j^acrni;
rostraque id iengaihm app(ll<iiim Liv. 2, 56 S,17 8,35 23, 10). Auch
die Guriat^ und Centariatooinitien kOnnen nur in einem wichen ab*
gehalten werden (liv. 5, 52 eomUia euriaia, quae rem ntöttarm cm-
tkmU, comiHa emtimak», jvw&i» eofimfa» IH^MiMMgutf fi^^
«&» atugneato, nisi «dt ocboM» fieri pammif Veicmie kaee trän»'
feremuSt meomUiorum emua pc^näus in hone miemeomemetP Va-
ter. Max. 4, 5. 3). SoUen solche an anderen Orten stattfinden, so
mflJMe erst ein eigenes Templum durch die Augnrn inaugnrirt wer-
den ; der Fall ist wol beabsiditigt worden, aber nie zur wirklichen
Aosftlhrung gekommen (Liv. 3, 20 Ga88.Dio41,43).
Wie dO" Ort, an dem das Volk sich versammelt, so ist ferner
die Stadt als Ganzes em Templum, weil sie augusto mtgwrio oder
auspicato inauguratoqiw (Liv. 5,52) gegrOndet ist Die Grenze des-
selben bildet das rpmerium (Gell. 13, 14 ponirrimn quid rssef, au-
gttres jyapnll Botitani, gm lUfros de aufijnciis senb^nmtf istiusmodi
sententia definiemnf : pomentm est locus intra agnm effatum per
tot ins urhiii cireuüum p&ne muros rrnionihus crf feis drtermimUuSf qui
facit ßucm urhani ausjncii Varro LL. 5, 143). Das Collegium der
Augurn führt über die Grenzsteine des Pomeriums die Anfsirht (Or.
inscr, 811). Audi auf das Stadt^'ebiet trifft die niimliche Auffassun;^
zu: 80 bestimmt Cicero in seiner Constitution (de Leg. 2, 8. 21) au-
1) Auch ist der Sprachgebrauch durchaus nicht consequeut: tempUita
Vestae Hot. Od. 1, 2. lü.
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ffmes . . . nrbemque et nyrm lempia lifuraU» tt eeftUa Imbnito. Das
ätadlKahiii iMi dennaeh auch Keine; lieHtiiiinitmi Aaii|Ncieii (Varro
LL ft, 83 Ml «Miri m§mt9 pMei diascrutii, agrormn sunt gm&ra
Bonumtu Oabimts percffrinus hosticus imcrtus. Hotmmuft
diehu, mmie ÜomOy ab Üotuulo. ü u kmm» ab oppido GabiM. Foregri'
mis pueulMtf gni rrfru Rmamm ei Gabmum, quod uno modo
m his se c m im r mmpkia. diäm pengrimut a pergemio, id eti a pfih
gpukmdo; co ünm ex mgro Bomemo p ri m mm progredicbantur. qwh
drea (initlnus fpfoque prrfffrmHS, srd quod aHxjncia habet srngidana,
ab relifpw disrrdus, IkteÜnit dictus ab ftostibus. Inwrtus is aper,
qm de his ifnatuor qfii sU^ ignoratur). Die Grenzen des Augural-
lerapela, welches diisi^'ltx« darstellt, werden von den Augum besUmmt
(Varro Ll^. 6, ö3 innc efi'ota ditmdmr, quod augwres fiwm auitpieuh
rum cadegium txira urbem a/jris stmt efftdi ubi esset ; hinc effari
templa diain für ab ampttibus; effantwr qui in his fhus suni).
Man sieht, daK 'fVmpiiun bt einer der CirundbeKi itTe. mit wel-
chen die römische Ueli^non op^rt. In den angeführten Beziehungen
handelt es sich überall um Stoatsactionen : um die Erkundung des
(tötte.rwillens im otfeiitlichen Interesse, um die Wobnungen der
SUiats^iitter, um liiits- und Volksversammlungen, um die Suhnung
von .Stadt und Land. Das Wort Iffitpltim wird in der That fast
ausschliefslich da tieln aiKht. wo der öffentliche (iottesdienst in Fntge
kommt. Die einzige. Ausnaiuuc bihlen dieliräber, wekhe auch auter
diesem Namen voikninmen (Noii. p. 4<i4 htnplum d sepulcrum dici
potmt vrtinim unctorUatr mit Anführung von Verg. Aen. 4, 457
prat'tnva fuit in tcdis de huurmore tctupltm coniuifis (tntiqtti; Sil.
It. I'un. 1, »1; ferner auf Inschriften ()r. l.i'I hinpla notissitNu
struj ii, La Mamiora voyage en Sardaigne 2. 4s7 = Murat. lG3.s. 4),
aber selten und wie die Ueispiele zeigen, nur in poetisdier Sprache,
Wenn der Name also <ler l'nvutreligion eigentlich abgeht, so gilt
dies dot li keineswegs vom ik'gntt. Jedem Kinzeliien steht es ebenso
gut frei zu au>-j)iHren. wie den iWenthchen Augurn und das Ver-
fahren i>t in <i( iii i iiit ii Falle gerade wie in dem anderen. Die
Weinberge waren durch Kardn und Decumanus liiiiitirt wie ein Tem-
plum ^I'lin. 11. N. 17, li.it) und ebenso der Acker und ilie Stadt.
.•\ber uberall, wo zwei W ege oder Strafsen sich schneiden, da ruht
<'ine besondere \ Crehrung und eigene (iei^ter wachen über jedem
Kreuzweg. Kndlich das Haus selbst ist wesentlich nach denselben
i'rincipieu ernditet wie die Uülterwulmung, und liat semen eigenen
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Cult '); jii in jedem Uauin des Hauses haust ein specieller Geist. Der
Unterschied ist einfach der, dafs der Cultus der Haus- und Keld-
götter nur die einzelne Hausgeiiosseuschaft, der Cult der Laren am
Kreuzweg nur die Nachbarschaft bindet, während die Tempel der
Stadtgötter und die Orte, an denen die öffentlichen Angelegenheiten
verhandelt werden, die Verehrung Aller in Anspruch nehmen.
Der Begriff" des Templuni hat sich nicht entwickelt aus dem
des Heiligen, Gottgeweihten und noch weniger deckt er sich mit ihm.
Eines der höchsten Heiligtümer in Ilom, das der Vesta, war, wie
bemerkt, kein Teroplam. Vielmehr läM sich in allen Anwendimgen
mit DeuÜichkeit die nrspranglich m Gnuide lieiiaide VontellaBg
des Eigentums erkennen. Das Haas gehört dem Gotte, der darin
wohnt, die Curie dem Senat, das Comitiam den BOigem: es ist
nidit gleicfagOltig wie der Angnr den Himmel limitirt; denn swar
reicht der Wille Juppiters durch den ganien Umfimg desselben,
gleichwie der poAerfmiiSiiim das ganie Hans beherrscht, aber in den
YersehiedenenBegioneo wohnen andere Götter, und Je nachdem man
den Willen dieses oder jenes erknnden will, werden die Linien ge-
sogen. Die Gonstitnirong eines Templnm hat sofbrt zur Folge, dab
der also eingehegte Baum von einem Geist in Besits genommen wird.
Dieser Geist ist gewisser MaCieo eine Abspaltang des endlosen Na-
tnrgeistes, der die ganze Schöpfung erfUlt Darum hat nicht blos
die Stadt, sondern auch das Gompitum und Haus, nicht blus die
Felddur, sondern jeder Acker und Weinberg, nicht nur das Üaus
als Ganzes, sondeni jeder Raum innerhalb desselben seineD eigenen
Gott. Die Gottheit wird erkannt an ihren Wirkungen und ihrer
Umgebung. Deshalb gewinnt jeder Geist, der in einen Raum ge-
bannt ist, eine Individualität und einen bestimmten Namen, bei dem
der Mensch ihn anrufen kann. Dies ist die räumliche Ableitung
jener unendlichen Reihe von Abstractionen, mit denen die römische
Religion angefüllt ist, und wenn man die räumliche Spaltung in glei-
cher Weise auch auf die Zeit überträgt, so ist die Geueäiä der In-
digitamentengötter erklärt.
Der Begriff dos Templum reicht in gr;iekoitalischc Zeit hinauf.
Aber bei den Hellenen ist er zusannnen<;('sclirumpft zur Bedeutung'
eines den Göttern geweihten Bezirks. Der Uelleue benennt die Woh-
1) Ennius fr. trag. 1 19 (Cic. Tasc. 3, 19. 44) sagt geradezu o iVtanu
doNMW saeflum altüono cardine tempUim,
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•mg seines (lottes einfach ab Haus, er adltel auf den Flug der
Vögel und die Wahrzeichen der Luft , aber er zwingt weder Himmel
noch Erde in Ib^ Schemata, welche der Natur spotten. Sic lelbit
in ilirar gßmtm itorriidikeit und Freiheit hat den lifloachen ge-
lingen genommen, und erfüllt ihm Glauben und Sein; er »t ihr
Liebling, der Körner ihr Herr. Der tiefe und Caat unergrflndiiche
UntenNhied, welcher die lK»iden Schwesternationen trennt, Äfst sich
vielleicht niiKends so klar darlf^en, als durch eine Analyse des He-
griib Templum in seinem VerhAltaift zu den venchiedenen llich-
tungen des Leben», wie es von den Italikern ausgebildet worden
ist im Fidgcnd« sollen einzelne Punde MB dem reichen Umfang
des Stoffes herausgehoben werden; wie wenig an eine erschöpfende
Behandlung des GiMen ^'edacht werden konnte, wird der Leeer am
den Untersuchungen selbst am Kesten erkennen.
Die hdher entwickelte Form des Eigentums beginnt mit der
KegrennuH^ and Vertheilung von Grund und IkMlen. Wie der ganze
Ackerban, so sind auch hiervon die Elemente Hellenen and lUili-
kem gemeinsam. Du.s älteste Flächenmufij Italiens, der vorsus yun
KM) Fuss im Quadrat, findet sich bei den Griechen wieder als
»Qoy; die (trenze trrmimM als ttQfiMv (Curtius, (Jr. Ktym. *. 2(X));
auch die Grund principien der I<and Vermessung, wie sie auf den Ta-
feln von Herakleta erscheint, weichen von dem italischen Verfahren
nicht ^«'rnde ah. Den Vergleich weiter zu führen fehlt es vorab an
einer j^enaueren KenntniTs der hellenischen Mefäkumlc '). Uni .so
reichlicher tliefVen unsere (Quellen für Italien. Von den Schriften der
Kömischen Feldn»esser. den'n Benutzung! durch dieTextreccnsion Larh-
munns so si'hr erlei( ht«'rt. «leren Krkliirun*i seit Niebuhr in so hohem
Grade gefordert, wird unsere Betrachtung auazogehen haben Eins
1) ('. J. Gr. III »774. 76. vgL Anfraohl und KirchlMfl; nnbr. SpnMh-
dmikm. 2.H«f}(.
2l I>ie (iruttiHage dioaer Studien hildt'U; Nicbtihrs AhhanilliiiiL; tiKor tlüit
agrarucLc llccbt in der 1. Ausgabe der VL G. In den •puieroii Aui^ifabcu
tei ti« in ««ndM«M ThtUe lerlegi: vom gcmiMn Feld vnd dettn Ntt<
Bttng 9, 146 fg., aber die röm. EinibeUang dee IjaadelgentliaiiM und die Li-
Mitafckm ab Anlwiig sa Bd. S, endlich Aber die Agrimeneoren Kleine Bohr.
S, 81 fg. Jetzt iat die Hanpleelirift die Gromatitchcn Institutionen von Ru-
dorff im 3. Itand der Ajrnmmsoron 8. S99 464. Von ihr geht auch die fol*
gende Darstellung an«; Abweichungen sind nusföhrlich molivirt worden, —
Käraere Ikbeudioogeu von U. M6JJcr (Anni.ä. 11). UuiUing. üeecb. der rom.
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der morkwünlifj;>teii Stucke in der •ijuizen Saniinliin;;, die soy. Weis-
samiiij,' des Vej/oia, le^t die Kinfüliriini^ der Limitation dein Jupiter
bei, sie unmittelbar an die Weltscliiipfunjx aiikniijtleiid p. 350 sruiJi
man: ex ((rtfurn rciuotimi. am aittrni Iiipjiitcr ti rmm Acfrfn i(ir
sibi tümlicüvif, (unstitidt itissif(fUf! niHln canipos sitftuif Ii/Kr (i'iro.s.
SCttfts ftotninum muntmm ni icrrvuam inpidirinu, (rrn/ims oiunnt
scila esse vduit. Freilich, fahrt er fort, wird einst die Zeit kommen,
wo die Menschen in ihrer Habsucht Hand an die(irenze le{;en und
sie verrttcken; aber die furchtbarsten Strafen der Götter suchenden
Frevler und sein Hau» heim, die Erde wird in ihren Festen er^
schultert, die Feldfmcbt verdorrt, nnd im Volke ist eitd Zwietracht.
Wie in dieser pathetischen Bede die Heiligfceit der Orenie alaEd[-
stein aller sittlichen Weltordnung hingestellt wird, so leitet Varro
ihren Ursprung ebendaher ab p. 393 Forro penüsmm Latmonm
(geameMae) eausam ak exHÜsae eommcmöraf j dkens prims qmätm
ämensiones tm-arum, termima pomUs, ffaganiUm ac ttiseefdoMu»
popiiUs pacta uHUa jtraeatiiiaae. Wie uralt diese Anschauung und
wie tief sie im Glauben des Volkes begrAndet lag, seigt die bekannte
Legende, noch der bei der Exauguratien des Capitols für den Bau
des Jupitertempels Termmus sdbst dem höchsten der Gatter nicht
welchen wollte. Die römische Legende logt dem weisen Numa wie
alle höhere Onlnung und Gesittung, so auch die Einföhrong der
Limitation bei (mehr bei PrcUer, Rom. Myth. 227). Varro nimmt
an (p.27j, die Limitation sei von der etniskischen Theologie erfunden
worden; ohne Zweifel ward sie von dieser bis in ihre kleinsten De-
tails ausgebildet und mit dem ganzen System ihrer Wissenschaft in
den engsten Zusammenhang gebracht, auch ward sie literarisch be-
handelt, lauge bevor an einen ähnlichen Versuch in Uoni gedacht
werden konnte, und hier — wenn es eines IJcweises datiir bedürfte,
so gewähl t sie das Bruchstuck des Ve^oia — als eigenstes Eigen-
tum hingestellt. Unter (b-m Kintlms dieser alten l'riesterhteratur
sUuui Varro wie di»' (iclrhrtcn (h'i Kaiserzeit ül)erhaupt, und so er-
scheint ihnen als von diu i;trnskeni entlehnt, was den italischen
Stämmen insgesainmt als uraltes gemeinsames lle.-itztum zukimimt.
I)amit soll eine weitreichende Kinwirkun-i dieses alten Culturvolkes
in keiner Weise bestritten werden. Aber bei dem gegeuwartigeu
Staaisverf. S. Ji3. 209. Abeken, Mittclitiilion S, 202 f^'. Marquardt, Köm. Alt.
'i, 1. üiä. ^ugeie, blud. üb. altital. Ötitatälebt-n b. 116.
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Stand UMerer WiaMMchaft wire es ein auniehtiloses Ueginneo,
Mum spedflUen Antheil an dem giofeen GesMamtgut n&her ab-
graann tu wöUaa
DieLimHatioB gebt ans ton des Weltgegcnden: eine Linie vnn
Ort nach Wert und eine meitc, welche jene rechtwinklig sclmc iaet,
vo« 80d nach Nord bilden die Basis des ganzen Syrtema. Frontin
p.*i7 (nach ihm Hygin p. 166. Duhibetta |».d03) limiium prima origo,
«M Varro demipmt^ a dittriplina JSfrmea; qnod amtpUxs orbem
terra» um in dmu partet dhmrunt, demtram apptüacermd quae se-
pi€ n kio m mAkueret, aiwMfr twi f/ime ad meridiamm terrae esaet, ab
orienie ad occasiim, quod eo tot et Uma tpeäaret, sieut qaidam or-
dtHerti dtimbra in occidctUem reete ipertare scrijtseruni, artu^pieei
aHera Imea ail aeptetUrümem a nuridiaao dkisenwt frrmm, et a
MMNa «Mra antiea, cUra pattiea nomna»rrmit. Ab hoc. ftmdamenio
wmorm nostri in agrürum metumra ridminr ronatHuiue ralumem,
primo dmo limiie$ dm nr mt; umm ah orinUe in oceamtm, quem ro-
tmmr m f dedammmm; alUram a meridkmo ud 'septeairianem^ qunn
wocarerunt rardinem. decitnanns aufcm diridebat agrWH dejctra et
ahtistroy (wdo citra li «ttra. Die Lvlire geht aus von der ersten
nnd einfachsten 'I heihmt;, welrlic die Niitar an die Hand \(w\\{, in
eine Tag- und Nachtseite'). Ihr fol^t als zweite und mindere Tbei-
lunt; diOi nach dem zu- und abnehmenden Tage in eine Morgen- und
Abendseite. I>er Decitnanus ist deNhali» die Hauptlinie and erb<
die doppelte breite des Kardo (p. 194 UmUihus huitudiaem aenmdum
lepem et con.sUtwttonem divi Augunti d<jdnmm, di'cimano moj-ifno /h-
des XL. kardini maximo pcdes XX). Weil derselbe di«' cr-t*' nnd
Haupttheilung darstellt, haben die Agrimensoren ihn nach et>iiiok>-
gisch als den Zweitheiler erklären wollen (p. 28. Hi7 ut (Uu^pomlima
ei dootigmU qmd dieebaaU atUigm, nmte diciiar dip<mdhmt et vi-
1) In diesem Puncto mnh «ich unsere Untersuchunj» f^n'- von (). Müller
üntfcrnen, dtT Etnisker 2, 124 H»! »rine aii«führlic:hf DarU-^tHijf li. r Lehre
vom Teinplum und allen iimi \ nwfii luujieii« >ir^i-ben hat. Im l'el>rix«'n
iat oa d<;iu Verf. ciuc angenehmu l'tlicht /u iK-kLiiiieii, ilaf» kein anderes Liucb
die TorliagMide Arbeit in gleichem MaTs angeregt und gefordert httt «k ge-
rad« MfiUm Etniakar.
2) Nach PKb. N. H. 1, 212 kannten di« 12 Tafeln nnr die Theilang in
Tag und Naelit; erat einige Jahro sp&ier wäre der Tag durch Verkflndigung
des Mittaf^ in J Il&Iften getheilt wurden. Doch scheint die Angabe mufiobtig
m aeis (ideler Cbroo. 2, 7), w«uglei«b eebr oharakienatiaeb.
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fftnfi, sie itiani diiodcrimanus (hcKiiuoms rsf fdc/us). Abokcil, Mit-
teliUlinn S. 204 hat mit llypostasii uiig eines angeblichen rhiocrre
diese Ableitunj; zu halUMi gesucht. Ihre Unmöghchkeit liegt auf
der Hand, und gerade wie qnintanus oder quintnnus von quititufi, so
kommt decimanus von decimus. Die Benennung erklärt sich nicht,
frie Isidor p. 367 will, qui pro eo quod formas X faciait decumanut
est ajipdkUtts, sondern aus dem Deehnalsysteni, das bei den ItaKkern
von nraltersher im Gebranch war: 10 Ruthen madien einen Voisns,
10 Fufe eine Rothe, 10 Mann eine Decnrie, 10 Becorien eroe Garie,
10 Cnrien eine Tribns a.B.w. vgl.Vitruv 8, 1. 5 pcrfeäum anügm
MsHkienmi nmierum, qid deem dieUuir etc. Der Zehnte macht da-
her die Reihe voll und die Linie, welche eine FlScheneinheit be-
grenzt, erb&It passend von ihm den Namen gerade wie diijenige,
wdche die Flächeneinheit halbirt, die fUnfte heiibt Aehntich falM
die Ableitung des Wortes Siculns Flaocns p. 153 cum omnes Umitea
a menimra demm aekmm deeimam dkü tnU, ki gm orieiUem oeei-
denternque mkiaUutl gut meridiaMum et sqxtenirioium teitent, u mm
voeaMum Ulis end: deeumamtm nmagadbant maMkn et veapertbn
et meridiam et aq^tentrionis. aiU vero cb regumim positiünctn et
mtturam qffpdlavenmt mo lflinos rt nnrntanos. vgl. p. 168. Weiter
hat deamoHUs auch die Nebenbedeutung gtofs erhalten (Fest p.71
decumana ovo dicuniur et deeumani /lucfus, quia stnü magtut. nam
et ovtm decimtm mnius nascitur, et fluctits decimm ßeri maxiimut
dicitur. vgl, p. 4 Albesia scuta, Colum. RR. I J 1<> pira deciwMtio),
die auf die nämliche Orundanschauung hinweist, dafö erst dun h den
Zehnten die neue gröfsere Einheit fertig wird. Die Tebei tragung
des Nanu'ns auf die Ost-Westlinie ist an und für sich ganz willkür-
lich, wie auch von Siculiis Flacciis \^. 15:5 anerkannt wird, der si(^
auf die ntniischen Assigiiationen zurückführt {)>ostin icro cum ai/rt
dindf'n >itur et tissnpuin iitur, dvchuani (jnidrm nn ahidinn pniimmif,
nt Iii qui orioäon occidndrmqtw intitoitur drcimani diarmiur). lu
der That findet sich, dal's bei einer Anzahl älterer Gründungen, die
Ostlinie Kardo und der Meridian Deciunanus hoifst, so bei Capua
(p. 29), Benevent (l).210i, Consentia Vibo t'lanipetia (p. 209) und
überhaupt als häutig vorkuumiend erwähnt (p. 2U2. 294) '). Unsere
1) Fcstiis p, '2r!r$ wird nach MüllerH Krtranzuni; ,i<'tzt so pelcHoii : podi-
cam liiieam in agrU dividendU Ser. Suipiciun appellncit ah exori(enU sok ad
oeeemm ifieetmOm . . ^. Da nur der Kardo die Tbciluug zwischen Antio*
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( n wHirsmäniier sind viel zu sohr geneigt derartige Abweichungen
auf die Ignoranz ihrer Vorgänger zu schieben. Auch im Lager,
wenn die Breite <l«r Wege das I5e>tiiiini( iidü wäre, würde der De-
euiniinus von Nord nach Sud hiufen, während doch durcl» den Na-
men der jtorta dccunuimi derselbe deutlich als Ost-West linie charak-
terisirt ist. Unter solchen Unistämlen würde man <lie N<ttiz des Ser-
vius. welche diese Ausnahme viehuehr als lieKcl hinstellt, nicht ohne
Weiteres für bloiseii Irrtum erklären dürfen (Verg. (icorg. 1, 12G
cum a(jri vohmis diriih rrtUur, fh.s.>m (haihutiir ah orirutr in on tihn-
tetn, (fitar rmdo uunntpahatur et alia df svptrnfnum (nl tmmlia-
num, qiti dttimanna linws vocalnUur). Allein die (^)uelle ist nicht
von der Art, dafs ihre Worte auf die (i(ddwage zu legen sind, und
man wird hier durchaus eine Verwech>lung anzunehmen l>erechtigt
sein. Auch wird der Sprachgebrauch der (Ironiatiker au.sdrücklich
bestätigt dui ch Festus (p. 71 dechmuius ajtpdUUur lums, qui fit ab
ortu solis ad occasum ; alter tu- ti aiksT« rso airrcns appcllatur cardo)
ond Plin. N. 11. 17, Ifil) •). Kine andere Bezeichnung für den De-
ciunanus ist jtrorsus, der vorwärtsiaufende, den der transversus schnei-
det, bei den Gromatikem jedoch nur im Plural von dem ganzen
System gebraucht : p. 29 limües . . qui spedabani in ortetUtm dice-
hont prursos: qui dirigcbant in rneridianum, dicebant transferaos.
Die Mittagslinie hei^i cardo (über die Ableitung Curtius, (ir. Ktyin.'.
142), weil der Himmel sich um sie dreht wie die Thar um die An*
gel: p. 98 kanh ntmmahir qttod üreänt ad kardinem eaHi est:
nam mme Mio eadum verHtmr tu segilmUimmii mrhe,
Dis Templum, wefeiiet durdi DeettmaiiiiB und Kaido eonstituirt
wird, ist iiacli etniskitelwr Lehre oad indi nscli der Ansicht der
Gronatiker gen Westen orientiri: Süden ist links, Norden rechts,
Westen cnilica, Osten potüea. Sie bestehen sidi rar Stfltse dieser
Theorie inf die Ansieht einiger Architekten, nsdi denen noch die
GoCteshinser nach West gerichtet sein mOCaten. Sie wird von Frontin
|i. 31 ansdrOcfclich als cpüma ae ratwmdiB ogronm emiäitiäio hin-
gestdlt Jedoch wir diene Aoffiusung weder ansschliefiilich, noch
iiml I'oxtira vollziehen kann (S. IT»), so wiire damit eine rn iio Autorität für
jene abweicliemle Theorie jfefunden. Dm li wird die Krguiuung «•beii durch
iiira ongDwöhnlicho AufTuiiang EweifulhaTt.
1) Demlbe itt «Mnll in den folKWiden UntenadiuBgan streng fa«tg«>
lalftao wonko.
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vorwi('<,'on(l anprenommon. Vielinolir bezeichnet sie zwar Hygin p. 169
eben mit Rücksicht auf die Stelle Frontins und auch wol die ge-
wichtige Autorität Varros als antiqua consuetudc (quan «o» MMifr
agrorum metuura in orieniem paUm quam m oeddentem apeeial, m
onentem »evi aedes aaerae) ; aber fUirt er fort postea placmi onmmt
rdigumem eo eomertere^ ex qua parte codi terra tnlMNtiutfHr, au; dt
UmUes m Oriente eonsühamtur. Die letatere Stelle wird bestitigt
durch p. 106 nam decmumtm tkmtem traxermU a6 oeeideHte m
orientem, eardhum vero a meridiano m aqpitentrionem duxenmtf fer-
ner auch durch den eigenen Ausdruck Frontins p. 29 (107) Umitet
qui tn orientem speäabantf proraaa diee^ant» Man hat aus diesen
Stellni gefolgert, dafli die Meüsicunst einen ToUstindigen Umschwung
im Lauf der Zeiten erfahren habe: was froher Tom, sei spiter hm-
ten, rechts sei links geworden* Durch den unklaren Ausdruck der
Oromatiker ward eine derartige Annahme ermdglicht; aber sie ist
in nllen Puncten falsch. Die angefllhrtc Stelle Hygins, auf welche
sie sich allein stfitzen kann, bezieht sich nicht etwa auf das techni-
sche Vorfahren seiner iumst, sondern ausschliefslich auf die Orlen*
tirun^ der Tempel. Hier boten sich zwei grofse Gegensätze dar:
nach etruskischer liflire, dem Zeiignifs Varros und einiger Archi-
tekten war Westen die Stirnseite; umgekehrt sprachen fttr Osten
fjewisse trromatische Traditionen und das natürliche Gefühl selber.
Die Feldmesser, welche mit Vorliebe den speculativen und religiö.sen
(i'rundbvueii ilirer Kunst nacbu'ohen. haben aus diesem Dilemma nicht
herauszufinden ^'ewufst. Der reli^Miise l'nterschied beider Auffas-
sungen soll iin r>. Kap. i)espro(hen werden. Hier ist der Nachweis
zu führen, dafs die Praxis dadurch iu keiner Weise intiuencirt wor-
den ist.
Praktische Hedeutun}.,^ hatten jene Auffassr.njzen iiir unsere Ge-
währsmänner zunächst nicbt. um den Decumamis selbst zu Huden.
Sie gehen nämlich bei ib'r Verme^snu^i aus von der Hestimmung
des Meridians und üliertragen erst auf diesen den Decumanus p. Ib8
Optimum est ergo umhrom Jtora aexia dejyrcJiendnc et ah ca limites
intoare, «t »ni temper meridiatw ordintUi: sequitur deinde ut et
orieniis oceideniisque lutea huie normaUter eonveniai). Der Meridian
wird gefunden um die sechste oder Mittagsstunde ?erniittehit der
Sonnenuhr oder auch des eigenen Schattens (p. 189 fjg. Plin. H.
' 18, 326) und heiftt daher auch sextancua Umea (Rudorfi^ grom. In-
stit 344). Durch die Stella oder groma, ein doppeltes Diopterlmeal,
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«Ips^fMi Anne sich r«'<litwiiikli^ kiviizi'n (v;j;I. «In« tji'iiaii»' Knirtcrun«^
von liudoiflf S. :».;,') f;:.). \M «lunnt /.u;ilt iili iiurli die IiiclitmiL' n\u\
dt-r Mitt('l|iunct «h-s UiTuinaiuH i;«*'rr«lH'ii l'.t'i dicsnn Vrilalitfii i>t
fs HUI)/ ^''nrlijiillti^;. <•]» man (U-ii \N»'stlH lit ii oder östliclien Arm
ziu-iNt au>iiiuVt. Alhiii das <i,\\\7V System der ll«'/.itT«*rimir hin«; da-
vciii al>. (ib Ostt'ii vorn oder hinten. <d» links Ni rd oder Siidcii lic-
(It'UteU'. Mau lit'jiiunt vi»in S< luicidcpiwu t <i< s 1 »ri uniaiins und Kardo
maxiuius ah iWm C.«'ntruni d<'< ir in/iMi Ten iuin<. I)u' wcilorc
Kintheduni; d«'ss<dl)cn iicschieht durch Ltniitc-, vm 1( lic in i:h'ich«'r
Knifcrnnn^' Mtn nn.uidt'i dm beiden Mauptlinien parallel lauten und
dieM'U entspnvlieiid Ueeunuini und Kardines genannt werden ^i>, '2\i
ah hts ihuihns ohiids tufri fKtrtrs tKHiiitmnfnr. nliijni iimitrs Juhnut
ntif/iistiofis it infrr sr liistnhitnt paiil'ii.s >nti ri ttlli.\\. I)ei"tfestalt /.er-
tullt das lVrrit<»riuui in eine An/al)l uU-iolier i^uadratv [ttutunur).
Jedes derselben wird den 4 I'>ken durch ne>rhnebene (Iren/-
steine gekonn/eichnet. I)ie Art der liezitlerunß wird an nielireien
St«*Ilen aiisfahrlich l»ehandelt i p. 111.17 !. VM). Hei dem nonualen
Verfahren, wek'lies den Decumanus als Ost-Westlinie hinstellt, kennen
die Gntmatiker schlechterdings nur ein em/iu'es Syst^Mu nach
welchem Norden rechts, Sinlen links. Westen jenseit, < >sten die«*eit
ist-* Von den 4 Ilegiunen. welche durch die beiden HaupUinien ge-
bildet werden, erscheint NW. als m/i« tUxtratu d uliraia^ SO, regio
dejcircUa et cÜftUOy S(). regio sitiixtrata li eitratt^^ ftW« ffgio «He
dMa ^ «lirMla. Gezählt winl vom Mittelpnnct «üb, so dab die
ZÜbni Mit 1 iMginnend nach den vier Welt^egcnden lun mduMa,
s.a SD IV VK Yill ahtii^ra deettmamun quartMm cUra karditum
oetovMM iik #e 4.(Jeiiturie vom Decumanitö, die ». vom Kardo maxi-
nivs vod vnst liegt 8ie in der SW.-Kegion. Wie irir.S. Vi nbeo,
gßk m MKh eiM Theorie, welche den Kardo yob Ost nach West
legte oad den Üecwnanus zur Mitüigslinie machte. In dieaem Fall
Babte die Beoennaog der ileginn anders lauten, wal die AnadrOdre
äu Mra vaAdejdra an den Decnmanas, tätra und citra aa den Kanlo
gebradea aind. Sie verschob sich um eine ha/he Weadang, wh dk
mit U beaeichnete Figur angiebt:
1) Der K.1II, worin von mt'hroroii I'iinct»'n an-t ziij^l. ifh y«'i<'r}ino' vviid
(p. Uli), bililft liierjjfjjj'n natiiriicli k«'iiio ItiNt.inz. Die VVurtc in.-nrif>rn>ii ho-
6m tma M< ratio p. im h«xichen sich darauf, wo a« den Steinen die Inwhriil
■^fwtifuht wtrdaD toll, niabi a«f da« 8y*t«a der BeiüiMimg i« Allgmaeio««.
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Sept
ücc.
DDYK»
D
DDKK
M
SDVKU3
SDKK
IL
Or. Occ.
Sept
SDVKS
K
DDVK
H
SDKKö
DDKK
Or.
Her. Mer.
In der aiufillirlickeii Ankitung, die Janiu Nipens p.290iis.
giebt, sich auf einem nnbekannten Terrain m orientiren, werden
diese beiden BesillieningBarten allein andgeHllhrt Die erste — und
in gewissem Sinne auch die zweite — hält sicli streng an den Spraoh-
gelmLnch der antiqua consuäudo oder optima ac raHarudis agrcnm
eomtUutiOf wie er in den Axiomen festgestellt wird, mit denen un-
sere Autoren ihre Lehre beginnen. Sollte derselbe aber im Lauf
der Zeiten vollständig umgekehrt worden sein, wie die bisherige In-
terpretation aoninimt, so wäre es doch völlig undenkbar, wenn in
unserer ganzen Littcratur sich nicht die leiseste Andeutung erhalten
bitte, dafo unter Umständen rechts dasselbe bedeute was früher
links. Man niüfsto weiter ;inrielinicn, dafs unsere Gewähi-smänner
diese liezcichnun^tii im dirccten (iegensatz zur Praxis ihrer Ta^re
verwendeten. Wie sich von selbst versteht, ist die eine Annahme
ebenso unmöglich wie die andere und damit auch ein folgenreicher
. Widerspruch beseitigt.
Das Territorium wird durch Deciimani und Kardines in gleiche
Quadrate eingetheilt. Die Gröfse derselben richtet sich nach der
lej:, nach welcher assignirt wird; je nachdem l'miang des zu assig-
nirenden Landes und den natürlichen Iknl Innungen kommen daher
ganz veiTJchiedene C^^nturien vor (p. 30. 110. 17U. lludortf 8. :iö2).
Siculus Flaccus p. 152 setzt als Mafs der quaestorü agri, des vom
Feind eroberten und durch die Quästoren verkauften Landes, 50
fuffera = 100 adus an (quem modum äeeem adm m qiiadraium per
UmUeg dimeHti eßemU; mde eUam Umitei äeeumam simi dkü).
Jedoch nach allgemeiner Anschauung umfaM die Genturie 200 Mor-
gen und .zerfällt nrsprttnglich in 100 aortes oder hereäia von je 2
Morgen: efaie EhitheQung, welche ihres unvordenklichen Alters hal-
ber auf Bomulus surflckgefllhrt wird (Vairo BR. 1, 10 Mm tN^ar»
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fuod a Rotmdo pritmtm üviaa dieebanhtr vintim, quae quod hert'
dem miuerentur^ htndoim npptVarmU. kaec'poalea a rmtum cen-
imim dicta '). — koA. p. '»ii citUuria in agris aigmfcat ducttUa
gmi^ m re miUlmi eenium hotnitwx. centuriatm ager m dtieena
iwjtra defimiiUf qma RotmUm mi/^MÜ»- civibm dueena iugmn jfn-
hmL — FroDtin p. 30 duo iugera iumta in m m m quadraium agnm
tfißmmtf quod fdni in OfmwJi partrs actus hini. qmtkm jyrimmn ap-
peUatum dinmt aortrm, d erutien durtum n nturinm. p. 153). IHo
Uinit«N, welche die Ccaturien einfassen, heifsen Inifarii. Jeder
sech.ste Limes heifst artiuxrius und ist um die Hälfte breiter als
die dazwischen hellenden-, auch steht er aUt^eraeiner Benutzung als
öffentlicher Weg offen, während jene nur für die Bestellung der
Aecker dienen (Hygin p. Hi« alii limUes siitd nrtnarii (tdquc aUi
linearii. artiiarim limes rsi qui jtrimus arttts rst, äff eo quintwt
qmtqHf; ip*em si numerrs rtwi primo, rrit at jctus, (fuoniam «ftnntjue
eenhtnaa st'j Umitrs rhtdunt. rciiqui nudii limites limarii apprl-
lantur. in Ittdia snhrfmriri. aduarii auff^ti, rrtra tnannios dcn-
mamitH et kardinrfn. hahmt I<dltudinem pcd. XII. ]>n- hos iUr ;>o-
sintt pt-r riani puhltcaw dthdur .... Jnnarii itt Ittdia ilinert
fiuhliro sftt^Hfd sidf <ippi IJafintu sii/irinirirannn, hofutif lutitnditiftv /HitL
VIII: /ufs rotulitorts nthnDiirum jnuins ttsjinrtmuh imisu puhlicwpt^
rufd). I>i«' Breite der l.miitrs war smnulutn Iriftvi // r4,nstifnfionpfn
difi Aitifttsti (p. iy4) li'st«esrt/t Hir den I )»*rum:\niis Jiiaximus 40',
Kardd '20', Actuiirii I J'. liiiM'arii s'. hunh je 2 urtuarii drcitnnni
rnrdin'sifw wird rin (^Miadrat von 1''» (Viitniicn f'in^zesclilossi'n. w» !-
rhes .«/i/Zm-s lH'if>t (p. I.'>>^ (fui rion n)/infi it '/inininr ritttnriiis iurlu-
danf. sdlfus (ipprllaturs. Denkt man sich dcnmacli nii ^anz re^cl-
niai'-«i;.M's I t iTitorium. hei welcluMu die 4 IJe.mnnen gleich. aNo Kardo
und Decunianus maximus irenaii du- Mitte schneiden, sn würde sein
Inhalt HM» Centuricti odrr die viertacht-n hiervon betragen.
"-'»"jt'n bilden schon 4 ('<'iituri<'ii emcii Saltus nai-li N'arro KU. I, 1«»
(pidtnor rrttfnriiii roDitnn tm . nf siut in iiti (itii»pit purtim himir, ttji-
pt llnulnr in a/fris (lin,\is i »tun fitdilin sn/fns. Hiernach wurde der
Inhalt eines refielniäf'iigen i erritoriuiii> nur l<i ('<'nturien oder die
vierfachen hiervon betragen. Diese ganz verscbieilene Auffassung ist
1) Aiulcrs Varro \.\. Ti, 3r» trttturin primn fi rentum iufferihuM lUcta,
pnst duplictttit rctniuit uome». I)if?.»*r Krkhininp fol;f>-n < Llunu llu .'>, 1. (gi.
dor p. itm (372); Hudorff S. 2b9 Aum. vgl. M. Voigt, Uiieiu. Mu» 2i, ijj fg.
2
18
oliiie Zweifel darauf zurückzuführen, dafs die späteren Ackerlose be-
deuteud gröftier ausfielen als diejenigen älterer Zeit. Sie erhält ihr
richtiges Verständnifs, sobald man sich vergegenwärtigt, dafs nach
der Ansicht der Alten die Oentarie ursprünglich 100 keredia, jedes
za 2 Morgen enthielt Die Theilong erforderte 11 Deeoiiftiii und
eböiso viele Kardines; die beiden aäuarii schieden damit die Gen-
turie in 4 Theile m 25 Heredien. Iq diesem hypothetischen Älte-
sten Schema findoi sich beide Auflassungen, die Tarroiüsche and die
der Gromatiker, vereint und sind aller Wahrscheinlichkeit nadi eben
hieraus abzuleiten.
Das Staatsrecht hfingt au& Engste mit der Limitation la-
sammen; das eine wird durch das andere bedingt Beide unter-
scheiden dreierlei Arten von Landgebiet Frontm p. 1 agronm qmh
Utaiea sunt tres: una agri dknai et adsigttaH, äUera mensma per
extremUaUm coMfwieiftaw^ UrHa ardfimii qui mtBa mmuitn eon ü nehir.
Gehen wir zunächst von der zweiten Klasse aus, so ist im Ganzen
vermessen, ohne die Vermessung im Einzdn» durchzuführen, das
Gebiet einer Stadt, welches als Ganzes einer andern Stadt ziigetheilt
ist So hatte ja Rom im Verlauf der Geschichte nach und nach
eine Menjie von kleineren Stüdten seinem Gemeinwesen einverleibt.
Das Gleiche wiederixilt sich auch noch später •fortwährciul im rö-
mischen lleich ; die Incorporatiou kleinerer Städte geschieht theils
als Belohnung für geleistete Dienste, theils auch um die Verwaltung
zu vereinfachen. Hierher liehriicn ferner die Iiesitzungcn der Vestalen
und anderer ]»rie>te4 l icher Corporationen (p. 117 (fuorum agrorttm for-
tnac plentmqiA; huhod qmvdatn nindnin adso ihtiim : srd in his cr-
irtmia linris conpraihrmw suni fonnw sine xdla tj/ddini uonnti
rerfoqur uuf/ido. v^M. j). KIJ). Die (h'itte Klasse ist der ayrr (irn/inim,
weldicr unverniessen und nicht durch küiistliciie. sondern natürliche
(irenzen eiu}.:ehej;t wird (p. '> fii/itur sicimditni ludii/iaini ohscrrnfio-
n^in /hiuiinihtis fassis »toidihus nis urhardiHs <i)i(< ■nns.'^is aijKin nm
dirou/iis et sifjiia lom a n tnc jK)s.siss(tn' j/<tti4< rit)tf ojitincn ; p. HBO
arcifhiius (t;frr dirttis est (jui<i C(rlis linmridn iiiriLsuris von rontini''
für, srd arcndur fincs ciks ohürtn fluminnm moniiim (U'borttm,
undc in hi^ ayria nihil siibsectvoitmi iiUetrctiii). Wie der Name be-
siigt, liegt dies Gebiet ursprünglich an der Grenze (p. 6 fiom 4ger
arcifiniuSf sicui aä Varro, ab areendis hosHibm est appcUaim») und
diese ist fixirt durch alte Verträge der Nachbarn {comemenHap. 141
' padme p. ^17, vgl. Iiudorif253 fg.). Das nnvermessene Grenzgebiet»
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19
aowie auch deo ngtr metumra per niremiiatm tompnJienmut kann
nuui — Yon de« feineren Bechtenntenchieden abgeielifn, welche die '
yerwickelteren Verhiltni£ie der qtiteren Zeit berbeigefahrt haben —
kan bezeichnen ab Gemeindeland {ager pMtm). Im Gegensata
kienn ist der ager dmmm H atUigmUm PriTatbetiüc Er wird Toro
Staat ana dem Gemeindeland amigesdiiedcn nnd steht unter unmit-
telbarer Garantie des Staates (p. IH omnium mim agnnm et di-
vi a onm ei aamffitaiomm formaa, »ed ei divitionem et eommetdaria» '
et prmeipatm m mmetuano htAä), Die einzetaen Lose werden Mann
fülr Mann su ewigem anwiderruflichem FJgentam Oberlassen (p. 154
dMdtmtur ergo agri limitilma institutis per eenturias, arngnamiur
riritim ncmnilmii). Als solches führt es denNamoti Armfram ( Varro
RR. 1, 10 bina tugera a JRotmdo primum dirtM dktehitUur t^iritim,
qmte qmd keretU^n fnytterentw, keretlium appeUarmit; Kudorff 303),
und mag es auch durch so und so viel U&nde gegangen sein, fahrt
es i!«'nnnch unable^bar den Namen des ersten Ki^cntQmers (p. 280, 4
s Dig. 10, 1. 11. RudorfT S. 301; die festen Nain(>n der Grund-
sllld[e sind aus sahllosen Inschriften bekannt). Ein l>e8timiDtes Kenn-
leicben ist fenier. dufs (bi.sst'lb(> nicht abgabenptürhti«,' (rtrtigatisU
sondern censii-t und zum Tributum herangezn«;rn wird. Ha«« ültore
Recht kennt keinen' l'rivatbe-^itz im strengen Sinne des Worts, wel-
cher nicht limitirt und assignirt wäre. AImt nur bebautos Land
{ager etUtm) kann assignirt werden (|>. 201 adaignare mirum ftrctm-
dtttn Irffem diri AuguBti eoienm defM^himus^ qfif fih <( mtiffr nlr-
n7), und wenn auch später die Assignation auf Wald und Weide
ausgedehnt ward. -'eschah dies nur aus Notbehelf und in ofTenem
Widerspruch mit der alten Praxis (p. 20:\). Nur der «//'r. web ber
yonUmitrs, nnverrflckbaren niatbeniMtiscben Linien eingehegt i^t. ^tlt
als Privatbesitz. .\ber die Natur filgt sich keinem matbemati>eben
Schema un<l de>)ialb mUssen bei jeder Verni<*ssnng Scbnit/el Übrig
bleilM>n : das sind die siihsrnnt, der Kegel nach am Kande des auf-
sutheilenden Laudes, doch auch im Inneren, tutbald der Hoden uivht
ausreicht, um eine ganze C-entuhe voll su machen (p. 0 Huhsirintm
est quod a suhscraHtr liura nrnm-n arerpit. mthsiriroriini tjnura sunt
dm; uptm quott in (.linmist adaitpiatorum agrorum fiuihus imtiiria
exphri von pottiit. aliut yenus stthsirivorum. rjtiod lit nt'*Itis lulsig^
tUjUiomtfUS et indf/n's rrtifnnis intfrnnit. vgl. p. 1» * "^nbseciva
stehen im Wesenthchen dem (lemeinland völlig jrlejcli ; docli kommt
es gelegentlich vor, daHi auch sie spftter ashiguirt werden (p. 117.
ff
20
'JO"). RudoHV 300 fii..). Ein recht anschauliches Rild der verschie-
denen Abstufungen des Landbesitzes jjewährt der Schiedspruch zwi-
schen Genua und dem abhän.i^i^en Castell der Vitiirier {C .). L.
I 190y Zuerst werden die (Irenzen des l'rivutgebiets dvr Viturier
bestimmt: (fi«i (i</rr prhidus ciustdi l'iturionnn rsf, (/unn atfrum
cos VCtlib r« hcri (li iiiijHC sr'jnt lirrf, is iif/t f rrcfitfn/is uri sirt. \ u\\\
(iffir poplK Iis iiiniic.Lijeii. dessen fniHits und jiossrssin iliiu'ii zusteht,
sollen sie eini' normirte Summe o<ler auch eine l'ru('hli|Uote nach
Genua Zinsen. Kndlich die Nutzuug vou GemeiDdewuld und -weide
steht ihnen dline Ab^,Ml)e frei.
Wenn der a(/rr jtrivaitis durch seine Limitation sich von dem
ager jtulUvus unterscheidet, so iinissen wir noch kurz auf di(? ver-
schiedenen Formen eingehen, w»'lt he dieselln; annehmen kann. Deren
sind zw ei : p. 2 aycr crijo dwiftfts adaiffnatus est coloniamm. hic ha-
bet condiciones duas; unam <j«(i ^tlnmnqite limitibus cotUütetwr, aUe-
rtm qua per proxmos po^esaMnum Hgorea adaignaium esi, sieut m
Campania Sueaaae Äunmcae, qimhjmä outem secunäum hone con^
dieumem in ht^Uudinei» est deimäahmi, jier strlgas ajtpeUatitr;
quülquid per laHHidinemf per sccmna .... afftr per strigas et per
scanma divisus et adsignatm est more oMtiquo in hone aimiUiHdinem,
qua in provineUs arm puUiea eolMur. Die erite oder gewöhnliche
Form der I^imitation ist die Genturiation oder Theilung in gleiche
Quadrate (Fest p. 116 limitatus ager est in eenturias dimensus); sie
geht auf die alte Assignation des Romulus zurflck (Fest p. 53 ccn-
turiaiua ager in ducena iugera äefiniiuSf gma Ronathu centenis mi-
bus ducena iugera tribmt). Die zweite ist die Vermessung nach
länglichen Vierecken; diese Vierecke hei/^en strigae, wenn sie in
ihrer Längenausdehnung von Nord nachSttd, scanma, wenn sie von
West nach Ost laufen (Hygin p. 1 10 strigatus ager est gm a Sipten'
Mone m lomiUud'mnn in ninidianum decurrif ; sramnatm autetn qui
eo modo ab ooddente in orientem erescit) *)• Hygin p. 206 setzt die
1) EbcTiHO Fitr. IHO. — Frontin p. 3 dcfiniit qKuUiuiil in lonfjUtidiiirm
est delimiUümn, per strignis appellatur ; qtiidquid per latHmlitn in, pt-r ncamna;
ebenao Hygin p. 207. Boethius p. 397. Ilült man die im Text gt gcbeno De-
finition damit sasamneny wo mfifBtA nach den Agriuieoioren Länge die Aus-
dehnung von Nord nach SQd, Breite diejenige von Ost nach West sein. Um-
•,'fkLhrt sagt Nipsus p. 298 ert «jjwr si'nwnatus qui nppelfatiir, qui in InvgiiH'
dimm maiorfin iugi'rnm nMmerHM J^hrhH qnnvi »u latihidinfvt. r' clnu't aho
Lange nach ÜstyWest, was dnvohaus das natürliche ist* Wenn mau wüiter
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StriKPn umi Scamna doppelt so hma als hn'it. D.iIH die verschio-
doiic Vi*niiet«uni!sforni. wie Kinl<»rff _M)2 fj;. selir fein tuisp^efnhrt hat,
auf eine verschiedene reclif liehe Sti'lluDK zunickp'lit, leidet keinen
Zweifel; jedoch winl sieh der Untersehied uiis erst nsu*h einer weiteren
ik}truchtun^' erp'U'n können. Ans den (Ironmtikern entnehmen wir,
dafs die (Vnturiation in Italien, Stri<;!itiitn und Seanination in den
rn>vin»'n vorherrschen und zweitens, dafs es durchaus nicht gleich-
gültig: ist. in wcichrr Form vermessen wird: lly^in p. .205 verwahrt
sich ausdnirklirli daue^'en, dafs steu«'rpHi<'htiu'es arcifinischcs Troviii
zialland centunirt wi-rd«*. Andererseits ist ftst/uhalteii, dafs auch
m iLiilien stniiirter und scanuiirter PrivatlH'^it/. won (infiqtw v«»r-
koninit; denn die An^'ahe Krontins winl lM'>tati^'t liunh ilas ('«h>-
nienverzeichnis^ p. J.U», i;. s. 17. s. J.Js, i:,. 2')'». 17. _'.'»7 '». 2»).
Unseren Autorrn ist die staaterechüicke IWeutuug üietier Veniies-
SttDgslorin nicht mehr klar.
l'iivat- und « irniciMdclaiid sind nach italischer Anschauunu un-
/.rriicnnlicli niif einander vci lumdcii. I's wäre unnn'»t;lich sich einen
Staat zu dcnki ii dn aiil tlic vww Katr^'orie liesrlirankt Idiel»»'. l)ies
IoIlM ctvNa nullt l>l<»s aus dein äu>sen'n rin.-tand, dafs dir eine den
Uotcllharcn Acker, die andere Wahl und Weide miifarsf. suiidern
vi>r allem aus deniHieuriH de^ Teni|itum nder, was ^'leichlx-deulend
ist. de> i:i^entunis. hie llt ili-keil der (irenze macht e- notwendig;,
dafs ein schützender iieiifialer »inimi die Limites iiiii'^'ieli'. um ah-
siohtliche o«ler unahsichtliclie \eilei/ini- (lri-e|l»en zu verhüten. So
scheiden Strai-eii die einzelnen ( ••nf iinni \oii niiaii'ler, sn das ar-
cifinis<'he LamI die St laten. Wir werden im I ul-^eiiden sehen, wie
der>ellte < ii und.*^itz die v»'rM liiedeneii lliclitunt.'en. in denen der Ik'-
jrritl des lemplum seinen Aii-iini< K "_:. |iiii(U'n hat. in ijleicliem Sinne
l)eherr>cht. l)ie nämliche \ iiI},i>^hiil: im eiijier llezlelmn^^ zur Limi-
tation sprich) sich aticli in dem S. \ aiii,'eftihrten l-nrnuilar der r«>-
iiii.'<chen Au;.'urn aus. Sie Imni niinieii die < Ireiizpuncte des trnijilnm
tacuhnfii» . Teller die 1 '.edeiit iin;^: von t> <> ,u,> haben die rö//J/.schen
Antiquare verschiedene Krkläruu'^en aulLre-f. jif M i// ' 7. 10 fj:.
Festtis p. die sich im W Cseutlulieii auf drei rediiciieii: \)lorn
uuyuriu liest (/tut/ a, quo sU Utimfto Itnm tu ttrru auyuri; 2) loca
••?-\v;i^'t. (l;il- ^tiiijti im LiiijiT ohne iiuetid wclclre Kiick-sicht auf «lir Iliiimit ls-
i;( ^M-ntli ti ^'ohnujclit wird (l.!ui>.'<- zu Hyjri" \>. 107). lu crkt iiut muQ, dafs ein
tttrcnger S|tracligcbrauuh iu der kaisorzutt uiulit mehr let»UUuid.
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scmeta; 3) loca aspem deaerta. Alle drei Definitionen treffen aaf
die Arcifinien im Uteren Sinne zu. Gleich dem agcr Romanm be-
darf offenbar auch der Ober ihm erriehtete Auguralteinpel dm
schützenden Grenzsti'eifen, der ihn ringsum isolirt; man wird daher
tem^ tescague nicht mit MflUer, £tr. 2, 133 aberaetaen »mein Tem-
plum und geweihtes Land«, sondern »Templnm und Grenzland soll
mir so weit gelten, als ich es in reinem Sinn mit der Zunge an-
gegeben haben werde. Jener alter Baum, welcher es auch ist, den
ich genaunt haben will, soll Templum und Grenzland fixiren nadi
Imks (ebenso nach rechts). Zwischen dieser Begrenzung lieber-
Behauung und inneren Betrachtung, wie ich es am Richtigsten ge-
meint habe, soU mir Templum und Grenzland sein.«
Wie die Auspicien sich richten nach dem Lande, aber dem sie
angestellt werden, und der ager Romama seine ihm eigentflmlichen
Auspicien hat, so erkennt auch dtat römische Staat nur die eigene,
keine andire Limitiition im. Alles fremde Land ist fflr ihn ohne
Untersdiied formlos. Wenn nichtsdestoweniger andere Limitation
als römische sowol in Italien als den Provinzen vorkommt, so er-
klärt sich dies aus den jeweiligen Umständen, unter denen die be-
trefl'eude Gemeinde unter römische üoheit gelangt war. So heifst es
von Laurolavinium h f/e H comecratimw rrteri tmmet (p. 234); auch
in N(\i])el und Sm ri'ntiini bestand griechische (p. 285. 237 i. in einem
Theil von Ktiurien etruskisilie Limitation 22.'>). Dem entspiiiht
es, dafs auih die alten Landmafee, wie der Versus in Caiiipanieu
(Varro Uli. 1, lO), Ver>us l'lethron Anna und andere in den l'ro-
vinzeii in (iebrauoh idielien (KiidortV 8. 2^2), Doch wurden die na-
tionalen Malse und Limitationen seit Kinfilhrunu der Monarchie nach
und iiacii weiter zuriiclvue<lrän^'t, gerade wie man niclit mehr Si'am-
uation und Strigation \interschied und gar Arcifinien centuriirte : der
nivellisirenden Tendenz geinals, welciie das ganze lieich immer mehr
zu einein einheitlichen Organismus auszubilden strebte. Das System
der rüniisclien Liniitatitni, wie wir es aus der späten (Quelle unserer
Feldmesser aul >eine Anlange uud (jruudzüge zurückfüliren können,
gewinnt ein neues Verständnifs, zugleich auch eine neue Bedeutung
durch seine Auwendung auf die Anlage der Stadt, die im Folgenden
versucht werdep soll. Wir haben dabei auszugehen von derlltesten
und vollkommensten Stadtform, die uns vorliegt, d. h. dem rftmi-
sehen Lager.
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Kanitel IL
Das Lager.
Die meisterhafte DantteUoiig, welche Polybim 6, 27 -32 vom
rOmiBchen Lager giebt, ist seit der Remiissance bis auf die f legen-
wart bAoHg ootersucht und behandelt worden *). Man hat derge-
1) Maa Iwan die bwherigm BearbMtuDgm in drei (InippMi ■ondeini,
dm v«faolii«d«iimi PlM|eD totoprecheadt weldie die nMidenie Philologie dnroh»
laden hat. Die «nie Oiuppe umflirei die RenaiMao«. Daa r6niiaehe Lager
winl hier nicht aas iheoreiiwheii, sondern mm praktisch«'n Gründen anier-
sacht. i>i(> Allen sind den Italienern des Cinquecento diu Lehrmeister der
Politik und des Kriftr«; nnch ihren Mu'*ti'm h<»I1 \\an Hcerwi'spn reMrenni^irt,
nach ilirer Aiiwwmuny; aiu'ii «Iuh I«a^«r »'rhant werden. Hu rlier hntcii die
Ib'Jl gedruckten Svtte libri delT Arle della (tuerra di Niucolü Maohuivelli;
daa aeahala Bveh »teilt da« I^agor dar, wie der florenltner Segrvtario die
VorNbriften dee Polybioe seiner Zait aagtpabt hat. Drei andere Behand-
lanffen haben mir ebenao wenig ab Klenia vorgelegen: Bariolomeo Caval-
eaati della Castramelazione, tuaauBMngadrmIct mit Poltbio del modo d* a»>
canipare trad. per Kil. Strossi» Fir. 1562.8; ob der Heneog von Hrhino nach
Maeliiiiselli (fenchriohen hat, weifü ich nicht; diiti ini der KhII mit der Arbeit
vt)ii Krancesoo liobortulli. I>ie von di-'^en Heiden l>eit,'el>rachten Notiz«»n ent-
nehme ich Francesco i'«trizi, dessen Werk ich leuler aucii uiir in lateini-
•eher üebersetxuDg ketiiiu: Franc. Patricii res militariit ICumana ex lingun
Ital. in Lal vena a Lud. Naoooro in Ctaaovü theo. aat. Ron. ftil aeq.
(ioillanma da ChonI diioonre anr ta caatrametatian ai diaoipKne ndlilaire de«
a n eien a Romain«, Ljroa 1B61, dan man haar anreihen kAnnte» tcuM anbeden^
tend. Die Italiener haben vor allen Mpütercn Bearheitern den eminenten Vor-
%ng, dafs der (le^reniiand ihnen lebendig und anschaulich iit; daher sie auch
vor manchen unmöglieben AuoahmMi bewahrt geblieben räid. Im Unter*
24
stall (las Material, welches l)ei den Alten vorliefzt, in dankenswerter
Vollständifikeit ^resannnelt und zur Eri;än/,nn,ij der jxdybianisehen
Beschreibung verwandt. Eine Anzahl von Fragou sind auch in be-
friedi]U[ender Weise gelöst worden, aber wiederum in ihrer L<»sung
gefährdet, weil über die Haupt- und ("ardinalfrage, die (iröfse des
Lagers gänzliche Unklarheit herrscht. Die neuen-n deutschen Be-
arbeitungen haben hierüber alles .\ndere, nur kein Liclit verbreitet.
Bei der massenhaften Litteratur, welche sich fortwährend in grofsen
und kleinen Widersprilchen gegen einander lu wegt und zum 1 heil
ganz wertlos ist, haben wir es vermieden dieselbe im Einzelnen au-
schied von dieser prnktischeu Ik'liandliiiifrHweise können wir als zweite die-
jenige diT lli>ll;itidi r, die jjrelelirt-antiqimriticbe hinstellen, .lunti Lipsii de
militia Kooiana libri qunique, Antverp. Iö95. Ö Ü, 1 fg. Ilygini Gruuiatiui et
Polybii de ewtns quM «sstant ean nokii Badbodi H. SdMlii in GraATÜ thw.
Mit. Boiii. 10^ 1001 seq.; letsterer bemmdert verdient dnroh die Bokuntm»-
chang und Benottang Hyginr Slewechiui in seiner Amgebe des Yegetias
Antv. ir)8r), mir niclst l)fk;miit. Die al)j;:eleiteten Darstellungen in den ver-
schiedenen Handbüchern der Kriegsaltertünier und den Cotnmentaturen des
PolybiuH können wir übergelien. Kndlieh drittenH die historische Behandlung
der neueren deutschen Philologie. Müller, Etr. 2, 149 weist auf die Ueber-
euMÜnmung /.wischen Lager ond Stedi «od den sn Grunde liegeadra Be-
griff des Templnm hin. Klense» das röm. Lager und die Limitation.(Pliilolog.
AbhandL, heraosgeg. tob Laehmann, Beriln 1888 S. 108—157) hat die liisto-
ritiche Bedeutung des Gegenstandes klar erkannt und in feiner sinnvoller
Weise (lar},'ek'gt; seine AbhainUmi^r. obwol sie mehrere neue Irrliimei- herein-
gebraclit hat, bezeichnet den ersten Fortschritt von der alteren iiülilariHchen
und antiquarischen AutinssuDg. Kettig, Polybii castrorum Komanurura fur-
mae interpretatio, Bodingae 1827, Progr. (Hannor. 1888), unbedeutend. Planer»
de castris Rtnnanis, diss. phii Berel. 1843 hat die un^üoUiche, ton älteren
Oelehrtem ge&ofserte Termntong, dafs die polybianiKhe Besehreibung nidfai
dem einfachen, sondern dem oombinirten Lager gelte, in seiner Scdirifl za
erliiirteii j;esucht. Man könnte sie mit Still8chwei<Tt>n liberffehen, wenn nicht
Marquardt, Handbuch der Uuni. .\lt. 8, 2. '6W liÜG ihren Wethen gefolgt
wäre. Diese jüngste Wendung steht in allen Hauptstückeu weit hinter der
Auffassung der RenaisBanoe zoruck. — Eine wiohtige Quelle fär die Ergänzung
der Darstellung des Polybios ist Hygini Oromatici Uber de munitiombas ca-
strorom ed. Lange, Gotting. 1848. Der Oonunentar des Heransgebers» sowie
desselben Historia rei mil. Born, inde ab inieritu rei publicae usque ad Const.
Gotting. 1846, sind für die Kai.«ierzcit allgemein als sehr wertvoll anerkannt;
die über das ältere Lager gegebenen Andeutungen aber nicht richtig und an
Planer sich auschliefseud.
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15
MAbrm, ataU dam aber jeder ItehauptunK die Belegstelle au»
Polyhios oder anderen Autoren beigefügt. Ks schien dieR der eia-
lige Weg XU sein, welcher eiaer ineUiodMclien Uatersadraag aoch
offen stand.
tlie Beschreiten^ drs Polybios umfaßtt nicht ^'leichniä(kig das
genmmtc lia^er, sondern berflcksichtigt aar det^enigeo Theil aftber,
hl welchem dii^ rtiinischea ROrgertrappen Iwgaa, oder genauer das
aitttler(> Stock des liagers in seiner ganicn Ijängenansdehanag. Nach
der liestinimung der Kinxelheiti'n in diesem 8tAck lassen sich die
fehlenden SeiteaaMloke^ in denen die BumicsgenoRsen la^eni, durch
Analf^e er^'änzen. Dies wfard enaAglicht durch folgende allgemeine
Angaben, welciie als Axiome voranxnsteUen Mad. Das rÖBÜB^e
I^er bildet ein Quadrat (l'oljb. ti, H\. 10 tn fiir avn mv aylun
ftypttat ri^«; n^ronidtia^ tttgajftopow iaojtktt Qor. Joseph. b<'!l. iud.
3, ■'i. 1 AiafiffQflrai fT/ .i<(Qtii{tiih] ttt^ayi^mt^). Zwischen deni Wall
und den /eitreihen bleibt an allen vier Seilen ein Kanni von 'iOO'
frei (c. 31. 11 xov dt x^^""^" ffy-fiVi'tr dq^tatam n<nu laaa^ ta^
f.iiff^uai^ d/oxw/oic /lodtt^) •). Im Uehrigen giebt I'olyhios nur
Mafsc der einzelnen Strafsi'n und /eltgruppen an, aus denen die
Oesamnitsuninie ermittelt werden mufs.
Zunächst zerfallt das Lager in 2 llaupttheile: in dem einen
laeert da.s Gros des Heeres, in dem zweiten der Feldherr mit einer
K.litetruppe. Die letztere hei&t dem Polybios die Rückseite (c. 31.7
diodog . . . q^fforatt ftip irrt itjf üma^e .iltvgar rij*: (n^awone-
d«/crc. C. 32. 6 . . . r«*; riur f juXf^nnv . .. :iaqi(t^iu).(K, mx f;iinor-
fiiv ti^ trr (hti'ato fiXtrntynt,: f.infär/nty ii^g o).i^s: nugitiiinXt^i;),
Dagegen das Gros des Heeres liegt nach der Frontseite fc. 27. 6
n^o$ ti^v Imtoi^ f/itipupttaVf ^ Pot{a!^ta xai naXeiaiht ^^ xu*'f(t:ia$
tjnv o€i toi- siavttn; oxr^fiOTog xata n^'tatanor; ebenso c. 29. 7 Xt]-
ym aai iiq/k t»]»* rftravriXQV roiv yriktagyctv rrktt gcrv Tnii xogcmoc,
r^tf f'tQX>i< V I t'<h' iit!ht xata inoavt.iitv unu inv .i(tvt<)^ nyi'jin-
««4:), derjenigen 84'ito. nach d»*r am Passendsten fouragirt und Wasser
geholt werden kann (c. 27. 3 rm'inr f!f roi oyiimfn^ <ui /ioqu
fiiav t. Ulf Ulnar xai ikttguv, i^it^i aV tJiifi^duntiUi^ tf-ut^l^ /ifgö^ tt
1) IiifKer Ranm ist im I-'iil^)Mi(I>Mi ilurchstebeDd aU Intenrall bcr.eichaol,
MMi li livirin 14 itptm pr,lum /. V. ifmnl iiUer VOÜttm «( kßiomta «( ideu ftU'
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26
KebiMD wir, wie du aieh- qritter als Nonn «rgeben wird,Oilm
ato FrooK Westen als Rflckseite, so heifet dem polybiaoiaeheii
Sprachgebranch gemftfli die Ausdelmiiog von Ost oacbWest Länge,
die von 8ad nach Nord Breite <)• *
Die Abeteckang des Lagers beginnt vomPritoriiui, einem Qua-
drat, dessen Seite 200* beträgt OeslUch Ton demeolbeo und 50'
entfernt wird eine Parallele geiogen, die von N. naeh 8. Utarit Dies
ist der Kaido Maximns des Lagertemplnm, nigleicli die Hanptstralte
des gaaaen Lagers 100' breit, die vh- prmeipaMs, aneh wol primeipia
genannt An ihr liegen die Zelte der Miiitärtribonen mit der Front
nach Ost gerichtet (c 27. 6), jistlieh von ihr das Gros des Heeres.
Den Kardo trifft unter rechtem Winkel ein, naeh O. lanfender Deca-
manus Maximns, 50' breit Letsterer theilt den Lagerraum der I^e-
gionen in 2 gleiche Häldeii, eine nunlliche and sQdUche, deren jede
von einer I^egion und einer Ala liundesgenos-sen eingenommen wird.
Die Stärke licider ist jjegeben: die Legion enthält 'M)() lleiter, GOO
M. Triaher, 1200 Princiiies, 12(K) Hastati*), die lleiter in 10 Tür-
men, die 3 Abtheilungen des Fufsvolks in je 10 Manipeln getheilt;
die Ala unifufst (iOO lieiti>r, die in 10 Doppuiturraen zerfallen, und
10 C^)horteii Fufsvolk, jede 420 M. sUirk. Die ganze Beschreibung
bezieht sich zunächst ausschliefslich auf diese Nonnalstärkc des Heis-
res; wenn die Le^idiien nielir Mannschaft zählten, so niufste die
Anordnung eine wesentliche Erweiterung erfahren (C. 5). Die
Vertheilung der 'rruj)j)en treschieh^ (ijin/ nach d«'r Weise, die bei
der Landverniessunji; Anwendung Hudet. liurcli ein Netz rechtwinklig
sich schneidendei' Decuniani und Kardines, welche Strafsen dar^telhm.
Hierdurch entgehen su viele «Quadrate resp. Uechtecke, als Abthei-
lungen unterzubringen sind. Die Hanptlinien sind die Decuniani,
deren Polybios 5 erwähnt, jede gleich dem Maxinnis 50' breit. Die-
selben scheiden die verschiedenen 'Iruppengattungen von einander;
und zwar lagern zwischen dem Intervallum und 1. (resp. T).) Decu-
inauus die Hundesgenossen, zwischen, dem 1. und 2. (resp. 5. und 4.)
Decumanus die Haataten und Priucipes, zwischen dem 2. (resp. 4.)
1) Für die fultjcnde ParstcMuiig pilt daher, wie auch schon Machiavelli
dit* Saclio ^ffafHt Inittc Dj». 4, 245 {Vir. 179(>) f nnit.si clw iiiuihoiqnr voHa
io ilivn htr(il»'::(i, sif/ni/ico lo spnzio di megjsod* a tramonUma, e dicendo lungh-
ezza, queUo du punente a Uvante.
2) Die Veliini lagern anMerhalb des Wallt PoL 0, 81^. 6 riiy ^ inroe
int^fimmv ol y^tfonux» a<ti|poMN, vgL MarqwHrdt ». 0. A. 175L
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21
lad 4tm 3. oder Maunas die Triarior and Raiter. 80 ealalelwa 6
TJBffiwtnafiii, die in dfa a cm Fall aadi coneelaB BpnMligiknBah
«aaiaa «1 hawirhaai wimt (8. aa Fekha. p, HO), Die Scaaaa wer»
dm daidi eian 60* biaiteo Kaido, die Fia Qmatmm, m 2 gkietiB
Hilfleii iiallwilk Die SteaCia flUart» aadi der Erkftraag des Poly-
Um, «delM aber sehworiieh die nchy^e irt» ihren NaaMn dabrr,
daft sie die Ifeniea Jlaaiprfai von 4m leehiten ielieidet(c ao. 6xa-
i*MN niftuKifit iut to /rofd ta nfprr%a tmj^nmu ira^^tp). Die
Liage der 6 Scaawa iei gfeicli, ihre Breite nfdudt aach der An-
nkl von IfaanMslMft. «elclie die etBielM Abikeiinngra eathalton.
Die liiBffe wiid ia 10 gfeiebe Thtile getheOt ftr jede Tanna, Ma-
aipel and GalMirtc, and mkr betritt jeder Theii lOCr (e. 28.3 Sott
9 Ij tM tww iajtiw M» «wir m^iäp mupmnmia nttuttnU/atn^' yl'
yttmp, tmito da fiUnu ftit ü( ta^ itoÖovg, ixti dt to ftip t^t/xn^
tifmtdmp vo iref« irr dindmf — t99i yuf hunw noÖth — d* fni
t9 «reii) mai t4 ßmihtg &or mt^iipim nmüv tüp ittiti»iijsb»p).
Hientocli irt die Ltage des LafenanaM der Legiooea nil 1060*
0e8eben (die Via ^aintaaa nü 50, die Ui^enllront der Hanipeln
nut moty,
Maniaaidt (Ab. 1735) hal ane dkeer ZaU anniltelbar die
Or9fee dea Lagen beredaet Eb etehl aftadieh feat, dafiidieOnNaa,
aal der Kavdo und Denuaanne beatimmt wurden, in der «ia pniHf
eifau Btaad, so daii Yon biar am die 4 Tbore dea Lagera ngWeh
Tiairl werden konnten (Hygin de nnn. ceatr. 12 im miroUu pradom
pmÜM medioB ad riam pnmipdrm ftv m m loem appellaivr, qiwd
tmba ibi tom§ rm ä, she m diHalume rnämum pmä9 m eodem loco
ferramemio gnmm Mprppomtktr, «I portaf castronmi in eotupedn
r^arit äettam effkkmi), Uiennit verbindet Marquanlt eine zweite
Stelle ans den Ki^ldaiessem p. lUO, nach welcher bei einigen neueren
Colonieminlagen Kardo und Deenmanns mailnini vom Mittelpunct
der Stadt, den Fornn andanfen Kper quatimr poHm m morem cor
dronm ut etat' ampl m m me dmgtmhir» katc ett e mu tUv endonm
Umuhm raÜo pmIdterrnmL nam eolcnia omnrs qmttuor pertifoe re-
gi&net fumUnH ei ed cMttUUnut vicina mmd^uf, iueoU» guo^pie Her
ad fonm ex 0mm parte aeqmede, aie ei m emtria grotnn inmitur m
ielramiem, 91» veltd m fonmcrnnmiafur). Marquardt seh Ii« ivt hier-
aus, da& dicGnima, in der Mitte der Via principalis Htelieuü, geaan
den Mittelpanct dea Lf^^aniandrata beaeichnot habe: da nan der
28
Vorderhälftc \ (»II Hi:>(>' Länj?«' eine hintere cntspriclit. ferner auf hoi-
den Seiten das Intel Valium hin/ukoninit, sc» ei ^neljt sich als ( iesamnit-
Iftn^e 'ifiOO' (20(1 f lO'iO 4 100 -f J0'>0 200). Zu einem ähnlichen
liesultiit war aucli Klen/.e <;elaiigt, weicht aber darin ah, tlafs er die
(iroma an den Ostraiid des Kardo setzt, ferner nach seinen Herech-
lumgen über die Ilreite die HinterhäHle um hO' kür/er setzen muf>
als die vordere; damit erhalt er l ;')<>' weniger als Man|uurdt. näm-
lich 2450' (200+ 1000 -f 1050+ 200^. Ihifs die Groma den mathe-
OMtischen Mittelpunct des Lager» bildet, wird nirgends bezeugt IHe
Stelle aus den FeUinesseni hat nicht die geringste BeweiaknUt iftr
das repoblikaiiiBGho Lager, seiideni allei^UB nur filr das in wesent-
liehen Stocken abgeinderte Lager der Kaiaerxett Aber aieh hier
sieht es zweüelh» fest, daDi die Groma nicht den Mittelpunct ein>
niromi Was hervorgehoben «erden soll, ist dalk Kardo und Decu-
manoB durch vier Thore auslaufend das Lager in regelmiAige Beehtr
ecke theilen, nicht aber dalh diese vier Rechtecke einander congment
sind.- Es hat aber jene Annahme den schweren Uebelstand m
folge»* dafli die huitfire Hälfte nach den PMnen Klenze's und Mar-
quardi*s aus grolben leeren Biamen bestehti die nach allem was wir
von Lagerordnung und -leben wissen, sich schlechterdings nicht be-
völkern lassen. In richtigsr Erkenntnifs der praktischen VertiiUt-
nisse haben die Italiener und nach ihnen die älteren Bearbeiter Ober-
haupt, sich von diesem Irrtum frei haltend, den hinteren TheU be-
deutend kürzer gesetzt. Ihre Marse sind folgende:
RuborteUi 201<>>/t
Uersog von Urbino 20a(i
Patrizi 2016%
Lipsius 2050 lang 20 17 br.
Scbelius 2050 — 2150 —
Klenze 2450
Marquardt 2(J00
Man erkennt siifurt. «lals unter diesen Ansätzen der richtige
sich nidit findet ; unniliglich sind die des Li|isius und Schelins. wi'il
sie die (juadratische Form des Lajxeis anliielien. unwahrscheinlich
die der Italiener, weil ihre Zahlen viel zu zugesiiit/t erscheinen.
Um die Länge des Lagers zu bestimmen kommen noc h einige An-
gai)en hinzu liher die hintere Hälfte desselben. West 1k Ii von der
Via priiii lyalis folgt zuerst ein Kaum von 50', welcher den Tribunen
augewiesen ist ;c. 27. 5 iii/iuoi dt lu^ toviuiv axiivä^ ini fiiuv £v-
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^uof mtaaag, ijtig fati na^Ut i/K: rot tet^aytftptw n'fmt^9€iojj
ntj^*) hffintgy Sfta d' i-TrnZt'ytotg xm tij Xninfj rtop xiha^fjfwp ann-
anii ij tn/tni:). Darauf kommt das I'rfttoriuin von 200', an das sich
Ddnllich und sAdiich Forum und Quästorium anscbliefiwa (c 31. 1
o d* v/to log tth jßXtifXütv axt/vuc: ontoi^i to/rttg vnonintuntüiC:^
hmrtigov di toi* /u/forc; «^g tou a%ütniffiov iigiatuattoc 2i(tQa-
luifitpog, fi ftfw tts ayo^ pfpittu tn:rfK, u (V nji n ta-
ftui'ot xcfi rrrTs* a'fia tovtiit yoQi^yiotg). l)ie lÄnge beider l'latze he-
trä^'t mithin 2(Mr, ihre Hreite ist nicht «ie^'elHjn; beide werden durch
Klitetruppen vtM« Intervallum getrennt (c. 31.2 «/lo df A/' h.ri-
ttkiiiaiati ttiiv X'/iapx*''»' (fY.rjvi^^ xtrto.itv ninv f.rixafi/uop
t^rtyrii; la^p 31 goi; tac ay.i^tt'ti^. ni tütv fJuXtxioir \jiiihov a.io/.iy.tm
ruai TtPtg ttoy h'U/.itvti]v ar^tatu (uuvmy tf^ läiv i.iüntv ya{iiti,
jtuvtii^ niini itt{Htin:iidn''nrtfi :ut{ia ta^ r/. unv 7iXityiviv int' yu-
gaxo,^ f;infariia^, i/J.mrif^ oi fttv t.ii mc tot- lauititn .>ctQ(t-
nyn i'r^, ft'i (Y fx ^(tuijot ///(jorc eic tr'^v ttyngav). Hierauf folirt ein
Kanlo «rleirh di-iii Maximus von Hnr. welcher die panze Breite des
Liigers durchst liueulet 'c. 31. 5 dt ininnc diodo^ () loui itiut,
ji/Mttt^ lodoh- r/tanr, .tttQuÜ.t^ht^ ufv tu'tc növ ///i<f(>/(j>' o/.t^i'dti:,
/■" M Uititoa 1 1]< r.';v)(>/"rc y(ti lor ai Qfiii^/i'nv /.ai lor iaintinr au-
f>f trtnonut lumt un-tit nt .ifjoiifiijinf! laor roi /r'f(Wfxo^-) ' t. /wi-
schen diesem Kardo und dem Intervallum iie^^en die Klitetruppen
der BuniK'si'eiiossen. die Keiler nach dem Forum l'rätorium und
(^uäHtnrium geruhtet, hinter ihnejj nach d<'ni Wall zu das Fiii*-vrdk
(c. •> KttHt i)t i i^r (fi'cj //■(>(* i).tiQ(rt' i(/r/»c o'i iviv at nitayitv
t.iuiu ! (i/jyt»n III gatihi t()ii finii "//.V-iowtc t 'n i> /M' uyn{i<tv liiia
xai lo itt {)iti lyitti' y.fti in ntiuf inr -). ... IS. tn'ic <V i i if.iiu tnv-
rnisi i'i n 1 1 .1 ni liihriai ic./.tr n'i it'tv tsi iiiiayt n' t.ii/.t/im :ii^ni\
ji?.j.iftrii^ /{in^ Inf yn(}<;/.(t /.(fi i i^v n.iinihr t ntfürtifrv ii^ Ii).».:
r$i(nitn if()iiit^). Diese Stiiiz.i dei" !'iunde<iien(»ss<'n wird halhirt diiich
einen .'>(>' breiten hecuinanns. der viun l'ratorium ausjjeht und weiter
NichU als die Fort.seUung des Maxiuius ist (c. 31.7 kuiu fuat^y ^
1) Hultuch hat «He Worte Mttl ruf mgmiiyfov luA tou inuntov gratri*
eben: (f< t\i«<< mit Turerbt.
'J) \V«'im uucli 'Ii'- \Viirt>- rtü rn laintTnr auf ( 'oiiji r tiir Ivriilien, kon-
u< II tio iiHch dem Folgouden Dicht fehlen und ftlgeo sich sehr zwuiglot in
U«u lexL
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r/;v TniTOJv r(iiv i^thhoi' /Ktoeiiiio'f.i^v /xti /jn' (ti it]v rr.v toi arga-
Ttf/iov ^iiQtantOiv dioöng ano/.trjiiicii vrtvtt/.ovia 7indon\ (pfQovaa
fity t/ii i)]v <')niai>t jiXev^uv t^c aiQcaihitfitictQ). Wir kennen die
Länge dieser Stiijjta nicht und dns ist der ein/ijie Factor, welcher
uns mangelt, \\\\\ durch einfache .Uhlition die (Inlfse des Lages zu
finden. Nach deui Gesagten l>eträgt näiulich von 0. anlangend:
Intervallum 200'
5 Manipeln 500
Kardo 50
5 Manipeln 500
Kardo maxinras 100
Zelte der Tribmen 50
Prätoriom 200
Kardo 100
BundesgenoBsen X
Intervallum 200
1900 + X'
Der LingeuaniD, den das Elitocorpa der Bmdesgenomi einnimmt,
kann nichi mehr als St— 300' sein, weil die Stirke desselben nidit
9000 If . erreicht Daraus geht denn sehon hervor, daft dl« rich-
tige ZÜer sich mehr den Annahmen der Klteren (Jeiehrlen ab denen
der ntaeren nihem wird. In der That haben Kieme nnd Mar-
qnafdt bei dem hinteren Theil des Lagers die Besehreibung des Po-
lybios ganz fallen lassen mflssen, die doch in musterhafter An-
schaulichkmt, auch in stricter Angabe der Mafse einzig nnrl allein
bei den r iiraordinarii soritm eine Lttcke läfiit. Versuchen wir diese
Lücke durch eine Herechnung diar Breite zu ergänzen. Eine solche
lä&t sich nnr anstellen bei der vorderen Uälftet wo die Legionen
lagern.
Alls der S.27 angeführten Stelle ersehen wir, dafs jede Ma-
nipel, Turnia und Cohorte ein Hechteck einnimmt von 100' Länge.
Die Breite beträgt bei den römischen Abtheilungen in der Regel das
Gleiche (c. 28. 4 riis* rn udXv /au in ii(u'h)^ Yanr ;iHQon'Tai
jiniüv 7f/.t]i' T('iy Ol itiiuyciv). Tolybios denkt hieji)ei an die 120 M.
starken Mami»ehi der I'rincii>es und Hastateii ; denn er bemerkt
gleich im iMdgctiden, die Triarier hätten nur hall) so viel l iefe er-
halten, weil sie nur halb so stark waren ic, 20. t t[utov nninvvit»^
in jiüx'hic rnr fii^y.nix f-y.üaii^^ ai.iKau^ ivi /.ai X-aiu to /r/iji'^oc t]tn'-
aua üis' ininav eimi totroit; toiv ti/üiov faQwr). Daraus ergiebt
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sich denn als (Irundschenia, dafs 120 M. Fufovolk 10,()(>() Quadrat-
fufs riat/ erhielten. Wter weiter uk über diesen Satz sin«! die bis-
herigen Bearbeiter auch nicht einip. Es wird bestritten, dafs die
Bundesgenossen einen entsprechenden Ilauni erhalten hätten, und
ferner fehlt für das Verhültnifs von Reiterei zum Fufsvolk eine si-
chere Angabe. Doch lUat sich Beide» auf einem etwu weiterai
Wege erledigen.
Polybios vergleicht wiederlinit das Lager mit einer Stadt ( c. 31.
10 ta cJt Kcnü fi*'Q*^<^ (}i fintofii'<r^ tv m tfj /mi tiji;
a'O.t^Q nlxnvofüai: no)^i ;i€tQ<t,i/.i^oiav txn 1 1,^ dn'ttHoiv). I)er ge-
wöhnliche V«'rkehr des Siddairn l)e.schraiikt sich auf die Osthälile;
seine milssi«:!' /» it brinut er aul der nu ;>/<m/;W/.v zu (c. .{.'1 4
yag dtaigiiii^y fr iai<^ xa^hjitgtiaii: oi ji'/Litonu n'tv ' l'inutii'iv iv
tai'ftj inioii'tai fr^ ;iiiMiti\i). Diese nimmt recht eigentlich ciii»'
St«'lh' ein, wie die Piazza in den Stödten des Südens. Hier vcrhan-
ileln die Tribunen mit den S<ddat4'n. sprechen Kecht, vollzieh»'n
Strafen (Marquanit An. 1772); hier auch geniefsen die Soldaten die
der Abendkühle, bis <lie Uetraite sie in ihre Zelte ruft (Fntntin.
Strat. 2, '». oO. Tacit. Ann. 2, 12. IM). DaT^ der ZeUraum ziem-
lich knapp bemessen war, versteht sich im (ininde von scIIkt und
wird «iurch die Analogie italischer Verhältnisse, njoderner wie an-
tiker, bestätigt. Insi»leni waren ilie römischen i'ruppen, welche an
den T) breiten Decuniani latieii. vor den llun(h>sjienos.sen in be<leu-
tendem Vortheil: theils weil sie viel luftig«'r latren, theils weil sich
ihnen hier llaum fur allerlei llandtierunizeii diirbut, fur die n(K*h
jetzt der Bewohner des Sutlens die Strafs*; trelVIkii zu verwerten
versteht. Dafs es aiif>er den von Tolybitw erw.iliiitni llauptstralVn
noch eine uroiVe Meii<^'e kleinerer lia.xsen gegeben haben mufs, leuchtet
ohne Weiteres ein. .Man darf annehmen, dafs durch ein regelmä-
fsiges System von Kardines und IKvuniani <lie einzelnen Manipeln
von einander geschieden wurden. In der 1 hat kommen Mdche (ias-
sen. welche die einzelnen llalbstriuen s»-heiden, tUw nnnantu pe-
naiini, in der Beschreib uu'^' llygins mehrfach vor: ihre Breite Ik*-
traj.^t 10, auch W(d 2(>' (de ca.str niet. Ks ist iiidit möglich
im rejuiblikaniscben Lager ihn* Anzahl und ihre l'.reit«' sicher fest-
zustellen; nur einiges lälst sich mit W ahrsclu iulu likeit annehmen.
Die wichtigsten iinti«r den Vicinal^zasscn sind die Kardin»'s, durch
wtdche die inneren Zeltreihen ausmünden, nämlich fUr die Börner
auf die breiten Decuuiaui, fur die Bundesgeuusseu auf das nördliche
32
und südliche Intervulluin. Wie die letzteren N. und S., so hatten
die Könier Ost- und Westseite des Walls zu bauen, altzubrechen, zu
bewachen und zu vcrtheidigen (c. 34. 1 ; vgl. Hygiu 13 viae vieinar
rwe ideo dantur percfiirentes proxime sagularem^ tU ad enqstionem
exereitus expediti progredi possint). Diese KsidiiMB dttrehüduieideii
das Lager in seioer ganzen Breite von N. nach 8 ; es war em Haupt-
gmndsatz der ganzen Anlage» da& die Längenfront aller Abthei-
lungen unTerftoderlich gleich blieb. Dagegen treten die Vicinaldeca-
mani an Bedeutung zurttck und können auch nach der wediaelnden
Stärke der einzelnen Abtheilungen verschieden gelegt werden. Neh-
men wir nun zwischen den einzelnen Manipeln einen Kardo an, so
wurde dies Schema genau der gromatischen Theorie entapreeheB,
nach der auf den Hanptlimes oder oetoortM» 4 geringere oderlNMam
folgen (Hygin de lim. const 168, vgL S. 17). D& UneartM erhält
bei der lÄadvermessung 8\ d. h. V» des Kardo und V» ^ Decu-
manns mazimns (p. 194). Allein man darf hierbei nidit stehen blei-
ben. Vielmehr scheint es geboten jede Manipel durch einen weiteren
Kardo in die beiden C«ntunen zu zerlegen, in welche derselbe zer-
fällt. Es heifst nämlich c. 30. 5 xo^' t/.aacr^v di atjfioiüv tag nfffo-
TtTi: mp* hwniQov tnv iuq(hq axt^ru^; tu tu^ia^nt laftßdvovatv \
also nehmen in ^er Manipel die beiden ( «Miturionen die ersten Zelte
an der StraC^e ein. Setzt man nun z. B. die Vicinarwege, welche
die einzelnen Manipeln scheiden, zu 10' an, so verlieren je Mani-
peln 40' und es erhält jede Abthoiiung statt 100 nur 92' Front und
*.)."»' 'l iefe. Von der Front ist lerner der Weg, welcher die Genturien
trennt, mit 10 bis 15' abzuziehen. Dergestalt reducirt sich der ctfec-
tive l>agerrauin auf weniger als soooQ'. Hvgin 2 rechnet für die
Centurie :?(;00' ( .VXA" /)r<lrs JX 'CXX co/tors una orcK/xit);
er fuhrt dies 1 im Kin/clncu aus und be.stininit diesen Kaum als
genügen«l für (icn crtectivon Uesfand von 1 Centurio und (11 Mann,
hinzufügend bei mehr .Mannschaft jthis tJnri opvrtuissci. Man er-
sieht hieraus, dafs die Le^ituien in rcpultlikanischer Zeit allerdings
etwas weitläuftiger lagen, als später der Fall war; indessen beträgt
der Unterschied doch nicht so viel, al.s die erste Vergleichuug der
Bruttosunmien 7200 : 10,000' annehmen läfst. Wie der Baum im
KinKelnen vertheilt gewesen, läfst sich fUgUch nicht sicher bestim-
men, da die Angaben Hy^ns nicht auf frühere Zeiten zutreffen. Er
rechnet das wiMenmm zu 8 Mann, welches unter Vespasian deren
noch 12 zählte (Joseph, bell. Jud. 8, 6. 2). Nach letzterar Ziffer,
88
welche ileutlich den äUorpn Institutionen entspricht, erfordert die
Manipel 10 /elte und noch 3 fflr die Centurionen Vielletcht
Blanden also je 0 in einer Linie nach oinwarts, so dafn die beiden
C!eniuri<>n einander «lie Front zukehren. Hypin rechnet auf das ein-
fache Zelt 12', auf dM deB Centurionen die doppelte Breite, folglich
reicht die zu 95' angenommene Tiefe vollständig ans. /u einer der-
artigen Anordnung der Xelte stimmt das Princip sehr gut, nach
welchem bei stärkerer Mannschaft in den einzelneu Abtheilungen die
ursprüngliche l^änge beibehalten und nur die Tiefe vergrößsert wird
(c 29. 5 dt6;ie(f wnautv nrtMv /rnlkcnig ttäv avdqtav, iaiCtiv du
Otftßmyu .lavta nt lugr xatu ro iii/.i»^ du) Tt]v rni (iä!}(n\: dia-
if oQctv). Wiihn'nd dii* /eltbreitc ungefähr ein Viertel gröfser ist alK
die Mafs»' lly^'ins, rechnet dieser auf ^ Mann nur:iO' Liinge, wir da-
gegen nach l'olvbios auf I J Mann 4»»'. Wenn wir si» p'lunden haben,
dafs der Kaum der l/i'-^Mdiisfurstruppeu von den Verhältnissen, welche
Hy^in bezeichnet, nicht erheblich abweicht, so lillst sich (Iass4'll>e
auch III Betreff der Heiterei Vfiraussetzen. Alle bisherigen liearl>eiter
haben der einzelnen 'lurnia 100' Breite eingeräumt, d.h. den 4fachen
Platz filr den Keiter angesetzt, den der Legi(mar einnimmt. l>a-
geg»'n rechnet Ilygin nur das J' ..fache für je<len Heiter J«; ptdrm,
ifmnl arripif tuiifs, rnliffo tut duo sttHis. tftunl areif tit itfH(.s). und es
ist ganz unglaublich. d.ilV sich das Verhältnifs derart verschoben
haben sollte-). .Man kinmte /war jenen An.satz daraus folgern
Wullen, dafs rolybms die gleiche Breite bei den einzelnen Abthei-
lungen als Kegel hin-tellt (c. 2h. 4 i>k ()' f.ii lo ;inXv xai tn ßd-
i'rtitf ;itiQf'jri(n mitir :i f.iv lojf ai itfmyitv) nnd nur bei den
Triariern aiistlrUcklich hervorhebt, dafs sie ilie hall)e Breit<' einneh-
men. .\llein <liese Annahiiu! halt jenem ernstt n Bedenken gegenüber
um so weniger Stand, als iNdybios auf das l)»'tail der Lagerung
nicht »'ingeht und gerade bei der Notiz über die Triarier allgemein
hinzufügt c. 2'.>. T), dais die \ frschlHlenheit in der Stärke der Abthei-
lungen durch die ver-schiedene Tiefe ausgeglichen wurde. Man
könnte ebenwi gut folgern, dai's er ausdrücklich den Keiteni die
nämliche Breite wie den Trutriern beilegt, weil beide iv oftoii^ ax^-
1) Die Annahnie von Hirt, G«toh. der Baukunst 3. 429 fj;., daft die gßan
Manipel ein einzige« Zelt >'inir<'nommiMi halte, widt-rnprieht den bMtiaUDteii
Worten df« l'olybio« und ist iitidi »onst niflit motrlich.
2) MachiavelH tu Hi'incin Luk«')- rechoel« uubedeutend mehr: lüKeitar
a 80 Infaiilemteu, auf er«t«reu 17uG'.
3
34
^cat liegen. Jedenfalls begreift sich vollständig, warum er das
Princip bei den Triariern anhiebt; denn hier lieis sich das Verhält-
ni£3 zwischen Fufsvolk und FuTsvulk mit weniger Worten präcisiren,
als zwisehen Reiterei und Fufsvolk. In der That ist 50' die erfor-
derliche Breite. Hygin 34 reduiet auf 200 Reiter eine Halbstriga
YOtt ao X 600 = IdOOO', auf deo eiozdnen Reiter 90 □'. DasBdbe
RfiBoltat ergiebt ddi, weon eine Halbstriga von 3600 □' for eine
volle Oeotorie von 100 Mann genOgen soll (86 x 2Vs = 90). Aber
wie in WirUicbkeit in der Halbstriga nnr 64 M. und der Oentnrio
Plate finden, nraAi anch der effeetiv erforderliche Raum Ar die Reiter
hiemadi bemoMen werden. . Und da der einselne Mann 45 er-
hUt (10 Zelte k 8 Mann giebt für jedes Zelt 360 werden wir
darnach auch dem Reiter 112*/* anweisen. Die Tarma hat 80,
hOcbstenflSSMann >) nnd erfordert darnach 35—40000'. Nach der
oben aolgeatellten Vonnntnng blid^ nach Absug des Vidnalkaido
92* Lflnge und hiersn kann noch die volle Tiefe von 60* gerechnet
werden. Dies ist vollkommen sulissig; denn bei der geringen Mann-
schaft» welche Reiter und Triarier enthalten, und der engen Ver-
bindung, die zwischen beiden Corps stattfindet, kann der Vicinal-
decnmanus, der beide scheiden sollte, für die AnÜBtellung der Pferde
verwandt werden und die Stallwache wird Ja eben von den Triarimi
gestellt (c. 33. 10 tuditäp rgtagitop c^fialai rr/g fuv uov x'^-^^^dX^^^
noQtfkuoywai Xenov^iag, di vovg tmv m7iiioy ovloftai'S «xaur^
üi^iaitt xo^* ij/UdCCP d/doNT« ^iUnuioy aei tt^ yetrvuSvti wgtamtv
VW ovXa^mv oXriveg TvQoxai fth' xai raX)xt, fiaXiara df rnvi;
l'nrrnvg). So erhalten wir 4r)00 □' und nach dieser I'ochnung li^;en
auch die Reiter viel bequemer als in dem Lager Hygins.
Wenden wir uns jetzt zu den Bundesgenossen. Jede Ahl ent-
hält (iOO Koittr und 4200 M. Fufsvolk (c. 80. 2 ton dt io ir^ihig
ti5v aL'ftfu'ty(in\ TO Tolv neCioy nagianv Tolg'Pojtiar/iolg orgctvo-
rrtdoig, Xurinv loli; f:(i?JxTOtg. to df. tüiv hr;rf(ov th;iX('«Tt(n', ct(f rj-
Qi]fuvov xai TovTtüv Tov tghor fttQOvg etg rotg f/r/Z/xiorc, vgl.
c. 26. 7 und 3, 107. 12). Nach allem was wir von italischem Kriegs-
wasen wissen, unterliegt es keinem Zweifel, dafs ihre taktische For-
mation derjenigen der Legion genau entsprach, dafs mithin jede
Cohorte 120 M. Veliten, 120 Ilastaten, 120 Principes und (lo I ria-
rier enthielt Der Unterschied gegenüber den Legionen besteht nur
1) B«i Lir. 48, 14 bMrlgt dm Ak 880 M. vgl. Mttqintdt 8, 8. 866.
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86
dario, dafs diese 4 Abtheiliingen zu einem festen Verbände vereinigt
waren and dies aus dem Grunde, weil jeder dorartiK'e Verband eine
amtionale KuÜMit repräsentirt (vgl. Marquardt 8. 308). Der rdmi-
idMi Borger aus Latiuni konnte einen Nelicnmann haben' der in
Gampanien oder Ficenum wohnte, weil l>eide gemeinsame Sprache
und Sacra hatten; seine Stelle richtete Mch nach ('«usus und Dienst-
jahren. Aber es war ebenso unpraktisch als nach älterer Anschauung
Oberhaupt unmöglich einen liatiner mit einem Saroniten oder Um-
brer in das^^elbe (ilied /.n stellen. Vnd ferner ist hinlftnglich be-
kannt, da fs die politischen (trundKflge, welche die Alwtnfung in der
Legion bedingten, keine römischen, sondern allgemein italische sind.
Im Kilver erscheinen Wie Hniidesgenossen dadurch im Nach-
theil, dals dats Kiifsvolk an den breiten Decumani gar nicht partici-
pirt. Da ferner auch die lA»gionen nach der obigen .Ausführung? nichts
weniger als Qbennäfsig bequem liegen, so können hier schlechter-
dings nicht kleinere Verhältnisse angenommen werden. Auch würden
solche der Angabe des Polybk» widersprechen (c. 30. H dtn juU %6
ftai^og av^vfii^ tovratc: nqfhi Xnynv ip 9oig arpeannedutiMlg ax*i'
fitxai, itkiQOtrtai Ttuna tn fir^TnOi^ f^ianvr roic rth' 'Ptttfttxttüv ot^arn-
inhui:). Wir setzen dejiinach an fflr die Reiter 100, Triarier ,'»0,
die Ii folgenden Abtlieihingen je hnv Tiefe, also die ganze Striga
zu 4.'»0". Die Vertheihing im Einzelnen wird derart zu denken
sein, dafs die Vicinaldeciiiiiani von dem Kaum der letzten Ai)thei-
lun^'en abgehen. Dem Wall zunächst lagerten ohne Frage di»* Vr-
Iit4'n, so dafii seine Jüewachuog gerade wie bei den Legionen ihnen
anheimfiel.
Die bisherige Betrachtung ergiebt für die Lagerbreite folgendes
Kesuitat:
Interv.illum 200'
Bundesgenossen Ftifsvolk :^r>o
— -t- Ueiten'i loo
Dorunianus TiO
H:\stati 100
l'rincipes 100
Decumanus dO
Triarier 60
Üeiter _ »o
1050: beides wiederholt,
den Decumanus maxiffloa eingerechnet, im Ganzen 2150'.
36
Damit ist denn auch jenes X gefunden, welches bei der Re-
stinimung dor Länge übrig blieb, d. h. der lüiuni, den die t jintor-
dmarii einnehmen, stellt sich auf 250' Länge. Sehen wir, wie der-
selbe disponirt ist Das gedachte Corps besteht aus 600 Reitern in
10 DoppeltarnMn und 3100 M. Fu&volk in ö Cohorten (c. 26. 8
lafiß6»ovo$ tmp ftiv itmimr dg tot% iniUwovg immuSa wo %^%09
fitQOi, de m^p to nifmtw) '). Aus diesem Corps warde eine
Leibgarde zam Schatz des (knmils und Quiston ausgehoben oi rc5r
haUnctw mnitap anoUmtH c. 31. 2; doch wird Aber ihre Stärke
Nichts bemerlct Ebenso unbestimmbar Ueibt das rOmisehe EUte-
corps tufig i^ßXopt^ at^gmtvoftiimif ttop wratmw z^^tt*
An Raum fftr alle ist kein Hangel und man wird annehmen dflrfeo,
dalb diese Trappen insgesammt unter Umstanden weitliUiftiger und be-
quemer lagerten, als das Gros desUeeres. Dean auch bei Hygin er-
halten die priUorischen Cohorten den doppelten Platz (6. eokaries
praetoriae lateribus praetorü tendere ädtaU et äuphm pedaturam rr-
c^Mre, guod tentoriis numonbita utanfm). Was ihre Anordnnag im
Einzelnen betriSI, so ist es klar, daik die Hauptmasse an der West-
seite lag und auf Forum Prätoriiun und Quästorium gerichtet war
(S. 29). Diese Hauptstriga wird halbirt durch den Decumanus, wel-
eher vom Prätorium nach der Wastseite des Walles ausläuft c. .'M.
7 xcrta fitat]» 6a %9^v tovttav vw» miiitov 7iaQ€,ußnXt)p xoc xac* av-
xijv tijv tov avdceitffiov ^tqiataaiv öindng annkthutm ntrtrjxorta
nodtüp, fpiffwaa piv ini f7}y oma&c nXMvgdp avifarontdti'ug^
di ta|8i TiQoc; oQ&at; xeifterrj tTj jiQniiQi^fifvij 7iXai£i\x). Man
wird darnach 8 Doppelturinen hierher verlej,'en, jede zu loO' Länge
und Tiefe. Dies giebt, den Decumanus eingerechnet. >iöU' Tiefe, wel-
cher llaum genau der Hreite der Legionen, einschlielslich der De-
cumani. entspricht. Hinter den Reitern nach der Wallseife zu liegt
Fufsvolk (e. 31. 8 ro/c (V i i nvai i(n i(n<j^ uviin jioi lixttviat lühv
m 1(01 (St iiuäyj'iy f.ii).f /.n>i .it jti, (i)Jnitvitc -'Qo^ yu(icix(t y.ai
ii]y il.naUtr i^ i K/iatiity ii^^ (n(i(ii o i n^ticti;). Wenn wir nun
annehmen, da£s die Tiefe des FuJ^volks nicht diejenige der Heiter
1) So auch Klrnzfi S. Iii irnnz ricfitip. Marquardt S. 299 hat übtT-
Rebcii, ili<' Unicho auf die (irSHiiiintsiirninc gehen wie c. HO. 2 rö iVf iw»«
Seb Anwits voo 1680 H. ifi denuMoh '/• »tett V«-
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87
•bemfftf 80 rptdit der Raum 800 x tlMK ftlr 4 Gokorten nicM ans;
dahingegen erhalten SCohorten statt der nnamgAnglieh notwendigen
105,000, 120,0000'. Nach der obigen Bemerlning tsi dies dtircbaiu
ferstattet. Halten wir also eine solche Disposition ftst, so bleiben .
noch 3 Doppeltomen ond 2 Gohorten eq plaeim. Der Raum nOrd-
lieh und slldlich vom Fomm resp. Qaistorinm ist im Allgemeinen
gegeben; die nihere Bestimmung hingt ab fon der Zeltraihe der
Tribonen. Diese nimmt gmn die Breite der römischen Legionen
ein (c.27.7 difunaoi d* crjUi/ÜW fth urov ai twv xßhAffffap mapßoij
ttmnrtnv di torrnv £att fiOQ* Hlnv to nlnog Ati xttp *f^fimiuSp
atfttrnnfdwp aa^^uMp)^ d.h. 750*. Der Bamn hinter den Tribnnen-
selten, welcher Komm I*ritoriam QQlsterinm enthUt (c31.1),wh^
hierdarch tieiner Breite nach bestimmt and swar, weil aodi der
nördliche und sfldliche Decnmanns mit Notwendigkeit frei auf den-
sribcn einmindea müssen, auf SSO*. Begrenst wird dendbe im
Norden ond Sflden eben durch die Eiitetmppen (c 81. 2 «ro di
T^c f^* Imir*^ s§Xavwaiag twp x*^^^'^'9X^ oxtpFijg »in6mp olov Inn-
nttfimnp l^jnnig tafyp npog tag oxi^mt«;, at ttJip itrtUitrwp hriritop
aanUxföt wed UPtg tüp iMAPr^p atQmtvüfiipt»p tj twp vnintp
fa^if irmtg nltm at^ton^^tvnvüi na^ xäg ht, tmp nlofitop
rot xa^mutg intfOPtfag, ßlinopttg ot Ith ini tag tov «v/fit/m*
na^atnuvag, ot 9 h 9at{^%' fif^ofg tig vr}y ayo^). Die wahr-
scheinlichste Dispositton ist folgende: an Jeder Seite big efaie Dop-
peUnrma mit 200^ Front und W Tieie; die SO* Front, welche der-
gestalt flbrig bleiben, shid rOnuschen Rittern mzntheilen, nnd swar
der Raum unmittelbar über den Tribunen. Denn es ist durchaus
angemessen, dad die Tribunen in nlchster Nihe rSmisehe Truppen,
nicht bttttdesgenMsche haben ; auüierdem wird ihr Vorkommen ne-
ben der Elitereiterei der Bundesgenossen durch Poljbios sowol als
anderweitig bewngt (Mamuardt 8. 306). Hinter den Reitern lag
nach der Wallseite zu Fufiivolk (c 31. 4 dptitittPtm di tovtmg itri
tnp za^oxflr ßJdnmntg oi t^p nü^etnkfynop Tßt^o» fotftjfyitttM nt-
^oi tntg n^rm^Upotg mnnetp). Die Disposition folgt aus dem
Gesagten: an jeder Seite 1 (Kohorte mit 200* Front und nach dem
obigen VerhftItniCi 200* Tiefe. Rechnen wir die römischen Erocati
zu der nimlichen Tiefe, so stellt sich die Gesanmitzüfer dieses Corps
auf 30 Reiter, 210 H. Infanterie, d. h. von der Normakt&rke zweier
Iiegtonen '/,o der üeiterei, */«• des Fnlkvolks: ein Verhiltnifii, das
der Wahrheit aieoilich nahe kommen mag. Es bleibt an beiden
38
Ecken ein Raum von joo x 2.')0 und 4.')() x 'jriO' frei: denselben
nehmen ausländische oder zeitweilij^ anwesende HülisviVlker ein
(c. 31. 9 Ii) (J' f\;iitXti:ti'>fiivuv ly.iii;{)()v ror /^f'porc iitvnov
vtafta naQ€t toc; fz rwr :i).cr/ii'jv .iktigui; didniai rnii; a'/J.nffi' ).ni^
lud woig ht tov xatQoi nQfKjyiyfOfuvoi(; avfiiu'ty<n<;). Die hier gege-
bene Vertheilung der Elitetruppen konnte nach ihrer Stärke und
den jeweiligen Umständen mannigfachen Modificationen mktefltegea.
Es hat aber keim weitergehendeB Interesse, Untersuchungen anzu-
stdien, wie man die Trappen auch ncfth anders bitte disponiren kOn-
'nen. Worauf es ankommt, die Disposition im Groften und Ganzen,
namentlich auch die Bestimmung der Breite des Forums, kann als
nnsweifelhaft richtig gelten und wird im Verlaufe dieser Untersu-
cfanngen audi von anderer Seite aus bestfttigt werden.
Der Umfeng des republikanischen Lagers beträgt nach dem
Gesagten 8600': eine Ziffer, für die gleichfeUs bei Betrachtung der
Stadt weitere Bestätigung sich ergeben wird. In der Kaiseneit war
die quadratische Form anigegeben worden, doch hielt man Bich noch
nahe am alten Umfeng, indem Hygin 21 die Länge su 3400, die
Breite zu 1600* annimmt Der Flächeninhalt von 4,622,500 □' fftr
ein Heer too ca. 20,000 M. 2400 Reiter ist vollkommen genClgend
und weit geräumiger als degenige, der den kaiserlichen Trappen
zustand
Polybios hebt an dem La^rer die Piinfachheit und die schema-
tische Festigkeit der einzelnen Verhältnisse henror (c 26. 10 trng
vna^^ffmt^ na^* awoig ^Sfa^ftatng ärtlov negt rag jraQeftßolacif
j^rrai nQng nanu TUUfOP KOf tonnp. c 32. 1 dedofiirnv de
TOV nXrfxkovs xat kov neZtov xort tmp imrimp ... naQankr^iioc: di
xai tviv <Tr}fiatvjv tov rt ßt't^^oic xai tov //rxorc xcrt rot; n}.i]9^nri^
(if,Sofj6vnv, ngog dt Tovinig xviv zotö räc diööoiQ xai 7r?.aTe{n(; dia-
onjidroiv, hfioiiog dt y.ut tviv u'/.lcn' anäricir dtdonhov. avfi(iai-
rii idig ßoi/.oiitydii: ai riff loiürf^ir /(d lov yviqinv rn luytiP^ng
xai lijV oh^v .HQifiiiQnr (}c^(dt< >^ 1 1 (ji'ny.tii' rt^i; ;Tap«jf*/'^o/.ryC und noch
ausführlicher die detaillirte Schilderung' c. 41). Man wird daher
auch von einem i'ian desselben ein Gleiches verlangen dUrien. Als
1) Lan^'fi berechnet ein I.nger von 1620 x 2320 = 3,758400 auf ein
ITcer von 32,000 M. nnd 9 — 10,000 Reiter, wns ich fiir physisch unm«>fflich
halte. Mar(|iiardt, der ihm hierin Mfrt, thcilt andererseits dem halb so sUur*
keu republikauiscben Heer gar (J,7G0,U0UQ' zu!
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Gmdmßi ergiebt sieh SO' oder 10 pasitwt oder r> Ruthen, und
daraus fivht schon hervor, dars im GanzdurdHcluiitt keine kleineren
Zahlen und vollends keine Brüche vorkommen dOrfen, wie solche
die frtüwm Bearbeiter statuiren. Sehen wif auf die Digposiüon des
Gmuss, m ordnet sich dasselbe unter die grOfiiere £iBkeift von 200^.
Dar IiiigiitilwThtrhnitt giebi:
250
Kardo ven 100
250
Kardo von 100
500
Kanlo von 50
500 : also 7 x 250.
Kbeeeo in der lircite der Raum für die Bundesgenossen mit dem
davor liegenden Decnmanos 500 und far die Legionen 3 x 250. So-
wol der Länge als der Breite nach kennen 1500' auf die Zelt-
reilien, 250' auf die Limites. Je mehr man in die ZeUenTerhäl-
niese eingehi» deeto evidenter stellt sick ilire allseitige Hamonie
bsrans.
Das tlächenmaf^ welches hier vorliegt, ist, wie Klenze richtig
erkant.t hat, nicht der römische Actus zu r2 zehnfüfeigen Ruthen
oder 14,400 □', sondern der alte porw« in 10 Ruthen oder lo.iKX)^'.
Frontin de lim. p. 30 bemerkt pr i mtm agri modum fecenmi quat-
tmor l im M b ut clauswm plerumque cmfmum pedmm in tärttque portt
(quod Graeci pUtktnm qppdkuU, Osd d Umbri vormm) nostri cm-
temmm et vicemm m täraque parte, cmus ex quattuor mmm latus,
maä diei XII Horas, XII menses anni, XII dfrttnpedaft esse votue-
runt. In der That bedient sich Polybios ausdrücklich der Bezeich-
nung Piethrant indem er c 27. 2 vom Pnltorium bemerkt ro r^' tft-
ßadov fi/na9m nt^anUi^gor. Nach Vorsus ist der ^or^iTe 1 heil
der Flächen im Lager bestimmt, und zwar auch hier durchstehend
nach dem Princip der Ackertheilung 2 Vorsus mler Actus zu einem
wgenm vereini^rt. Solcher iugern zu 20,(XK) □' zählt der Lager-
raum 153', s. das Intervall initjrencbnet Welche Verwandt-
whaft mit den Ackermalsen hier vorlie;;t, mag dahingestellt bleiben.
IMe rm??«'tznn}; in das Duo<leciraalsystem lag ziemlich nahe und
ward erreicht, sobaki man mir die Seite um 10' vergrößerte (18
X 120).
£s bleiben noch eine AniaU von KinieUieiteo zu bestimmen
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40
übrig. Nach Polybios nininit das rrätoriuin einen mr»f;lichst hohen
Platz ein (c. 27. 1 kw y.Ql^}^i'TOl^ del rt'htnr //poc niQaTontAtiav^
xoviov toi' t.niifitioictTov tii^ ai imiuv Itfia y.ai jiuQayytkiiiv i. for
or()((i i^ynü a/.i^ii] /.aia/.aUjiüvti). Da/ii stimmt es vollkommen, dafs
die Legionen nach der Seite, wo sie am Leichtesten Wasser holen
und fouragircn können, d. h. tiefer liegen. Man wählte eben am
Liebsten ein sauft ansteigendes Terrain (Uygin 56 nam quod aiHnet
ad adU dedumm m siaUieitda metaikme, jmmum hcm» habent,
quac ex MMpo «t emmeM^iam l&mkr «Mi^hmtiur) % Hierauf beliebt
sich wo! auch, wenn Polybios c 31. 6 die Westseite des Kardo, der
hinter dem Prfttoriam läuft, oHoti^ia nlev^ nennt Die Front-
seite des Lagers ist natQilich die dem Feinde sugelcehrte. Man hat
zwar bisher ganz allgemein die Front des Polybios fUr die strategi-
sche Bflckseite genommen; doch hätte, von den positiven Zeugnissen
abgesehen, die nähere Erwägung, da& die Soldaten und nidit der
Consul mit seinem Stab den Wall zu vertheidigen hatten, von der-
artigen strategischen Betrachtungen abhalten sotten. Der Irrtum
hängt mit einem zweiten zusammen, nämlich der Bezeichnung der
Thore. Polybios giebt weder Zahl noch Namen oder Ort derselben
an. Ihre Zahl wird u. A. von Josephns auf 4 bestimmt (bell. lud.
3, 5. 2 nvlai di hwMdofiovvjm vtaaoQeg xaS^ ViMxotöv tov negi-
ßoXnv xXifta, TTQng %e «MTodovg Tci/y trrni^vyüüv eiftagetg Y.ai Trgng
eycdgoftag arttZv, et mnenelyoi, nXnttlai). Gewifo passend hat man
ihre Breite zu 50' angenommen, da 10 Posten in jedem standen
(c 35. 5; vgl. Napoleon III, histoire de C^sar Bd. 2 Atlas pl. 9\
Femer geht auch aus den Feldmessern unzweifelhaft hervor, dafs
die Thore an den Kndpuncten des Kardo und Decumanus maxinsus
sicli befanden (oben S. 27). Das Thor an der ().- oder Frontseite
ist (lio porta praetoria (V^ctius de re mil. 1, 23 porfa anfc-m, rfttae
apptUntnr prarforla, auf orindcin sprrfarr drhd auf illnm lorum,
(fui ad hnsfis rcsjiirif : auf si ifi'r at/itur, iUam jiarfnn di'f)(t affftt-
dcrr, ad (/uam csf jo-oferfttriis cjcrcitas. Hy^in '»<> porfa jirarforia
Semper Iwstcin sprrfarc drhti. Festiis p. 22'J prarforia porfa in ca-
sfri.s apprUatur, qua rjrrrifus in j>ro( liam rfhtrifur. Tacit, Hist. 4, .SO
prai foriar portae (is aequissimtts locus)). Ihr gegenüber au der
1) Dazu Btimnit, wenn os Cne«. bell. Gall. 8, 36 heifst cognnxcit emttra
eorum, ut barbarorum fere consuetudo est, relictis locis superioribu« ad ripas
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41
BadoKite liegt die portm dem m ma (Hygin 56 (eatära) tu fMMm-
Ham le m Uer aUoUmdm; im qua pomtume porta deeimana eminmtis'
nmo loeo eomtMwtur, regumes eattris imhiaceanf. hW. 10, 32 o
tergo eotkrontm decumana p&rta imprfiis fartus ; itnquc captum «/ffoe-
tiorimn . , . eomirf dtuu cchories ttttri j)rap1oriHm inbH. Tacit. Ann.
1, 66 deeumana m wri m e pHebti^^ aotrsa hosti rt fugientibus Udior,
VcgetiOB 1, 23 deetmmm porta qucw apjH-Untur, jtost praHorium est,
per qmm ddmqmenife müües edueimtmr ad poenam). Dieser FQUe
VM flbereinstimmenden Zeugniaees gegenahor. denen kein anderes
widerspricht, bleibt es nahesn anbegreifliGh, wie man bisher beide
Thore mit einander hat Tcnrecbseln können. Die beiden Seitenthore,
dnicb wekbe die via prineipalis mündet, werden unterschieden als
porta jurmeipaOsi drxira an<l sinisti a (Uyghl 14 via jtrinnpnhs, qttnr
est imUr pmias df rfn-iormi rt sinhfriorem, vgl. Liv. 4, 19 34,46 40,
27), und zwar ist die nöFdlichc links, die sfld liehe rechts. Noch
sind 2 andere Namen von Thoren zu erwähnen : nämlich die porta
exiraordinaria Liv. 40, 27, welche aus einer rerderbten Lesart durch
eine vt-rkehrte (Vmjoctur in den Text gekommen ist; Klenzc S. 143
hat sich dagcjjon erklärt und Wei.ssenbom mit Recht praetoria statt
dessen aufgenommen. Dn(;e<;en erhält die jtoria deeumana mehr-
fach den Namen quaratoria (Liv. 34, 47 tumuU*» ex arersa parte ea-
str>'rnw rsf r rtyrtm. in poriam quavdoriam irmperattt Galli, 40, 27)
und zwar m passendem I'arallelisuius zur /»orfa jtraefnria.
Da nach a)nstantoni Sprachj^ebrauch die Ost^eite mit der ;>orfo
praeioria als Front bezeichnet wird, so wenlen wir nicht blos die
jHMrta prineipaliit (huira. sondern auch die ala dr.rfra an die Süd-
seite verlegen, neben ihr dwlt ffio pnmu, dann die hffio firtia^ \ und
die fda sinisira. Die>e Stfllinif; ist constant und wird dadurch nicht
altenrt, dals die rechte Ala und er>te Le^'ion an dorn einen Ta^c
zuerst marschirten. an dem folj^enden. um den Vortheil des früheren
Ank<»nnnens am La;:erplatz auszubleichen, die dritte Legion und
linke Ala. Ks stimmt genau zu unserem Ansatz, wenn Aemilius
Taulus ( Liv. 40. 27) die 1. Le^'ion nach dw portn pn»np<Uis (h rfra,
<lie nach «ler s-inisfm dirigirt. An dieser Anordnung, welche aus
der Betrachtung des Lagers selber sich ergiebt, darf es nicht irre
machen, dafii bei der Landvermessung umgekehrt öüden links and
1) Polybio« c. 40 fi von dem correrten SpnK'hj;obrmaA dw DcuÜich«
_42_
Norden roclits ist. Die vprschio(l<'ne Auffa.s.sunjj, vselclio in (irr Um-
kehr der lli'/cu linungen zu Taf^e tritt, hat eiuen religioseu üruud
und soll später zur Sprache gebracht werden.
In der Anordnung der Truppen geht das Princip durch, dafe
die geriogeren dein Feinde zunächst, die beBten am Weitesten ent-
fenit liegen. Wie desliaUi die Velitea vor dem Lager stehen, ao
steigt auch von dem InterraUnm bis ta den Prioeipia die NnnuBer
der Manipeb von 10 ra 1 aufwirta; denn ea ist Uar, daft der
Bangiintencliied, der zwischen den GentnrioBMi atilt^nd (?gl. Mar-
* qiiardt S.281), auch auf die Manipehi selber flbeiging. Diese An-
ordnang erhellt deutlich daraus» dab die via qumUma die 5. und 6.
Turme scheidet (c 80. 5 xa^* ^xemmr ftigag vor Vxt&p odletftw mro
xov wifumw ntrr^nmva n6dag wpunaatv, TW^mth^iag di wA
rag xw nt^tip ta§ug), und dallB die 10. lianipel die letste in der
ganaen Reihe ist, wie die Austheilung der Parale leigt (c. 34. 8 «o^
ZwaoTOP yiwg tm xw mniwp wai xCh ntt^v ht x^ dnm^ 09-
fudas xtXtvxmag axgaxan^tvovoiig wtxa xag ^tj^itts).
An üet via prme^füg liflgen die Zelte der 12 Tribunen in glei-
cher Entfernung von einander Obfir einen Raum von 750* ausge-
dehnt. Die Anordnung der Zdte wird von selber gegeben : ohne
Zweifel inQndetcn die 3 Decumani frei auf Forum Prätorium und
Quästoriuin, und damit bleibt für jeden Tribunen 50' Breite, also
Vi Vorsus, übrig. Lipsius u. A. haben auf die Tribunen in gleicher
Weise die Träfecten der Bundesgenossen folgen lassen: eine An-
nahme, die offenbar den Worten des Polybios widerspricht (c. 27. 4
«I hwQX*!^^^ %ikiaifXiO¥ h fxaatqt atQcnnntdtit . . . dviiv di axQa-
xofftStov niTOJV Titiv *Ftoftai7tMV atl fit^^ f-xaTtgov rior Inttton', rpa-
vegov Ott öiodixct yjhaQynvQ «ir'f^'x»; avaxQOtBvuv r/xtn'ot'i rotv Ina'
fvtv. TtO^taat (Jf /«s iovtvjv uzf^mc ^:n iilcn> tvlUmv a:iäoa<^ . . .
• 7. afpiotiiut ()' u).h]h'iv fiiv laor m totv /üiäQ/on' a/.y,vai, rnanvinv
f)V lönnv löaie .lao' o).nv tn rr/criroc cai riov ^l'ioiiaixiöv orgaio/ft-
(for .ia(it.Y.Kr); denn es wäre in diesem Zusammenhang un(lenkl)ar,
dafs die rrüfecten hätten rilicrj^an^'en werden können. Es fragt sich
nun, wo dieselben zu placiren sind. Im ganzen Verlauf seiner lie-
si'ln eibnng giebt INilybios hierüber nicht die leiseste Andeutung, wie
er denn iiberhaui>t in iietretf der Hundes^a'üdssen äusserst wortkarg
ist. Nur lieinerkt er an zwei Stellen, dais ihr Verhultnils zu den l'rä-
fecteu dasselbe sei, wie das der Legionen zu den Tribunen (c. .U. 4
nyui^üd by GoO«|le
43
ai fifMtxm'g. c 37, 7 <li? ttgomynr twg ftfr mgatttatag tote: Xß"
Xtuiixf**at tot'tovi; rf* tit roii; v/taintg. nv^ng «T foW nai Zi^iiiotr
o x*^t'9X'*S «»* ir^xtifiaLvnf xai /manyoti^ loix dt ovfiptuxoi^ tu
Trgaiff ixTot). Darnach dttifen wir io der l'hat jeoe anschauliche
Schilderung vom Lafserdiemt, wekhe alleiB die Römer erwibnt, auch .
auf die Bunde^enossm ttbertragen. Zan&chst fehlt es an enen
I/<>ral, auf dem die l'riifeden schallen küniuMi wie die Trihoiien aitf
der Via priiicipalis. Denn an letzterer haben die liundesgenonei
keinen Anthei^ wenigstens nicht so weit wie die I^gionen lagern.
Hier stehen nur r<>iiiis( )it> Posten, hier sorgen 2 Manipelu für Ordr
nnng und fieinliclikcit, hier treiben sich die Römer geschäftig oder
nOssig hemm (c 33. :i duia^ty las* ar^fiaia^ fjiaatov atfasoni"
dor H0V nQiyyu'jKor xoi rwr aotatüHf^ dvo inv £iV ^f,y tfitfUttta»
toi ti'mov tov 7iq6 tüy ji/l/ffp/i»!' * tj]v ytiQ diatQi(tifV ip taig »a-
9^t]fUQiiat$ oi nXttmoi iv»v 'Putftaitap tf tairt] 7toinvvtca
TtXmtU/). Wenn man aber die ganie Organisation erwägt, wie die
Manipeln alle It^M'ehlo von den Trihnnen erhalten, an tie alle Meldungen
richten. Recht erhalten, lielohnong and Strafe, wie das Trätorium
nur durch das Medium «ler Tribunen mit dem Heer communieirt,
so stellt sich die Notwendigkeit immer dringender heraus eine zweite
Via principalig fnr die liuiulesgcnossen ansfindig su machen.
Als solche bietet sich sie Straf«» dar, welche in der gleichen
rn ite von 1(M>' die Wi'sthiillte des I^agers von N(»rd nach Sud lial-
birl. In (lieser ganzen Hälfte liegen aufser dem Stab nur Elite-
truppeu der Bundesgenossen. Dieselben stehen zu deu i'nitecten in
einer l>esonden^ nahen Be/iehiing, insoferu sie von diesen pers<UiIicli
au>^gewahlt sind (c. 20. G nQtotov fiiv 90is vnaroig toi\: h ftn_(Sf:io-
dt iinayt n- t.i.tü^ juu ntt/tvg ittltyoi-üli TOIV xn/oi i/fioi c r/f(>ao(>-
tSnoiuin^). Ks liegt nahe anzunehmen, dafs den Reitern dieselben
< )t»liei;L'nheitea im Lageniienst wie den römischen und den Cohurten
die iianilicheu wie den Triariern zukamen. Man mochte i,'eneigt
sein zu vermuten, dafs die Zelte der Träfecten an der erwähnten
Strafse auf den Tlatzen nördlich und sUdlich vom l'riitonum stan-
den, ganz denen der i'ribunen entsi)rechend, aber mit der Front
nach West. Dagejien spricht offenbar das Stillschweigen des l'tdy-
bios und die ausdnicklichc Wendung von den cquitrs r rtrunnlitinni
C. Ml. n (f r Qtt in.it devovai ß)J;iovrtt^ f.ii it ti^v dyngar uim /.(ti lo
ox^ifjytoy xo» UMfutmp, Jüim weitere Mö^Uchkeit gestattet m
44
in diexelhe Roihc mit den Epilectcn zu stellen; donn auch im Lager
Hyjjins sind die Lc^iaten und Tribunen durch die Via i)rincipalis \om
Priitorium fieschicden. Allein auch dieser Versuch erledif(t. sich durch
das eben Gesagte und befriedigt am Wenigsten. Nach reiHicher
l'rttfung wird man doch immer dahin zurflekkntnmen, die Präfecteii
in die nächste Umgehung des Feldherrn, d. h. ins Prätorium zu ver-
weisen, wo es durchaus niclit an Raum mangeln konnte. Diese An-
nahme, welche nach äufseren (iesichtspuncten allein zuliissig er-
scheint, wird durch andere Erwägungen empfohlen, vwn denen unten
(S. 47) die llede sein wird.
Die Strafse, welche wir den Bundesgenossen als Via principalin
vindicirten, läuft in unmittelbarer Nähe des Prätoriams. Der Name,
den wir ihr beizulegen haben, ist vielleidit Ttaquintana. ErgrQndet
sich auf zwei Stellen, zuerst die oormpte Notiz des Paulus p. 256
(Moller): gumtana a^ipelhiiur parfa t» easMs post pndcinm^ M
rmm tätmOiim forum 9Ü\ wie dieselbe entstellt sei, weii^ ich
nicht zn entscheiden, doch wflrde wa dem Sinn entsprechen, wie be-
reits auch ▼orgesehlagen ist *). Dieselbe erinnert flbrigens bereits
ganz an das spfttere Lager der Kafserzeit, wo die via quhUcma den
zweiten und dritten Thetl desselben, Prätorium und QuäKtoriom
trennte {yfß. Lange zn Hygin p. 186). Auf ihr bewegte sich der
MarktTerkehr, wie die Wendung Suet Ner. 36 bezeugt. Dagegen
gehört in unsere Zeit die Erzählung Ton der Einnahme eines römi-
schen Lagers durch die Histrer Liv. 41, 2 : dieselben erstflrmen das
Prätorium praetorio deieeto ämpUmue quae t&t fuernuf, quaesto-
ritm fonm qtnnfanamqtie hosfrf! pcn-mmmt. Man hat diese Strafse
mit derjenigen identificirt, welche die Legionen halbirt; doch steht
Nichts entgegen, dafs die nämliche Bezeichnung sich wiederholt.
Der quhttarim ist zunächst der Umes gm quinque ceniurku dudit
(Hygin de lim. comit. 174; c. 30. G Sta tn naga ra ntfmxa tayfttna
nagrjxstv^, aber weiter auch der Ilalhtheiler, insofern 10 eine Ein-
heit darstellen (S. 12). Diese Bedeutung wird zwar nirgends dircct
überliefert, abor folgt aus der gromatis<"hen Lehre mit Notwendig-
keit. Als sicher hinstellen läfst sich die Benennung der Lagerst rafsr
freilich keineswegs; denn sie wird schliel^ilich nur durch die eine
1) Man k'innV inn die Inte^rritfit der N'fxcliriclit vm n ttin. sirli danuif
berufen, dafs die imrta iln Kniavn wio quae.<ti)ri(t vkd di-m nahen (^uästorium,
BO auch nach der aalten iStralsc (lutntana benannt worden sei.
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46
Strllc des LiviuH lM»zougt, nnd es wart* nar wol inö«4lidi, ilafs die
(i(;w.ilirsiimi)iiL>r üesselbeu das bereite verüoderte Lager ibrer Zeit
vor Auficn hatten.
Line lavsondcre Schwierifjkeit macht ili»' I>isl)o^itil»n von Prä-
Uinuni Furuni und i^uilstorium. l)ais crsteres ^enau iu der Mitte
lag. ist keinem Zweifel iiutei worfcii. Weiter versteht sich \m
seihst, (hifs nicht der gaii/e Kaum vdu Joo' im «leviert von dem
y.vh des Fehlherrn ein^'enoninien ward; auch unterscheidet I'olyhios
zwischen der a/.t^n] nn aiQittijni oder oiQctiijtoy und c. 3U 1.
r. 41. 2 loi iiiQuiii'/itn .u^tan'tont^. .Näheres lehrt Jusephus
hell. .lud. 'i. U (tvuontfiiiitn ()i n diuOfUrti; lujfj i6 aiQitHhitdttv.
■/.i'i iinnt^ iiM' <<{c n'tv i^ytui'inn' nxi^rii^ ii'iHvna, ituHti utinv df
unmt- lo m^fdijun n(t-'t .n({j(i.t injutr. Ohschon die>e An^'abe .>ich
aul die Kaiscr/cit l»e/,ieht, so herechti^'f sie uns doch um d:us Zelt
lies Feldherni ln iinn seinen Stal» iiiiti i/uhringen. Zunächst an der
liuck>eite des.selhen stand das Zelt dt> (^»uästors. I'olyhios drückt
sich allerdinj's ;>nschein»'nd in anderem Sinn aus, wenn c. M. 1 der
I'liil/ zur einen Seite <ies l'iütoriums angewiesen wird loi it la-
ftiiiii y.ci lai^ iint intiot x*tQt//iui'^ Und die Via decumana xin'
ut iijy I i]i IUI o/^iK/ / ;<o/ .itfjioKtmv mündet. 0»rrecU'r lu'ifst es
c. "II. J ftj.i utfit^ ni^ luv Ktiimoi liiQuaxtut'^. <^uwst(nium
wird iiandich gesagt sowfd vom Zelt des t^uästors, als auch von
dem Platz, auf dem di»' Proviant und ( ie|>äckctd(»niie aufgestellt
wurde. Diese /wiefaclM- Pedeulung sowie die Annahme der Lage
«les erstereii limter dmi Zelt de> Feldherrn, dem Prätorium in en-
gerem Sinne, wird durch mehrere Kr/ähluiigen hei l.ivius erwiesen
(41, 2 jiKidono titiriit) ml ijmu sdtriutii /oniin ii/niil<nniui»iur hostcs
jn n , mruut. thi (im Maga/in; runi omuiiitn n runi jmra/nni r.fjtasi-
tmitiiiu nijiiiini it sinttos In tos in qmusfitrio (im Zelt) tut < ni<smt^
i xinlns iii i iihdHü I jmhiri nn },it. lu. .tj ah trujn rastrorum dri utnuua
Jim tu inipt tus fttrtus; itdipo t uptutu i/tiar.sto/ iaiti (/mirstonfUf U/i L.
itfunints }\tUf>(i nirisus. nnnUumitniu imlr iul atftui. nmsul tumultu
r.iritiis t oluntts duas siH'iorum I.iKUtuun Smssnuanitiuf. quar proji-
mw /orte traut . tiori jntptorium iiihrt, nmnijn<l»s Irffionion ftntui-
p(tli ria huliu tt. 47 In jtortam ijxd» sioriain irrn}ni(int (inlli
rcsisfnitisi/iu' jiir(itiiirii4S oiridnant L. J'usfuniinni (/tKustornn . . . .
t't (llKiS JiKU /t rtns Sdi iinn rt (litcmios ftrnii niilif's). Die entspre-
chende, Stelle niiimit das Zelt des l^uästors auch im Lager Ilygins
eiu (lö qmie^onuM Uutturj quod tUüiuando tiniu^iorcs iUi peiUUuram
46
acreper 'nit. (jund cftf sujmi juwtnrium in rifforr portnr, quar rnhor-
tifms drfiniis ihi (rn<lf'nfihns drcimiuxt fsf a/iprjlafa. (/Karftforitou tni-
iiorc esse dchi t Idhtutinir '/intni jiidt innuiu, iit s(rif/(ir stdforuni po-
stirum jmwiorii pro.i 'muu sinf\ Wir dflrfcn hiernach vermuten,
dafs das /oU d»'s Quästors ni»"ht die ^aiize liütkwand des Priito-
rinnis einnahm, sondern dafs vom Thor aus ein direeter Zugang
zum Haupt(|uartier offen stund. Man nKk'hte annelunen, dals das
Zelt fief^en das (^uästorium, den Froviantphitz, gerichtet war.
Das Zelt dt^ Keldherra wird von Josephus einem Tempel ver-
glichen vatlt jra^Trkriaiov : eine Bestätigung gewährt Varro LL. 5,
161 ewtm atdmm * , ,m hoe locus si nuUus rclidus erat, sub dkfO
gm eatetr dk^airn-' teOudo (A toMinü 9itmUitidme,uf mt m prae-
Umo m eatMs. Damos erhell! entem, da0i dftflaelbe ein Giebel-
dach hatte gleich den Tempeln, ferner auch im Wesentlichen die
Disposition eines Hauses, dessen Mittelpunet eben das Gavaediam
bildet In ihm &nd ohne Zweifel der Kriegsrat statt, der vom Ort
auch selber den Namen praetoriim, erhUt; den Heerd des Zeltes
erwähnt Dionys 9, 6. Zu bemerken ist femer, daCli der Umfang des
Prfttoriiims ?on 800' genaa detiy'enigen des Gapttolinischen Jupiter-
tempels entspricht, dessen Grundrife ja auch nor nnbedentend von
einem Quadrat abweicht (Dion. 4, 61). Das Prälorium war nach
Osten orientirt, Ober das Heer hmsehauend dem Ftode entgegen.
PoIybioB bemerkt, daCs bei der Absteckung des Lagers dasselbe zu-
erst marldrt wurde, darauf die Frtmtseite des Quadrats von 200\
drittMis die Mitte des Raumes, wo die Trihuncn lagern, dann der
Lagerraum der Legionen (e. 11. G arjftaiav iTH^^ar rgnipf
f /ri ptatfS y^f'!"/^ X'^'oQX^f axtp^ovatv, rtTccgct^r .rrrp*
ti^tPtm TO atQafomda). Es sind das die Visirfahnen für den
Decumanus mnximus; aber merkwQrdig bleibt doch, dafs ausdrück-
lidi in der Mitte der Tribunenreihe, nur 25' von der vorhergehenden,
aber volle 125' von der folgenden entfernt eine Fahne stehen soll.
Die Bedeutung dieses Punctes wird sich am (Jeeignetsten erklären,
wenn man hierher den Altar verlegt. An der rechten oder Südecke
der Front des Prütoriums lag das iiuijitrdfnnmtt. an der linken das
Irihunul: beides nach Hygin 11 [aris inaidutis üHijuratorium parte
dcxfrd pfartorii ad riani prhirijtalnn nppotiimus, ut dnx in ro au-
(jurium rrrtr atprir possit, jmrte himi irdnival stafuitur. uf auf/nrio
accvpto, iiisHjur (isrmdat et cirrfifiini fi/iri ausjtirio tuUoqnnfur).
Das Auguratoriuui wird als Templum crwälmt Liv. 41, 18. Zwischen
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47
beidcD haben wir dieStabiwache untPr«robrrtrht. die vondonTriaricm
gsstellt fi() Mann betrug (c; 83. 12 ftia änttawv nai^* rjihi>av
mi/ama am f*ifo^ avfottjfft^ mx^iauKttl, r/n$ Hfia fnv itatpaliiap
frtt^amuvüfyt n^anff^ nffog tag httßwhag^ tifia dt noaftei to
Nitcli dem üoMgteo stellt sich die Ontralanlage des Iia<?er8
folgender Mafsen heraus. Wir erhalten ein lit^ hteck von 4.W Län^e
and 8f>0' Breit*?. Im N. und S. wird dus»eU)e von zwei 50' breiten
Wegen einLM'larst, welche dazu dienen den Verkehr der biindesge-
nikisisclieu lieiter hierher zu lenken. Dazwischen münden H Strafsen
gleiclKr breite, welche den Legionen angehören. Nach Westen läuft
nur eine einzipe Strafe aus. Umgeben wird der ganze Platz an :i
S€»iten von Klitereiterei der Bundesgenossen, an der vierten östliclien
von den ersten Türmen und Manipeln der I>epionen. Er z«M-f;iiU in
3 Alisi'hnitte, einen östlichen principia, der deij Körnern allein ;,'e-
hörf. l 'Kr lang, einen westlichen von nur * '3 «dieser Länge, auf doni
die Humlt>st:enossen allein zu Hause sind, einen neutralen (Iruinl
zwischen beiden in der Mitte. Der neutrale (Jrnnd hat gleichfalls
3 Theile, in der Mitte das Haupt(|uartier, das Uber beiden Parteien
steht, siidlich davon die Mai;azinv<>rrate, aus denen der (^Miastor den
Bundesgenossen so gut au.stlieilt wie den P.ürgern, endlich nördlich
das Forum. Hier verkauft der Quilstor die gemachte Pente, hier
bewegt sich der Handel und Wandel wie auf »ieni Markt einer Stadt ;
in der Näb(^ vor der porfa drcnmann lagern die Marktleute, «lenen
gestattet war dem Heere zu folgen (Caes. bell. (iaü. (5. (!rnnani
.... rursit ab drawmtut /»orta in easfra inrtiinjinr rotmnfio; nrr
j*hns si4tU i^üti . . . /fuani^ msfris aHpropinqunreut, us(fur ro uf ifui
sub rallo temlerrut mrynttorcs r/nfti/ftdi sui f'<%rnUatitn unn Imbe-
rttit). Forum und Mngazinplat/ sind die einzigen Puncte, wo Bflrger
und Bundesgenos.sen zusammen treffen: wenn man die ganze Di^po
sition des Pagers durchmustert, so ergiebt sich nirgemls eine (iele-
geuheit, dais beide Theile mit einander in P.cruhrung kommen. Aber
an den Feldlicrru sind beide durch den Kid der Treue gebunden;
in seiner Nahe herrscht Frieden, seine Majestät schlichtet allen
Streit. Wir sahen S. 44. dafs die Prafecten in der nuclistcn Umge-
bung des Keldberni liegen. Die Präfecten leiten ihre Befugnisse ans
der Kroennung des (Jonsuls ab (c. 20. '» im- //m- fuy.nvttnictr /.ui mr
X^iQtaftoy Jioioi'vim tmnov m tiöv ol xaiitarmiiytti iitv i'.io ti'tv
48
uQiifftnv omc); der aljwt'ichenden Ansicht Niebuhrs, H. G. 3, 623
entgegen müssen die Präfecten als röniisrhe Bürger angesehen wer-
den. Wenn sie in unmittelbarer Nähe des Consuls liegen, so schalten
sie nur als dessen Mandatare. Fiir die liundesgenossen gilt das un-
geschwächte Imperium, die Tribunen dagegen, welchen die IJürger
gehorchen, sind wenigstens theilweise vom Volke gewählt Wir
sahen, dalb der whinftle Streif von 50' Breite ober- und unterhalb
der Trihuften von römischen Evoeati eingenommen war; denn obwol
Barger and Bundesgenossen unter der Hohdt des PittoriuB neben
einander stehen dflrfen, so geschieht audi dies mit genanenter Ab-
vignng. Ja selbst wenn der Feldherr znm ganzm Heer redet, «o
sammelt sich dasselbe nicht etwa nnterschiedlos neben einander,
sondern vom Tribonal aus hat er 'xur Rechten die Bürger auf der
Via principalis, die Bundesgenossen zur Lralcen auf dem Forum und
der Quintana >). HOchst charakteristisch ist auch die ganz unterge-
ordnete Stdlung, welche die Infimterie der Bundesgenoswn im Ver-
gleich zu ihrer Beiterei einnimmt, von allen Berflhmngen mit den
RAmem und den Verkehrsstraften sorgfiltig abgeschieden und auf
das Intervallum hingewiesen. Sie entspricht vollkommen dem ari-
stokratischen Princip, welches die Römer in der Organisation der
italischen Städte ab) Richtschnur befolgten.
Ks ist bisher nur von den normalen Verhältnissen eines con-
snlarischen Heeres. L(><:i(U) und Ala jede zu 4200 Mann gerechnet,
<lie liede gewesen. Die Norm erleidet eine Reihe von Modificationen.
Die erste dersell)eu tritt ein, sobald die Stärke der L^;ion die an-
gebene Ziffer aberschntt(3,.107. ll hia* di xig ohoatß^eati^ nQo-
tpairrjiai %Qtta, Tovg fitv :u^vg iv hxaotfff orgaTorr^dfit 7ininTai
jitQi ;T£vrax/öx<Ai'nit,' fori," d' \7tnii^ igiaxoat'nrc. (!, 20. H). In die-
sem Falle wird das Lager sowol der Länge als Breite nach erweitert
(fi. 2S. oTur dt toic fitiLoai ai o((i onnhiii; yQvtviut, vn xaicc /o-
yi)v y.ai toi fn^xti /.ai ki» ßcti>ti jiQoüiii}taai)\ die Mafse (vgl. c. 32. 1 )
giebt i'olybios nicht an. Die nächsten Abänderungen betreffen die
Bundesgenossen. In der hinteren Hälfte des Lagers bleibt neben
den vxfnwnl'nmrü uuil hinter den drhcti ein Raum übriL', der H — •
4000 Mann zu fas.sen vernuig und au die auswärtigen Hülfstruppen
und die während des Feidzugs aufgebotenen Rundesgenossen ange-
1) vg^. die Anrede in den veronensor Vei^ili»chuUeu, Keii, M. Vwlerii
Prabi oomm. Halle 1M& p.l(M.
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wiesen wurde (c. 31. 9). iJeirhte <lies«»r lUuni nicht aus. so ward
von den zeitweilig anwe»('iuleii Huiule.sgenoA.seu ein I heil des Fo-
rang und Quäütoriunis occupirt (c. 32. 3 hiv di note uktopailff to
MV MBffOV ngaaytvoftipütr, loic fiip ix tov xatqov ngog voig nqou-
ff^votg xoi Tovi; /ra^a to aiqati^yiov aranltj(fovai ro/rotv, tijp
d/o^ar nai rnftttiop avvayuyoviis; tic ai tnv tnv xcne'niynrta
H^g tt]v XQ^i*'^ ro/foy). War hingt^^'eu die Stiirke der Huodes«
KenoH.sen von Anfang an zu «rofs, um sie nacli den gegebenen Ver-
hältnis'ieii unterzubringen, so wuni an der NonI- wie Südseite eine
Striga hinzugefügt (roi»,* 6' UQX',>i ai rtxHoQtrnfuyoiij;, tav / nli^-
ißos ttutvuitffoy, ^i fti/y ftUtv y/.ai^Qoi mi i/f'poic twv ' Fiofiuinftir
OiQttiniiiöt'tv -i(»ow' *tt<s' i -nt^Xitiüui>: .luga la^ r/. k'h' .ikayioty h.ii-
tfx/rtia^ .iu{fitni>iaatv). ward z. 15. ein Lager mit H»,0(MJ Hun-
^desgeuossen (I-iv. Jl. 17) um 2 Halbstn';en von je MW Hreite er
weitert um! datiiil iairte denn auch die stn'n;re <|iiadratisehe Form
auf. I>a> (Weiche trat hein» combiiiirteii l/iger von 1 (•<»ii>iiliiri.scheii
Ih'eren ein. rolsliius unterscliei(U*t iiieriii zwei lalle: ersU'iis wenn
beide ('^»nsuln anwesend .sind, zweitens wenn das ( '«»niniando nicht
V'et heilt, s<*n»lern einheithch ist. Im er>ten Kall wenh-n zwei ge-
widmliche Lager mit der Kückseite an einander gelegt (c, ."i2. ♦»
.titviutv d^ fr'/»' iiin!{tvty uiQunt.növiv VAti n'tv i.nttiov ctfufot^-
Qttjf fic f-ttt yi'tQU'AU üi rtd^ffttnixhvK'ir, nr^i^l' l'iigov dlt vnilv jtkr.v
6vu ifutiiinf^ xant liiv Iton h'tyov lUQtii^itif.i^/.i tag ui'nai Qau^üvag
uviui^ ai ft^^fiöijlßtti, oi yu.i iin'aac xatu //fc iviv h:ii)J/.tutv t-^attqftv
loi aiQittoiifdfn itntiii,in).(u. n?^ h;iinoifitr tig rit- /tiiiaiu ßXt-
jioyiit»; Kinf aftnty i/]^ oAi^t^ la^iii in/.f .:, ort di^ nvfißahtt yiyvtat^m
to uty oyiua i<(Q(ini^x€g, tu ät yvtqioy di.i'f.iuuov tov -tQÖüt^tv, ity
6h iitQiiinooy iiiiöfuov). Wenn man die letzten Anizaben im stric-
testen Mnne nimmt, so blieb das Intervall von 1(H>' />vischen l»eiden
Heeren bestehen und auf 21 •'>()' Breite ergiebt sich 4 »(M)' Länge,
(lewöhnlich streicht man das Intervall ganz, doch ohne rechten
(Irund: auf weniger als 1<mi' iiiiVt sich dasselbe sicherlich nicht re-
duciren und damit wäre die tiesanniitlaitg«' nur 4000'. Lin combi-
nirte> Lat:er mit getheiltem Uefehl wird Liv. 27. 40 erwähnt, l'o-
lybius fahrt lort oiay iitr oiy üiii^iuiy;, im^ i tuim^ ouif ni^^oi\:
ofiov tii OKI littdi i ttr, o'fH'ji^ dti yjtojyiai rui>: tJH>(ci n i Khiuiii' niav
6^ /i'/f/s, tuAAu ui-y ti'tuavK't^, tt]y <)" (iyoQav y.ai tu lufiitloy Kui
Iii üidufi^ytop ^iaov u^/tuot ihjp öioiv oiffatoniduiv. Ihese Worte
4
50
sind die QaeUe einer ganz anabsehharen Confusion geworden. Man
eiig&nxt den Vordefsatf im zweiten Gliede Sm de avftßoUrtj vov^
vnatüvg afi^atiqovg x^d^ aiQosomdtvu» und iMii dftfmiis ver-
sehiedeiUHrtifie Folgeningen. iaen2eS.126 fobt die Stelle so: »Wean
die beiden oonanlariaelien Heere »leanunen lagern, so madmi sie es
immer in der beschriebenen Art ; irann sie aber getrennt lagern, so
stellen sie das Pritoriam'a. s. w. in die Mitte swischen die beiden
Legionen. Das leiste ist aber gerade der gewöhnliche oben ausfflhr-
Ucb besdiriebene Fall, und dessen Beschreibnag hier widerspricht
der obigen Darsteilang entschieden«; hierauf Tenacht er die Reoon-
stmetion dieser Lagerform, von der als einer Ausnahme uns Poly-
bios kerne nfthere Beschreibung giebt. Planer und Marquardt er-
kennen hier keine Ausnahme, sondern die Kegel : die game aus-
filhrliche Beschreibung bezieht sieh nach ihnen nur auf die Hälfte
eines combiDirten Lagers, und nachdem also die Leser dniiph so ud(^
so viel Kapitel an der Nase herumgefQhrt worden sind, werden sie
zum Schlttib darüber aufgeldärt, dafs das gewöhnliche Lager total
anders aussieht. Die gro(!se Lücke, welche der Bericht des alten
Strategikers hier läM, wird von den neueren in ihrer Art ausge-
füllt Ihre Pläne stimmen besonders in den groI^Q weiCseu Flächen,
die sie frei lassen, flberein und entziehen sich natürlich jeder Kritik ;
nur erwecken sie ein aufrichtiges Redauern über die Mißhandlungen,
welche ein Schriftsteller wie Tolybios sich ^^efallen lassen mufs.
Derselbe setzt zuerst und ausführlich die normale Gestalt des
Lagers von 2 Legionen aus einander; sie erleidet zwei Modificationen
durch ein stärkeres Aufjjebot von Hundesgenossen während des Feld-
zugs, oder wenn ihre Stärke von vorn herein den Nornialetat über-
steigt. Auf das einfiiche folgt das conibiiiirte Laj^'er von 1 l-%'i<inen
und hier treten wieder zwei Fälle ein. da Ts nämlich das Commando
getheilt oder einheitlich ist: oiier um' ovr oiii,iair/i /opc v;u'iiovg
ufupoviqov^ ofiov a%Q<non£divuvj so wird das Lager einfach wieder-
1) Vor ihnen schon Salmasius Excrc. Plin. 472. Scheie (Graev. 10, 11U4),
Gronov und Schweighäu8er z. d. St. Von einer richtigeren Ansicht ging
Rtfiske, animadv. p. 453 aus öiiov et /"ioi\- vidnüur transpovendn rssr. Coii-
sides separata cantra Juibent, tum ea habent mc designata, ui paulo ante plu-
rünu demotuitratum e»t. »in autem ittncta, ttm relit£uijt omnibus immotis fo-
tum giututonum et pnutorium oMbomm nuüa tmgtronm m i uHtmmuil . S«in
Vonehlag iti gans unttatthaft.
nyui^ed by Goog
Sl
liolt; Srav 6i oviifkävf^ mg ^^ove afufmi^ocg Jd»^ ow^ant'
dn*«iv (Tgl. €. 26. 8 TOTTM d* ininwf hun^ roiror
toli aitov ot^onidotg)t itttllrHcli Hilter der Vonw w g tiun g inor-
m wird Forem QnlfCoriiim nnd FritoriiiDi in dra lütte iwiaehett
beide Heere geeetst If ithiii bilden alle 4 LegioiiMi einen eimiieB
HeerBflkflrper «id dieie Kinbeit mnib nneh ftufterlich aoflgedrOciLt
werden, dadnreh dn6i sie nnr ein einiiget Forum und Pritoriani er-
biU. Man wird sich etwa denken, dab die LInge des entern nm
das 2- oder 3fache vergrOfiiert wurde, je nach der Stirke der ev-
tr^o r d m a rii . Diese lagen alsdann an der Nord- nnd SOdteite ind
vor ibneo erstreckte sieb die Tidleieht anf 200' Breite aosgedebnte
Marktstralbe der Bundesgenossen ; im W. nnd 0. ward das Fonun
eingelaftl von den Prindpia der Legionen. Gin derartiges Lager
hatte ongelftbr 32—8600' Linge nnd wol kaum weniger als 6 Thore
durch die Verdoppelung der beiden Prindpales. Dasselbe im Ein-
sefam näher zu beschreiben lag keine Veranlassung vor. Heere
fon 4 Legionen wurden nur selten auffKestellt, aber t. B. Fabins
führte 217 ein aofehes. MH dieser lotsten Variante sind die Ab-
nahmen, weldie Polybioe su erwihnen hatte, erwhöpft.
Das Lager war nach den Zeugnissen des Polybios und Jose-
phOB ein Abbild der Stadt: ptOria oUtra ed mOUanM kate $edei,
vallumque pro moemhittf H imlon im mmm miqtie mBiii dtimi ae
penatrtt nmU heifiit es in einer Redcf des AemiUus Paulus (Liv. 44,
S9)>). Wenn das Heer den »iin liSger ansersehenen Plats betrat,
so war es nicht anders als ob Borger in ihm Vaterstadt zurfick-
kehrend jeder sein eigenes Hans aafeuehten (c 41. 9 Stav iyyh^ %u
Ct^atinida xcrr« ta<^ .inQei'ag tai fip^* t v o w o n t i tg 6 %6aoQ
nuQtfißolil>^f iv^ivtg iinarta yipttm nSfft fHO^tfiOf tntftmQntuvntg
ntd ovXloyi^ftivotg wt6 rnv ütgarr/yov oi}f4Cttac:. lotTrop huf
ürov üaqüig yivioaxnmtg h rroif ^ft^ lud nottfi toni^ ttg ^/iffg
axrfVoi dia tu ;tarfag top m tov xu.inv hrtxiiv xr^g m^tnont^
diicKy y{vtt€d tt Traganl^aiop olnv ni<x¥ iig .rohv ttoitj atgccrone'
iht¥ iyxiaQtop' xai yoff hitt duaüUvan%g ano tüiy ni Aü/y ivt^üag
fitaarw TtgnayoL-ai xoi Ttagcryivovfui rr^og tag i&iag oWi^aui; adia-
ntiäfttag, dta to m96lov nai xoni fti^ yvpwnu» nov t^g no^^Mtig
1) Vegettut 1, 21 vom rein miKUrbcben SUndpaaot «eetirt miKUM dk$
^^^ft^^t^^^^^^f ^p^^Äi^^Bj^8(d^^ ^^6(^I^P^ 6l80t^^^B^6M6 ^56^^^^^(^^^B^ ^?8dÄ^?^Ä^6^^iJ6^ ^(^SCJÄ8^6 66^^6^^66^^ ^^V^P0^tdl9^^^v
S2
ianv av€otg ^ Tuaahxng). Kleiu» 8. ISl. hat auf die Verschieden-
heit in der Beieichiiiuig der abgesteckten Felder anfineiksain ge*
madit Das Zdt dea Feldherm wird durch ehie weifte, die Front-
seite des Pr&torium, der Altar (S. 46), der Anfang der Via deeu-
mana durch rote Fahnen markirt Im Lagerraum der Legionen
weehsdn Speere und andersfitrbige Fahnen (c 41. 7 ta ^ ini 96-
TC(»a noti /thf ifnla do^ora nijywnvoi, noti Öi ai^fiaiag i»
aXhap X9^fiar«ap). Eine merkwOrdige und gewUb uralte Symbolik:
man wird annehmen, daft die Straften durch Fahnen, der LBge^
plats der Iftanipeln durch Speere beseichnet wurden. IKe katto,
wie Klenae auaHlhrt, erschemt auch hier als Zeichen rechtm&ftigen
Besitses. Wegen der Uebereinstimmnng von Lager und Stadt sind
denn auch in historischer Zeit eine Menge von Städten aus Stand-
lagem hervorgegangen. Nicht nur in den Kämpfen gegen die Bar-
baren in den Provinzen, sondern seit Anbeginn der römischen (ie-
schichte. So soll Signia, die Stadt der signa, unter Tarquinius Sa-
perbas entstanden sein nv ruxia TtQomQsaiv, diV ixtov aovofiatav,
XUftaaccyzütv ev Tip X*^^'H' oxq<xthotoiv y.at Tunaaxeiaaafi^vw
TO at^momdov ibg fir^Siv diatftqtiv itokton^ Dion. 4, 63. Auf ähn-
lichen Ursprung führt der Name von Salmium Casirvm Sdierm
(liiv. 32, 29), Castrum Tmentimim Truentum, Castrum novum an
der Küste von Südetrurien und Piceuum, letzteres wie auch Saler-
num Bürgercplonie.
Das altrümische Lanier ist ziiLrlcich ein Ausdruck des altitali-
schen Staats. Es beruht auf zwei l'undainontalsätzeii : der (ief:^pnabcr-
stellung von zwei versdiicdenen IJiirgerschafttMi. die sacral uctrenut und
politisch nicht gleich steheu. Die Hechte und i'liicliteu beider isind
mit der weisesten lierecliiuing gegen einander abgewogen. Bundes-
genossen und Bürger verhalten sicli wie Plebejer und I'atricier im
römischen Staatswesen. Zweitens findet sich auch inuerhalb dieser
beiden Gruppen die näinhche (Uiederung durchgeführt, welche wir aus
der Verfassung kennen. Mit der Ausbreitung des Bürgerrechts über
ganz Italien verlor die alte Form ihre Anweudungsfähigkeit; gleich-
zeitig hatte der Vetfidl des Gemeinwesens nebst groften milit&ri-
schen Er&hrungen die taktische Organisation der Legion verändert
und die BOrgertruppe in eigentliche Soldaten umgewandelt Fortan
• sind es ausschlieftlich mOitärisdie ROcksichten, welche die Anord-
nung des Lagers bestimmen, und aus diesem Grunde hat auch die
Beschreibiug Hyguu nur ein müitftrinies, kein allgemein tistorisches
L lyui^üd by Google
58
Interesse. Die llnuptzüge sind hier noch bewahrt: die reRdm&bige
Kinthciluiii; (hirch Kardines und Decumani, Zahl und Namen der
Thore, dir Uedeatiing der nVi fyrincipalis. Aber aus den 2 Haupt-
thcilen sind jetzt 3 geworden, indem der vordere (praeimtura) be-
<i(>utend eingescbriiikt, dahin^egeD der Abschnitt von der via prm-
dpalis bis zar quinlana als laiera praäoni^ und drittens der Ab-
schnitt vf>n der qumUmatnr porla dentmnna (rrientura) in entspre-
chender Weise erweitert werden. Mit dem Aufgeben des alten Schema
hat man auch das Decimalsystem beseitigt and durch das der römi-
schen Crninatik geläufi;;erc Duodecimalsystem ersetzt: Hygin rechnet
ausschherslich mit (kr Einheit von l'iO' (das Semtstrigium bt ihm
'M X 1-20'. das Prätorium 72ü' lang, die Wa prineipaiis 60', via
quitUatM'HV, tna soffularis .iO', dius ganze Lager 2400* lang). I>ie8er
Uebergang lag, wie ä.39*beiiierki, nicht weit ab.
Kapitel IIL
Die Stadt
Die Bedeutmig, welche Städte und städtisches Leben in der
Geschichte eingenommen haben, ist zu verschiedenen Zeiten und bei
verschiedenen Völkern eine sehr wechselnde gewesen. Die städtische
Ansiedlung bezeichnet einen ansehnlichen Fortschritt der Cultur;
fortan b^iimit deren reichere Entftltnng durch das Zosammen-
scblieften der Massen, den nnunteibrochenen Gedankenaostansdi der
IndiTiduen, die immer weiter dnrchgefUthrte Theilang der Arlwit
Aber auch die erste und unterste Stnfo derselben wird nur durch
eine lange Reihe von Erfohmngen ermöglicht Das Einxelleben in
Dorf und Weiler im Gegensatz lur Geschlossenheit einer st&dtiachen
Commune, bAuerliche Gauordnung und staatliche Verfassung gehören
gana verschiedenen Entwickhingen an. Die Deutschen erscheinen
bei ihrem Eintritt in den Bereich geschichtlicher Ueberlieferung als
bäuerliches YoIkO* Auf dieser Stuie verharren sie noch Uber ein
Jahrtausend. Langsam wachsen die Stfidte heran aus den festen
Bmgen, welche die bischdfiieben Kathedralen umgeben, erst im 13.
und 14. Jahrhundert werden sie neben Adel und Geistlichkeit eine
politische Macht im Beich. Die Geschichte der Hellenen und Ita>
1) Tadt. Oerm. 18 fntBat Oermmunm popiiKt urbet kabOmri mIw na-
hm «rt, m paH gttidem itUer se iunctas sede». eolunt disereH ae diveni, nl
f<m», ut campm, nemu plaeuit. vicos locant non in nontrum morrm cone-
xis et cohaerentibtut aedifieiis; niuim quir^fiitr dnuunn .ipatto circumdat, sive
adversus casus ignia remedtum Kice tnsntiix ardificamli. Ueber deu Abscheu
der D«at8cben gegeo Städte ilmmian. Marc. 16, 2.
L lyui^ed by Google
56
lik<'r. soweit sir sich «Ut iMirschun;^ «Tschliefst, hat jene ganze Kot-
wicklting iMTt'iU (iiirchni«'ss«'ii. Im Altertum lie^t die Entstehung
iliT Stallt weit Inuter jeglicher Uebcrlieferun«. histurischer wie sagen-
hufti r. /»iriuk uini nur die Speculation, g^'stutzt auf vereinzelte An-
kl.iii^f ältester Sa^*' i»nd Sitte, vermöchte eine l'erio<le zu constriii-
ren, in der die Culturstufe der Hellenen und Italiker derjenigen der
liermanen. wie Tacitus sie schildert, t,'eglichen werden konnte. Dies
Factum verdient für die Beurtlieilun}^' der antiken Politic eine weit
gröCsere Berücksichtigung, als ihm hisher zu Theil geworden ist.
Kine Untersuchung über die Anlaire der alten Stadt nimmt
ein allgemein hi>torisches Interesse in Aiisi>ruch. iH-nn durch die
genaue Kenntniis des Locils wird auch das V'erständnifs der reh-
gifVsen und politischen Institute bedingt. Man liat immer nur die
liufsere Seite dieser Frage erwogen, indem theils die Topographie
der wichtig n Localituteii eingehend behandelt, theils vom antiqua-
rio h-architektoüischen Standpunct aus einzelne (iegenstände hervor-
geht»l>en wurden. Ks wäre unbillig, die Ergebnisse, welche in der
einen wie anderen iüchtung gewonnen sind, z. !>. die Aulkiaruug
der Topographie H<tms durch die vereinten Bemühungen trefflicher
(ieielirten Deutsciil itids sowol al> Italiens, oder die Darstellung der
antiken I{efestiguiii;>lehre iii den schonen Monographien von l'romi.s,
gering anzli^^•lllag(il. Allein auv li Ix'i der uul»ef ^n;i»'!l^teIl Würdigung
dieser Leistungen darf man sich doch nicht \erlielilen. dafs sie die
Haupt- und Kai dnalfrage, in wie weit nämlich du: Anordnung und
(i(»Uiltuug der Loyalitäten von all^jemeiii historischen, politischen und
religio.sen (iesetzen abhängig ist. nicht nur nicht aufgeworfen, son-
dern schlechterdings nicht gekannt haben. Es ist der Zweck dieser
Schrift die Existenz solcher (iesietze nachzuweisen.
Eine Untersuchung über antike Stadtanlage und -Verfassung
darf nicht beginnen mit dem Versuch, die (ienesis von Stadt und
Staat zu verfolgen, noch die Elemente nachzuweisen, aus denen
beide entstunden sind. Sie hat vielmehr auszugehen von der voll
und fertig dastehenden Fonn. Die antike, namentlich die italische
Stadt entsteht nicht gleich der modernen und mittelalterlichen im
langsamen Verlauf der Zeiten, von einzeben Häusern zum Dorf,
vom Dorf zur Stadt anwachsend. Sie wird auf einmal gcschaflen
durch einen einzigen poli tisch- religKisen Act Sie weif^ stets ihren
Grttnder zu nennen, dessen Verehrung fortan im Cultus des Gemein^
Wesens eine der wichtigsten Stellen eiuuiuunt. Ja nicht blos ta
56
Gründer und das ( Irilndunjisjahr, sondern seihst den ( Inindunpstag.
den man alljährlich als städtisches Fest feiert'), hcmgeniafs gieht
es auch einen allfjenieinen italischen (»ründungsritus. Der Stadt-
gnlnder, so berichtet Cato -), spannt an den Pflug einen Stier und
eine Kuh, jenen zur Hechten, diese zur Linken, die Kuh einwärts,
den Stier nach Aul^en. Mit verhülltem ilaupt umpflügt er den zur
Anlage bestimmten Raum und glcbt Acht, dafs alle Schollen nach
Innen fallen; denn die Scholle bezeichnet den Gang der Mauer, die
Forche den Graben. Wo aber ein Thor sein soll, profanem Aus-
nad Eingang dienend, da hebt er den Pflug ans dem Boden und
trägt ihn aber die SteUe hinweg. Wte die römischen Gddntan ita-
lische Inatitationen den Etruskem beisulegen pflegten, so geacbieht
es auch mit dieser. Man erlcennt hierin ein Zeugnifs ihres niiYor-
denkfiehen Alten, dem sich andere an die Seite stellen; k.B. weist
die Vorschrift» nacii welcher die Pflngscbar von Erz sein mnlSite
(Bfacrob. Sat 5, 19. 13. Phit Bom. 11) in eine Zeit snrOck, wo
der Gebrauch des Eisens wenn nicht unbdcannt» so doch wenigstens
nicht allgemein war (Kap. 4 An£). Das Ziehen der Furche, des
sulem pri migm i uS f hetlbtiimre, die Pflugschar um», eng Terwandt
mit orbit und utbs. Nach Varro (ebenso Dig. L. tit 16, 239. 6) baben
alle nach diesem Bitus gegrflndeten Stidte Anspruch urbes genannt
m weeden (LL. 5, 143 gwcw et cßpiäa, qitae prma ermU eSram-
duda aratro, ab arbe et utvo mbw; et ideo eoioniae nostrae ommt
in literis antiquis scribuntur urbeie, guod Üem conditae mt Borna;
et ideo coloniae ut urhrs amdunfur, fp*od intrn jmnerium ponuntur).
Von dem Ritus werden Namen abj^eleitet wie Urvimm und ^Wwi-
num in Umbrien das Umpflügte, Sa^^imtm in Sanmium das Ein-
gehegte*). Wie auf dem Ochsenmarkte zu Bom das eherne Bild
1) Beispiele von StadtgrQndern und ihrem Cultai werden in Menge er-
wähnt. Wpit selUmcr die von GründnngsReron ; doch darf von Interainna
(Or. 689). Piitpoli {n colonia (iedueta C. .T. L. I 577). Amcria (nach dem «ehr
bostimmteu Zeu^rnirs V&ios bei Plin. N. H. 8. 114) auf ein häutiges Vurkom-
meu derselben gescblossea werden. Die Gründungsiage werden meines Wit>
•8M Dvr angegeben Ton Rom und Brondinnm (Cio. ad Att 4, 1. 4); doch
iai dies sudier ein Za&U. Dab dieselben gnüM allgemein in den italiselMD
Städten gefeiert «nrden, toll im 9, Kap. nacl^wiesen werden.
2) Fr. 1 , 1 8 Jordan. MttUer, Etnisker 3, 14S. Sohwegler, R. 0. 1, 446 fg.
Marquardt, R. A. 3, 1. 341 u. a.
8) Es giebt 2 Städte des Namens Urvinum, unterschieden durch die
L lyui^ed by Goo^C
eines Sti«>nK dio Stölln verewtf^, tob der aus Romalu» die Fiirrhe
om dif inilatinische Stadt gezofren, so erinnern mich aufser den
rOniisrhen die Münzen vieler Colonien an diesen Ritus '). Hierher
gehört ferner die alte Sage vom Ursprunir clor Samniten, wie der
heilige Ijenz der Sahiner von dem Stier des Mars m neuen Wohl-
sitzen {jefahrt wird und wo er sich niederläfst. da erfinden si«' ihre
Stadt und benennen sie ihrem Führer zu Ehren Koriamm. In den
nämlichen (iesichtskreis führen Städtonamen wie Tamrana in Saro-
ninm, Taumttia in Cnnipanien und Luranion. litwnmm in Apulien,
Bfn illdf und VifiHia in Latium. Man <larf aus dieser allgemeinen
UebenMnsiinmiunir mit I>ozu^ auf den Act der (irflndung auch auf
gewisse, uJH*r.ill durohstohende ( Inind^ätze in der AnInge schliet^en.
F.«t wird hi /»Mii:t iServ. Aon. 1, 422), daf> i<v|p nu-h etruskischeni *;
Ritus ji-LTiindete Stadt wenigstens 3 Thor»' und clK'nsoviel Teni[)el \
des .lupiter. der .luno und der Minerva hahen niufste. Nach der '
Lehr«' drr P'trusker war die Anlak'c v<in Städten, die Woihe von
.\ltaren und Tempeln dor Mau dor .Mau»'ni und Thore. ja seihst
die Disposition der fin/chun Ahtheilunven der Bflr)-'erschaft, der I
Tribus. Curit n und Onturu'n an bestimmte .schriftlich niedergelegte '
Rejreln tzehmiden Kestus p. Jm."» riiuaies »omwantur Etruscrn^tm
lihri. in «iftihus jirot srnhfnni est. <ft(n rifu cMuhmfur ftrhes, nrar.
aedes sacrt-ntw, q^m samcttkUe fWMh, quo iure partae, qmmodo trUmat
Bpriter- Ti It- inamon F Mrlaur^fff und Hortm^r {linW. <1 Jn'-i l>»i4 p. '2i\).
Anminium lt>il«t allerding« Kentus |). '25 vom FIuTb Ärimnitu (jet/t Marec-
eUa) «b «ml in d«r Thal «rhalten iUUscb« Städte h»u6g ihren >'aisen von
Mrt o fM BdwFlfcw. Dook koui wabneWallob «a«b das Uvfdnbrto vor;
gvgeawirtig bwaaehnet der ItaUtDar ia der Ileg«l kldaare FIftiM «ad BidM
■aeh dem OrtMladlca, wia tboiiaaiit leiDeNaiBMifebaBg voe «bm g cr ia gaa
Natursinn reugt. Da nun die Ableitung von mtare ^ntit voa idber tieh an die
Hand piebt. wird man ein»- l'ebcrtragTinp de«« Stadtnamrna aof den Fiufs
TieUficht erst in rnmi'«cher /oit annplunrn dürf«m l>l>»'r ^»'pimtm Momm-
MfO, I'nterit. Dial. S. 262; dertteU>e nu-int, <l»ft auch lirrcHlanum nicht von
Htrenle», sondern direct von hereere berkomnitu kuantv. — Curtius, Gr. Etym.
78 irici BcdnlMa, mh$ nad wwra nnMMasattollMi; dock MkMai Uot
wiiUkh «ia Ctbifguif voa • ia anftoowam worden lo dfirfca, wie deaa
die Sehriftetellir nor dio Fona Ürhimmm, dio lawkrifloa aaeechliefeli^ Cr'
•MMMH kennen. Da* bekannte Schwaakin Voa v aad h in der Kaisertoü ge-
atattct zum Wcniff^ten einen derartigen rr herirang ia lUoror Zeit 8l6g-
hak KU bezeichnen (Conwen, Kr. Heitr. 8. 167).
IJ Eckbel, dootr. nanun. 4, 489.
58
euriae, centuriae äistrilmantur, exercifus constituntUm', ordmeMtHr,
' oeierc^i^ eiuftmodi ad bellum nc pnrrm prriirumiia^.
Man mochte geneigt sein Aufki;iniii^M'n liicnlber bei Vitriiv zu
suchen, der in seiner breiten ausführlichen Weise ül)er Städtebau
mancherlei beigebracht liat. In der That beschranken sich die bis-
herigen Jtehandhnmcn (b's Themas im Wesenthchen auf eine Para-
phrase der betrettenden Kapitel (1. 4—7. h. l — 3) seiner Architektur
Eine nähere Prüfung lehrt indefs bald, dafs V'itruv sein Compendium
ziemlich sorglos aus verschiedenen griechischen Quellen zusanimen- •
geschrieben hat; sie läfst überhaupt die hohen Khren, Nvelche das-
selbe bei solchen Praktikern wie Köniern und Italienern genossen
hat, als kaum zur Hälfte verdient ersclieinen. Die Vorschriften,
welche er Über Städteanlage giebt, sind rein äu.sscrer Art; sie neh-
raen ansschlie&lich «if •Nützlichkeit, Zweckmäßigkeit und SchllBlMit
Rfidnicht Von den politischen Einrirhtangen, den religiösen Er>
fordenussen einer italischen Stadt ledet er kanm ein Wort und
YORftt eine arge Unkenntnila), wo er sieh einem derartigen Thema
nihert Zu Terwondem ist dies alles nicht; der nationale Staat
und die nationale Beligioo waren in der neuen Zeit so Tertadert
und Tefgeesen, dai^ ein BaulrOnstler keine klare Anschauung der-
selben mehr haben konnte. War mflssen dieser hellenistischen Auf-
fassung entgegen als Axiom ,fBst halten, daft die italische Stadt
gleich dem Lager als ein Ausdruck der italischen Verfusnng aniu-
seben ist
Weit bedeutender als Vitruv erscheinen für unsere Aufisabe
die Feldmesser und besonders deshalb suverlissig, weil sie- wirklich
Fälle aus der römischen, nidit wie jener aas der griechischen Praxis
bdbringen. Die Principicn, welche sie der Stadtaolage zu Grunde
legen, sind die nämlichen wie bei der Feldmessung. Decumanus und
Kardo maximns st* llen die beiden Hauptstrai^u der Stadt dar und
thelleu Stadt und Land in vier Regionen. In dön zahlreichen Fi-
guren, welche die Limitationsschemata erläutern, bildet ein Kreuz
stets dicPiasis. Unsere Autoren betrachten als vollkommenste Form
diejenige, wo der Schnittpunct von Kardo und Decumanus genau
in die Mitte der Stadt auf das Forum fällt, und von hier durch 4
Thore die beiden llauptiimites auf das Territorium laufen, diei>cs
1) Ich nenne Hirt, Qetob. d. Bankoiut 8, 442 fg. CMiiiia, Arehitettara
Komaua oap. 1.
wi(* die Stidt in 4 gleiche Regionen zerthcilcnd. Hygin p. qui-
bmtdam ed mi ii p^tea emittitutüs, sicul in Afrka Aämtdetm, dee^
mamm mtmmm U kmri» a mUaU oriumtur et per quaUu&r poriat
m morem castrorutn tä viae ctmplissimae ImUi b M dmgm tm , kate
€tt cmuMmtmäonm Imiitm ratio pulcherrima: nam eoloma mmm
gmUmmr perUeae reffiones eotUmet et eat eolenMus vkima undique^
meeKt fnoque Her ad forum ex omm parle mtfmde, sie et in eastrü
ffromtt ponUur in tetrmtemf qtia veUU ad forum cotwemahtr, Imie
eonslituendorum Umihm rationem servare drhcbmmSj si huie postu-
lationi et locorum tiaiura suffragabit (vgl. Fig. 154. 158. 196). Aber
heureitiicher Weise konnte diese Form nur in verhiiltniräinäDiHg sel-
tenen Fällen zur Anwendung kommen; denn sie erfordert eh<»nes
flaches Terrain. Nun aber waren die meisten Städte Italiens in den
Zeiten der Landfehde gegründet und an festen geschützten Orten
angek'kn. an denen eine kunstjjerechte Limitati(»n sich entweder schwer
wier j^ar nicht durchführen hefs (p. 17.s antiijui mim profrter stibita
Mloi um }nrtcula uon solutn erant urhts ranU-nti nngere muris. ve-
ruin t'fiam loru aspfru tt coti/ratfosa s(tjis tUythavt, uhi Ulis a#M-
jüwisinium jtn*putfnnrulum rssft ei if).m loci natura). l)ie Kunst hat
sich deshalb zu weitj^ehenden (Vmcessioneu an das Terrain verstehen
mQsseu und ily^ni sieht sich zu dem (iestiindnifs j:ezwungen p. l^^l :
iiaqur loci tuUura pcnnütif. mtnnit iH stmirr iltlMmius: sin autvtH, ,
j,ro.nnii4ui t<tttoni. Ks wurde /.Nvcrklns snn die Variationen, welche
bei den l"«ddmessern erwähnt werden, cinzehi aufzuführen. Die
ganze Theorie erhält erst rechten Wert, wenn man sie aufgegebene
Verhältnisse, d. h. auf die Städteruinen anwendet. Ks ist zu be-
dauern, dafs dieser Zwei.:; der antiiiuari.«5chen P'orschung t)islu*r keine
genügende Ttlege gefunden hat. Die Masse der italienischen Muni-
cipal^eschichten ist mit allem niö^;lichen Wust anv'efilllt, aber läfst
uns in Stich, sobald wir eine exacte Angabe des l liatsäcliliclieii er-
warten. In F(d;;e dessen mufs ich die liesprecbuug vun Ötadtpluuen
auf eine sehr geringe .\nzahl beschränken.
Das von Augustus ge<;rUndete Aosta {Augtista f'rartorin
lassorwn) gehört zu jener zahlreichen Classe vtm Städtni. die aus
einem Standlager erwa< hsrn sin<l (Strab. 4, 2oti ntm/thni ^ M
fmivtv :n'in!<<t^ fjixiot lir ;io/.ir ^iiyot onfv n hc'iOdQ, n i^t huqu-
tn iHhtai x(t{}i'<o (>i\tQQ(iy). Sie hat die Form eines Hechtecks
von T J4 m. x jTJ m, = J4 rJ x VJ'M röm. Fufs, die lanjze Seite der
Dura parallel laufend. Öie gehurt einer Zeil an, wu die 4uadraCiäcli«
60
Form und die Dispositinn des alU'u Lagers boroits aufjiptehen war.
Ilm sn iiici kwürdiger lileibt es. dafs der Umfang desselben so schart'
auf die liiiinen von Aosta zutrifft (8600 und 87()(;'), I)ie geringe
Differenz von 166' ist noch um den achtfachen Betrag der Mauer-
dicke zu reduciren (denn das Mate von Aosta ist aufsen an der
Mauer hin genommen, wie nlaii aosdem Plan bei Promis *) ersiebt, der
Umfang des Lagers ohneBackskht auf dn Wall besHimnt) und wird
dergestalt fost auf Null gebracht*). Der Deeamanus mazimiis theilt
dasselbe in zwei gleiche Hftlften, eine nördliche und südliche. Sein
Lauf wird durch die beiden erhatteoea Thore, der paria praäoria an
der Ost- und der porta deeumana an der Westseite bezeichnet
Er illlt hier zusammen mit der grölten Heerstralte, welche ans dem
Thal der Dom, spftter sidi theilend, aber den Grölten und Kleinen
Bernhard nach Gallien hinaberfilhrt Mithin trifft die Bemerlrang
Hygins p. 179 hier sn: qmbuBdam eohmia deeummmm maximim Ha
eimtHiiientiU «t «iom eimaäarem immmmtemper cohmamcontmeret;
aieut m CmpaiiM cohime JaimtaiL deeimams imakm» per viam
Appiam obBerwämr % Aufter den beiden Hauptthoren haben <ere
Schriftstidler derai vier andere nach Norden und Sflden angegeben.
Promis (S. 131) läugnet ihre Existenz und behauptet, dafe sie erst
im Mittelalter gebrochen sind. Einem solchen Kenner, der an Ort
. und Stelle umfassende Ausgrabungen angestellt, darf man nicht aus
theoretischen Gründen widersprechen; so seltsam es allerdings er^
scheint, date eine Stadt» in der 3000 Colonisten angesiedelt waren^
1) Carlo Promif le antichitl di AoeU, Torino 1862, S. 127 fg. vgl
den Ailat.
2) Anoh in den Legem, welohe dnreh die Kadifonchnngen l&r Ni^o-
leons III Iiistoire de Cesar ans Licht gekommen sind, ist der alte Uufimg hie
und da strict festgehalten: vgl. im Atlas zum 2. B. pl. 9 das Jjager an der
Aisnp fast ein Quadrat (655 in. uud 858 m. gröfste Durchschnitte, ümfan^,' lie-
gen 2W)Ü m.); pl. 22 von Gergovia (ßSO X 560 m.); ferner pl. 13. 20. 30 mehr
oder weniger unregelmäfsig^r Form.
8) Die Namen gewfthran eine ungMoehto Beitätignng ' i&r unaere Gon-
atnietion dea Lagers. Naeh Pronia p. 142 hieb die jiortolVMforMi ias Mitteln
alter T^orta 8. ürsi und später deUa Trinitä. Perö la viva tradizionc una
in äUra etä h- diede, altneno dal risorgimento deüe kttere in poi, 9 le dä t«t-
fOfll notne di Porta JVetnrin con rsattifisima appelhtzionr.
4) Der Plan von Terracina (Fig. 153) giebt allerdings ganz andere Ver-
hältnisse, als der Text sie fordert und in Aosta sich finden.
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in ihrem Verkehr auf zwei Thore bnchriUikt ^ewo^^en .'M*in soll. Was
die AiiurdnunK (l«'r Stadt betrifft, so nimmt I'niiuis drei Kaniinea
an, durch welche dieselbe in acht grofsc lUH-htink«' getheilt worden
wäre; zwei der letzteren sv'wu von ("»ffiMitlichcn (iebäuden eingeiMNB«
Dien, die übrigen »ecbs durch je drei Decuniani in 1 also ün (ianzen
in 24 Quartiere Eeriallen. Darnach wären 125 Mann auf jede«
Quartier gekommen. Doch encbeint diene Dtspoeition etwas hjpo-
thetisdier Natur zu aeiD.
Das Beispiel einer späten regelniäfitigen Anlage gewähren
auch die Ruinen von Sw^mmm in Samninm. Da mir kein bes'ierer
bericht zu Gebote steht, als Keppel Craven ezcttrsions in the Ab-
ru/zi. I»ndoD 2, 131 fg., hisse ich dessen wichtigsti^ Angaben
iolgen: titf nummy of the wviU cmd the stjfh- of most of the rf
mmhut irhich thnj ntrirde, is of Roman and twt venf remoie ejreeu-
Hau. The fraymetUs are neverthelets extrenti h/ üUerrsting, at mmcA
frotu their mtmber aa firom somr pmdiarities thvy rjUibit, amonff
%rhich nothinif is tnorf rt^utrhaldf than the reffttlarHif of Um in ihr
tcall% aml titai oißservtd in flu sifuution of the fmtr yuits, pUwcd
at the four ntrdiudl poiniä, ut exad distances front 'urh ot/u r. u^ith
tioo sUaiyht rouds, runnimf Itettceen thet», itderstrting mch nthr
ejcaetljf in iln' cenlre of the Inclosure. This last (hsrrihrs a prrfrrt
Sf/uare vUh the anytes dighthf rounded off'^), and the Ime of tralht,
wkiek arc of Ute best apeekt of opus n ticidaUtm, i» müre m ifo at-
f«NMON, though rumtm in nmny jnirts.
.\uch von Arlminmn, dem heutigen Uimini, läfst sich der Grund-
plan feststellen -*). Ob derselbe auf die Zeit der Grttn'dung, oder
aber auf die 269 deducirte Colonie zurückgeht, mufs freilich dahin
gestellt bleiben. Der Deciimanus maximus wird <lurch die ria hla-
minta gebildet, welche die Stadt durchschneidet und als vin Actndia
sich weiter nach Tlacentia fort.setzt. Also wiederiiolt siili hier das
bei Aosta erwähnte Verhältnirs. Der Decumanus läuft von dem
östlichen Thor porta Hotnana, dessen Lage durch den Ehrenbogen
des Augustus gesichert ist, aus und entspricht genau der heutigen
Haupt8tra£se. Am Westende lag die jetzt verschwundene porta Ual-
1) vgl VitruT 1, 6 eoOoeanda atUem opfida miU mm fuadnUa mee pro-
eurrvnliftiM angküM, ted eireuÜtoHibm ... tu qmb¥$ tmim tmgtili proeummt,
d^tleiliter defenditur, fitod angulus magia hostem titeatur quam eirem.
2) L Tonini, Bnaini afaali U prineipio d«U* m volgmre, Riatiii 1M8,
p. 187%. mit Plan.
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62
lira; ihre Stelle wird durch die prächtige antike Brücke, welche
über die Marecchia führt, jiräcis Ix'stimmt. Ein drittes Thor an der
Südseite ist noch erhalten, 'l'onini weist aufserdciii aus mittelalter-
lichen (^U'lleii die Existenz von 5 anderen Thoren nach. Da er zu
diesem Resultat }i;el;in;,'t. oiine an irgend welche Theorie zu denken,
dürfen wir in di-r That Aritninuui die Zahl von S Thoren i)eilegen,
die später bei ronipeji wiederkehrt. Von dem erlialtenen Südthor
läuft der Kardo niaximus aus, der im Norden nicht (hnch ein Thor
mündet, sondern, wie (»s scheint, an der Mauer endigt. Der Kanlo
schneidet den Decumanus auf dem Hauptplatz der Stadt {pia~^a di
(liitlio Omrc), in dem man das alte Forum erkennen darf. Für
eine solche Annahme spricht eine sehr alte Tradition: hier stellt
u. A. der 1555 errichtete Stein, von dem aus GSsar seine Soldaten
angeredet haben soll, und eine Capelle an' der Stätte, wo S. Anto*
nius predigte. So darf das Kreuz als regelnift£}ige Grundform dieser
Stadt gelten. Mehr läfiit sich Ober ihre Disposition nicht sagen.
Die angefahrten F&Ue gewähren die praktische Bestitigung,
daÜB die Römer ihre Städte nach wesentlich denselben Prindpien
anlegten, nach denen sie ihr Land vennaCsen. Aber das Schema,
welches sie bei der Anordnung und Vertheilung Yon Strafsen, Quar-
tieren und Plätzen im Einzehien befolgten, ist damit noch nicht er^
mittelt In der That ist es uns nur m einem Falle gegeben, weil
wir nur von einer einsigen antiken Stadt den Plan mit Sicheiiieit
detailliren können. Pompqi unterscheidet sich von vom herein durch
sein höheres Alter von den genannten Städten. -Seine Qrandung
reidit wenigstens bis zum Jahr 600 v. Chr. hinauf. Strahn 5, 247
(der durehfl^lngig für Italien vorzüglichen Quellen gefolgt ist) giebt
an, dafs zuerst Osker hier herrschten, dann Tyrrhener und Pelas-
ger, d.h. Etrusker, endlich Saniniten. Die Eroberung Campaniens
durch die Samniten geschah 424 (Diod. 12, 31. Liv. 4, 37), mithin
haben wir noch einen angemessenen Zeitraum fflr die Periode der
Unabhängigkeit Pompejis und seiner Unterwerfuhg unter die Ktnisker
zu statuiren. Damit stimmen die Monumente: der sog, (iriechische
Tempel auf dem Forum trianguläre ist in dem strengen altdorischen
Stil der Tempel von Paestum und Selinunt erbaut, welcher dem 5.
und G. Jahrhundert angehört. LiegreiHicher Weise hat die lange und
wechselvolle Geschichte der Stadt die alten Bauten verdrängt und
den Charakter derselben immer mehr modernisirt; aber das Ergeb-
uÜ^ einer baugescliiclitlicheu Untersuchung, das demnächst in anderem
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68
Zusammenhang dargelegt W(>rden S4)ll, ist dies, dafli der Cirundplaii,
von unerheblichen Modificntionen abgesehen, noch gerade jetzt ao
vorliegt, wie er bei der (irtlndung festgesetzt ward«*.
(•eben wir vom Namen aus. Die griechische I^orui llitftjn.lu
ist nicht aus (Im Latoinisrhen (7W;)etV oder 7'ofi|p«y), sondern direct
aus dem Oskischen abgeleitet. In dieser Sprache mufii dersollH»
1*itmjmiia gelautet haben ' ). Solin leitet den Namen von jwmpa ab,
dem Zuge des Hercules mit den Kindern Geryons (2, 5 (tjuis ignorat
eonditos ah JkrcuUj in ( '(impania J^otn/fnos. (ftia rirtor r.r llisjMinm
pomjtam houm iluxercUt' Serv. Arn. 7. r,()j. M.ut ('aji. 0, Isid. l 'i,
l. 51). Unzweifelhaft gehen beide Wörter ;iuf (l<'n>oll»»'Fi Stamm zurück
.itftutiv, jnnt:ir^ u. s.w. Ilienuuh hat man zwei Krklarun«en aufge-
stellt. Da nach Stralio lN»mjM'ji als Hafen fUr die llinnen!an<lsta<lte
Nüla, Nuceria. Acerrae «lieufe, hat (jarru<'ci (Quest. INhii]». j». W.\ =
Bull. Nap. N.S. 1, H»7) genieint von den v'iofs<'n Ma^'a/incii aui Flufs
Sarnus { .nntnünv — nr/.i ii(t y.oivnr) sei die Stadt benannt worden. Um
die ganze Verkehrtheit dieser Annahme klar zu machen, wäre eine
IMgressinn über die N'aiiieugebung italischer Städte erforderlich. Aber
es leuchtet sofort i'in. wie absurd es ist eine ansehnliche bedeutende
Stadt als Depot benennen zu lassen, weil derartige (ifbiiuile vor
ihn II Thoren am Kluis sieb betinden. .\uf der andern Seite be-
merkt Mommsen, Die unterital. Dialekte S. js!» im (Jlossar: Da die
I'opidii das zahlreichste uml bedeutendste (Jescblecbt in romiH'ji
gewesen zu sein s<-beinen, so dürfte Tonipeii hiermit trieicbstammig
sein, etwa von «ler>elben Wurzel, wovon /f.jiultis, die vielleicht /n-
sannnenhänfit mit .nnni, die Aus«:esandten, die Kobmisten.- Die-e
glänzende Vermutung ist nur zur Hallte richtig. Die Mentihciruni;
von /lu/mlus mit l'unij»,, und die llerleitung des ersteren von der
^Vurzel ;rt/<.i oder .tnu;i er>tlu'int sprachlich nicht muglicb (Kap. 5).
Aber Mommsen hatte vollkonnuen richtig geahnt, dafs /'omya/« die
Colonie bedeiite. Denn sie ist genau nach den Vcuscbrifteu ange-
legt, welche die (iromatiker der Kaiserzeit überlielern.
Der Dccumanus maximus wird gel)ildet durch ilie Hauptatrafse,
welclie in ihrer ganzen Länge ausgegrubeu, vom Nulauerthor im
1) (remärs der Adiectivfonn ftumpaiinns iindpiiiNpaiVafia« Mommsen V .
I». S. 18;^ iiii.l in der \\\j;ebauin«chrifl Huschkc, Onk. Spnujhdenkm. S. HO.
iMe Form lli^n ii,>'n \» \ Stralto iitul iMonys; tiofiniftut Moh lAteiniacben
64
Osten unter den wechselnden N.unen Stnida JS'olana, dann ileUa
Fortuna, endlich ilclh Trrmi, die Länge der Stadt (iuiclizieht. Wir
nennen sie der Kürze halber Noianer.strurst' '). Sie mündet nicht
durch ein Thor, sondern vor einrr Häuserreihe, d.h. vor der .Stadt-
mauer, insofern nämlich die jian/e Mauerstrecke vom llerculanerthor
an nach der Seeseite zu etwa in suUanischer Zeit niedergerissen und
aberbaut worden ist Der Decumanus wird geschnitten durch den
Kaido maximus, die StabiaoerBtraite. Sie läuft vom Stabianerthor
im Sdden, die Breite der Stadt bezeichnend, bis zum Vesavthor; der
oberste Theil derselben ist nicht ausgegraben, doch steht ihr Gang
dttrch das Thor vollkommen fest Sie fllhrte wahrscheinlich den
Namen via Iwia *). Nach der Vorschrift des Augnstus (S. 17) hat der
Decumanus die doppelte Breite desKardo, dieser 20', jener 40*; htef
ist der Unterschied zwischen beiden Straften weit geringer (Nolaner-
strabe einschlieMich des Trottoirs 7,7 m., Stabianerstrafte 7 m. im
Mittel). Die Richtung der beiden HauptstraHsen ist nicht vollkom-
men gerade. Der Niveauunterschied ist auf diesen langen Stredten
ziemlkh erheblich: das Terrain senkt sich nach SOden und Osten.
Die. älteren Häuser springen in ziemlich unregelmäfiüger Weise recht-
winklig neben einander vor; in einer späteren Periode hat die Bau-
polizei ein mögliehst regelmärsiges Alignement der Straften durch*
zuführen gesucht Docti sind die Abweichungen von der geraden
i.iinie im (Janzen unbedeutend, wie folgende Messungen zeigen *):
Nolanerstrafte vom Quadrivium nach Osten 236o.
— — nördliche St ra Isenrampe vom Quadrivium bis zum
vorletzten Vicus nach dem Thor zu 238".
— — nördliche Häuserreihe vom vorletzten Vicus ab nach
Osten 2:570.
— — südliche Häuserreihe vom vorletzten Vicus zum
Thor 2427,0.
Nolanerthor 234— 234
• 1) i' ür die folgende Erörterung verweise ich aul'ber der beigefügten
Skisxe auf den kl«inen höchst brauchbaren Plen (eine Redootioa dm grofien)
von Fiorelli. Die Yerfucer unserer gangbaren HandbQoher, Breton wie Over-
beck, heben auf ihren Plänen sich leider auf dUe aosgegrabenen Theile be-
schränkt. Der Getammiplan bei Overbeck S. 48 (2. Aufl.) ist omichtig und
unbrauchbar.
2) vgl. Kap. 7 unter Aescnlaptoiupel.
8) lieber die Art der Messung a. Kap- 6.
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•5
SUbiaoersir&ik;, westliche lUmpe zwii>cken der Isis- uad Uoloo-
nierstraföe 3 19 VA
— — öfitlicbe Haini)« vor dem Quadrivium (mit der Uol-
conieratr. )
— — ungefähre MiUelliuie vom bcboeiduuipipuuct uadl
Süden 318«».
Stabiaoeitlior, westlicher äuf^rer Kalküteiupfeiler 327 '/«o.
— — östlicher — — _ 327« , — Jh' ««.
Auch der Winkel, unter «lern der Kardt» den Decuuianus schneidet,
ist nicht genau ein rechter, sondern nur von ca. «2" (resp. 9^). Die
Neigung der Iwiden Thore zu einander lieträyt W.) Mau sieht,
die strengen mathematischen Verhältnisse sind in <ler Anwendung
MHKlitieirt worden nach jenem (irundsatz, den die FelduHMner als
allgemein durchstehend anerkennen (S.
Der Schnitti»unct liegt nicht in der Mitte der Stadt. Vielmehr
tritit die r.emerkung Hygins hier y\i )». IM): sarpt- mim prnf,trr por-
tufH ((tliima ad tnarc jumitur. (Miiis finrs w/uam tmn /mssmit < xr»'-
dcrv: hw rt titorc tentiinautur. tt cum sif utlonnt tji.sa in liton,
fims II (h nmano mtuinw et kardiw in umurs nmUtHor pati»H mipMi'
littr iucijun- non poftst. Durch die lieiden Linien würde die Stadt
in 4 Uegionen von ungleicher (Iröf^e getheilt. Denkt mau sich jene
außerhalb der St^ult fcirtgeselzt, die (iriindforni der Ceiitui lat loii
des Territoriums darstellend, so würde aui h ilieses in 4 ungleiciie
.\l>schnittt' zerfallen. Davon ist der n<»rd\ve^tli( he der kleinste; hirr
wird das (ichief eingeengt durch die .Mdiiinge des Vesuv, welche
in ältester /eit gewifk nidit a->igiiirt, sondern als (Jemeinland zur
Wei<le dienten; wie weit an dtiu Kustensaum das (ieliiet von Iler-
culanum reichte, ist nicht abzusehen. Dann folgt zweitens der nord-
östliche .Vbschnitt, welcher sich über die Kbene bis an die (irenzen
Nt»las erstreckte. Femer der südwestliche Abschnitt, dehnte sich
vielleicht üU'r die Kbene bis an den Fufs der Vnrberge des M. S.
.Vngelo aus. an denen Staltiä lag. Aber der weitaus gröfste Theil
des Territoriums ist der südöstliche: nach dieser Richtung mu.ss
dasselbe einen an.sehnlichen Flächenraum innegehabt haben, an Nu-
ceria im Osten und Nola im Norden grenzend. Weniger hypothe-
tisch als die Eintheilung des Gebiets ist dic|jenige der St^idt selber.
Sie zerfällt, wie bemerkt, in 4 Regionen. An dem Scbneidepunct
der beiden Straiten befindet sich ein freier IMatz westlich an der
oberen Hälfte der Stabianerstrafiie. Kr enthält einen Brunnen mit
6
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66
einem Relief, Silen auf seinen Schlauch gestützt ■), ferner einen
merkwOrdigen LarenalUr mit vier opÜBrnden Männern, den Vertretern
der Tier Begienen. Dm BM ist iiier als augusteische Zeit; denn
der Genius des Kaisers fehlt auf demselben *). Es ist unverkenn-
bar, da(b auf diesem Plats, der in gewissem Sinne den Hittelpunct
der ganzen Stadt bildete, eine höhere religidse Weihe ruhte. Auch
das ftlteste Born lerfiel in vier Regionen: Varro LL. 6, 45 6 giMS
prma wt seriptategw Subimma (die sOdfistliche), aeamda Esogu^
Uno (nordöstlich), <»<ia GpOMia (nordwestlich), 9iiartol\iliiliiMi(Bad-
westlicfa). Uebertrsgen wir diese Benennungen auf Pompiii, sobei£A
das groite Viertel zwischen Stabianer- und Noknerthor IMwtifM»
das Viertel swischen Nidaner- und Vesuvthor II Eeg^riUna, das
nordwestliche III CoOmot das sadwestliche VfTMma, Es stimmt
gut zu der Einlheihuig Roms, da& hier wie dort die GrOfiie und
Bedeutung der einseinen Viertel neben einander durchaus verschieden
ist In Pompi^i liegt IV vollständig zu Tage oder ist doch auch in
den zugeworfenen Theilen genau belcannt; dasselbe gilt von III zum
gröfsten Theil. Weniger von I und II, doch liegt von letzterer die
llauptfront nach der Nolanentrafisc, von I die beiden Fronten nach
lüurdo und Becumanus maxlmns der Trüfung vor, aufserdem wur-
den hier im vorigen Jahrhundert in der Gegend des Amphitheaters
Nachgrabungen angestellt. Ks uiTenbart sicli nun zwischen den drei
ei-steii Ret^ionen auf der einen und der vierten auf der andern Seite
ein .schhigendcr (iej^eosatz. Diese ist die m/io s(wra oder Pai<iit>«i ;
sie enthält sämmtliche Tempel und öffentliche Gebäude, Curien,
Basilica, Thermen, Theati'r u.s. w. Die drei ersten Rejxionen um-
fassen ausschließlich Privathäuser. Mit Ausnahme des Amphithea-
ters, eines späten Baus, der halb aufserliulh der Stadt liegt ^) ; der
an der Siidostecke scharf vorspringende Winkel deuti't an, dafs
hier der ursprüngliche Mauerzug verändert und dafs man aus forti-
ficatorischeu liUcksichteu ciu derartiges Gebäude (ähnlich wie das
1) Serr. V. Aen. 4, M JITonyM m eMtatibm libtrtalH$ Miekm;
vgl Pnller, B. MjytiL 448.
2) Jordan, Ann. delP Intt. 1682. p.818; genaner Bftiffenehttd, Ann. d.
L 1868. p. 121. 133.
3) Uenzen, Ann. dell' Inst. 1859. p. 211 vorlegt die Gründiinjr des Am-
phitheaters in die erste Zeit der sullanischen Colonie; wie ich den abwei-
chenden BesÜmmuugen von Friedläuder, Sittengescliichte Roms 2, 410 u. A.
gogenSNr aimfthaiei mit foUem Beeht (•.8.97 An.).
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«7
Amphithentrum castrense zu Horn» nicht vor der Stadt lioüon lassen
wollK», w;ts nachher in der Friedensperifxle der Kais<'r/,eit luiiifij(
geschehen ist. Mithin ändert »las Amphitheater an der livpvl gar
Nichts. wäre /war unbesonnen a priori zu behaupten, dafs in
<ii'in uns unbekannten liest der 3 Kcjiionen ebenso keine weiteren
öifentlichen (ielwiude sich finden; iilwr jedenfalls erscheint die llotf-
nunff, welche man oft au8.sprechen bort, dafs hier noch bedeut<»nde
I Matze mit Tempeln, lUthteeni u.s.w. verborgen liegen sollen» sehr
sanguinischer Natur.
I>as älteste Uoni zerfiel neben den 4 Ile^'ionen in :i Tribus,
der liawms, Titus und Lweres. Da.s (ileiche gilt vcm Pompeji.
Strabo ä, 247 bemerkt : Siohig dt xai ;Voi x«pmc y.ni 'j'/yeggvn- (nitui-
m'ftni' xaroixmc tt^g aegi KQffUDva) tmttny nsitv i\ llnu.iii'a,
naga Uft ^tgytii ;iotafttp xai öt^niUvtit tu tfogiia aui hXJtttt.ittvri.
I)ie \'erbindung von Acerrae mit Pompeji erscheint befremdend, weil
ihm die großse Handelstadt Neapel viel naher und bequemer lag.
Jedoch erklärt sie sich sofort, wenn man erwägt, dafs Neapel nne
helleni.'^che Stadt war und zu den Kingebornen, (^skern wie Ktrus-
kem, in feindlichem Gegensatz stehen mochte. Der Stadtplan er-
läutert dies näher. Dem Decumanus maximus lauft eine zweite
Hauptstrafke parallel; sie geht aus vom Sarnothor. schneidet den
Kardo, setzt sich als.S'/rm/rt drfjli (Umni und df ir Ahhondtmzn zum
Forum fort und mündet jenseit dt^!ss<'llx'n in dsu^ Seethor, Die Strecke
zwischen Kardo und Sarnothor ist nur zum .\nfang von jenem aus
l>losgele!_'t ; dneh kann an der Kichtung vernünftiger Weise nicht ge-
zweifelt werden. Die Abweielmng von der (Jeraden ist gnifser als
bei der Ntdanerstraf^e: die Abbondanzastrafse liegt auf der Strecke
von N. 25 nach dem Forum 2')0'/«". Durch den Decunumus nuixi-
nms und seine Parallele wird die Stadt in Tribus getheilt; wir
dflrfen die nordliche den Acerranern, die mittlere zwischen Nolaner-
und Samostrafse den Nolanern, die siulliche den Nucerinern beilegen.
Nach der Fixirung des Decumanus und Kardo maximus erfolgt
die weitere Kintheilung des Ackers durch Ziehung von Parallelen;
so auch hier. Von der Nolanej-strafse laufen U» Kardines nach Nor-
den. 14 nach Süden aus; von der Stabianerstrafse 7 Decumani nach
W'ei^tcu, » nach Osten >). Zwischen den Parallelen und den llaupt-
1) l'iiter «Ion I>ocumftni ist wie die Strulse, welche gleich heim
Si»l>iaiusrUiur nach Oaten abgeht, icrnor diojuuig», welche sur Gladiatoren-
• 68
linien findet eine ziemlich eihel)liihe Abweithung statt. Dies ist na-
mentlich bei den Kardines der 3. Region der Fall, deren Richtung
durch die Axe des Forums bestinnnt wird: Mittellinie des Fonuns
336'/*®, Mercurstraise :i:{2» V"- Stabianerstrafee 3I8o. Die durch die
Strafsen eingeschlosseneu liuusi rniassen {Ittsulae, wie man sie nach
der far Pompeji recipirten Terminologie heiüit; sind von sehr ver-
schiedener Gestalt und GrOAe, doch lassen sich die gromatisehen
Haapteintlieilnngsfonnen deutlich erkennen. DieLdire unterscheidet
Quadrate (cmhmae), Rechtecke, deren Linge von Sfld nach Nord
läuft, (sirigae) und Rechtecke, deren Linge dem Decumanns folgt
(MaMNa)(S.20). Alle drei Formen finden sich in denselben Bezirken
hart neben einander Terwandt Doch l&ftt sich im Grofren der Un-
terschied zwischen den Terschiedenen Regionen nidit verkennen.
Strigirt sind m und II, scamnirt IV, centuriirt I m seiner grösseren
nördlichen Hälfte. Bei der Feldmessung bihlen je 6 Oenturien oder
Strogen einen Abstshnitt; jeder sechste Limes heiM admrim und
ist um Vt hreiter als die dazwischen hegenden Nneom (S. 17). Bei
der Stadtehitheilnng ward ein anderes Prindp befolgt: in Pompeji
bilden je 4, nicht je 5, Centurien eine Ehiheit und statt des sechsten
ist jede fünfte Stra&e ein aehuKrws. Va zerf&Ut nämlich jede Tribus
in 4, die I. Itegion in 6, die II. III. IV. in je 2 Genturiencompleze.
Folgenderma(^n :
A. trihm Aßerranorum
regio UI 1. aekunni^ Uerculanerstra^e '
vieo di Saümtio
Pansa
— (klla Fulloniea
2. aetuaiHm Mercurstrafse
{ vico (kl Faum
linearii l — ^ Jjob-irifito
( — - (lef/li Scimsiati
regio II 3. arfuarius Stabianerstrafse
iituarii vko 1. 2. 3 nach Osten
4. actuarius 4ter Vico
limtirii vico 5. 6. 7
actuurius bter V ico
casenie fiihrt, mitgezählt, desgleichen ein Decumanus nördlich von der No-
lanerutraitie angeuommeo; bei den Kardines westlich die llerculanertttrafse
einfach, der Vioolo di Sallustio also nickt eingerechnet.
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69
B. tribüs Nokmorum
m
regpM IV 5. aekumm
Forniii ')
vieo di Eumachia
— ddla Maßchera
— (lel iMpanare
Sta!)ianerstrafs<* *)
nco 1. 2. 3 nach Osten
4ter Vioo
viro h. fi. 7
^ter \ ic(i. Denkt man sich dir-
regio I 6. aduarms
Imearii
7. aducurius
linrarii
H. actuaritui
st'H Kanli» nai'h Süden verlänjrert. so ist der achte Ab«4chnitt scani-
nirt un<l zwar l>ild»'ii Nnlaner- und Sann>strafti' «lie beiden Actuarii.
die Fortsetziiniieii der '6 decuimani \yico tk lAtcreMto, (U Oiupio, di
£aIöo) die linrarii.
Ii-, tpibwi yurrnnorum
Kur lo. II. 1*2 ist der imiiiilt«'lbarc Nachweis nicht iiio;i!ii'h; docii
«'iit>pncht der Haiini ltiuiu i\ou bei I> anp',t:eh«'iien \ erlialtnissen.
In der Thal wäre e> dun liaiis unwalirsch^'itilich dafs nicht auch
hier dies nierkwürdiue (Jcsctz seine ^\nwendung ^it fniKh'n hätte.
Dieiirofse der ein/ehien AbMlinitte lässt sich iici dem jetzi^ren
Stand (h-r Aus<;ralmnv'cn nicht, selbst mit nur annähernder Genauii?-
krit. berechnen. Die III. HcLrinn wird durch die Mcrcnrstraffee halbirt,
abrr es würde von weitreichender Iledeutuii;.: st'in /.u ermitteln, ob
das>clbe Mafs wie hier sich auch in den Abschnitten der Ke^iioncn I
und II wieder findet, l'.ei IV ist dies nicht der Fall. In der nimi-
sclieu \ erfassunj^ felilL, suviel sich sehen lässt, ein Anulugon für
1) Aafoer der aiigegoben«!! iti wtk eine dopj^He SSIIihuiK iDöglich:
mehtarü Nol«ier> and AbbondMuwtnbe, lifieiirH Hr. d&fU AugtukM pico
degU AngtuUM und di Etmaehüt (die beiden letiieren mtodeten frfllier naft
Forum «nd sind mümrheinlicli nnt nach dem Erdbeben 68 n. Chr. verbaut
worden) oder aet. südliche Fortac tzun)? der Hcrcalaner- und Slnbinnertirafie,
iitmmii vieo ddle Trrme. utr. dH Fnro. rico Stortn.
2) Man ktinn(<> auch Mtm Kardo auK zsthlcn: (irhMri% Nolaaer- und Sar-
nustraTse, Uneam vtco ti< Lucrezto, cii Cwsptu, d* Biübo.
regio IV d, aämrius
Forum und SchuUtraite
rr(/io I lo. firfiiarliis
vtco iUn 12 dii
— unbenannt
— dei Tmtri
Stabiauerstrafse
70
diese /wOlftheilung iiini nur im Heer ist die nämliche Grund/.iffer
nachweisbar. Es nuifj; daher gestattet sein, der Kürze wegen diese
Abschnitt« als Cohorten zu i>ezeichnen. Pompeji hat -S Thore. jede
Region deren 2, nämlich / jforta Nucirimi und ]>. Sami ; II j>. Nö-
lana, p. Campana; III p, Vesuvii, p. Jlarctdancnsis ; IV p. Maris,
p* Stabiana. Von den; 12 Cohorten, in welche die iStadt zerfällt,
Warden ndtUn 8 mr Vertheidigung der Thore mit den entspreehen-
den Miauerafasdinitteii verwandt werden, 4 in Reserve bleiben kön-
nen« Aller Wahrscheinlichlceit nach ist die GrOfke der einzelnen
Gehörten nütHinsidit auf dieVertheidigung bestimmt worden. Theil-
weise liest sich dies aus der Mauer selbst noch deutlieh erkennen;
doch möft ich mich der Karze wegen anf einige Andeutungen be-
sefarSnken. Als Kriterium fOr die gröAere oder geringere Expo-
nirtheit der Stadt kann die ungleiche, aber weise berechnete Ver-
thdlnng der Tharme nicht dienen, weil sie in einer der jangem Bau-
perioden, im letzten Jahikundert v.Chr. hinzngefOgt sind. Vielmehr
muils neben der Nord- auch die Ostseite als die am Masten bedrohte
angesehen werden. DalOr spricht zuerst die geringe Zahl der Thore, die
sich an ihr finden. Dann ist keines anter allen Thoren so befestigt wie
das Nolaner; man hat dasselbe in weit auseinander liegenden Pe-
rioden durch Hinzufügung immer neuer Werke zu st&rken gesucht.
Weiter ist die ganze Mauerstrecke vom Nolaner bis Samothor in
sehr alter Zeit planmäfsig erhöht worden (die unteren Schichten
besteben aus Kalkstein, dem ä|testen Material, das in Pompeji zur
Verwendung gekommen, die Restauration aus Tuff). Man wird
annehmen, daß» an dieser Seite die Stadt im 5. Jahrhundert von
den Samuiten ei-stürnit ward. Denn von Osten lier, von den wilden
Söhnen der Berge, drohte die Cicfahr des Angriffs. Es ist von Wich-
tigkeit dies festzuhalten
Im Vorstehenden sind nur die Daten zusanunengestellt, welche
sich bei eiuci aufmerksamen Betrachtung des Stadtplans von selber
ergeben. Weitere Aufschlüsse gewahrt die Vergleichuug mit dem
1) Der einsige Tennoli, der meiiiee Winen« je genuMiht worden, in
dem Plan von Pompeji ein Prineip in erkennen, rührt von Gioaeppe Fiorelli
her: in dem 8 Seiten langen Programm sulle regioni Pompeiane e della loro
antica distribuzione Napoli 1858, welches den profsen Plan befjleilet. Kr
meint, die Stadt sei durch 4 Ilauptstrafsen in 9 llegionen gotheilt worden.
Uein verehrter Freund wird, hoffe ich, von der Uuhaltbarkeit seiner Annahme
dnrdi die folgende Dantelloag übeneogt weiden.
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repttblikaniRchen I^agcr, wie wir es nach der Beschrrilmiij; d<*s Po-
lyhuM rec4)nstruirt haben. Zunächst ist 7.n bemerken, da Ts trotz der
ovalen (icst^ilt Pompejis sein l'infang mit demjenigen des Lugers
von .H(iü()' (8. :J8) fast haarscharf ttbereinstimint Fiorelli giebt nach
einer im J. hsfjü vorgenommenen Messung auf seinem gro&en Thin
an Umfang 87G7', lüngendurchmesser 3154', Breitend urrhmeKscr
IWJ. Mit geringer Abweichung Ilreton I'ompeia p. IDJ I mfang'
2«J0«) m. HTss ), liuigendurchmesser 1)30 m. «3106'), Breitemi urch-
iiiesser Ti!»! m. ( l'.Mjs ) l)«« geringe l'lus v<tn n»7'. welches «lic
Stadt zeigt, wird man nicht auf Zufälligkeiten oder rn<ji'ii;iuii.']<(Mt«'n
der ältesten Anlage zurückführen dürfen. Vielmehr ist drr ur-
s|iranglichi' Mauer/ug von der Witte der ilerculanerstraßie ins /um
Seethor und von hier bis zur Arx ini Kinzelnen nicht festgestellt
so dafs eine Messung unmöglich auf 10<>' genau ausfallen kann;
von der hyp<»thetischen Erweiterung an» Amphitheater jS. «Wi) ganz
abgesehen. Wenn der normale Umfang der 8t;\dt, wie im Folgenden
naher erhärtet werden soll, demjenigen des Lagers wirklich ent-
vjtriiht. so liegt für Pompeji alle Veranlassung vor, voUsiändige
iidUictheit in dieser Hinsicht vorauszusetzen.
Das Lager wird durch den Kanlo maximus in zwei ungleiche
Theile zerlegt ; und zwar beträgt, vom Intervall abm s*!hen, der west-
liehe Tuir die Principia eingerechnet, der östliche lo'rt)'. Dasselbe
Verhältnifs von _' : i tindet auch in Pompeji statt: die liange der
N«daners(ra fse beträgt ^;^7,(; m. und zwar von Westen bis an den
Schneidepunrt 274.. '5 m.. von da bis an das Thor JUJ m.*). Das gleiche
Verhältnifs tnfit ungefähr für die Sarnostraise zu, die als un-
aust:e«xr:iben nicht füglich näher bestimmt werden kann. Auch die
Kintheilung der Breite stimmt annähernd überein, insofern dieselbe
bei beiden in .5 Hauptabschnitte zerfällt. Im Lager ist indess der
Abschnitt der Lei;ii>nen in der Mitte P'^ breiter als jede Alitbeiluug
der Bundesiienos^en ; in Pompeji wird der Kardn maximus durch
die beiden i>ecumam in 3 gleiche Iheüe »irlegt, jeder von 232,5 ui.
1) Andern Oew&hrmnftnnem folgt uU giebt Otrselbt BvtlM oln» daft
WidsnprMb sn gewahren p, 7 dan Umfang dar Maoar auf 4 Kilom. an;
Overbeek 1, 48 aof 9700* eder in runder Snmnio auf 10^1 Bekb aohainan
keine Ahnoag davon tn haben, daft derartige Angaben wirklieh eiaoi eein
mftieen.
2} I>i<> Mc<(!iuDg an FioreUi's gro(sem Plan vorgeaommeni daher nar
•anäherad genao.
T2
die ganze Stabianerstrafte 697.5 ni. Eine Abweichung, wi« sie durch
den veriUiderten Charakter der Stadt motivirt wird.
Wenn wir die StabianerBtrafee als Via pHrndpalia ansehen,
ist das Vesnvthor die Poria pritie^tcMB smitlra, das Stabianothor
die dexlra, das Nolanerthor die Porta praeiana, 'Die gröAere Osi-
hftlfte fslht 8 Gehörten, V> gansen Stadt Die nolaniscbea Co-
* horten swtschen Nolaaer- und Samostrafte entsprechen ihrer Ein-
theQnng nach genau den Legionen. Beide serftdlen dnrch drei De-
cumam (Air Pomp^t Umam^ in 4 Zelt- resp. H&userreihen. Die
euiselnen Centurien bilden Quadrate. Im Lager wie b der Stadt
nehmen sie durchaus die bevorsngte Stelle ein. Anders die soeU:
ihre Abtheilungen sind nicht centuriirt, sondern strigirt, kern De-
cunaaus iflhrt durch ihre Strigen, sondern das Fu&volk commu-
nicirt auf den grossen Wallweg, die Reiter auf die mit den römi-
schen Hastaten gemeinsame Stra&e. Ganz ebenso sind die (Vthorten
der Acerraner und Nuceriner strigirt ; ob diese Strigen durch Decu-
mani getheilt werden, wie das in der IIL Begion der Fall ist, lässt
sich bei den Acerranern nicht crkoniipn: für die Nuceriner wird
durch zwei von der Stabianeretrai^e abgehende Decumani eine Kin-
tbeilung gcfieben. Die Via /[tUnkma scheidet das Gros der Armee
in zwei gleiche liäliten, Dafs eine ähnliche Scheidung auch in
,i*ompeji anzunehmen, deuten die beiden Thore Porta Campana und
1*. Nucerina bestimmt {jenutr -m. Während im Lager die Anord-
nung der Legionen fest ;;egeben ist, hängt diejenige der Bundesge-
nossen von ihrer Stärke ab; unter Hinständen kann zu der vor-
handenen Strige noch eine zweite hin/uirefii-il werden. Den) cntsi»richt
die ganz verschiedene (Iröföe der Acerraner und Nuceriner; jene
sind nur halb so stark als diese. So die Osthälfte.
Weit niclir entfernen sich die Dispositionen im Kinzelnen bei
der Westhälfte. Sie ist in Stadt und Lager die entschieden bevor-
zugte, hier rrätorium t^uästorium Forum und Elitenuinnschaft, dort
die regio saera Faiaiina. Im Lager durchschneidet ein breiter Karde
den Raum; ihm entspricht die Mercurstrafte und noch deutlicher
die parkt dlssHMOM« dem Seethor. Es ist ehi dOsterer Durchgang
unter emem GewOlbe, eine unscheinbare Strafte führt hinab. Man
hat flberhaupt daran gezweifelt, ob dasselbe als Thor zu fassen und
nicht vielmehr als Passage, welche in später Zeit gebrochen worden
sei In der That fehlt ihm das den Charakter emes Thon Be-
stimmende, der freie luftige Bau, der sich dem Auge als sdbst-
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HtAndi^'c Kinlieit darstellt, hher das prklilrt sich, wenn man an die
S. 41. Hfl erwähnte Bedeutung den Westthors denkt: hior ward der
Sohuldit:e hinau>f;ef(lhrt. über den auf den» Markte im Angesicht
der liinnniischen der Spruch getallt war, der Um bannte aus der
Genieinschatt der I.chenden und Keinen.
Srheu \Mr vdii «Icn l'heilen im (irofsen und (ianzeti ;il> L'ewiniit
die städtische Limitatmn eine eigentümliche und neue .\urt. issung
durch die Vergleichunu' ihr Ueiden Fora. l>;is i.agerfonun mit ^ei
ner (iliederung, wie es sich S, IT ertrah. wird in Ost und West durch
die lieiden llauptkardincN. die l'nncipia «ler l.eu'ii>iien und llunde.s-
genossen. in Nord und Sud durch dif b^'idcn wichti^Hten I>ecuniani,
wel'die Lev'ionen und lUiiidesireni'ssen scheiden, eint^efafst. I)en Prin-
cipui entsprechen die beulen Türticns, welche die Langseiten des
ponipejaner Marktes einlassen, der östliche setzt sich als Korums-
und Mercurstrafse nach N.. als Schulstralse nach S. fort, in seiner
L'anzen Ausdehnuni; entschieden als llauptstrafse behandelt; der
westliche dagegen läuft nur als Lineanus luudi N. aus. I)ie Insula.
welche mirdlich vom Jupitertenipel zwischen diesem und der N(da-
nerstrafse liegt und ganz von den i hermni i-intrenomnien wird, i.st
in gewis.sen> Sinne nur aN ein .\it|ieiidix des K«'ruins aufzutasM-n;
die Forum sstraD^e mit dem Kortuiiafempel und einer Porticus von
11 Säulen präsent irt sich äulVcr^t statt lieh, fast platzartig. Ks liegt
nahe die Thermen mit dem <^|uar-if»rium zu vergleichen. .Msdann
ist der.Iupitertempel das l'iätonuni, «zleich diesem auf dem Inkdisten
Puncte der Stadt thronend : uml wenn Jupiter al.-> Kiiiiii: die Stadt
fuhrt mit seinen Beisitzerinnen Juno und Minerva, so sind die /elte
der Tribunen in den (» Tempeln an der Ostseite /u erkennen. Fer-
ner münden auch von Osten her zwischen den beiden llauptde« umani
drei ander»', von denen, wi(> S. Aniii. bemerkt, der vitolrtto dt
l\i»tn(v}t,n und iliijli Atiffii>iiili er>t in der letzten Bauperiode abge-
>cbnitten worden sind. Naili W. in Lager und Stadt ein rh<u" uml
der einzige rnter>chied luruht dann, dals das Thor m l'i-mpeji
nicht in der Mitte, soiideni den untiTsten I>ecumariu> aiilniinnit. Die
Mafx' und Xerhaltnifse smd zwar in iler Stadt tranz andere als im
Lager, aber die reher«-instimmung der 1 >i>po>itioin!i zeigt wenn
irgend etwas die innige Verbindung, welche zwi-clien beiden exi^tirt.
Dafs das romenum (Um italischen Städte dem liiterv.ilhnn des
Lagers entspricht, i.st schon langst erkannt worden. .\n der .Nord-
seite ist dasselbe ziemlich iulact erhalten, dagegen im Westen, wie
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bemerkt, die fjanzc Mauer vom HerculanerUiur ab eingerissen. Durch
einen solchen Act wird die Autlusunf; des Gemeinwesens in seinem
bisherij^en lU'stande aus^espruehen. In l'oinpeji ist die Schleifung
der Mauer aber nicht blos oder nicht wesentlich eine Strafe, als
welche sie gegen rebellische Städte oft zur Anwendung kommt
Vielmehr gewährt die Erweiterung des Lagers zum Doppellager,
wobei jft ftoeh da* Wall im Westeii fortftllt» dn riditigeD Ausgangs-
ponct Westlich vom Forum worden die Veteranen SoHas angesie-
delt, eine holieManer neben dem sog. Vennstempel wird insekfiftiieh
der eolama Veneria OomeKa beigelegt'). In angnsteiadier Zeit
kam gleichfidls im Westen ein weiterer Stadttheil hinan; der peigtu
* JuguatuB feUsB mbmbmm. Man könnte gegen diese AuffMsnng
einwenden, dab die neuen Stadtthdle auf keinen Fall von einer
Haaer umgeben waren, wie dies bei der Veroinignng zweier Lager
notwendig geschehen moHrte. Allein seitdem die Stadtmauer ihre
praktische Bedeutung fttr Fortification verloren, blieb ihr haupt-
sächlich nur eine religitoe und letzterer ward gentigt, wenn, wie
das ja in Rom geschah, das erweiterte Pomörinm durch Terminal-
dppen bezeichnet wurde.
Wenn wir im Lager ein Abbild der italischen Verfassung ei^
kennra in der merkwärdigoa Gliederung und Scheidung zwischen
BQn;em und Bundesgenossen, lieitern und Fussvolk, so wird man
ein Gleiches von der Stadt voraussetzen dürfen. Nach Strabo ist
Tompeji der Hafen von Nola Nuceria und Acerrae. Die lieiheufolge
scheint die Stellun^MltT drei Stämme auszudeuten; ihre örtliche Iden-
titicinnifj mit den Tribus wird durch die geographische Lage der
Mutterstädte von selber an die Hand gegeben. Die Nolaner sind
durchaus der vornehmste Stamm, dann folgen die Nuceriner, zuletzt
die Acerraner. Aus der letzten Gestalt Pompejis lassen sich zwar
nur mit Vorsicht Schlüsse ziehen auf die Zeiten der Autonomie
und nocii weniger auf diejenigen der Gründung. Eine wechselvuUe
Geschichte hat sich hier bewegt und zum Schlufs der Nivellirungs-
procefs des Kaiserreichs das Alte übertüncht und fortgeschwemmt;
aber doch selbst im politischen Leben mögen sich einzelne Anklänge
, 1) J. X. 2-201. Schöne, ßullott. d. Inst. lR«;fi p. 11 crkLiint in dem ins
lumintm nhstruend(}ruin die Ausfüllung der Wandpilastcr in» Perihulus des
Venastempels nach dem Forum zu ; der partes privatua col. V. C. ist die hohe
Mauer hart wostlioh neben dem Periboloe.
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an die Inst itutf der Vorfahren erlialtcn haben, welche die Schlachten
schhmcn für die nationale l iiabliün^if^keit ^Cf;en Hnm. Im Alli;e-
nieinen nun sind die wolhalKMideren Wohnungen üIkt alh; bis jet*t
au-srofirabcnen I liciU* der Stadt ^,'lelt•hnlaf8lg vertheilt l)ie Haupt-
straffen haben be^jreitlicher Weise mehr pflanzende Häuser auf/.u-
wei84>n, wie Overbeck l, z. T». die Mercurstrafse reclit passend
«fr. (iiün Siifnona getauft hat; während umgekehrt die abgek"^euen
Gassen nach der Mauer zu, der viro iH SnHnsiio. Puma. FidUmictL,
Fattno, LnhirifUo, einen ärndicheren Anstrich tragen. I)ie IV. IJe-
i^ww ist vorzugsweise Sitz der (lewrrhtreibenden : die prächtiur Ab-
Ix»n<hiuzastrafs<» hat man nach den tiuiden auch die Strafse (h'r
Guklschmiede benannt, mehrere Fabriken finden siel» hier, in der
Augu.stahmstrafse eine Iläckerei neben der andern. L nter allen Stadt-
theilcn tragt dieser. w;ls Iliiu^erbau un<l i)ecüratinn lietnfft, <len aus-
ireprii^rt jüng.sten Charakter, /uizleich auch nach den zahlreichen
llildcni mit dem Genius des Kaisers den gniIVtcr I.ovalitiit. Ks ist
das Viertel der .Vugustalen. d. h. der Municipalriltci-si haft. Mau wird
nicht verkennen, da fs bei der ältesten Stadtanlage die>es vornehm.ste
und wichtigste Viertel, das ^Meichsam eine Stadt in der Stadt alle
Heiligthilmer in sich bar;^ keinem SUmd mit i;rön?erem li«^ ht /.nw-
wiesen werden konnte als dem ritterlichen Adel, der die ScIiLk hten
entschied nach Art der homerischen Helden, auf dem sichtbar der
Segen der (i<ttter ruhte'). Gehen wir von dieser Annahme aus.
Der .Vbschnitt zwischen den beiden Decumani enthalt 12, der
südlich von der .Vbbondanzastrafse ♦> Centurien. Also kämen auf
die Nolaner 12, auf die Nuceriner 6 Kittercenturien. Jene suid zahl-
reicher, beherrschen das Forum und nehmen gewis.ser Mafseu das
Herz der Stadt ein; aber diese sitzen am Kufe der Ars, Wiiehter
des «'hrwuriiigen Stadttempels, welcher Jahrhunderte hindurch uIkt
der Stallt gethront hatte, bevor der rapitjlinisciu' Jupiter auf dem
Markt .seine Herrschaft antrat. Man tb iikr last an die stx su/J'nujui
und die 12 Centunen des Servius Tullius. Aber möglich bleibt es
auch, diuss siidlich und westlich vom Forum 2 weitere Centunen
hinzuzurechnen sind, also im Ganzen 20. Die I., II., III. Kegion
haben 10 C'ohorten; jede dersellien eine wechselnde Zahl von i'rn-
turieo. Die Hl. zählt deren lö und nehmen wir die gleiche Zahl
1) In d«'r LTosammton ältcrt'n Uebeiliefenii^; tum ^wgUitk^ m. B. die
SchUcki un Uegüloa. Liv. 2. 1». 20.
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für die ihr an äufsereni Umfang entsprechende IL; so darf man •
die Tribus der «Acerraner ansetzen zu 30 Genturien. Die bei>
den ersten Gehörten der Nolaner werden durch SDecmnani und 9
Kardines limitirt, zählen mithin 82, die letzte scamnirte Oohorte
wahnchelBlieh nur 8. Darnach ist zu rechnen die Tribus der No-
laner zu 40 Genturien. . Für die letzte Tribus fehlt der Nachweis
im Einzelnen; doch steht fest, daft die 10 Ton dem Decnmanus
maximus ausgehenden Kardines bis an die sfldliche Mauer Terlfta-
gert werden mikssen, femer daA die wachsende Breite einen Ilten
erfordert; geschnitten werden dieselben durch 2 TOm Kardo maxi-
mus auslaufende Lineardecumani. Sofern in solchen Dingen Qber^
haupt construirt werden kann, dürfen wir die Tribus der Nuceriner
ansetzen zu 30 Genturien. Summa 18 Ritterocnturien, 100 Genturien
Fu&volk und in verstttckelten lusnlae Handwerker und ähnliches
Volk. Dies Alles ist rein hypothetisch. Man würde z. B. auch das
Ritterviertel füglich an alle 3 Stämme vertheilen können, weil in
demselben eine deutliche Drittelun*; vorliegt, das erste Drittel zwi'
sehen Nolaner und Aiigustalen mit 3. das zweite zwischen Augu-
stalen und Abbondanzastrafsc mit 9, das dritte sttdhch von dieser
mit 6 C!enturien. Das (Ueiche gilt in noch höherem Grade von der
Disposition des Fufevolks. Dafs übrigens die Stärke der Hürger-
schaft derjenigen einer L^iOD gleich kommt, soll im Folgenden
erwiesen werden (S. 80).
Die Disposition l'onipejis darf durchaus niclit als etwas dieser
Stadt Itesoiuiers Kigentümliches angesehen weiden. Vielmehr liahen
wir allen Grund anzunehnien, dafs das nämliche Schema überall zu
(irunde gelegt worden ist. So bemerkt z. P». Nibby. analisi della
carta dei diutorni di lionia 1, '^^4 von Ardea. das etwa '! Millien
l'mfang hat: es zerfalle in drei deuthi-h erkennl)are Thede, einen
südlichen mit der Burg, einen mittleren, djis heutige Civita vec^hia.
und einen nuriilichen und kleinsten. C'ora (von dem mir leider kein
l'iiui oder auch nur genauere Beschreibung vorliegt) wird gar
durch Mauern in drei verschiedene Theile zerlegt. Brauchbare Spe-
cialuntersuchungen über Topographie und Monumente der einzelnen
Städte lassen noch immer auf sich warten, so glAnzende Vorbilder
auch Promis in seinen Bachem Aber Alba Fuoense, Luna und Aosta
Tonini für Rimini geliefert haben. Müssen wir aber au9 diesen
Gründen unsere Betrachtung auf die besprochenen Städte be-
schränken, 80 gewähren bei einer Anzahl anderer auch die blolben
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Maui t ringe wichtige AiUkhlQase. ihr Uiuüuig betr&gi bei iblgeodeo
Städteo:
An(fusta l'raeiima oach Promis (&60) . . . 87(iß'
Pomprii (S. 71) fs7r,7'
Arinimum «,s(K)'
(iiiuli ilein l'liin hei Tonini, Riinini I p'UH'sscn y.ii i.'r.<M)in.: »•< ist
bei (licsrr Mt'ssun^' Muf «'iniuc Krw»'!tenni-'»'ii Kücksicht ^'«'iioimurn,
deren dif Mauer in spiiteror Zeit nielirere erfahren hat. (ier.ide wie
in l'ouipeji ist aueh hier die Mauer durch t iii Anjphitheater erwei-
tert; die Angahe ist daher Dur bis auf einige huudert if'uss genau).
Fa/sulae .^»i'.M'
(nach dem IMan in Mununienti per servire aUa storia dej^Mi aiitichi
popoh italiani racodti da (liuseiipe Mieali, j^eniessen I }1><,5 Toisen;
1 in. = H. iöJ' nini. - o.'.l Tnisen. 1 Toise - VtJt'X',' nun.: »iniiie
kurze I'.t läuterungen zu seinen i'länen gieht Micali im 3. liand der
IStoria) 'j.
< Wtona 8*KX)'
(nach Micah s l'hiu i:?r>») Toisen; doch ist «lie Miosuri^' unL'enau his
auf ca. .")<> 1 oisen. weil iUt Ahschhifs W\ d«*r alten Arx, der jetzigen
Fortezza, auf einem Tian nicht siclier zu tixiren ist).
I'opulonla m:)7,','
(nach Mualis Plan 1 ion Tollen; doch i>t der Mafsstah desselben
viel zu klein, um mehr alä ein anukhenide» Resultat zu gehen).
• Norha >'.\:>yy
(nach dem IMan in Monum. delT Inst. I. tav. 2 gemessen zu 7U0ü' par.»
doch scheint der (iang uiciit uberall gauz zuverlaa&ig üxirt).
Tihur über 8(KM)'
(Nihhy. analisi della carta della ( anipau'na di Iloma ti\irt
<len (iang der Mauer un<i tindet /« ist>n>ii)nc <hl rcrintn miti/irtsa
Vunnjioli di rirvaSfJ^X^^ itinli Knuani . (h»eh isf diese .\ngahe /n ver-
stehen n<>ii calntlaudo ijli an;/oli odust r h in tujolnrita iii-i jHiruhili
df l rifflio mduraie dd utonte: hierfOr wird uuiu also weitere 7— öUÜ'
zulegen dürfen i.
Arjdnuni 10000'
(nach dem Pinn von Marianua Dutuigi, Viaggj \u alcune cittu del
l^io IbM) Toiseu; doch ist die Zahl unbrauchbar, weil der ganze
1 } McsHtini^eii nach Miealif« Plänen gicbt auob MiiUt-r, Ktruaker 1, 261,
jedoch nur bia auf die iauaeude geitau.
78
antike Mauorzug nicht feststeht; nach dein Plane würde die eipont-
liche Stadt ungefähr 6600, die spitz aufsteigende Akropolis SSOO'
Umfiaiig haben, beide als unabh&Dgige Glieder gedacht
BuspJlae lOSOO'
(nach Mkali^s Plan gemessen zu 1620 Toisen).
Paesfum 16640*
(Delagardette les Ruines de P. l*aris 1H40. p. 9 giebt den Umfang
auf 4V2 Kilom, ; die englische Publication the Ruins of P. London
1768, p. 17 fwar thrcc niilrft. In den P;iest;niae dissertationes auctore
Paulo Antonio Paoli ein ziemlich ruher IMan, dessen Messung ei^ebt
18500 neap. Palm ; 100 Palm =: 26,46 ul).
Volaterrae 24610'
(Mic^ali's Plan enthält die pracise Angabe drenato deüe fmtra aniiehe
7280,75 m.).
Signia . . 7000'
(niicli dem Plan in Canina, Architettura Roman;i II etwa 2000 m.;
ein ganz annähernder. Wertj da auch der Plan nicht genau zu sein
scheint).
FcUcrii 7124'
(nach einer Messung mitgetheilt von W. Gell, Korne and its vicinity
1,421: 2305 yards, 1 yard = 0,9144 m.).
Cosa 4980'
(nach Mic^ali's Plan gemessen zu Tof) Toisen).
Icli fii^'e noch nach den Pliinen in L. Canina, Etruria ^narittima
einige Messungen hei, die ganz api)roximativ sind, um so mehr als
der Gang der Mauern im Einzelnen keineswegs fest steht.
Falerii veteres 10800'
Volsinü 14200'
Caere 16500'
VuUi 2GH()0'
Tarquinii • 27000'
Diese Liste würde Ix'deutcnd vermehrt werden können, wenn
die Exactheit topograpiiischer ünten>uchungen gröf^ere Fortschritte
gemacht hätte, als leider bis jetzt der Fall trewcsen ist. Angaben
über Maueruni lan'^, wie sie gewöhnlich lauten, ungefiihr 2 Meilen,
beinahe, reichlich so und so viel u. s. w. sind hier wie billig ganz
bei Seite gelassen worden; denn abgesehen von den grossen Lati-
tuden, welche sie lassen, sind sie in der Regel auf gut Glück nach
oberflächlicher Schätzung gemacht. Ungenau sind notwendiger
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WeiM auch iiiwwgiii, die man an PliM Torninrnt oad die tier-
auageber von solchen könnten Andere vor Irrtum BchQUen, wenn
aie die wichtigsten Dimensionen einfach mittheüten ; immerhin aber*
adireitet hier die Fehlerj^renze nicht leicht einige hundert Fofik
Die 20 Stidte, deren Uaifang naeh der obigen Zusamienttel-
long tbeOs mehr thetls weniger genan gegeben ist, sondern sich in
dinl Gmiipen. Bei den erstell 8 ist der Umlsng Isat gani gUclt
Die grOMe DiABrens iwisdien Norba nnd Oorlona betiigt dSO*, er-
adMint aber gana irrelevant^ wenn man die Natnr des Materiala
emigt, ans welehem diese Angaben geschöpft sind. Anf witUiebe
Eiactheit können nur die beiden errten Ansprach erheben nnd hier
awiaehsn Aosta nnd Pompeji ist die Diffierens durch einen ncckisehen
Zufall anf einen einsigen Falk redoeirt. Es ward schon bei diesen
Stidtea henrorgehoben, dafli der Meale Wert, welcher hier auaga-
ditudct ist) den Umfrng des normalea Lagers von 8600' (Innenaeite)
daiataUt Denelbe Geaichtspnnet findet mit Notwendigheit aneb anf
die anden sechs Anwendung. Durch einen Abstand von gegen
3000* iat von dieasr dasse diiuenige getrennt, welche die grölbeien
Slidle UHdhftt Wir finden unter ihnen diejenigen, welche eben ihren
Umisnga wagen sa den 12 Hanptorten Etmriens in rechnen sind:
Rnsellae, Volaterrae, Falerii, Caere, Velainii, Vulä, Tarquinii *>.
Der Umfuig wndiaelt iwischen 10-27000* und ist t. B. bei Vcji
noch erheblich grOfter. Ein festes {Cintheilungsprincip ergiebt sich
hier nicht, Endlich ist drittens eine Glesse von Stidten in atatni*
rcn, deren Manerring der ersten nachsteht Die Kluft zwischen der
ersten und dritten Classe fällt in ilie Augen; denn bei den beiden
Stifcdten, die sich nach unsern Messungen am Nächsten stehen, Nurba
und Falerii sU'i«it der Abstand doch gleich auf 1200'. Man wird
deniiiacli /aigelu'n, d;uss die aufgestellte Cl;i>siHciUion nicht auf Will-
kür Iwruht. Andererseits ist das vorliegende Material, so mangel-
haft es auch der Fülle iUilisclicr Städteruinen gegenüber erscheint,
doch immerhin umiassend genug, um eiu bpiel dcä Zufalls auszu-
schliefsen.
Wir bezeichnen diejeniizen Städte, deren Umfang dem republi-
kaniscben Lager entspricht, als normale. W'enn ibr Fmfang sich
gleich stellt, so gilt dies doch weit weniger vom Inhalt. Namentlich
1) Ihre Zahl wird toU, wenn man Clusinm, Arrctiam, (.'ortona, Peni-
siftt Viiii, Yrtolonia htnauroolmot» dagegen da« itaauiifiruMU Falarü absiebt.
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Populonia mit sehr iinregolmäfsiger Form ist bedeutend kleiner als
die (Ihrigen. Im Allgemeinen gilt aber durchaus als Princip der
Anlage bei möglichst geringer Beriihruugslinie nach Aufsen einen
desto gröfseren Flächeninhalt zu umfassen. Das starre Festhalten
an einer bestimmten Zahl für ilen Umfang geht ohne Zweifel auf
religiöse Satzung zurück '). Ks beweist zugleich, dafs alle diese
Städte nach einem und demselben Schema gebaut sind. Krmnen wir
dieses auch nur in einem einzelnen Falle verfolgen, so ist der Schlufs
doch vollkommen berechtigt, dafs die Disjxjsition der >tadt auf's
Strengste derjenigen des Lagers nachgebildet sei. Ks lässt sich mei-
nes Wi.ssens keine einzige Nachricht beil)ringen. welche dieser An-
nahme widerspräche. W ir fanden, dafs Pompeji walirscheinlich in
drei Regionen lüO, in der vierten Ls oder 20 Centurieii enthält.
Nun ist uns aber die Zahl der Colon isten von Aosta ausdrücklich
auf ;{00<> überliefert S ^^\)). I>a die übrigen 7 Städte gleichen Um-
fang und auch ungefähr gleichen Inhalt haben, so wird man keinen
Augenblick zögern dürfen, auf sie die nämliche Zahl zu übertragen.
Um correcter zu reden, die Bürgerschaft der italischen Normalstadt
umfaist .UMH) Mann und .'jüo Ritter, d. h. eine Rctmulische Legion.
Man wird nicht gegen diese Folgerung den Kinwand erheben können,
da.^s für die ."^OO Ritter kein l'latz da wäre. Denn wenn wir auch
jene Angabe als im strictesten Sinne genau betrachten wollen, so
ward in der älteren Zeit viel dichter gewohnt, als den erhöhten An-
sprüchen der augusteischen l'ultur genehm war. Der Nachweis"
soll bei anderer (ielegenheit geführt werden, dafs die .selbstständigen
Bürgerhäuser in Pompeji zuletzt auf den L oder r». Theil ihres ur-
sprünglichen Bestamles herabgesunken sind, während die Pertinenzen
der i'alääte, welche mau Sklaven und Freigelasseiieu überlleJDä, eine
1] N'acli (Itni ei<r( iisiniiigon Bewalireii (i'\s rihpikoninKMU'ii Mafses, wie
HS sich beim Mauerriiig /cgt, köniitc man ^uch m di r Zahl und ,\nurilmiii;^
der Thore eiueu äbuiichcii festen Scliomutiäuius 'Ji-wurten, wie er z. B. au deu
7 Thoren Theb«iM von J. Brandis Uerraes 2,259 nachgewiesen ist. Dom wi*
derspreoben jedoob die Momunenie: die Zahl dar Thore ist bei den einsehten
Städten gans verediiedea und, «oweitueh erkennen lifat, auaschtieMieh durch
praktiache Bfidtnohten heatimmt. In vielen FUlen haben kleine Stftdte weit
mehr Thore, als solche die sie an Auadehnung um das Doppelt«* übertreflen.
Ich stelle einige An^rnheii /iisanimen. welche mir /iir Hand sind: Atiguata
i'raeturia (S. tK)y 2 (V), Sigiiia 2(V), Cosa '•'>, Paostum 4, Xorha 5, Falerii 7,
PomjMÜ 8, Ariimuum 6, Faesulae -1, Cortoiia ü, iiusellae Roma 10 (V).
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♦
entspreclieiide Vermehrung erfahren haben. Durch die gefundene
Zahl der Borger gewinnt auch die Limitation Pompejis ein neues
Lieht Wir nahmen S. 76 100 Centurien für das Fufsvolk, 18 oder
20 far die Ueitprei an. Fol^'lit h enthält die Onturie 'M> Mann zu
Fofe oder 15 lU'it«'r: <las iKiinln-h** Verhiiltnifs, welche*« wir itii La-
ger statuirten (S. 34). Naiiicutlu h ahi'r Itc^^reift sich j«'tzt die Kin-
th»Mliinir der Stadt in (irujtpcn von je l doppelten, drei- oder vier-
fachen Ccniurienroniplexen. welclie S. GS nach^'ewiesen wurde Denn
eben je 4 Centurien machen eine Manipel v<dl. Dieses S( henia ist /u-
näcli^t i(rt'<'ll, weil die einzelnen ("enturien eine sehr verschiedene driirM«
einneiiniei). l'ie militärische Kintin'ilun«^ wird iiier vdfi «in- ]io|iti-
schen durdikreuzt. Man wird vermuten dürfen, daf"< jede l Viituri«'
d. h. jeder vtm \ Stralseu umschrieliene und dadurch als eine zu-
saftHnenj;ehörit,'e Kinheit gekenn/iichiiete I läusercomplex in der
Volksversannnhmu' eine Stimme repia-^eiitirt.
Wir Me ilen hier stehen. Hei unserer jetzi^M'u Kenntnif> wiire
es verm'bliclies Hemillien. die iiuliti^rhe Verfa>^><un^' im Kinzelneu
au*i der Limitation »'rklären zu wollen. Vom theoretischen Stand-
punct aus kann man zwar der Aus«,'rahun^ Pompejis keine <;läa-
zeniieii Ilesultat«', keine Entdeckunfjf von Tempeln und Stadtarchiven,
von I'latzen wie das Forum und die .\rx in Aussieht stellen. Aber
immer runder und reicher entfaltet sich das Hihi jener versunkenen
Cultur und mit jeder neuen Strafse, welche von der A-schcndecke
beireit wird, nähern wir uns um einen Schritt der Lftsung von
Rätseln, welche viele Generationen be>chäftigt hal)eo. Der Stadt-
plan Pompejis lileiclit einem Luch voll tiefverschlossener Weisheit:
Lager und iieer, Census und Verfassung. Curien, Tribus, Centurien
— ein au8!?eprägtes Schema, welches die strengen Formen bloslegt»
in denen einst das reichste Leben pulsirte >).
Wenn wir in der Nonnalstadt ein Abbikl des Lagen erkannt
1) Kiu<f tier grör»ton Pesiderttte fiir das historische Studium derAnlajfc
P«»in;i«'|is ist der .\!aii;;el imii'>i Mtatistit^chen lienchrediun;?. Lim- »olche müfste
vor ullcni du- lismeiisiuucn und den 1' lucbeii Inhalt der auuelueu insulae und
gröCsereo Uiuser genau veneichnen. liufi'en wir, daft di« unter Ftorellis
Leitang begründete Semila areheolo^ea P»mpeiana neben der Rückaiohi auf
Kumtgeeehiehte. welohe in der Foredinng buher fast anMohlieralieh maftge-
bend war, aucli andere Ziele nicht aus den Augen liftt, die «war beacbeide*
ner und mftbeToller anaaeheo» aber aoeh einen UTerlektlidwa Aattnig ge-
wlbren.
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haben, so sind sanidist die beiden dassen von Städten sa betraeb-
teo, deren Um&ng mehr oder weniger als 8600' beträgt Was die
eistere betrifft, so veigrOltert sieb die Normalstadt nach denselben
Gesetsen wie auch das Lager. Der Um&ng von RnseUae mit 10690^
entspriebt vollständig den^Jenigen, welchen wir für ein aus 2 oonsu-
larischen Heeren oombinirtes Lager gefunden haben (Langseite 3200').
Fttr Städte, deren GrOlto bierOber hinausgeht, die damit auch mehr
als 6000 Bürger haben, wie Paestum, Volaterrae, Veji, Alba Fu-
centta, Bom ]&6t sich kein Maltoystem feststellen, weil alle An-
haltspuncte fehlen, um mit Sicherheit ein grOIlseres Lager* zu con-
Btmiren.
Wir haben endlich noch drei Städte n}it kleinerem Um&ng,
als die Norm sich herausstellte. Der Inhalt von Cosa beträgt un-
geffihr V» von demjenigen einer Normalstadt und auch derjenige
Falerii's ist erheblich geringer. Damach versteht sich von selber, dafe
weder das eine noch das andere 3000 Bfliger enthalten konnte. In
der That ist auch hier nicht von urbes, von souveränen Städten im
l^ne altitalischer Politik die Bede. Falerii ist von den Römern
nach dem 1. puniscben Krieg gegrtlndet: unter welchen Formen die
Falisker hier angesiedelt wurden (Zon. 8, 18), UUbt sich nicht absehen.
Cosa ward 275 als römische Ck>lonie auf dem Gebiet von Vulci an-
gelegt (Plin. N. H. 3, 61. VeUous 1. 14. 6); die Ruinen desselben
tragen entschieden einen nicht etrnskischen Qiarakter einmal wegen
des polygonalen Baus, der den Etruskem nicht recht ansteht, besonders
aber wegen der Thärme, welche einer jOngeren Periode angehören.
Auf Signia als latinische Golonie trifft dieser Gesichtspunct allerdings
nicht zu. Wenn das Bfa£s wirklich ezact ist, so liefiie sich allen-
falls annehmen, daA die Stadt ursprOnglich dem römischen Barger-
verbände angehörte (Dion. 4, 63. Liv. 1, 56). Uebrigens mOssen der-
artige Erklärungsversuche ganz in der Luft schweben, so lange nicht
mehr Material vorliegt
Dagegen reichen die wenigen Beispiele, die uns zu Gebote ste-
hen, hin um eine Reihe der wichtigsten Consequenzen fftr die Ur-
geschichte der Italiker mit völliger Sicherheit ziehen zu können. Die
Städte, deren Umfang dem normalen Lager f&r zwei Legionen ent-
spricht, gehören ganz verschiedenen Stämmen an und zeichnen sich
durch hohes Alter aus. Dadurch wird von vom herein die Mög-
lichkeit ausgeschlossen, als ob wir es hier mit späten römischen
Schöpfungen zu thun hätten. Von umbrischen Städten gehört hier^
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S8
her Ariminum (nber sein Alter Pausan. 5, 12. 5) und es liegt
kein Onmcl wa der Meinmig vor, dafii seui jetzt noeii iitchvvii-
barer Plan erst von der rOmiBdien Cioloiiie datire. Weiter Cor-
tona, ton den Umbrem gegrftndet, diesen dnfth die Ktrusker
entrl«en, welche von hier ans das nach ihnen benannte Laad
eroberten, gehört nach dem nntrOgUchen ZeugniAi der Sage ra
den Attesten Stidten Italiens (Dionys 1, 26. 28). Ueber Fsflsnhw
frhlen die Nachrichten. Hingegen reichen die widersprechenden Tra^
ditionen Aber Popnlonia*s Ursprung (Ser?. Aen. 10, 172) wieder weit
sarflck. Diesen Thatsachen gegenober lige die Vennntnng nicht
alUnfem, die SchOpIhng der italischen Stadt und ihrer Schemata
anf die Etmsker snrflcksnfthren. Man durfte sich bemfen anf den
etmskisehen Ritas, nach dem die R0mer den Mauerring sogen, anf
die RitnalbQcher, welche die näheren Dispositionen der Anlage be-
stimmten (S. 67), endlich auf die Etymologie der 'iV^r^yot als Stidte-
bMer(Schweglar, ROm. Gesch. 1,264). Freilich nur unter derVomna-
•eümng, daCt alles, was den italinchen Stimmen als Gemeingut eig-
net, jenem merkwQrdigen Volke ausschliefelich beigelegt werden soU.
Man wird aber auch hier wol thun, die varrum'sche Rubrik etrus-
kisch mit der allgeiueineren italisch tu vertauschen. Die GrOndung
Poiiipi'jis ist Uter als die Uerrscbaft der Etmsker in Oampaniea
and geliOrt den Oskem. Und der Dreiklang der Stimme wird voll*
endet durch die latinischen Stidte Tibnr und Norba, von denen
dies«», wie es scheint^ 492 gegrOndet ward, da» erstere aber noch
in augusteischer Zeit Erinnerungen an seine ehemaligen sikelisciieii
Itewohner b<»wahrt4? (I)ion. 1, Ifi). Die allseitige Uebereinstiininung,
welche sich in dirseu Daten ausspricht, erklärt sich nur unter der
VoraussetzuiiLV dafs das Lauer und Mailtschcnia in einer Teriode
entstan<len und tcst ausizcitra^t worden ist. in welcher die lUili^chen
Stamme ihkI) ein einheitliclu's V(dks;:an/e ausmacliten.
Bevor wir diesen Schhif> weiter verffdgen, drängt sieh uns die
Frage auf. oh die hier emrterten desetze auch auf Koni als die
einzige Stadt, deren (ieschichte wir naher kennen. Anwendung fin-
den. Von vornherein inuis dies alh'rdin"_'s /u^eslanden werden.
Wenn es inö;jlich wäre, die Limitations-eh^'inata, die hier bei den
verschiedenen (irilndungen einander ueiul;;t sind, khir zu erkennen,
so Ware zugh-ich eine kritische (irundhij^e der gau/eu iiltereu Ge-
Sfliichte gewonnen. Mit unseren jet/if.;en Mitteln läfst sich daran
entfernt nicht Ueni&eu: xum Unglück wie in i'ouip^i, wu die Monu-
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mente reden iiiid die reborliefening schweigt, veiläfst in Rom uns
die Keuntnifs des Locals. Immerhin läfet sich (Ut Xiichweis füliren,
dafs das allgemeine System hier zu Grunde lietit und damit einige
neue Gesichtsiuuicte gewinnen, deren Bedeutung für die ältere Ge-
schichte in diesem Zusammenliang nur angedeutet werden kann. Uie
Stadt, welche Uoniulus auf dem Palatin gründete, ist keine Stadt
von normaler (iriUse: der Umfang des Hügels beträgt etwa 1400 m.' l,
d. h. ungefähr so viel wie die Colonie Cosa oder wie die 4. Kegion
in Pompeji, die wir als palatinisehe bezeichnet haben. Kin Umstand,
der für die Beurtheilung des Synoikismus der Sabiner und Latiner
von erheblichem Gewicht erscheint. Die rclltes lagern auTserlialh
des Walls, der Legionen und llundesgenussen umgiebt, nicht anders
die Kautieute, welciie dem Heere folgen i S. 47). Dasselbe gilt im
ältesten Rom von dem gewerbreichen \'iertel mit der Tu.sker-
stralse, welches am westlichen Abbang des palatinischen Hügels sich
hinzieht (Varro LL. (i, 24). Deshalb führt es den Namen Velahnnn,
das Viertel der velites, der nicht vom Mauerring Geschützten'').
Varro 5, 43. 44. l öH leitet ihn avehendo ab. qnod ihi vthvhaittur iin-
iribm, emptieblt aber die von uns aufgestellte Krklarung durch sei-
nen Zusatz rilattoaiti favcre (fia)ii nunc dicuniur, qui iii uirrrah f<i-
ct'wx^ ; anders riut. Rom. r>). Die Kautieute schlagen ihre Huden an der
Rückseite des Lagers neben der Porta Decuinana auf; die Rückseite
ist unter normalen Verhältnissen die westliche (Veget. 1, 2:{) so auch
iu Pompeji (S. 72). Damit stimmt aufs Reste, dai's da> Velabrum
im Westen des Palatin liegt, dafs mitbin auch das Stadttem))him
des ältesten Roms nach Osten orientirt ^ist. Neben dem Palatin
in östlicher Fortsetzung folgt die Sul*ttra unbestimmter Ableitung;
sprachlich unmöglich ist diejenige aJj iv qiml j'ueiit sub anliqua urbe
1) Lumisden, llume (London 1612) p. Ibü gtubt den Ümfiuig auf ööSO'
engl. u.
8) loh falzte dahin gMtellt, wie man dis Bedeatang de« Wortee ableiten
soll: vielleiobt daher, dab dieVeliten unter Zeltmi auaTach, nicht ans Fellen
cankfnrmi mubten, vgl. Tal. Max. 2, 7. 15 new qui* eonm intra eattra tcmfe»
fet tieve locum ejctra assi'ynatum vatto (tut fnssn chiyrrft, ufrr tentorium tX
peüibus Jmberet (anders Corsst-n, Krit. Nuchtr. S. 259). - Dif 1'"//« fQuaiitilät
bezeugt Plut. PiiM. 10. Diuii. 1. GS. .'>, 10) j.'.-li(irt nicht hifilu-r; es ist nach
DioD. 1,20 die siniijtfi^'H .Nicdt'iuiifr, iiiclit. wniim uiuu rhiT denken möchte,
»die Höbe« vgl. VtlUrae Vrlinm; anders Varro LL. 0, 54.
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( Varro 5» 48). Noch za Vaito» Zeit erinnerte die Bezeichnong
/«rrewv mttrus tn den Krdwall, welcher auf der Höhe der Gnrinen
die älteste latinitchc Stadt umgeben hatte.
Die Ueberlieferunff Vktat unmittelbar auf die Gründung des
Itomultts diejenige des Titus Tatiuit folgen. Die Sabinerstadt auf
dem Quirinal steht der palatinischen parallel und wie zu dieser die
Snbura, so verhält sich zu jener die Kxqmiiae der Auftenbau (Husehke
Senr. TuU. S. fiO Anm. von ex und folerr, entgegensetzt inqmlmm). Die
rDDiische Ueschichte geht aus von dem iBderirten oder IHyppelstaat,
einer Form, welche so häufig in der antiken Politie wiederkelirt: 2
Städte, jede eine geschlossene Einheit bildend, aber durch ein foedm
m ewigem Frieden und gegenseitiger HoMeistung verbunden. Eine
anschauliche Schilderung von einem analogen Yerhältnift zugleich
auch den Beweis, wie unter der langsamen Einwirkung von Zeit und
Gewöhnung die getrennten Glieder zur Einheit stchzusammenschlieten,
gicbt Livius 34, 9. Wie in Em|ioriae Griechen und Spanier sich' ge- '
Kenahentanden, so derenist auch Römer und Sabiner. Das neutrale
Gebiet zwischen beiden ist das Forum, als ager ardfinim behandelt,
weil zwei Stadttemphi nicht hart auf einander stoßien können. Hier
treifen sich die beiden Tarteien zu Verkehr aller Art, gleichwie auf
dein Koriiin des I^agers die Börger und Bundesgenossen.
Mit dem Namen <lcs Servius Tullius bezeichnen wir die neue
siaailuhe iunl stiidtische (inln(iun<;. die bis auf Sulla in ihren we-
sentlichen /uj^ou lU'stund y;t'hal)t hat. l>er Decumanus inaxinius
der siMvianis«lien Stadt ist die»/'/« »-ni*). welche die beiden nürd-
luhen lie;:i(ineii V(in der l'alatma und Siilnuaiia tit niif. Als Kardo
niaximus winl die Strai>r an/.UM'hen ^ein. wi'lclic in der Kiiisenkunt?
znmm Im'U ralatin und Caclius lauft und «lurch «U ii Itofren des ( on-
stanlin rharakterisirt wird. An <l(Mn Sciinittpunct von Kardo und
I kTuniauus ist das sarillimt Sfiruiar, der mit Salus rn'4 vcrwandti'U
(iottin anzusetzen, viui wo die l'ruzes>i"m« n aut di-r heiligen Strafse
naeh der l'uri; aus«iehen (N'arro 1,1,. .i, J7). Die t l{(%'i(»nen ent,
spreflie?! ihrer SteHuUfi und (inUse naeli <leueii von l'oiupeji (S. »;(»).
Sie enthalten zugleich die ei^'entlirlie jliir^rr-eh.ilt. wt-vlialh sie aiicli
in Trihus nui}j;e-^etzt werden knmitrn. Nrlicn den Hururrn [inn)itnni)
linden wir innerhalb des Maueruugs 4 üezirke, die deu Üuudesge*
1) OdtUing, Oewb. der röm. StMtoverf. 8. 202 luti ditt bereite gtu
riehiig erkumi.
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nossrn ent^jirpcluMi. den jhujhs Atunfinrvsis und f(niiculen.*fis, die
collcyia Capitolitiormn und Mermrialium (Moniiiisen, H. G. 1* III
An.), (ileich diesen sind sie vdrwie'jond an die Mauer hin diri^irt.
Das Fi)riun, überragt von dem Tempel des capitolinischen .lupiter,
bildet da.s Herz der neuen Stadt (Ka|). 5). An der Ostseite wird
es begrenzt durch die palatinische Kegi(m, m der auch die Velia
gehört, im Norden von der cidlinischen, dagegen üffnet sich die Süd-
seite und der Berg sellter im Westen den paffani: wie im Lager
unter der Hoheit des Prätoriiims, so tretlcn sicii hier unter der Ho-
heit des Jupiter die beiden Parteien zu gemeinsamem Handeln. Die
Lage von Forum und (';ii)itol im Werten läfst erkennen, dafs d;is
Templum der servianisehcn Stadl gleichfalls nach Ost orientirt war.
Die ganz unregelniäfsige Gestalt derselben entfernt sich allerdings
sehr weit von der gromatischeii Oruiidlorm. Sie zwingt auch auf
eine nähere I>estimmung der einzelnen Thore zu verzichten: nur
die portti ( 'armodcäis oder Scrlrrafa am Südabhang des Capitol mit
ihrem bösen Omen (liecker, Topogr. 13S) läfst sich mit Gcwifsheit
als Decumana, die porta Capem vielleicht als principaiis dextra
aiiifassen.
Rom in seiner Pdüte bis auf den Neronisehen Brand war eine
schb"cbt und luichst unre^clniäfsig gebaute Stadt. Dies kam aber
nicht etwa auf llechnung seines Alters, sondern auf Rechnung des
eiligen ordnungslosen Aufbaues nach der gallischen Zerstörung :
Liv. 5, .')') festinatio curam cmnif viros (liritjcndi, dum omisso sui
alimiijue (hscninhir in ranio finlifiranf. ea est rausa, ut vetcrea
clodcar, jnimo jx-r puhlicnm duriw \ uunc prirata j^a<f.vjw subeani
tecta, fnnnaque urhis sif ocrupatac mwjis quam divisac simiUs vgl.
Tacit. Ann. 15, 43. Plaid(»se Städte mit krummen unregelmäfsigen
Strafsen waren in Italien gerade so selten als in ( ineihenland ge-
widuilich: der Unter^cliied zwischen einer älteren regellosen und
einer jüngeren rcclitwinkligen Periode, welcher die (ieschicbtc des
griechischen Städtebaues bedingt (S. Wl), leidet hier keine Anwendung.
Auch das Rom der Könige und älteren Republik war demnach eine
regelmäfsige, im Fiinzelnen etwa nach Art Pompejis angelegt*? Stadt.
Wir fanden S. 83, dafs das Stadtschema nicht nach der
Treiuiung der it-alischen Stämme .entstanden sein kann; denn so
wenig dieGrundziige der Verfassung von einem \ Olk auf das andere
übertragen sein können, so gilt das Gleiche von der äufseren Form,
in welcher dieselbeu ibreu sichtbaren Auödiuck erhalten haben. Je-
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doch ist diese Bestimraon^ in mancher Reziehaog anj^enü^rend. Denn
es hlciht nicht nur zu entscheiden, ob elwa der Städtebau einer
IcräknitnliHchen l'eriode angehört, sondern vor allem die Mi^licfakeit
zurückzuweisen, dafo derselbe gleich anderen CultureliMnenten fon
den (kriechen enUelmt sei: eine Annahme, der die beutige Forscboiig
nicht abgeneigt txk seiD scheint. Gehen wir von der Sprache au
als der sichersten Grundlage flir alte VöUcergssehichte.
Die AosdrQcke fQr Haus and Hof, von der individaeUen Ent-
wicklung, welclie beide bei den verschiedenen Völkern fanden, ab-
gesehen, sind indogennaniaehfiB Eigentum. Ich entnehme am der
ZoBammenstellang Kuhn's (Weber, Indiiche Stadien 1, 860):
akr.dbsMi; gr. do/io«,*, lat «Ioimii^ ato?. «lom**! goth. ^tsM^dN» bauen.
— dvdkr, — — fares, — <IpV, — äemro, ahd. Isri
Die Bedeutung von Haus, Tbilr, Hof oder Garten steht in allen
Sprachen gleichmUbig durch; aber schon bei dem letiten fingt das
Schwanken an : vega und olwtg shid bei dem beecfarinkteren ümfimg
des Hauses stehen geblieben, im Zend ist es sowol Hans als Dorf,
im Lateinisdien StraJbe und Flecken, im Gothisehen Flecken und
Stadt Eine Tollstindige Spaltung der Sprachen tritt ein, sobald
wir SU den Beieichnungen fttr stidtisches Leben gelangen:
skr.jwrf Stadt» gr. noltg mit dem Begriff der Fülle, des Geditnges
(Curtitts Gr. E^* 78).
— • väsiu Haus, ^ atnv von der Wund «o« wohnen (Curtius a.0. 187).
— xa>r; , goth. hoimi Doi^ lit Xma$ Hof Dorf;
▼erwandt lulaSot (Cnrthis a. O. 134).
Keine derselben findet sidi im Latehiischen wieder; ebenso we-
nig die Hauptthene der Stadt oder die auf den Bau derselben be>
zOglichen Worte mt^ TroiUs, ^h^o^a, q^gov^iov, rn'gyoc, reixoc, x"*
.1 vkrj,Tä<pQo^ U.a., welche die griechische Sprache für sich ge-
bildet hat. Umgekehrt sind alle entsprechende Worte im Lateinischen
ganz national :
Urbs, (li»ss('!i /usamnionhang mit urvarc und orhis sachlich am
.\n;jreinc.ss('nsten rrsclieint (S. 57 Anm.). .\ul dem ( ippus von
A^H'llii * t/' iirnvif ~ ria nirni ; wie n(n ns neben urru.s, so
auch bei den Sübellern ( orfhiium neben Ornnmm < Dion. 1,14)
und f rrinutn. Andere Ableitun^jen Corssen, Kr. Beitr. S. 201,
Aacoli, Zeitsclir. L vgl. Sprf. 16, 120.
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ojtpidum. von und pcthoit, das üIht der Kbcno Lipfieiido, die
Feste: luidi der alteren, auch von Gurtius u. (). 78 gebilligten
KrkläriniK.
cdstnnn mit (m« eng verwundt, von skr. chad bcderken. C'-orssen,
Heitr. S. aHT. 449 ; also das Deckeude, das Schirmende, nicht,
wie ( orssen will, passivisch das Goschüt/.te. Wie die Hedeiitunt,'
Lanier an diejenige von Stadt nahe heran-streilt und in dieselbe
vidlig ilbergeht, zeigen die S. ')> angeführten Beispiele (vgl.
Isidor ir>,2. 13 rasfrum nntiqui diidmut oppidui» lont <tltissimn
sifiim (/HfKsi riisam aJfam). Das umbrisch-»>skische Lasfrti wird
von M(»mmsen. l'nt. Dial. S. 'ifiO, Aufrecht und KirchhoH", 2. 158
als praediumy dagegeu von L. l^nge, Tabula Kuutiua S. 22 mit
Caput erklärt
casteUtm, Deminutivforin von Castrum, das Dorf. Aus der Kriegs-
geschichte ersieht man, dafe die italischen DOrfer in älterer Zeit
durchgeheuds befestigt waren (Liv.. 9, 41 10, 18. 46 33, 36 u. a.).
(ir.r, die Burg in der Stadt, verwandt mit ctLei), agiuiw areere
(Curtius a. 0. 124) Isidor 15, 2. 32 arcessunt partes urbis excehae
atque munitae; nam qttaecunque tuiissima urbium sunt, oft or-
cendo Imtes arces vocatUur, Der Stamm ist gräkoitalisch.
capitoliumf verwandt mit captU (Corssen. Krit. Nachtr. S. 276),
ungewisser Bildung. Der Name den Mittelpunkt der Stadt be-
zeichnend, nicht auf Rom beschränkt, sondern auch in anderen
Stfidten Italiens wiederkehrend
forum, lit. dvdras der Hof vgl Kap. 5.
murus momia; dfivveiv vergleicht Curtius S. 290» Corssen, Krit.
Nachtr. 78. Man leitet es fon der Wurzel ma binden, flechten
ab, was dem Sinne nach vortrefiOich paCst, denn die ältesten
Mauern sind ans Holz (S.97) ; Aber derartigen Wallbau PoL 18, 1.
fossa von fodere. Aber dessen Verwandtschalt Curtius S.*416.
vaihmt wOlm Pfahl Terwandt mit ^loc:, Nagel (CurtiuB S. 324).
porfa Stadt' und Lagerthor, verwandt portus noQSvttv (Curtius
S. 245).
angiporku Gasse. — semita Gangsteig, Trottoir. -> via (Curtius
S. 175).
Endlich sind auch alle auf das italische Haus bezfiglidien Aus-
drflcke {atrmm Uätlimm v&iibiiiMm implimnmi partes u. s. w.) si>ed-
fisch national. Es folgt aus dieser Zusammenstellung, da& von
einer graekoitafisclieii Stadt nicht die Rede sein kann, dafis vielmehr
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di(' Italikcr liii Schema enl nach der Trennung von den llelloiH'n
haben ausbilden kdnaen. lo wie weit hierin der itberkgeneii Cultur
ihm* äatlicheD Staninivettem ein Kinflufo zugestanden werden darf,
bleibt noch zu enirtem. Au8 dem Sprachschatz ersieht man zu-
Dichst, da& die Itahker in verhältni&märMiu spAter Zeit eine An-
jcahl von technischeo FurtMchritteo der iUrakonst, vielleicht scilist
den Steiobao Oberhaupt, aberkommcn haben, llieranr fähren Fremd-
wörter wie catXf dUffore von Xü^^ maHnna fittTBorif riolÜW^ ntkl^^
(MoroniBflO, R.U. 239), ferner wol auch tmrris, iwk.Hkrn neben
gr. tvffct^ caiamuta o. ft. w. nnd die in voricerflekter hittorincher
Zeit anfgenommenen baMäiea, plaim (bei den Komikern), periäffUm,
oeem n. 8. w. Die völlige Unabhängigkeit des Lateinischen wird
recht kkur, wenn man die Dentiehen IjehnwOrter m Ver^^chnng
hmmieht: «Mn», ahd. «Miro, mhd. mdre; lurrti, ahd. Imti, mbd.
tarn; wiereaHmt ahd.«Mrdbaf, mhd. mort«/; paUdtmmj 9hA,phalmua
nnd mhA,paku; ahd.Mfncd, mhd.KrrAf; jHtrta, ML,phorUiL,
mhd. pkorte\ ttrala, ahd. glrasa, mhd. «fr<i?«*; eaix, ahd. ekßifK
mhd. kaki mgihstrum, ahd. pUagter^ mhd. I^kuter, der Estrich;
cam in at a, ihiä,d^emindta, mhA,kemeti4te\ fmeiära, 9hiLffnMar, mhd.
vtntter ; caimeroy ahd. ckamatOy mhd. kmm ne r ; (Quartier, Qnader n* s. w.
Noch deutlicher gelangen wir ni dem nimlichen Besnitat dnrch
eine Betrachtung der hellenischen i^tadt. Blan findet bei keinem
riVmiBcben Schriftsteller eine Andeutung, dafls die I^agerform eine
specifisch römische, von einem der historischen oder mythisdien Hel-
den Boms erfunden sei. In diesem Umstand darf man die still-
schweigende Anerkennung suchen, date das italimbe I^ager das Pro-
duct einer langen geschichtliehen Flntwicklung darstellt Gänzliche
Unwissenheit hat die Sache dann so ^'cwandt. als ob Pyrrhos die
Casti uiiietatiim erfunden und die Hönier nach den» Sie«pi bei lienevent
und der KrnluTuim sein«»« Liijrers an diesem sie abj:elenit lüittrn
(Frontin Strat. K 1. 14 rasfrn mttiiitufus limuiui nfmirffue (jmtrs
pnssim ptr nnfiorti rohorfinm rrhtf nnifinlin ntusfifunf sali/i nmit.
cum sidox ufhiiitn iiiuros tiossrf attfitfiof/is. J'tfrrhiis. J./>i/o/inintt
rtj-, pritnm fofinn i.itrntutn sf(f> imhin ruilt» ronfitifn' insfifmf rfr.\
I)ie Notiz Hndet sich sclion nacli einem alt«'ren Annalisten hvi Liv.
H.'». I I, währeml die parallelen griechischen Herichte ( AppianSyr. HJ.
IMut. Klani. 21. I'yrrh. s) sie nicht kennen. Sie i.st vvahrschenilich
durch ein Mifsverständiiifx entstanden niid auf dio Krzählung zu-
rttckxuftthreu von der grui^eu iicwunderung, welche da» rümiscUe
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lidger dem K<)ni^' \m seinem ersten Anblick einflöfste \ IMut. Pyrrh. 16).
Atirh auf I'hilippos von Makedonien machte dasselbe einen fxewiil-
ti^en Kindnick, wie I'olybios cr/ählt (I^iv. Hl, M suhirrfa vrnmis
HottKnui cdsfrd ndmiratuji f.ssr dici/ur ri Kuircrsam spuimt lasfrn-
runi ft ilfsrrijifn .suis quaeqnr /ifirfihus nun tonhiitium ordinr tum
itiutTUW infi rvdJfis li urffassr hdrhittorum (<i rii.'^fi a iil/i rideri />(>ssr).
Alls d(»r Vorliebe, mit der dieser Schriftsteller auf di ii (le^enstand
/uriukkehrt (vfil. is, 1), ersieht man so recht, wie sehr das Lafzer
den prieehischen Militärs inipoiiirte. Die Weise der Hellenen war
el»en total verschieden. Sie suchten das lieer nicht durch künst-
liche, simdern durch natürliche Befestigungen zu schützen : denn man
hielt die Deckung; durch rlas Terrain lür sicherer, als diejeIll^^e durch
Wall und (iraben. In Kol{^e des.sen richtete sich die Form des hel-
lenischen Lagers jedesmal nach dem l'latz, den man besetzte, und
die einzelnen Abtheilungen innerlialb desselben wurden bald hier,
bald dort placirt (Pol. »», 42 dn/.nioi 'l\nt(üni y.<(ia<^iof/.oyit^ Tt]v
fV tnvraic ii y/qnctv^ it^v H'((t'ii(ty odar no^Lrtaihti to7c ' l'lÄ/.ijOi
yxnu ifü lo u) ntooc. tu lur yuQ ' l:)j.i^rtg f)' toi ai oai n:i K^iitiv
i^yoirtai -ai quÖkckiv in /((Ktxohn 'Hh' rnii^ aiK'n' icj)' i6;i(ov
oyvqnztjaiv, afta fih lA/j.ivaviti; n]t' /UQi in(pQ&iag laXainM-
Qtav, (tun de >'oi//lV>rr£c oty nfim'ai: tivai luc yi iQo.titirroix mufa-
ItioQ laic: orr/'c t^c rpvatioQ hf i io)v ih.iMv t .lOQydi'ujau oyi -
Qoii^air. dto /.(it y.arn rt j i]v rr^g oki^g riagt^ißiOS^s, i^taiv /lär dixty-
xatnvrm oyijt« iitrct).af^ißctvtix\ ino^uvoi tnlg xorroic, tu t€ fiegr^
fitxaXXüiTtiv uÜ.Dit 'iQ<K uXXovg xai a/.ai(i)j.l^XnvQ ronnvQ' idv
aaiaiov i ia^ytir ot iißairti y.ai lor /rrr' idi'nv y.cti lov xar« ittqng
fxaaifi) innov tt.g arQuiojitiShidg). Her Unterschied in der Sitte
beider Völker ündet auch einen bezeichnenden Ausdruck in der
Sprache. Dem Hellenen fehlt ein Individualname für Lager: yaQit^
der spitze Pfahl ist offenbar von dieser eigentlichen Bedeutung darauf
übertragen, aTQoinrndov {atquio.ttdtiu) heilst das Feld, auf dem
das Heer lagert, und :iaQ€ii(inXr^ ist gleichfalls erst spät neben sei-
nen anderen Bedeutungen auch in dieser angewandt worden. Hin-
gegen das lateinische rcisfrurn \u seinem ganz individuellen Gebrauch,
eng verwandt mit casa, entsitricht der italischen Autfassuug, welche
in demselben eine zweite Vaterstadt erkennt iS. ")]). Ks ist von
Wiclitigkeit festzuhalten, dafs von einem festen Lagerschema der
Hellenen und einer Nachbildung desselben durch die Kömer absolut
keine Kede sein kann. 6ü wenig mau auch bisher zu einer entge-
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geiigcii«titen Anndit fgamgü gewesen ist, so legt dtgcffen die Jetat
«ilgeBein verbreitete Attfhiwwig der «Ititalischeii Onltiir ee deito
Biher, die Censtitsinuig ood AusbUdiug der Stadt atf grieehiiclie
Vorbilder rarflcknifthren.
Die heUeniscbe Geschiehte hebt nach derSehildenng desTbo-
kydides in seiner Einleitung mit einem ibrtwfthrenden Knegnnistand
na: die Ifnseen sebwnnken bin und her, die WohntitM sind unbe-
festigt, die einielnen Komen bnben sich noch nicht tn einem stidti-
sehen Gemeinwesen susammengefiinden. Nachklinge dieser Epoche
haben sich bu in historische Zeit erhalten, indem manche griechi-
sche VAIkenehallen. wie Aetoler, Lokrer, Akamanen und Spartiaten
nicht in gpschkwaenen Stidten lebten. In einem kriegerischen Zeit-
alter gewihrt die steile BerghAhe natflrlichen SchnU; hier iforden
fieete Niederinssun^en gegrOndet, hier eniiteht die nnltg im eigent-
lidien Sinne des Worts. Ganz GrieehenhuMl war mit derartagen
Bergstidltn bedeckt ((irote, history of Greece cap. 20. 2, 108); ich
nenne die Burgen von Athen, Theben, Korinth, Mykenae, Tiryns
n.8.w. Sie bilden den Kern, an den sich allmtlig im Lauf der
Jahrhunderte neue Aiisicdlungen anlehnen, (ileichwie in Deutsch-
Ian<i erwächst die hellenische Stadt au» «ler Hurg. Der Gang war
im Kinzelnen durch niititi lu he Bedingungen hestinmit. Die Ungunst
der I«ige veranlafste Ihm fKrtueschntteiier ('iilt\ir. dafs viele solcher
yro/fcis gänzlich verlas>eu und in der Elit in' neu ;uifgebaut wurden.
Kin deraitiges Beispiel bietet schon iiumer, wenn er von Dardaiius
sagt U. 20, 'jHi
tr 7Tt()i'<it ;n,ii)Ä4ain, .loid^ fugn:tiov nvi^giänuiV^
rr//.' tif iiivigiUt^ oirttov 7tn)A nidu/Mi; ' Idt^^.
Dagegen sind diejenigen Hurgen, welche dem Flauhliind und damit
auch dem Verkehr nicht zu weit «'utruckt liegen, <ler gröfstJMi Knt-
wicklung fähig und stt llm alsdann intensive llrennpuncte der i'ultur
dar. Man kann diese Krscheinnnm n durch den bekannten Satz aus-
drucken, dafs die Städte von der Hohe ms Thal wandern. Kr hat
seine volle (iültigkeit andi für Allit;ilien: auf Albalonsa ist Koni
gefolgt, auf Faesulae Florenz, auf Kyme Tuteoli untl Neapel; bei
Dertrstmiteii wi»- /. Ii. Tusculum. Traeneste, Tuder hat sich seit der
Kinluhrung dauernden Landfriedens durch die Monarchie die Inten-
sität iles Verkehrs entschieden aufserhalb der Mauern m die auf-
blttbenden Vorstädte geworfen. Aber im Untencbied gegen üeUas
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sowol wie das deutsche Mittelalter kennt man in Italien schlecliter-
dings keine Burgen ; seine Bergstädte — man denke an Alhalonga,
TiLsculuin, Hovianum, Faesulae, Volaterrae — sind denjcnifien der
Kbene an Umfang und GröCsc vollständig ebenbürtig. Eine jede
tifhs hat iiirc arjr, aber ein (Jegcnsatz wie zwischen jtnkiQ und ff'fTM
existirt nicht und ebenso wenig läfst sich, sei es aus der reberlie-
ferung. sei es aus den Monumenten, irgend ein Fall nachweisen, dafs
die Trhs allmälig an die Arx angewachsen wäre. \\> li«'irt auf der
Hanil, (lafs der verschiedene Trspruiig auch den Cliarakter der hel-
1( nisriien tStadt im Uuter^hied vou der italischen hut bestimmen
müssen.
Die älteren Stä<ltx? Nordenrojnis sind durchgängig charakte-
nsirt durch eine vollständige Regellosigkeit des Grundplans, ein
(ie^virr von kninmieii. engen und dunkeln (lassen, das sich nicht
so sehr aus <len localen Bedingungen erkliirt. als vielmehr ans ihrer
allmäligen Kntstehnng. indem Häuser. Strafsen und Viertel um die
liurg wie die Jahresringe mn den liaum sich L'«']egt haben. Die
Disposition der griechischen Städte, sofern sie nicht mit einem Schlaire
gegnindet >ind. kann hiervon nicht erheblich v(«i-schieden gewesen
sein. So sclilldcrf 1 hukydides 'J. 4 wir die einL'edrungenen Thehaner
in riataea sich nicht zurerht /u Hiiilni wufsten und dadurch schliefs-
lich fast insgesammt in ( letaiigcnscliaft trerieten. Auch Athen heilst
bei 1 >ik;iriircli (>iifn^ Ii).).. iVgm. ed. Fuhr p. M«M zfrz(*»c t{)Qrftfnoiit^-
III yi^ 1 i\y HQyait'n t^nt' rti iiiy ni/./.ai ri'iy ni/.iior ft^Ti/.h'ic-, n/.iym
f)V /oi(u/if(t : von 'i'heben erwähnt derselbe p. 1 t es sei xmrr/y
Hui{ luii niiijnvij wegen seiner drcmialiiien Zerst<»rung. Tnd das
Gh'ulie kann von allen älteren Städten gelten. Aristoteles I'ol.
p. \ ?>'M\ (Hekker) charakterisirt diese Bauweise im (iegensatz zur
modernen: / <)l k'iv hSit'iy or/.ratotv ^lälHatc hSiiov /</•>• voni^mti
xai y()ioiii<>i/o<: iqÖ^ tac <i).).ac inn^ti^, ur frinitoi: y.ai /.(tut
rnv yf()itQf)y y.Cd my I i i m^üiainy lon loy. inn.: i(f^ i o).^ in /(ti^
fuJffaKtict^ loryuyii'oy, (')^ tiyoy /.aic n\y uQyr'iny yonyoy ()i n; i:n()ni:
yi'Q r/klyi^ lo'ic ^tyr/.tn.; y.rxi (^iin^fn^iyii ()i i<i]c iiit^^iiii'^i^. des-
halb will er denn auch beide Weisen cundtiniren xm r/r iihy iD.i^v
fn] .inith' .in).iy irrmioy. /.(nu ii^(>i^ (^t /ai lonoic: irerade umge-
kehrt wie bei d(M' itali.Nchen Stadt, wo Decuntaiius und Kardo nia-
xinuis ganz regelmäfsig und ganz gerade laiitVii, dagegen die
Viel häutigen Alnvcjchungen v(mi strengen System unterliegen.
Die moderne Bauweise gilt als Schöpfung des iiippodamos von
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M
Milei>). Ikra PriMipi« tiad kerne uOtn ah wie sie wieder in
mamn Tagei Udtang gewoBM htbei: iiraktiiehe ZwdaOMg'
kmt, breite gerade StrallMB, die aidi regelnilWs ind reditwiiiklig
sdHMideB, HiiiMT tob deneiben HAbe: vg^ Ar. Vfifd 1004:
avtov xvKXojegov^ onogf og^id J*upiaj[j
«ncrln^ curolafmüHUv.
Der Firaeas, Tharii (Diod. 12, 10). Rhodos sind von ihm
derart nach einem einzitien riaii erbaut w(»rden. Fortab sind
seine Prineipieii für MädteaDlagen nmispebend ijeblieben. wie dies
Terschiedentlich. namentlich von den (irüudunjzen Alt xanders und
seiner Nachlol«?er bezeiitrt wird. Dieselben stimmen in ihrtin i^aii-
reo C'harakter mit der italischen Stadteforni nahe illnirein. Wenn
es z. H. von Mkaea in llithyuien helfet: es bildet ein t^uadnit
von !♦> Stadien I nifani: mit 4 Ihoreu. Strafsen, die sich recht-
wtükli«; schneiden, und Noin Mittelpunct kann man alle i Thore
stdieu (Stralx» 12. riG."»i. denkr man uiiwiilkurlu'h an ein röiui-
sches Laizer. Nicht als ub iiLM-nd ein /u^aiminjibanf/ /wiN(|i,.n
lieiden statuirt werden «lürfte: vielmehr kann man hu-nn mir »mii
rein aufeei liche^ /usammentreflen « rblicken. da-- uhorall unter
ähnlu lien Verhältnissen wiederholen \Nird. In 'di»'>er Hinsicht szeniigt
es aul die AnlaLren Kdward's I. die sich in Knizland und l»eM»ndei-s
zahlreich m diiyrnne Huden, hin/inv«M>fn. xvclclu* i-'h'ichfalls dem
römischen Lafierschema nahe komnien. «ihne daf- dnch an iiL:> nd
eine directe Beziehung zu denkt-n wäre - i. I>ii' intKlerue l»au>^t i>e,
welche seit .\le.\ander innner all_'t'meinere ( icltnng erranu'. hat spater
auch auf die künstlerische und praktisi he (iestaltun^ der italischen
Städte bedeutenden lünMuCi gewonnen. Wie iS. M bemerlLt, bat Vi-
I; Vgl. i . F. IKriiitiiiii, do tlippiKlaino MUi-sio. Marburger l'ru-
gramni 1841. — Müller, Arciiiiulogic ^. S. 15;}. ri4.
2) Id England Wincbelfle» und Kingntuii upon null von 1399, inFratik-
reieh Mootpuiar (daa vollkommciMie B4>ispirl) und ein« gante Reihe von
Stidten, prw.htutide, frans, rille fwurr oder rtOe ffMidk genannt. Sie bildea
alle ein PnrnlUlofnuBB, den Marltt in der Mitte ; vgl. Some aocoant of Do-
■ ■HiD Afdntoeltti« ia England fron Kdwaidl to ItiebwdIL Oafmd 18M.
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troT in ihrem Sinne geachiieben; der Neubau Roms n&ch dem Ne-
ronischen Brande und — wns unserem Stadiam im Einzelnen noA
Olfen steht -> die Wiederherstellung des pompejaniscUeu Forums
nach dem Erdbeben 63 n. Chr. sind ganz von ihrem Geiste erfüllt
Aber das ist klar, daük weder der jüngere noch der älten» Städte-
bau der Griechen mit der Schöpfung des altitaHschen Stadtscbemas
irgend etwas geniein haben können.
Das Resultat, zu dem die sprachliche ßowol als sachliche Un-
tersuchung geleitet haben, wird endlich auch noch durch die Tradi-
tion bestätigt. Zwar fehlt es nicht an Städten, weicht' ihren Ur-
sprung auf Diomedes, Odysseus, Aeneas oder andere griechische
Helden zurflckführen. Aber nirgends wird gesagt, da£i erst durch
sie die Kunst Städte zu bauen ins Land gekommen wire; vielmehr
finden sie deren schon bei ihrer Ankunft vor. Diese Legenden sind
insgesammt nicht eben alt. Wo immer aber nationale einheimische
Sagen erhalten sind, sei es vom heiligen Lenz der Sabiner oder
König Italus, sei es von Satumus und Latinus oder Romulus und
Remus — entweder beginnen sie mit der Gründung einer Stadt oder
setzen städtisches Leben als bereits bestehend voraus. Diese Andeu-
tung mag hier genü<r<'n ; das Alter und der Charakter italischer ür-
sprungssagen s(»ll im nächsten Kapitel geprüft werden.
Die Entstehung? der italischen Stadt lichürt einer Epoche an,
als die getrennten Stämme noch ein einiges Volks^'anzps au>>niachten.
Der inductive Wefr. welcher zu diesem Ergebniis getührt hat, mag
mannigfachen Hedenken ausgesetzt sein; wir sind schliefslidi in eine
Periode gelangt, welche mindestens ein .Taiirtaust'nd älter crsciieint,
als das Material, das unserer Benutzung' zu (iebote steht. Indessen
verschwinden die Ik'denken vor einer ruhigen Erwägung. Zunächst
weist die Limitationsprnxis, wie wir sie im 1. Kapitel aus der Feld-
niessersamnilung nach ihren liauptzü^'en darge.stellt haben, >elh(T
eine Anzahl äiifsorer Merkmale auf, welche weit hinter die Zeit
ihrer Abfassung ziiriickrciclu'ii. Ich meine im Gebrauch der .Abkür-
zungen: Kardo, dessen Silirt'ibung im Uebrigen zwischen V und AT
schwankt, wird doch nie anders als durch letzteres bezeichnet und
noch merkwürdit^er ist die durchstehend vorkommende Abkürzung
von citra durch A'. Sie findet im S])ätcren ( Gebrauch k«'in einziges
Analogon ; das Zeichen K war vor der Fi.\iruiii,' des Zwidftafelgesetzes
aus der Schrift verschwunden; nur vor a wunle es allenfalls noch
beibehalten, während Worte wie cenim^, civiSf constU darch C ab-
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gakarrt werden. Wem naii dicB flbencUigt, whd nuiB aidit aiH
•tohen, hier eiirai Best ilteiler UeboiiK leleiniMiier Schrift n eka-
tniren, wekhe wir aberhaipt kcMen (t^L Mofliiiisen, Ii. 0. 1«. 220).
Was nch «m den Inschriften aber oakische ÜBitition gewinnen
lilM, atinmi mit dem rOmiaehen Verfahren dafdunt flberein. In
der Weihinechrift ?en Agnone kommt' anch der Name d«innaimiiM
s deti m amB (Mommsen, Unt. Dial. S. 140) vor, nicht im beschränk-
teren Sinne der Ost- Westlinie, sondern überhaupt die Limites be-
zeichnend (vgl. S. 12). Endlich darf man auch noch das Länf^en-
und Flächenmafs, nach wclclieni La^'cr und Stadt disponirt >ind,
2um Zenf^ifs ihres hohen Alters anfiliiren. Die /itit in Jl'»(j für
den Durchmesser, ^^^(H»' für den l infani^ deuten klar an, daiV die>e
(iröfsen nicht urspruni^lich auf ronusche I'ufs iKTccimet sind, inso-
fern sie «lurchaus kciiu: leicht fafsliche. rationelle Zahl an die Hand
«el)en. .\uch fand sich (S. 31h. dals der Flächeninhalt des Laders,
wie man mit lU-cht hatte erwartrn duifiii, in keiner näheren H«'zie-
hun^ zu den uns bekannten römischen Landmafsen sf»'ht. Aul ssA-
clien Fuls di<'se Au^ai)en ursprünglich berechnet waren, ist eine
aufseist schwierige Frage, welche in diesem Zus;immenhaiig nur an-
gedeutet werden kann. Nach Hygin p. 122 (el)ens(» p. ü ü») ist der
campanische Vorsus •) gleich S(ilO röm. ^»uadratfurs und es gidi^n
3 X'orsus auf <l;is römische Juirerum. Da aber der \ tirsus eine
Flache von K«»' im Quadrat dai>tellen s(dl (vgl. S. :{«.»), so müssen
•J2.M,'i römische — KM) uskischeu Fuls >cin. • Man darf die p. :uo
erwähnte Limitirung hierher ziehen, nach welcher in verschiedenen
Theilen Italiens die Terminalcippen 94' und. das 4- und 5fache hier-
von, 375' und 470' von einander entfernt stehen; denn der Unter-
schied erscheint zu uneriieblich, um ein anderes Mafä zu statuiren.
Nach der genaueren Angabe rechnen wir den oslcischen Fufs zu
0,2749 m. (l m. = 3,r>38' osk.). Zunächst winl man erwarten, dafo
dieser Fufs in Pompeji sich wiederfindet. Und wirklich sprechen viele
Daten Ar eine derartige Annahme: s. B. stellen sich die iS. 7 1 ge-
machten Angaben über die Uauptdimensionen der Stadt darnach
folgender Blata: Kardo maximus 2537,6', westliche UäUle des
1) Dw UmH dai OudiaDttt in i j wwi a (B m DOmaia) wird dnreb
die mite 8ldle p. 84a 16 itm eltee KUmrat tHtfiOmre», fMM ra «mtm
tmritoni» Mim m M m m U m, maxiwte iiuEia fhni tm NmmA (?) heeütint; «m
» dam MirtM Wort tteekt, weUk Mi oidit.
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Decomanas 997,9', <)fitliehe 1502,3'. Wenn man die Uogenaaigkeit
dieser an einem Plan gemachten Messungen in Betracht sieht, un-
tnrliegt es keinem Zweifel, dafs der Deciinianus zu 2500' mit den
beiden Abschnitten von 1000 und 1500', der Kardo zu 2550* (?) an-
zusetzen ist. Anderes übergehe ich, weil die genauere Bcstiminang
des Ofikischen Fufses nicht möglich ist ohne eine eingehende Unter-
suchung der Bauwerke, die dadurch erschwert wird, dafs allem An-
schein nach in späterer Zeit nach römischen, in älterer vielleiGht auch
nach griechischen Fullen gerechnet worden ist Wollte man nun
auf diesen oskischen Fuf:^ das Lager nmrechnen, so würden sich
gleichfalls ganz irnitionelle Ziffern ergeben. Ks scheint aber auCser
dem oskisdien und römischen noch andere Mafee in Italien gegeben
zu haben : nach {». 34ü standen nämlich auch noch andere Terminal-
cippen bei '601' und 4061'; Angaben, auf deren Erklärung wir ver-
zichten mdssen. Mafs uud Gewicht siud von den Verkehrsverhält-
nissen abhängig und darum begreift sich wol, daijs die Stämme im
Verlauf der Geschichte sich hierin weit von einander haben ent-
fernen können. Es liegt, wie bemerkt, ein Zeugnifä für das Alter
des Lager- und Stadtschemas darin, dafs dasselbe zu den uns hi-
storisch bekannten Mafsen nicht recht pafst. Dabei drängt sich indel^
noch eine andere Hetrnchtnng auf. Die Flächeneinheit der Italiker
und Griechen ist das Plethron oder Vorsus von 100', das der Römer
der Actus von 120' im Quadrat. Heide (iröfsen müssen aller Wahr-
scheinlichkeit nach einmal sich gedeckt haben, und zwar ist die rö-
mische Theiluug jüngeren T^rsprnngs. Unter dieser Voraussetzung
verhält sich der graekoitalische Fufs zum römischen wie 6:5, wäre
also (lern vielbestrittenen Philetärischen Fufs gleich. Keducirt man
in diesem Sinne die Mafsc des Lagers, so beträgt jede Seite (zu
21tiO' gerechnet, vgl. S. 39) 18(X)' = 3, der Umfang 12 Stadien;
bei einer gleichmäßigen Vertheilung, wie sie in Pompeji vorgenom-
men ward (S. 71), erhält jede Tribus 1 Stadion Breite. Der oski-
sche Vorsus, wie er bei den Feldmessern vorkommt, entspräche 6000
Quadratfufe. Aus einem derartigen hypothetischen Fufs hätte sich
der römische einfach entwickelt, indem die Hiithe in 12 statt in 10
Theile zerlegt wurde, der oskische dagegen müTste sich einem frem-
den Mafse anbequemt haben.
Die italische Stadt ist in einer Epoche geschaffen, als die Ita-
liker den Steinbau noch uicht übten, Ks läfst sich beweisen, dafs
Hellenen und Italiker wie die Abendländer überhaupt ursprüngUch
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ia Holl gebMt habn; die kintmifinge Bearbeitang md Venm-
daag dfli StoiM seilt eiae Reihe bedeateader tednincberFortsclvitte
fonun. laeofaffn rtem da«Lagcr aiit seiaem ErdwaÜ aad 8f haaipftlifcia
dia iltflito Stadt getraaer dar, als die aas Yorttegndea Maaemnge.
Die Uebortragai« des Scbeaias aaf Stainbaa hat mit Notaeadii^
iai WaMiaeB viele AtmeietangeB Yoa dea strengea Oraadfonam
aar Folge grittbt DIesar grofee Uaisdiwaag ksaa iai WeseatUebea
eiat eiagetielea mm, ntMuk die Italiker ihre Sitse aaf der Halb-
iaad eiagsnoauaea hattea, wie wir sie in Ustoriseher Zeit keaaea.
Noeh iai kaiseriidwa Beai (Varro hU 6, 48) eriaacrie die Beaeieh- ,
aung tenem mmnu aa dea Eidwall aaf der Hdhe derOariaea,iiel-
dier die älteste ktfadidie Stadt dageaddossn hatte. Yoa Äeda-
aaai heiftt es aas dem Bandesgenosseakrieg, dalh seiae Mauer tob
Hds war (App. b. dv. 1, 51) >). DefesUfj engen ans demsdbea IIa*
terial waren bei den Kelten sehr verbreitet (Caes. bell. Gall. 7, 2S.
Vitruv 2, 9), auch bei andern Völkern erwähnt (Hirt, Gesdi. d.
Bank. 3, 424) , so daC^ man den Satz ^anz allgemein hinstellen
kann, Holzbelebtiguug repräsentire eine niedrigere CuUurstufe als
Steinbau.
Die bisherigen Eri^rterunRen ergeben, dafs das italische Stadt-
scIh'uki nach der 'rrcnnun;i der lUiliker und Hellenen, aber vor der
Spaltung der italischen Stämme, d. h. vor der Besitznahme der
eigentlichen Halbinsel peschatTcn worden ist. Die permanische Völ-
kerwandiTung, welche die moderne ( ieschichte einleitet, gewährt uns
einen Anhalt, wie jene antike V(Uker\van(U rung, welche Sa<leuropa
in den Kreis jieschichtlichen Lel>ens eingeführt hat, un^'Cfiihr zu den-
ken ist. Wie auf bewej^'ter See Welle auf Welle folu't. so hat ein
Volkerschub nach dem andern die vorheruehenden immer weiter gen
We«teu gedrängt. Die Besitznahme Südeuropas und die I nter-
drttckung älterer hier sefshafter Stämme ist nicht durcli eine ritsebe
Völkerrtut geschehen, sondern durch «las langsame Werk von Jahr-
hunderten. Je später ein Volk zur dauernden Ruhe gelangt ist,
desto weiter steht es auch in seiner Culturentwiddung zurüdu Wenn
1) Nadi ihrer Zentörong wird dne neae erbaat) tob wdofaer C. J. L.
1, 1280 handelt Zaglddi wird dnroh diMe oaTerkeanbare Baciekiiog die Da-
dmiig dee Anphitiiealera von Pompdi (8. 66 Anm.) baiiitigfi, dena der Kr-
baaer der Maaer von AecUnum, C. QaiBethn Valgae, kritft in der peanpela'
■hakae üadMohrift (a. 1946) wieder.
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die Hellenen ihren westlichen Stammverwandten etwa um 400 Jahre
voraus sind, so wird der Schluß nicht ganz unberechtigt sein, dafii
diese eben so viel länger auf der Wanderung zugebracht haben.
Denn das Volk unterliegt den ewigen Gesetzen des Wachsens, Blfl-
hens und Vergehens. Der Haum italischen Volkstums ist langsamer
gewachsen, als die reiche Pracht, welche des Ostens heifse Sonne
in Hellas zeitigte: aber eben defshalb iiat er auch den Stürmen weit
längeren Widerstand geleistet. Jene Teriode. in welcher die Italiker
eine grofse einige Nation ausnmditen, hat alle Züge ausgeprägt,
welche den getheilten Stämmen historischer Zeit im^gesammt zu-
kommen: im Gegensatz zu (Icii Hellenen die itah'sche Einseitigkeit
und Beschränktheit, aber auch italische Tiefe und Stärke. Ks soll im
5. Kap. gezeigt werden, wie alle diese Aeufserungen des Xational-
cliarakters im Templum ihren greifbarsten Ausdruck gefunden haben.
Hier ist noch die Frage aufzuwerfen, in welchem Local diese wich'
tigste Bildungsepoche der Italiker sich vollzogen hat
Die Naturformen beherrsclien den (ieist : sie prägen ilini ihren
Stempel unauslöschlich ein zu einer Zeit, wo die jungen Sinne sich
begierig den umgebenden Wundern öffnen. Wechselnde Sdiick.sale
mögen die ersten Eindrücke betäuben, aber nicht venlrängen: man
versetze den Sohn der Ebene ins (}ebii*g, so wird er doch nie
vollständig der Anschauungen sich entschlagen können, welche die
weiten Flächen seiner Heimat in ilim wach riefen. Die Naturan-
schauung des italischen Volkes ist in der E]>ene entstanden. Auf
dem Boden der Elicne ist der Mensch zuerst der göttlichen Verheis-
sung, welche die Erde ihm unterthan machte, froh geworden. Er
hat hier nicht mit Mächten zu kämpfen, die stärker sind als seine
junge Kraft, die Scliranken, welche sich seinem Vordringen entge-
genstellen, überwältigt er mit leichter Mühe; sein strebender Geist
umfafst die endlose Fläche. Der Mensch drückt ihr das Zeichen
der Knechtschaft auf ; die Natur zeichnet sich hier nicht durch
scharf ausgeprägte Formen aus, der ordnende Verstand zwängt sie
in unterscheidende Linien. Die (juadratische Kunstform hat sich in
Aegypten und Babylon und in gleichem Sinne bei den Italikern ent-
\Yickelt. Die Geometrie, wie Varro sa!4t (S. 10), hat den umher-
schweifenden und zwieträchtigen Völkern den I'rieden gebracht Frei-
heit und (jebundenheit sind die beiden l'ule, um welche sich das
Leben des Menschen wie des Volkes dreht Wenn die Ebene ihren
Bewohner zur Freiheit yrädestinirt, ao gewährt sie nur das eine
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4m Steppn nd WAiUü mit ihrar ewig« MoMMe v«btni er
Mf der SUMh ileacaUrfr UigebnMMMit, d«i Thieie gteidi ym
Oft m Oit MinrdlBDil. Dimi M « Meh Mr die ^tgamU»
BbMwn, welolMdieWieie der CiilMir betrugen hab«: dielanln gleich
von luiwirtbtrai Wllitai «Mchttrttt TUUar des NU, d« £qdmt
md Tigris.
Dmcfe dim QgäriitipMCte wird die BOdnngsepoche der iliK-
■dhasNatieii ümI kicaliairt Sie lumn sich nicht am SehwaraeB Ifaer
noch an der Donau tolliogeii haben, und nirgeud anders als in der
Ebene des Po. Hier haben die Italiker nach ihrer l'rennung von
den Hellenen und später von den Kelten für sich allein gesessen.
Wie Sicilien die nuintiine. so ist nach Ritters treffender Bezeich-
nung ') die Poebene die continentale /ujrabe der Apenninhalbinsi'l.
Beide sind physisch und historisch aul s lnni^'>te mit einander ver-
banden; jtHii)( h iiinunt die Poebene in der einen wie iler andern
Richtung ihre eigentündiche Stelluns; ein. In Gestalt eines I>reiecks
(Pol. 2. 14) im Norden von den Alpen, im Sii(b>n vom Apennin ein-
geschlossen, öffnet sie zwar gen Osten am das Meer, aber »'in hafen-
lose*« Meer mit versumpften Küsten. Die Alpen fallen schroff
nach dein Tietland zu ab-, ihre Kette stellt sich aller Orten als ein
P>e<;renzendes. Trennendes »lar. Sie ist die ^ntfse Scheidewand, welche
Italien isolirt: jenseit anderes Klima, andere rr(»(liicte. andere Sprache
und (ieschichte. Die Erhebung des Apennin ist zwar weit geringer,
der Uelier^ang p>mildeter; immerhin markirt auch er klar uml
deutlich die Oren/e. Das ganze Land stellte sich als ein einzi^ies
^rofses Templum dar, vom Po als Decunianus maximus. von seinen
alpiniflchen und apenninischen Zutlüssen als Kardines limitirt. Hier
•chlugen die Kiemente der Geonu trie. welche die Wanderer {gleich
anderan Culturkeimeu aus dem Osten mit>;ebracht hatten, Wurzel.
Jenes grof^artige System, welches alle Probleme des Lebens auf
die nämlichen einfachen Gesetze zurückführte, ward hier im Detail
ausgebildet. Die Jahrlrnnderte haben die Nachkommen in die engen
TMler des Apennin, an die flppigen Küsten Campaniens geffthrt,
aber hier wie dort limitirte man nicht anders, als die Vorfahren in
Ibra Uola> und Isjrdiiaitea ao den Ufern des Po die ikunst geabt
1) Burofa 8. Sil, Yorletangen, henuig. t. DmuI, Berlin 1W8. Di«
ftilgwaa SoUldOTUiff Bilton kuu ioh aber niohi alt riofalic mm^m.
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100
hatten. Stiiinnie und Sprachen theilten sich, allen verblieh <ler-
selbe l'uniilientypus. Inzwischen hatte sich anter anderen Unif?e-
bimgen die hellenische Nationalität üjeliililet. Das Meer mit seiner
Wunderwelt, das Hochf^ebirge mit rauschenden (liefsbächen und rol-
lendem Donner eriullen in plastischer Sinnlichkeit Sprache und (Hau-
ben; der innige \ erkehr von Mensch und Xatur erzeuß:te das Ideal
der Schönheit. Diese Seite war dem Italiker verkümmert; er Jiat
statt dessen das Verhältnifs aller Kact<)ren der menschlichen (Je-
sellschaft unter einander und zur Gottheit, ihre Hechte und l'tlichten
mit einer Umsicht und Consequenz, die nie wieder ihres Gleichen
gefunden hat, festgestellt.
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Kapitel IV.
Den gioftaitigM AafaddOiM, wdidie die tergleichende Spre^
fonchung aber die Anfilnge des geschichtlichen Lebens gew&hrt hat,
sind in den letzten Jahren von anderer Seite neue gefolgt. Die
aller ( )rten rastlos betriebenen antiquarischen Nachforpchungen haben
der Frage nach der IJr/eit des Menschengeschk'chts die weiteste
Perspective en'^ffnet. Man iintte bereits seit Langem erkannt, ihx^a
(iie Cultiir Nonli'nrojuis sich in drei jirofken Terioflen bewegt, je
nachdem diis (ieriit des tii^ilichrn Lehens aus Stein, Bronce oder
Fisen gebildet ward. Al)er für che Länder, auf welclie ein .lahr-
tiinscnd früher das Lulit der l'ehcrheferung fällt, war ein glei-
ches Gesetz nicht mulij^ewiesen worden. Noch Monunsen, Köm.
(jesth. P. !> konnte schreiben: ist hisher nichts zum Vorschein
gekommen, was /.u der Annahme herechtigt, dafs in Italien die
Kxistenz des Menschengeschlechts älter sei, als die Bebauung des
Ackers und das Schmelzen der McUille; und wenn wirklich inner-
halb der Grenzen Italiens das Menschengeschlecht einmal auf der
primitiven Cuiturstufc gestanden hat, die wir den Zustand der Wild-
heit zu nennen ptlegen. so ist dav(»n doch jed«' S|tur schlechterdings
ausi;e|öscht«. Der .Vnstofs, wclclien die Entdeckung diT Tfahlbauten
in den Alpenseen gab, pllan/te sich über Italien fort und lenkte die
Aufmerksamkeit auf dies bisher venuu ldiissigte (iehiet: von allen
Seiten strömte Material zur Charakteristik der italischen Vorzeit
herbei. Die Untersuchungen, welche mit besonderer Sorgfalt in der
n^uiiacbeB Campagna von Micbele de Born und dem Geologen Ponii
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102
geführt worden sind '). haben eine Hronce-, eine jüngere und ältere
Steinepoche klar nachgewiesen und damit auch zugleich die Existenz
des Menschengeschlechts in Italien vor aller Ueberlieferung in un-
absehbare Ferne hinaufgerückt, die auch nach Jahrtauseoden zu
schätzen uns vorab jeder Mafsstab fehlt.
Den Alten selber war der Fortschritt, den der Mensch vom
Gebrauch der Steinwerk/.euge zu Erz und Eisen machte, keines-
wegs unbekannt: mit beredten Worten bat ihn Lucrez geschildert
6, 1281 fg.:
artna antiqiui nuinus ungiwft dentesque fmruntf
et lapides et itetn siharttm fragmina rami,
et fUimnm atqtie ignes, postquam fiunt cognüa primum,
posterius frrri ms est aei-isqur npn-fa.
et prior neris erat quam ferri rof/uitns usus,
quo facilis magis est tmtura et ropia maior.
aere solutn terrae iraetabant, aererpte belli
miseebant fluefus et t-idnera vasta serebant
et pecus atque agros adinu banf: natn facüe oüis
omnia cedehant amiatis nmla et, inerma.
inde minutatim processü ferreus ensis, eqs.
Der Dichter zeigt hier ein klares Bewußtsein vom Uebergang aus
der Broncezeit in die des Eisens, und in der That hat sich dprscU>e
bei allen Völkern des Altertums in einer relativ hist^)rischen l*eriode
vollzogen ') ; es genügt daraü zu erinnern, dafs der italische Cultus
die Anwendung des Eisens bei sacralen Handlungen principiell aus-
schlofs. Anders steht es dagegen mit der Steinperiode: die Schil-
derung des Lucrez beruht oflFenbar auf Reflexion, und wenn Augu-
stus auf ('a])ri immanxum beluamm fn arutnque niemhra praegran-
dia, quae dicuntur gigantum ossa, et amia furoum (Suet. 72) sam-
melte, so deuten die Worte allerdings unzweifelhaft auf antediluvia-
nische Knochen und Steingerät, aber zeigen zugleich, wie wenig die
Alten von dieser \'orzeit wufsten und wissen konnten. In der That
lag jener Urzustand, in dem die Vorfahren der Italiker und Ci riechen
der Kunst das Erz zu schmelzen und zu be^irbeiten noch untheilhaft
waren, aller Erinnerung weit entrackt. Die bprachTorgleicbang stellt
1) vgl. den Bericht der gon. Gelehrton Ann. dell' Inut. 1P67. p. fi— 72.
2; Chr. Petemen , über das Verhältnifs »les Hroncealt^rs zur histori-
schen Zeit bei den Völkern dei Alterthonw. Festprogramm, Uamborg 1868.
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108
es ab unzweifelbalt hin, jene Ktuifit bereits gelimdeo mur, als
die gctbeilten Zwmge des indogwoianiacbeD Stainroes im iDnern
Alien noch ein einziges Volk nmwurhtrn Auch das reiche Ke-
pertoriiim. das Sitte und' (ilaob« iBr Völkergeschichtc darbieten,
ist lienilicb arm an HeiiiinisceBaen einer metalllosen Zeit Einzelnes
ine z. B. das Opfer der Fetiate, die mit dem heiligen Stein des
Diespiter das Thier erachhigen, und der Schwur bei diesem Stein,
der denBdnem als der heiligste galt, wird hierher zu ziehen sein.
Die Bedentnng dieses Ritus im völkerrechtlichen Verkehr der Ita-
liker, aber noch mehr dai Vorkoimiiett desselbeB hm itanunfrend«
NatioMo*) gertatten ohM Bedeidceii, seine Entstehung in entlegennle
Zeit surfldaaTersetien.
Die Thatsache, dalh die Italiknr bei ihrer Einwandening ein
nnderee, niedriger organiMiteB Tolk aof derHalhüiael forfudcn, hat
Ar die rSnuiche Geachichtn eine neiter reicfa«ide Bedentmg, ak
der erate Aneehein lehrt Diese Bedentnng Hegt vor nUen in der
Anihssnng der iltestsn Vertonng. Menunsen l^ 71 statnhrt üi der
Tollkommenen Bechtsgleichheit der BQrger »eine der beseicfanendstfln
and der fnigenreiehsten EigenthOmlidikeiten der latinisdif« Nation;
nnd«» fiUirterfort, »wohl nuig man dnbd sieh erinnern, dato in Italien
keine den latinisehen Einwandsrem botmilhig gewecdeneBace iUsrar
Anaiedlnng nnd geringerer Caltnrfilhigkeit begegnet nnd damit die
hanplsichliehBte Gelegenheit mangelte, woran das indisehe Kasten-
Wesen, der spartanische nnd thessalisdie nnd wohl flherhaupt der
helleniseheAdel und verrnnthlieh ancfa die dentecheStlndeecheidung
angeknüpft hatc Aber es lenchfet em, wenn die Itahker gleich In>
dem, Hellenen und Dentsehen ihr Land nut den Waifon in der Hand
erebert haben, dalh dann auch unter analogen Verhiltniesen sieh
analoge Erscheinungen bilden mufften und da(b von vollkommener
Gleichheit aller Barger als einem Fundamentalsatse italischer Politik
schwerlich die Rede sein kann.
Nach den bisherigen Funden läA»t sich weder entscheiden, wel-
cher Stumm vor den Italikeni aul der Halbiu^el salä, noch ob der-
1) vgl. Sehleioher ia Hildebraikb Jahrb&ohem Ar NatioDaldkaii. nnd
SUtistik I. tlO.
2) Haiiiiilial verpflichtet -»K h durch eiucn solchen pAct HPincm IIctT
fr«genübfr hei der Ankauft lu lulieu Liv. 21, 46. — YgL. Treller, K. Mjih.
J. äohmidt, die Wurzel Ak ä. 63.
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«
104
Mclbc bereits den Gebrauch der Metalle kannte. Diese Unsicherheit
drängt sich namentlich bei der interessante,sten unter den bi8heri;:en
Entdeckun^^en auf, ich meine der Nekropolis am Albaner See im
Herzen des alten Latiunis. Hier fan<i man 1817 unter einer Peperin-
schicht eine Anzahl von rohen (iraburnen, die aufser verbrannten
Knochen. Bcmsteinstücke, Üroncespangen , ja wie es scheint auch
eiserne Nägel enthielten. Neuere Untersuchungen haben die Rich-
tigkeit des ältesten Fundberichts hemusgestellt und zugleich die ver-
schiedenen Phasen vulkanischer Thätigkeit, die hier vorliegen, näher
beleuchtet')- Als die Nekropolis am Rande des jetzigen Sees ge-
gründet ward, stellte derselbe einen ruhenden Krater dar, dessen
Furchtbarkeit, wie eben die Ansiedlung zeigt, den Anwohnern ver-
borgen blieb. Ein erster Ausbruch verschüttete das Todenfeld;
dann folgte eine lange Ruhe von Jahrhunderten, in der die Aschen-
decke sich mit einer (irasvegetation überzog; endlich ein zweiter ge-
waltigerer Ausbrucii, durch den die bis o.nu m. dicke Peperinschicht
sich bildete. Seitdem hat die Thätigkeit dieses Kraters aufgehört
und allmähg konnte sich das Wasser zum See ansammeln, wie er
noch jetzt da liegt. Man war bisher gewohnt, den Emissarius dieses
Sees, die Mauern von Tusculuni und ähnliche Werke vorgerückter
Technik als die ältesten Denkmäler Latiums hinzustellen ; aber durch
Entdeckungen wie die vorliegende, so betont Herr de Rossi mit
Recht, eröffnet sich eine ganz neue Einsicht in die Kindheit der
Völker. Derselbe schreibt das genannte Todtenfeld den Latinern zu ;
er nimmt an, dafs der Vulkanismus des Albanergebirgs in römischer
Zeit noch nicht völlig erloschen gewesen sei. Aeufserungen desselben
will er in dem als Prodigium mehrfach erwähnten Steinregen auf
dem M. Cavo erkennen und schliefst namentlich aus der Einsetzung
der neuntägigen Feier (Liv. 1, 31) auf wiederholte vulkanische Er-
scheinungen. Ich mufs an der alten Deutung des Steinregens auf
Meteorsteine festhalten ; denn dasselbe Prodigium wird häufig aus
nicht vulkanischen liegenden gemeldet und gleichfalls in der ange-
gebeneu Weise procurirt. andrerseits erscheint die .\nnahme, als ob
der M. Cavo noch im hannibalischen Krioi^e zu Zeiten thätig sein
konnte (Liv. 25, 7. vgl. 35, 9), mit aller übrigen Kunde unvereinbar.
Von dieser unlialtbaren Erklärung abgesehen, liegen positive Be-
weise gegen die Vermutung de Kossi's, die Nekropolis am Albaner-
1) de Rosbi a. O. ä. 3t> fg.
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106
See anf Latiner zurttckzuführen, nicht vor. Mit ihrer Annahme
würde die Dmmt der latinisefaen Ansiedlang vieUeielii um nebr all
eu JahrtMaend vor die Epocbe hinaafgerfickt werden, aai der die
ilteileii der noch Jetil verkaadaMii Baairarke deliren.
Vorttallg elelm wir eiil bei den Anfitagea dleaer leaea ar-
ehiologiidicn Foticihaag. Haa kan^dle Extrafagauia, m deM
di e e e ft e tieMMdi gcAUirt» mlag aaf sich benüm Uaaeo, wtrdeaber
aadameüa ihre Bedentaag ootenchltM, wollte naa sich dagegm
veraeblieften, die liier gntadeaea Reanltate aal die geiehichtlicbe
Bettiehtiiag im oigera Sinne aaauweaden. Von gans beaendereni
Intereaee ervlMiBt mir die Beiehrong, weUie wir Ober die SSeÜnate
ariwUMi, die der cfaiMokgiidi ftiirtea Geacbiefate fonuMgehea. Die
Tradition nidil ndnder ale die birtoriNbe Speenlation alter nd
■euer Zeit wird von aelber dam gedribgi ^ torgeeehiditliciie Pa-
riode in ihm verBchicdenen Phaien viel an knrs amneetami. Die
Phantaiie vem« nicht die ehttofaMn graten Tbateadiai, die in
ihrer VoUendnng klar vorliegen, nmmeetani in dm nnendUeh langen
ProMfi» doi Wordene nnd dodi ebcnaowenig, sei ee bewnM oder
nnhewoiA, anf die Abedtfttmng denelben in verrichten. Wie will- '
hirlioh und ungenau dicoeRie aMiillen ninlUe nnd anf lange binaaa
aoeh wUb, aeigt die UnbeatimintheH der geologisdien ZeitiianM,
mÜ denen die Anthropologie reehnet, in schneidender Deatüdiinit
Diese Bemerkungen mOgen dam dienen, im Allgemeinen den Stand-
ponct zu rechtfertigen, welchen die vorliegenden llntersachui)gen
über altiUlisclit' Verfassung und (ifschichte einnehmen,
Archäologie und Sprachf(»rschiing vcrmö^'cii nur dir ullgcnuMnen
Umrisse der Völkergeschiihte zu zeichnen; ihre Ausführung und He-
lebung wird stets von Neuem auf die Tradition zurückjn'eifen müssen.
Der Sagenschatz der luliker ist verhältnifsmäfkig arm und doch
enthält er eine Fülle von Belehrun}», ohne welche ein richtiges Bild
der ältesten (ii'schiclite schlechten! inj;s nicht «jewonnen werden kann.
Freilicli wird die Hebung des Schatzes durch f?n»fse Hindemisse er-
schwert: Hindernisse, die vor allem im \Vesen der Tradition 8<'ilK4
begründet liegen. Die .\lten haben den rrsprün^^en ihrer Religion,
ihres SUiats, ihrer C'ultur, kurz dem Urspruiifj menschlicher Dintre
in ihrer Weise mit ebensn ^rofoem Kifer nachgeforscht, wie die mo-
derne Wif^nschaft. liegt in der innersten Natur des M«'nschen
begründet, nach dem tlrumle der Erschemungeii zu fragen. Kr tindet
die Antwort in einer Gescbichtei welche die Genesis derselben erxitüt
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106
Sapenbildiin^ ist so alt wie das Dasein der Menschen. Hei derTren-
nunn der Stämme erhielt jeder einzehie den ^Meichen Vorrajt. au Er-
fahrungen, an V.yLhen und Sagen mit auf den Weg. Kr ward io
versehiedeneui Sinne verwaltet : den einen niehrte er sich, den an-
deren schwand er im Laufe der Zeiten zusammen. Allniälig verlor
sich das Verständnifs, ja selj^st das (ieda^htnifs an jene älteste
Kunde aus dem Herzen der Menschen; denn neue Begebenheiten
und neue Sagen mncliten ihr Recht geltend. Was aber sich davon
lebendig erhielt, ging durch alle Wandlungen hindurch, die das Volk
im Lauf der Jahrhunderte erlebt hatte. Daher rührt es, dafs die
ftllerältesten Mythen oft ein sehr junges .Aussehen tragen. DieTra-
diti»)n eines Volkes enthält Niedei-schläge aus seiner gesammten
Geschichte, von der fernsten Urzeit bis auf die nahe Vergangenheit.
In dieser chaotischen Ma-s.se Altes und Neue^s zu sondern, dem Ein-
zelnen seine Stelle anzuweisen in der langen Entwickiungsreihe,
welche den lusUjrischen Zeiten vorau.sgeht, ist die erste, aber nicht
die einzige Schwierigkeit, welche sicli der Kritik entgegenstellt. Ita-
lien ist nicht das (Uück zu Theil geworden, dafs seine Sagen in
einer fiühen Zeit, als sie noch rein und ungemischt aus dem Volks-
inund flofsen, der Litteratur einverleibt wurden ; vielmehr hat die
übermächti^'c Einwirkung des Hellenismus sie vielfach umgewandelt
und umgedeutet, der Euhemerismus der Schriftsteller sie verfälscht
und entstellt. Aus die^sen Gründen begreift es sich voUkomraen, warum
die älteste Tradition der beut igen Eorsciiung ein in vieler Beziehung
unverständliches Problem abgiebt und auf lange hinaus noch ab-
geben wird. In der That wäre die Aufgabe der Kritik geradezu
hoffnungslos, wenn sie nicht durch einen Umstand erleichtert würde,
durch die Treue und Einfachheit, welciie die it^Ui.schen Sagen aus-
zeichnet. Dem Volke fehlte die schöpferische Phantasie; wenn es
die Kunde der V'orzeit in greifbare, ihm anschauliche Nähe um-
setzte, so wagte es doch nicht — sei es aus frommer Scheu, sei es aus
dichtci i.->€heni Unvermögen — die Grundzüge derselben anzutasten.
Der Gedanke selbst tritt klar und scharf zu Tage, nicht überwu-
chert von poetischem Beiwerk ; das Symbol ist nicht.s weiter als sein
dürftiges Kleid, Dieser (irundcharakter hat auch durch den lielle-
nisnius verdunkelt, aber niemals au.sgelüscht werden krtnnen.
Es S(»ll versucht werden, an den Stamm.sagen der Italiker diese
Sätze auszuführen. Das politische Element wiegt in der italischen
Mythologie in einem Mai^>e vor, wie bei keinem uuiieru Volke. Die
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Mf
JMmfsiuMkM, fiM» bei HellMMii omI Pemecton mit aOeai Zaiter
dM' DiditaBg onddeidet aaltretaB, md durek Kdnige iid HaerfUlMr
«mtaC, uteldM die Oidmogee der SUateM begrttadeo. Inofeni er-
Mhet sieh hier der Ocscbkhte ein reicber KchMht Mu darf mr
■idit hoffon, mm ihn etne pnpMtehe Duitelhng der grotai Re-
TohitioMeo 10 gewfaMm, iielche die A|illi«e der iUliste GeHUehte
•nwiarhei Wol aber trete» die GeeeCie, die jene De weg men be-
diBgteB, klarer hervor and die UnriMe, denen das Oberreiite Aoge
■Mitop&ht, adchM eich hie and da kenntlich ab. Dne Stndhmi der
Anfinge hat Ja ven Niebnhr bie n nneeren Tagen deehalb for alleni
die Geiiter angezogen, weil jede auch noeh ae geringe Erweitemng
■neerer Kenntnifli Ton hier ans ein hdke Licht anaitmUt über die
ganae Entwiddnng derFolgeadt In ehwrUntermehong welche die
€inindiflge dee italiechen Nttionallebene behandelt, dmllen eo-
mit aach die Erörterungen der beiden folgenden Kapitel nieht fehlen, .
auf die Gefahr hin, die Rätsel nicht zj> lösen, sondern zu mehren,
und durch Herkommen befestigten Anschauungen mit blolbem ZweiM
entgegnen zu müssen.
Landschaften uiul Stämme sind der Ueberlieferung bekannt,
lange bevor sich eine alU'emeine Bezeichnung für das ethnographi-
sche Ganze, welches wir Volk, und die geographische Einiieit. die
wir Land nennen, festsetzt. liesiu<i Theog. weift bereits vom
König Latinus zu melden, der über die I viTheiier herrscht ; aber
zuerst Polybios verbindet mit dem Namen Italien die Vorstellung
einer durch Alpen und Meer natürlich begrenzten, in sich abge-
schlossenen historischen Kinheit, wie sie uns seitdem geläutig ge-
blieben ist 0. iJei den ältesten griechischen lierit ht^rstattern, He-
kataeos und Hellanikos kommt bereits der Name 'Irah't^ vor.
Nach Hekataeds l^^ Capua eine Stadt. Capreae eine Insel von Ita-
lien. Nola eine Stadt der Aiisttner: aiu li nennt er viele Ortschaften
der Oenotrer. In den späteren Quellen des h. .luhrh. wird Bedeu-
tung und l mfang von Italien naher begrenzt. Herodot versteht
darunter den sttdlichen Theil der Ualbüuel am üulf von Tarent,
1) U«btr dia Eatotehai« dat Mumm Italieo hat tm Battea fahaadaH
mahahr, Rön. OeMk 1, 16 Ig.
9) HallaB.fr. 97 (Mftllar). Wa« dia Ffafmanta das Hahalaaaa fr.9ft-W
betrüft» 9o ■lad dia aMiaten Localitäten oBbaatiininlMr, aaoh weift man ajah t,
ob niaphattoa voa Bjaaaa wiikttob daa atraagan Worllaa* «laaffift haL
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loe
nicht bloa Bnittium, sondern Metapont und Tarent eingerechnet. Nörd-
lich davon liegt Otrongii] und höher hinauf sitzen Tyrrhener und
Umbrer (Her. 1, 24. 94. 3, 136. 4, 15). Sein jüngerer Zeitgenosse,
Antiochos von Syrakus (schloff 424 Diod. 12. 71), Verfasser einer
Geschichte der unteritahschen Griechen, bestimmte den Umfang des
Landes genauer: als Grenze gicbt er im Norden den Flufä Laos,
nach Osten das Gebiet von Metapont an, so zwar, daft Tarent nicht
zu Italien, sondern zu Japygien gehört (Antiocb. bei Dion. 1, 35.
Strab. 6 p. 254). Ibra folgt Thukydides 7, 33; während Sophokles
das letztere nicht als besonderes Land ansieht, sondern Italien von
dem iapygischen Vorgebirge bis zur sicilisclien Moereii^'c ansetzt,
an das Oenotripn, Tyrrhcnien und Liunirion sich anschliufsen Wir
tindeii doninach eine en'j^en' Fassung' bei Antiochos und Thukydides,
eine weitere bei llerodot und Sophokles. Dies Schwanken erklärt
t sich aus dem Sprachgpbraurh. der aufgekommen war, niclit blos die
Bewohner drr brcttischeu Halbinsel, s(mdern die Festland-^ ^riechen
insgesammt als 'hukiütcat im Gegensatz zu den Ir/thioTai zu be-
zeichnen. An sich ist die erste Hestimmun^^ allein convct: denn die
stammfremden Messapier oder Japygeii haben mit den oskischen Be-
wohnern Lucaniens und Bruttiums nichts gemein. Noch biegen das
En<le des 4. Jahrb. v. Chr. liat der Name Italien seine spätere er-
, weiterte Bedeutung bei den Hellenen nicht erhalten: dem Aristoteles
(bei Dion. 1, 72) ist Latium eine (iegend im Opikerland: Theojdirast,
bist, plant. 5, 8. 1 spricht vom Bauholz in Latium und Italien, so
dafs unter letzterem gewifs nur das wegen seiner Waldungen seit
Alters berühmte Bnittium zu verstehen ist. Wann die weitere
Ausdehnung des Nanu ns erfolgte, läfst sich im Kinzehien nicht sicher
bestimmen. Kaliias, ein Zeitgenosse des Agathokles, scheint bereits
Houi unter demselben mitb(%MitTen zu haben (Dion. l, 72). Man darf
annehmen, dafs der (iegensatz zwischen Festland und Insel sein
Aufkommen beförderte, namentlich seitdem jenes unter römischer
Uegemonie zur politischen Einheit sich zusammenschlol^. In diesem
1) Sophokles im Triptolemos naob Dion. 1, IS /ligyuitrqp . . . ^vqffMto
Xflixov. xni fttra tovih jrj^ i'a iixo'r i<ij.>«ut'vt} l^ixtiiui, frti r'tjv iffnffgltKW ttv9is
^frnXtnv «rnarQftptt xai lit u^yiajtt rtöy oixnvrtbtv rijr ittonkiav T«itHP i^Vtiy
2) Ueber den Silawald vgl Strabo 6, 2ül u. a.
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Statte enoheiat er in dem Bfladaift iwisclieii Ami mmI Kwrtiiigo
T#ai J. 306, md^ mg iÖu 'J^t/Mmovg ititf anigßa^m SeuUag in&-^
9^ JC^mdoWm« 9 'iwalSas, wie PhUinoe engiflU (PoLS.üS).
I>er wko yotwngnnm am ifldiiCfUiclMo Aealiafer der Hiib-
iMel heftende Nene iil voe den Allee ie veiechiedeaer Welie ge-
deotet wordeo. Timaeoe end ikm M$md Veno kitan üm yobi
Rindeneictaie des Leades eb: Unram McHam tk Ormee$ voeaMo
lemi. jNM0i8iie tittto jM mm f U u rima (Gelliee N. A. 11, 1);
Veno HB. 3, 1 J^eTie • viMt trf mHUt PSm, TgL de LL. 6, 9«.
8efff.Veig.Afln.l,5SS. Dien Biologie ist gegenwirtig eUgeiMin
■■pttMeeictt. In im Thet wivd die Idealittt die StenMe voe
itOm (ambr. pUIu) ued JMmi deich die Mflaeen der iteliidMi Bve-
dfepenoiien eafterZweiffBl geietrt: di«e ftfaiw die leteieiMhe Anf^
aehrift Mia nehee der n ilriuhM mttUk oed euf eiaer demBlhee
iit der Stier deigeeteOt, wie er mit eeinee H5nere die em Bedee
liegende rOmieche Wölfin ipieDBt (Friedlftiider, osk. Manien & 80).
Auch giebt Senr. V. Aen. 8, 328 anter deo alten Landesnamen
Italiens Viialia an. Wenn hierdurch für die ErkliUrung des Wortes
ein sicherer Anhalt gewonnen, so berechtigt duch Nichts die daraus
gezogenen Folgerungen zu billigen. Niebuhr wirlt ihnen unsägliche
Verkehrtheit vor und sein Tsulel erscheint /war hart, aber nicht
ganz unverdient Zunächst niiuste liruttium nach der Annahme des
Timaeos vorzugsweise ein Weideland jzewcM'n sein: alienlings bieten
seine Hergwälder und -matten eine vorzügliche Sommerweide dar,
aber der nämliche Umstand trifft auf das Kesammte italische (ie-
bii^and zu; auch wird solches von dieser Landschaft nin/ends be-
sonders hervorgehoben aufoer in der vorliegendeu Nacbncht, welche
offenbar der Etymologie zu Liel>e ei-funden wonlen ist. Die Sache
.wird um nichts besser, wenn man an Suditalien uberhaujit denken
wollte. Viehnelir^hatte Sophokles im Triptoiemos das Land wegen
seines si-hrmen Weizens i^epriesen. wie I'linius N. II. 1^'. fi.') uber-
setzt, et fortunatain Itiüiam f'rumeiUu cantrc catuUdo. Man criimere
sich ferner, dads die Kingebornen den Ackerbau nicht etwa von den
hellenischen Colonisten erlernt, sondern bereits auf der Wanderung
ia Aai^ angenommen hatten; und endüch, dals liindviehzucht wie
rie dieneit der AJ^ien getrieben zu werden pflegt, im Süden nicht
TOEluMnmen kann. Die wichtigsten Prodoete dieeer Wirtacbeft, Uikh
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110
und Butter, werden dort diircli das Oel ersetzt, auch in der Fleisch-
consumtion ist das Rind von geringem Belang neben dem Schwein
und Schaf. Man züchtete wie jetzt so auch im Altertum das Rind
lediglich um.Zugthiere zu gewinnen. Insofern erscheint die Wen-
dung bei Festus p. 106 Italia dicta, qtwd ynat/nos italos ftoc est bo-
ves habet, ungleich ven>tändiger. Aber es ist eiu'nso wenig bekuint,
dafs ßruttium gerade in der Rinderzucht besonders excellirte. Und
man sieht schlechterdings nicht ein, wie dasselbe zu diesem Namen
hätte koiiinicn sollen, du selbstverständlich die natürlichen Verhält-
nisse spaterer Zeiten von den älteren nicht erlieljlicli abgewichen sein
können. Hierzu kommt ein Zweites. Man mufs bei <ier jetzigen Deu-
tung annehmen, dafs der Name von den (iriechen ausgegangen und
durch die griechische Litteratur alimäligen Eingang und Aufnahme
bei den ItaJikern gefunden hat. Die ganze Namenbildung ist von
vorn herein unbcgreitiich; denn zwar giebt Timaeos an, (rtaeca ve-
tere l'mgua habe uuk/tg Rind bedeutet, aber aufser einer (ilosse
des Hesycliius. deren Ursprung in diesem Fall nicht erst gesucht zu
werden braucht, läfst sich das Wort im (iriechischen gar nicht nach-
weisen. Viel ehrlicher heif^t es bei Hellanikos, dasselbe sei dem He-
rakles unverständlich gewesen: tQniuvnv uel loug t7nxoiQiov<^ xuö'
nvg fxaacme yivnnn diur/.iov i6v däfiakiv, ei! tig airov HUQfxxütg
Eirjj tOv itjät uvx)-g<i't;iojf 'i'J./.üdo^ fjh- yltoiTtjg o/jya aintfuof, xfj
di naiQiifi (pvjvij /.uiu rag ^tr^vvoBiQ lov u^jdv xa?.oivicü>f tuv dü-
fiahv nvhovXnv, oio/ity /.cd pvy /.^yiiai, tyii tot i^i^ov Tt)v x^Q^*'
nvtiiKKKu naauv ooriv o 6äfta/.i<^ ()//]/.'/£v üvuovkiav (Dien. 1. iiö),
oder wie Apollodor 2, 5. 10. 10 es ausdrückt TvQqrivni yaq halnv
jov raignv ixä)^aav. Die bekämpfte .Vnnahme schlägt auch weiter
aller Wahrscheinlichkeit ins (iesicht. Wol haben die Dichter gele-
gentlich den Griechen Bezeichnungen entlehnt, wie Ilcspena und
Oenotria: aber in das Volk sind dieselben niemals eingedrungen.
Entschieden volkstümlich dagegen sind Italia und Jtalici, wie die.
Inschriften des '2. .Jahrh. v. Chr. beweisen (C. J. L. I 533. 551. 5li5.
51>6. (')5ti). Derselbe Name verkörpert im Bundesgenossenkrieg den
grofsen jwlitischen und nationalen Gegensatz zwischen Rom und den
mittleren und südlichen Landschaften. Wenn er dergestalt im emi-
nenten Sinne national ist, so kann er schwerlich "von den Griechen
entlohnt sein ; vielmehr lä&t sich nach Analogie der übrigen Stam-
mesbezeichnungen mit Sicherheit vermuten, daüs auch diese einheimi-
schen Ursprungs ist.
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Eine iveite ErMmmir, die yod HiOaiikos rtaamit (t. a. O.)
beriebtot, gMcUUIs yob der üBstaUhenden Bedeatnog des Wartts
•nsgdMMl, dalb Henklet em Rind aua der Heerde Genrona verkren
«■d dabei wt» dea EiaiBberaeB erfiibren babe, dali «Mat m ibrer
äpncbe Kind bedeate. Daa Stflcfc Laad, welches der flOrhUge Stier
darebkalNi, babe araprooglieb dm NaaMn bekearaieB ond diawr nei
■piter weiter aaagedebat worden. Was dieaer eeMHunen Naebriebt
m Grande liegt, mag dahin geateUt bleiben; aber augemcbeialidi
geyogt sie ebenso wenig wie die Yorbergehende.
Es bldbl eine dritte Dentung obrig, welebe aal den ältesten
nnd Yerl&Michsten GewfthrsmaDn sarflckgeht, aaf Aatioehos von Sy-
rakus Das I^nd. welches jetzt Italien heifot, so erzählt er, hiefii
frülier Oenntria und ist benannt nach Italos. Das war ein weiser
und guter Köiiif?. der seine Nachbarn theils in flOte. theils mit (ie-
walt gewann und das <^nnze Land innerhalb der Meerl)us<Mi von
Scylaciuni und Hipponiuni sich zu eigen machte. Nachdem er di*»8
erworben, breitete er seine Herrschaft noch weiter aus und unter-
warf viele Städte: die Namen Oenotrer und Italien wurden bis auf
daa (iebiet von Meta|MMit und Siris UbertruL'erj. W(» die Clioner wohn-
ten, ein sebr angesehener oenotris<!bpr Stamm. Aber It«los war nicht
Wos Eroberer, sondern auch Gesetzgeber: er gewohnte die unstüt
umberziehenden Omcttrer an das sefsbafte Leben des Ackerbauers,
gab Ihnen (Jeset/e, i icbtete Tiscbgenossenschaften ein un«l seine Hin-
richtungen bestehen noch beute. Antiochos berichtet nach seiner
eigenen AngalK! t(5»' a^^^'w*' Anytov tu Jtiaxniaxa %ui aaffH>t(rru\
und wenn Aristoteles — was keinem Zweifel unterliegt — ibn unter
n\ h'r/int ti'n' fxü xantr/.nvrtviv versteht, s<i bestätigt seitu' Auto-
rität, dafs wir hier keine gelebrte Speculation, sondern ächte ein-
heimische Volkssage vor uns haben. .\uch Pherekydes (Dion. 1, 13)
läfitt die Oenotrer in Italien wohnen. Ibr ist femer Yergil gefolgt
•Aen. 1, 630 (= 3, 163; vgl. 7, 85)
lotm, ÜBipmiam Grai eognomime diamt,
terra ontiqftOy peimi amia aiqiie Albere gUtebatf
Oenotri eoiuere viri; mmr fama mincres
Jtatkm dmtae theia de mmine getUem*
1) StiiM NadurfehtM Ucgen vor naiar neiMiitÜeher AnlUunnif bd
Dkm, l, IS. 86. TS. Strab.« p.964. GMoUpft kat mm an ArwtotolM Pol.
188» (Bekkv). Dm CHal bei StephMoa von Bjnni (BfHro^ nach dem
AotioohM banito dm Kunao dnr Brallkr gdoMai blMe, itt «tobl g«Mn.
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112
Thukydides 6, 2 (niisverstunden von Serv. Aen. 8, 328) weicht darin
ab, dafe Italus ein Kruii«,^ der Sikeler heifst. Weiter theilt Servjus
(Aen. 1, r»3:i) nicht weniger als fünf versflii eilen e AngaV)en über die
Herkunft desselben mit; an der leider corrupten Stelle verdient be-
sondere Beachtung, dafs Italus König der Ligurer oiler auch König
der Lucaner und Sohn der Venus heilst. Die drei andern Versionen
sind hellenistischen Ursprungs und /war redet die letzte von einem
sikelisohcn Augur und der Tochter des Minos von Kreta, welche
Italia geheifsen habe.
Das Zeugnifs des Antiochos berechtigt uns zu dem Schlufs,
dafs der Name Italia einheimischen Ursprungs und von den Hellenen
ebenso vorgefunden worden ist, wie derjenige der 2Vx£Äo/ oder Si-
cull. Anderei-seits bogreift es sich gar wol, warum der liatioualis-
mus spaterer Schriftsteller von Timaeos ab ganz abweichende Erkla-
rungcu gesucht hatte : auch waren in jenen Gegenden, an denen der-
selbe besonders haften sollte, durch die Hildung der lucanischen und
brettischen Völkerschaft ganz neue Namen aufgekommen. Es verdient
besondere Beachtung, dafs Italia in historischer Zeit nur als Bezeich-
nung des Landes vorkommt: ein Gebrauch, an dem auch die offi-
zielle Sprache der römischen Urkunden festhält (C. J. L. 1198.200.
206), während auf den Inschriften des 2. Jahrb. von privatem Cha-
rakter allerdings ItcUicci als Volksname auftritt Die Verhältnisse
späterer Zeit brachten es eben von selber mit sich, eine Collectiv-
benennung der Bundesgenossen im Unterschied von den Provinzen
sowol als den römischen Bürgern einzuführen. Hingegen Antiochos
hat die Italer nicht als einen noch bestehenden Volksstaram gekannt,
sondern auf König Italos folgt Morges, zu ihm kam ein flüchtiger
Mann aus Rom Namens Sikelos und verführte einen Theil des Volks
und so wurden aus Oenotrern Italer, aus diesen Morgeten und Si-
keler '). Ueberhaupt ist der Sprachgebraudi bei den älteren (i rie-
chen darin ziemlich consequent, Italien nur als Landes-, Oenotrer
dagegen aLs Benennung des hier wohnenden Stammes anzuwenden.
1) Dwa. 1, 12 jinioxoe < . . »tipf yi» rwttp't frcf Mrr *itmUa ntdiStm,
TO xۆimiv tlj(ov OtvunQoi*. tnma ditUl9tav ov tqoxov IjToiUrtwnTO^ aal mc
ßaailtvi tv ninoii ^/taloi «r« ;(QÖrov ty^vfio, (\if^ i,r utTtorofttia^iiauw ^hnXo/,
2.'$xtXni fuitn'>ui^ti> jMu\tyi]ii (vgl. 1, 73) tJi'tty m/ärKur i'to^^tjr ihfajtfat rb
fi/roi, tni(f>i(}u juuil' »uviui Kfd Moffyqite (yiyoyto xiü 'itttUtflK
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H B
Wan das Wort Ittlieo chibriMiidion UrainnnigR ist, so trill
dor Bialisho Gesiditspaiiet auf doii sweiteii, nit JeBom in «ngsr
Boriihaag stelieBden Namen in keiner Weiie sn: Oiptar^a das
Weialaod, (J^natfot die Weinbawr sind aaffenscMdidi griadiiseke
Bildnngsn. Beide werden vca den Alteren heUenisdien SduriftsteUen
als wirldiche Landes- und Volksnamen gebraodit: Pherekydes kannte
in Italien die beiden Völker der Oenolier und Penketier (Dionu 1,
13), die nach seinem Vorgang später Ton Gate anf griechisefae Ein-
wanderung surttckgeHihrt wurden (Dion. 1, 11). Die Osnotrer werden
feraer von Hekataeos vnd Hsikmikos (Dion. 1, 22), von Sophokles
ondHerodot erwfthnt; nack letsterem liegt Uyele, das spitere Velia,
in Oenotrien 1, 167; swei Insdn ror Velia heil)MnOiWr^fd<(;Strab.
6, 252. PHn« N. U. 8, 85. Bei den späteren SchriftsteUem hat diese
BeMmrang nur noch antiqnarischeB Interesse. Es fragt sich wie
sie zu erklären sei. An den Weinreichtum des I^des Icann ebenso
wenig gedacht werden, wie an den RInderreichtuin Hnittiums ; denn
die cigentlicheu Weingegenden Italiens, naiiientlieh Cainpanien, sind
«ieiiials unter di'iu Namen eiiilM griffen gewesen. Wir müssen auch
hier aiiuehiueii . dafs derseUx» italisclu'n l'rsprungs, zwar uiclit
dirt'i t entleimt, weil aber aus der I^ndessi»rache idM*rsetzt sei. Wenn
Italien das Land ist, in dem die Oenotrer wohnen, so kann <ler
Stjimm der (h fintri kein antlerer sein als derjenige der Siihitti. Der
Niune >aninitrr umfalst \m den (irieehen spaterer Zeit alle Zweige
der südliclien Saheller: Frentaner (Strah. 5, 211». Hirpiner (Str. 5,
250>, C ampaner (Str. '», 242. 247. 240. 2')1\ Lncaner und Hrettier
(Str. 6. 2.'».S. 2r>4). Und gleichwie -i» die nandidie Sprache reden,
so /eigen auch die Sauen. dalV ilic vcrschioilciH'n Völkerschaften
ihrer Zu.sammeu'jehorigkeit >i( h L:;ir wnl U-wiiiVt >NareM. hir Miin/i'ii
der itiili.sihen iiundesgenossen wfi.sen nel)en Italia auch den Nanicu
•
sufinitn. Sahonunm (Mnmmsen. l'nt. I>ial. 2'».5. Cor.s.scn Krit. .Nacirtr.
20 I i auf und njan wird darunter an die gesainnitc .Nation, nicht an
den ein/einen Stamm der Samniten /u denken hai»en. Durch die
Auuahnje der Identität MmOinotn und Sa//»/<< wenien zweiS( hwie-
rigkeiten beseitigt: erstens dafs Italia nur eine n«'uere Nanieii^tnrm
für Oenotria sein stdl, zweitens dafs die iilterrn griet bischen iiericht-
erstatter nur <liese beiden r.enj'unungen für den samniti.schen Tbeil
der lliübiuscl beibringeu. 6trab. 209 oi yuQ .lalutm (iivto-
t^iop iitalovp UtalioM ano tnv 2Uxtluutv noQ&fiov liixQi rot ta-
^livav utolnov xcri tov IhtüudutPtarov dtitunmn^. Die IdeuUü-
8
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lU
mog von Oenotrerii und Sabinem stützt sich auf nielirere 7.p\i^-
nlsse der Alten und ist vielleicht bereits von Varro ausj^esprcK lit ii
worden Serv. V. Aen. 1, 532 Oenotna dicta eni vH a vino ojitimo,
quod in Itcdia naacitur, vel ut Varro dicit ah Omotro reye Sahitio-
rum. EbeiLSo Vergil Aen. 7, 178, wenn er als Almen des latini-
sdieu Köuigshauiies iu aufsteigender lleihenfolge nennt
Itaiusquc j)af(rque Sahinm
vitisator, curvam servans sub imagine faUtm,
tiaturnu^que sciiejc lanique bifrorUis imayo.
Endlich Lydus de Mens. 1, 5 ^ßivog ix. zf^i^ nagl tov olvnv yeutQ-
yias (piQtovvfuo^ arofAuad^tj' co yag ^a,i(vng ovnfia annQi'u xai (fv-
%BvtriV oivov öiaarj/naivei. Um aber die liedeutung und den Zusam-
menhang dieser Sagen riclitig zu verstehen, ist eine wt'itere Unter-
suchung über die älteste Geschichte der italiächeu Stämme nicht
von der Hand zu weisen.
Thukydides 1, 3 charakterisirt die vorhistorische Epochf als
durch zwei Eigentümlichkeiten bestimmt : ISchwäcIie {doö^tvtia) und
Isolirung (a/«^<a). Seine Schilderung trifft auch auf das älteste
Italien zu und wird z. Ii. mit Bezug auf Sicilien au8<lrücküch von
Diodor .0, ü l>estätigt. Die Städte, heilst es, liegen auf schrutfen
Berghöhen zum Schutz gegen räuberischen Ueberfall, kein gemein-
sames Band knüpft sie an einander, jede Stadt iiat ihren eigenen
König: so leben sie vom l'^rtrag ihrer Aecker ohne Handel und Ver-
kehr. Die Geschichte der griechischen Colonisation gewährt die
vollkommenste Bestätigung für diese Charakteristik. Ueberlegene
Kriegskunst und l'olitik allein hätten den gnecliischeii Ansiedlern
nicht den Besitz der reichen Küsten Sicihens und U uteri talieiis ver-
schafit, noch die Eingebomen zu der Stellung von I^iteigeneii herab-
gewürdigt; ein solches Resultat ward vorzugsweise dadurch erreicht,
daiä die Städte getrennt eine luich der andern den Fremden erlagen.
Dies ist die eine Seite im ältesten Leben der Völker. Es giebt noch
eine zweite: ihr Kennzeichen ist die aus absoluter Gemeinsiimkeit
hervorgehende Kraft. Sie manifestirt sich in den grotsen Katastro-
phen, wenn ein Volk aus seinen Sitzen aufgerüttelt, sich zur com-
pacten Einheit zusammenschUeiät, die von einem einzigen Willen
1) Die Ableitung der Sal)ini von a^ßea9iti, a religione et deorum ctfit«,
Plin. N. H. 8, 108. Fest. p. 3 13 kann nicht ala sieber varroniach gelten, weil
letztere Stelle lückenhaft ist
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115
gdodtt wird, und nudnereleiiNBtemKatnlapüti^dchVeM
ringmi verMUnd, «iHBehl time Uribande Statte n faden. Dnreh
■ofcbeZttfe nwden die groften UmwälsmigeB herbetgeftthii, «ekbe
die ethMgnpUsehflB Verhihniite der liiateriiclMi Zeit bedingen.
Sobeld ein Vdk leite Woluwitae enrnngen. so beginnt mA aUmiUg
Mine Einheit sa lockern. Auf die angeheueKiiiUuHtieognng Ibigt
eine Periode des IndividnalifliienB vnd fienunehw. Dee VoUngmie
loet Siek in etidtieehelBdividtuJitaiBn anf and wenn nicht drohende
Gefehreo das StenuneBbewilMaein wach hatten, so verankt es im
Lauf der Jahrhunderte in jenen Zustand der IsoUmng ond Schwiche,
den whr auf SiciMtti bei der Ankonft der Hellenen Torimden. DIeae'
beklen GegeMltsB bedhigeQ daa Voitllndnlfli der üteaten Umwil-
mnamn mnt italilCheB Bodon.
Wir finden a 99, dalh die Italiker ab ein etaiigea Volk 6e>
alta von der Poebene genommen und hier geraume Zeil gewohnt
haben. Wenn die Arehidogie an dem Bdünft aSligt, eine Toritali-
aehe Bevdlkernng im ganzen Umfang dee Landes anaonehmen, ao
führt auch die historische Betrachtung zu dem gleichen Resultat
Und zwar haben sich in Italien Reste zweier Nationen erhalten, in
denen wir die ehetnaligeu Herren desselben erkennen dürfen. Von
der einen, den Messapiem mler Japygen, wird dies ^e^enwärtif? all-
fjenieiu anerkannt (Moinnisen, l'. IJ. S. 97. K. (l. 1*. 11). ihre Sprache
sondert sie scharf von den italisclien Stämmen; ihre Wdhnsitze am
Südo.^trand der iialbiiisel deuten klar an. dafs .sie hier nach und
nach eingeengt und /usammengedranj^t v\orden sind. Keste der-
selben mögen sich auch an anderen Orten in älterer Zeit behauptet
haben: /. IV nach Kphoms (Strab. fi. 262) sollen Jap\iien frülier in
Krot(»n gi'Wdlint hal>tMi. iiml in der ku manischen Sage (Dion. 7, .*]) er-
scheinen Daunier neheii Klruskern und l inbrern Als /weite ver-
driingte Nation sind die Ligurer anzusehen'). Sie sit/.eu in histo-
rischer Zeit von der Mündung der Rhone bis zu der des Arno in
1) Das Japuikuin uututn der ijftivinischen Tafeln kauii freilich nicht,
witi Müller, Etr. 1, 71 wollte, auf dje JapN^ror bezogen wt-rden; a. Aufrecht
und Kirchhoff 2, 255. Sollt« dies überhaupt nicht am Beaten auf Kelten ge*
dtvtai w«rden können? dmr Nun« findet eieh bei dem keltoUlyriaoben Misch-
Tolk der Jnpyden (Zenfe, die Deotaehen und ihre Nadibentiauno S.248) wie-
der nnd trire denn von ttrahenher den ümbrem gelinfig geweeen.
S) Im ebea IhnKeben ReenUi« wu- Niebahr, R. 0. 1, 181 gehmgt; tgl.
Zeidii«.ie7.
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116
dem Gebirgsland, welches die Busen von Lyon nnd Genna umzieht.
Strabo2, 128 unterscheidet sie austlrücklich von den Kelten (higotr'h
vBiQ iih' FAni^^ntga-rlraioi öt toIc ßhn^i und es wäre sehr gewagt aus
der Krzähhing bei i'lutarcli Mar. 1!) das Gegentlioil sohliefsen zu wollen.
Cato (Orig. 2. I Jordan) hatte keine l'rsprungslegende derselben aus-
findig machen können : Lif/utrs otmus f'allaces snnf . . . mide orimuli
sunt excicta memoria, inliterati mendaccsquc sunt et rem mhnis mnui-
n/Tf? ( vgl. Dion. 1, 10). Wenn man ihre geograiihisclic Lage ins Auge
faist, wie sie auf einem schmalen (iebirgskainin. mehr als BO Meilen
in die Länge wohnen, so läfst sich mit grofser Sidn-rheit behan])ten,
dafs dies nicht der Wohnsitz ist. den ein siegieich vordringendes
Volk sich erkämpft, sondern der Zufluchtsort, dessen natürlicher
Schutz die Reste einer unterdrückten Nation rettet. Wcsthch von
der Rhone heriilueii sich die Ligiiier mit den Iberern, wie denn
Skylax von hier bis zu den IVreniicn ein Mischvolk aus beiden an-
setzt. Von N(»rden her wurden sie bedrängt durcii die Kelten, welche
durch Mitteleuropa in Gallien eingewandert waren. Wie in Siianicn
dius grofse Mischvolk der Keltiberer entstand, so werden auch At/.-
toXiyvtg au der Rhone bei Avignon erwälnit (Strab. 4, 203). Die
Ligurer waren den Griechen früh bekannt und sollen bereits von
Hesiod erwähnt worden sein (Strali. 7. 'MM)). Mancherlei Spui eii in
den älteren Sagen zeugen dafür, dals sie ehemals auch einen ansrim-
lichen Theil der italischen IIali)insel inne hatten : so sollen nach
Festus p. 321 auf der Stätte <les ältesten Rom Ligurer und Siculcr
gewohnt haben und l'hilistos (Dion. 1. 22) identiticirt gar beide
Völker. .\uch begegnet wenigstens ein Ortsnamen liguriscUen Ur-
sprungs, die Insel Ihn neben dem (iau der Ilvates.
Von der Roebeue aus hat die italische Nation nach und nach
die Halbinsel erobert. Die Motive, welche derartige Vplker/ng(> be-
stimmen, sind im Wesentlichen überall die gleichen: Ueber\ ölkerung
und Redrängnng diirch äufsere Feinde. Xon Osten und Norden
rückten fremde \'ölkei nach, die Kuganeer, über die sich s})äter die
Veneter ergossen, und dann die Ltrusker. l'olybios 2, 17. 5 nennt
die Veneter ein sehr altes Volk, das andere Si)raclie als die K<dten
redete iytvn^ a/.'/.o .lärr ;ia?.ai6v .... /o/c iin- l'O^tai /ju ivt v.ü-
oiuit ßQ((Xi- öiiuf ipitvii^ Kü.i(T)v^ yhöiit^ (V dk/.oia y{)('tuti(tt)\ llcro-
dot 1, l'JG. 5,9 rechnet sie den lUyriern zu. Wohin die am Süd-
abhang der Alpen bei Radua und Verona begegnenden \'oIkstrünnner
der Kugaueer zu zähleu siud, Imt mau uocli uicht uälier bestimmt.
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IKe Itoliker miliHeii ffenume Zeit im ongentSrt«!! IMts der Poebene
gedacht werden ; denn eben in diese Zeit fKUt die feste Ansprägung
den Nationalchanürters. Man darf nicht erwarten in den Ortsnamen
lahlreiche Si»uren dieser Uteslen Periode lo fhiden, weil sie unter
der langen Herrachaft der etraskisehen nnd später der keltischen
Nationalität zu (irunde f(in$;en. Nur einzelne haben sich gerettet:
italisch sind die Namen der Städte Jfatria und Spina, Arerrae (an
der Addiia und glpichnamiir in C^impanien). Vtrona (— Vi'sunn vgl.
C.J.Ii. 1. isi). die s;iiiiiiitli()i zu d«'n ältrston ( )lM'ritaliens gehören.
l)<'nn gerade wie in Toskanii i'truskischcr. in Ariniinum keltischrr
Adol iUmt ein«' unterwortoiic unihriüchr Hrvidkcruni; lieri-schen. so
niufs Hucli ('luMMiils ein ansclinliflin- Thcil diT Itt/fenMi in der Po-
elhMif /III ii( k:;«'hli»'l)»'n sein und di«'s< r l'nistanil erklärt die Krhal-
tmvj. jener iilii Min Namen. Die vSpjiltnn}: der italiNclicn Natinu und
die ( 'la-sitiLiniiiu ihrer ein/einen Stämme lalM sich nicht mit Si-
cherheit naciiweiseii. Aiieh sind die Wahrscheinlirlikeitsj^ründe, ^^elche
man in diesem Sinne Rtdtend irt niachf hat, zum I heil sehr trü^e-
ri<eh : /. 11. nahe rs licirt. ui den südlichsten Völkeni die ältesten
Altzweij;un<:en vom irenieinsaiuen (irundstock zu" erkennen, so zeijzt
uintjekehrt die <ies( hichte der keltischen Kinwanderun«:. dafk die
zuht/f ankommenden /üf,'e am Weite^fm vorwärts «reschnhen sind.
Hoch liedenklichcr ist ein anderer (iesichtspunct, den Mommsen, H.
G. P. .{2 aufstellt: *die latinische Wanderung zog vermuthlich an
der Westküste entlaiej. wohl hinge bevor die ersten sabelUschen
Stämme aufbrachen ; der Strom ttberfluthet die Höhen erst wenn
die Xiedemngen schon eingenommen sind und nur wenn die latini-
schen Stämme schon vorher an der Küste safsen. erklärt es sich,
dalk die Sabeller sich mit den rauheren Gebirgen l>egnügten und
erst von diesen aus wo es anging sich zwischen die latinischen Völ-
ker drängten.* Vielmehr steht es als unzweifelhafte ethnologische
Thatsache fest, dafo die Ebenen die Wanderzüge anlocken nnd den
häufigsten Umwälzungen ausgesetzt sind, während in ärmeren abge-
schlossenen Berggegenden die Bewohner Jahrtausende hindurch allen
Stflrmen trotzen.
Das italUelie Unrolk wird durch die Umbrer reprisentirt Ihr
Name ist beschränkt anf das enge Gebhrgsland des nördlichen Apen-
nin; Oberitalien nnd Toscana gingen an Etrusker und Kelten ver- ^
loren: 800 Städte sollen die ersteren ihnen entrissen haben (Plin.
N. H. 3, 112). Sie gelten den Alten als der älteste Stamm ItaliesB
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(Plio. Umhrortm getts antiquissima Ttahae exisUnmUur. ebenso Flor.
1, 12. Dion. 1, 19). Von ihrer Einwanderung war Nichts bek<innt;
aber ihre Abstammung fahrt Plinius fort: ut qiws Ombrios aGrae-
eis ptitent didos, quod immdatione ierrarum imhribus superfutSteiU
(ebenso Serv. Aen. 12, 758. Isidor 9, 2. 87). Man darf hieraus ent-
ndimen, dalä sich bei den Umbrern die so Tiden anderen Völkern
gelftafige Sage von der SündHut. welche im Uebrigen bei den Itali-
kem nicht naebmweisen ist, erhalten hat ; weil es schwer abzusehen
ist, wie die ganze Nachricht der Etymologie zu Liehe hätte erfanden
werden sollen (vgl. die abweichende Fassung Diod. 14,11 8).
Es ist das Loos der Uinbrer wie aller älteren Völker des ita-
lischen Stammes gewesen, dafs sie in histi^rischer Zeit keinen be-
deutenden Eindufs auf die politischen Geschidce der Halbinsel aos-
abten. Sie haben sämmtlich jOngeren Völkerschaften den Vorrang
abtreten müssen und nur dazu gedient, diesen die Stätte zu be-
reiten. Dadurch ist denn auch jeder Versuch so aussichtslos ge-
woi*den, Wohnsitze und .\usdehnung der Völker, welche zuerst vom
gemeinsamen Grundstock sich abzweigend, die Halbinsel in Besitz
nahmen, im Einzelnen nachzuweisen. Den besten Anhalt gewährt
die Tradition von der Einwanderung auf Sicilien, weil dieselbe zu
einer Zeit, wo die Erinneninj; noch lebendig war, literarisch fixirt
worden ist. Im äufsersten Westen der Insel erhielten sich die Ely-
mer, gewifs nicht wie Thukydides 6, 2 erzählt und die spätere Tra-
dition mit ^rofser Zähigkeit festhält, eine troianische Colonie, son-
dern ein liest der alten Autochthonen, die den Messapiern gleich hier
den Italikern gegenüber ihre Unabhängigkeit behauptet hatten. Die
Hauptmasse der Bevölkerung zei-fiel in den Staniin der Sikaner und
den derSikeler. Heide Namen sind allerdings nur der Endung nach
verschieden; allein dieselben zu identitieiren, wie man in alter und
neuer Zeit ^ethan hat, verbietet die sehr bestimmte rnterscheidung,
welche nicht nur die ältere Tradition aufstellt, scmdeni auch dieje-
nige historischer Zeiten beobachtet ')• Die Kiiiwanrleruufx der Sikelcr
war im 5. Jalirh. noch nicht aus dem Gedäclitnifs verschwunden,
so dafs man daran denken konnte dieselbe chronologisch zu tixiren.
Wenn Thukydides «i. 2 sie iioO Jahre vor Ankunft der Griechen,
üellanikos und Thilistos (Dion. I, 22) dagegen 80 Jahre vor dem
1) 7.. B. Diod. 18, 8. 4. 59.6. 114. 1. 14,65. 6. 16, 9. & 78. 2. 8irab.6,U70.
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119
■ I
MsdMii Krieg» ametMii, m lägt der Widerapnidi alMaip, wie
iMgeDM die Abediktniiig der TorblstoriBeheB Zeit aufieL iMMriUn
wird dodi duidi dieM Aniitie die ebweichende SteUui« der 8i-
kiaer duurekterinrt; sie wann iitdi eigeoer Annage AatoehtlioiieD,
hatten also die Erinneruig an ilire EinwandeniBg vcrieren (Thnk.
a.0. Diod.6,6). Wenn dagegen Thnkydides die Sikaner snibenrn,
Neuere gar m Kelten macken wellen, so ist die eine Vennntnng
nieht glflcklicber als die ander«. Die italisebe Nationalität der Be-
vdlkenmg Sidliens wird sowol dareli Sprachreste als das eigentfln-
ttehe MQnasyatem der sidlischen Knpinrwähmi« Ober jsden ZweüU
erhoben«).
Wie in Sieihen die Sage eine bestinnite, CBst ansgeinrlgle Knnde
▼on der EInwnndemng der Sikeler bewahrt hat, so aneh in Italien
von ihrer Aostnibung. Plimas nennt sb die ittesten Bewohner
Etmriens Umbrer, aber an der OstkOste haben vor den DMhnn
SIenler nnd libarner gesessen (N.H. 3, 112). Thnhydides b s n e ng t,
dnft noch zu seiner Zeit Siculer in Brettl um sich erhalten hatten,
vgl. Pol. 12, 6. Fest. p. 134. Weit zahlreicher sind die Zeugnisse,
welche von der ehemaligen Ansiedliinp dieses Stammes an der Tiber
in l^tium berichten (Schwegler. U. (1. 1. 2l)_>). Nadi der Sage ward
er von hier durch die Aboriginer. die italischen Autochthonen. ver-
trieben, welche in der Sabina um den See von Cutilia. den Nabel
der Halbinsel (Tlin. N. H. 3, 109) gewohnt hatten. An der Glaub-
würdigkejt dieser Tradition, welche durch eine Anzahl der U'sten
Gewährsmänner gestützt wird, kann billiger Weise nicht gezweifelt
werden. Sie legt die Annahme nnhe. dafs ein den Sabelleru ver-
wandter Stamm sich hier mit iiitcnii Hewohnern zu eiuem neuen
V(dksganzen verband. Allein w('<ler diese noch ahnliche Ueberliefe-
rungen reicheri hin, um die (Jenesis der Latimr zu erklären. Die
lateinische Sprache nimmt (h-r unter einander eng verwandten um-
brisclu n und oskischen Sprache gegenüber eine abgesonderte Stel-
lung Qiü't eä fragt sich vor allem, ob sie in näherer Beziehung zu
1) 0. MUler, Etr. 1. 19. Sehweglw 1, 210 unA nmiar^aft RoWno,
Bditrig» rar Torgeieh. IUI. S. 6 fj;. haben da« TMrhiltmb riobllg gaiOirt.
Lttitocer betont mit Tolbtcm lUoht, dalb «iiia BntlehBiiii« dir Kapferwib-
mag oder von Wortern wie xmQxttQov (eaner), ftoirov {mutHum), ntnuvf\{f€^
tMM). oQßtmt (mvim), Um^t (IqpM) am dam Uaadelsfarhihr mü Latlw
Bsdoakbar mI*
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120
derjenigen des sikelischen Stanunes steht. In dies»Mn I'alle würden
die Sikeier als die erste jzrofse Abzweif^iin«!: vom (iriindstock der
italischen Nation anzusehen sein. So ,t:enei};t man sein möchte nach
den oben erwiilniteii Proben diese Fratie zu Ix'jalien, so reichen die-
selben hierfür doch entternt nicht aus. Ks lileiht zu hoffen, dafs
neue Funde und <j;lückliche Entdeckungen den Stamiubauni der ita-
lischen Dialekte im Einzelnen aufhellen.
■
Für das hohe Alter (l(>r latinischen An^iedlung zeugen ihre
Ursprungssagen. Es ist bereits von Schwegler, R. (i. 1, H98 be-
merkt worden, da(^ die .lugendgeschielite von Roniulus und Renuis
mit derjenigen des Kyros (Justin 1. 4. llerod. 1, 122) und des iberi-
schen Heri>s llabis (Justin 4 1. Ii in sehr wesentlichen Zügen über-
einstimmt. Aehnliche Motive Huden sich u. A. auch in dem Mythos
von Perseus, <loch ist die Färbung des letzteren weit jünger. Es
handelt sich um (iöttersöhne. bestimmt ganz neue staatliche Ord-
nungen zu gründen; ihre .\bkunft wird von der Boslieit und l'n-
wissenheit verkannt, der Wildnifs jireis gegeben werden sie von Thie-
ren errettet, wachsen in der Niedrigkeit des Wald- und Ilirtenlebens
aul^l)is endbch die Stunde ilirer Erhöhung gekommen. Wie dürfte
nuin glauben, dafs diese ( ies( hu hten. in denen der I rsprung eujes
Volkes sicli verkörperte, in später Zeit aus der Fremde eingewan-
dert wären.'' JSo wenig die Verliindung des Cacus mit dem indi-
schen Mythos von Indra beanstandet W(n"den ist. wird man sich auch
entschliefsen mü.ssen, die politischen Sai:en auf eine unvordenkliche
Einheit zuriickzuführen, welche die Culturstufe repräsentirt, auf der
.die unL'ethcilten Völker sich befanden, (ileich der Roniulussage reicht
auch diejenig*' von den ältesten Landeskönigen in die fernste Urzeit
hinauf. Zuerst, heilet i's. herrschte König Janus: zu ihm kam Sa-
tumus gefahren und lehrte ihn den Ackerbau. Aus Dank dafui' ward
er sein Mitherrscher und Nachfidger. Dann folgt der Sohn des Sa-
turn, der Eaurenferköniti Picus, weiter Sohn auf Vater, l'aunus uiul
endlich Latinus. Euter der Regierung des Latinus kam Aeneas und
damit begiimt die aus jüngeren und alteren llestandtheilen zu.sam-
menge.setzte Sagengescliuhte. Die mythische Königsreihe, welche
ihr vorausgeht, hat viel befremdendes, Schwegler 1, 21ti kommt zu
folgendem Schlufs: ȟbriiz(Mis scheint der vorliegende Sagenkreis,
was sowohl die Umsetzung jener (iötter in Könige, als die Ver-
knüpfung derselben durch den l'.egritT physischer Zeugung betrifft,
verhültuiisuiäüsig juug und vom EinÜusäe der griecliisclieu Mytho»
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1»
logie nichi frei m sein«. Der gro6e Poneber hat io diesem Fall
von der Tradition sn gering gedacht Wenn man die fOr nna sehr
dnrdisichtige Symbolik abstreift, titellt sich die Bache anders. Jamis
ist der Himmel nnd der Gott alles Anfuigs, Satnnnut der Krd- nnd
Saalengott, Pkos der Specht nnd als solcher der Vogel schlechthin,
Faanns das Thier. Ijatiniis der Mensch ; mit letiterem treten wirk-
lich menschliche, sagenhaft greifbare Persönlichkeiten auf. Mit an-
deren Worten, in diese mythische KOnigsreihe ist eine Koemogonie
nmgesetst, welche fiknf Schdpfnngstag« enthilt: Himmel, Erde, Vö-
' gel, lliicre, Menschen. Sie levgt sngleich von einer Altertttmlich*
kalt, der die griechische Mythologie nichts Entsprechendes an die
Seite stellen kann nnd welche am Meisten an Hie mosaische SchOp-
fmgslegende am Anfsng der Genesis erinnert *). Wenn man das
Alter der Satnrnalien erwägt, erscheint femer die Ansicht, als ob
die VorsteUnag des goldenen Zeitalters vom hellenischen Kronos anf
, Satvni (Ibertragen worden sei, in keiner Weise statthaft. Wol aber
eihilt die Wendung, dafs nnterSatarn albsemeine (ileichheit, Friede
und Freude herrgchte, in diesem Zusammenhang einen neuen und
tiefen Sinn. Mit dem Kintritt des aniinnlisclMMi I.pbens int der
Friede der Schöpfung gestört; es begiuut der ewige Kampf um das
Dasein.
Neben den Sikeleni ers<-h«'iTHMi noch mehrere andere Volker-
namen, von denen ledoeh nur zwei eine gröfi>erp Verl>n ituim ;iiii:p-
nonnnen liahen. ({«Tjeni^'e der Ausoner un({ Ojuker. I>ie Auruun
oder Ausoues sind in historischer Zeit auf das sehnude Küstenland
am (lolf von <iaeta eiiiiresehränkt ; es scheint. al< (»h sie auf diesen
en«;pn lUiuni (hireh \ tdsker und Saininten zusaninieniiedran^f wur-
den wären. Ihr N'anie erfreute ^ich in älterer /<'it einer weiteren
tieltuiiL" der srofte Völkerschub, wilcher Siri!i<'n in lipsit/ nahm,
wird von Hellanikos (Djon. 1, '11^ nicht den Sikeh-iii. somlern (ien
Auwniern iH'ijieiefrt : auch hiefs das .\feer z^sischen Sicilicn und Grie-
chenland hei den älteren Hellenen das au-onische (Sfr.vli. J. Ii i. .'»,
riin. N. H. S. 75. Antiochos von Syrakus iStrah. '.. JIJ)
und nacli ihm Ari.stoteies iNd. j». erklärten .\usoiier und ( »pi-
ker für das näfidiche Volk, Wenn r(dylnüs (bei Slraho) sich jzegen
die IdeutiticiruQg erklärt, so war er allerdings hierzu durch die hi-
1^ Don R«tt «ber anderen italischen Kotmogoni« finden wir nm An«
fug dnr WeiiMgong dnt Vegoin Fntdm. p. 8M.
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122
storischen Verhältnisse seinerzeit vollkommen berechtigt; immerhin
beweist der ältere Sprachgebrauch, dafs eine feste Umgrenzung der
Namen nicht stattfand, üpiker heifst dem Thukydides die Völker-
schaft. \v('h-he die Sikeler vom Festland vertrieb ; die Benennung
haftet später vorzugsweise an Caiiii>anicn. aber wird noch von Ari-
stoteles auf Latinin aus<r('dehnt. Auch mufsto ihre Anwendung zur
Bezeichnung der Italiker eine allgemeine sein, wenn sich Cato in
bekannter Wei.se so sehr darüber ereifern konnte (Tlin N. H. 29, 14).
Damit stimmt der bekannte lateinische Gebrauch zum Theil: oskisch
heifst die Sprache, welche in Campanien. Samiiium, Lucanien, Brut-
tin tu geredet wird. Schwegler 1, 183 wirft die Frage auf. ob das
oskische den ältesten Landeseinwohnern, oder aber den eingewan-
derten Saninifen angehört, und findet, dafs wahrscheinlich eine Mi-
schung des Dialekts der herrsciienden Sabeller mit demjenigen der
älteren oskischen Bevölkerung statt gefunden habe. Die Annahme
ist weder sprachlich noch auch historiscli zu erweisen. Sprachlich
nicht, weil un.sere Kenntnifs nicht ausreicht, um das Verwand tschafts-
verhältnifs von grofsen Theils unbekannten oder verschollenen Dia-
lekten zu Hxiren. Die liistorischen /eugnis.se genügen ebenso wenig
und fuhren eher zu einem ganz abweichenden Resultat. Antiochos
setzt Italer und Oeuotrer, Osker und Ausoner, Thukydides Oemjtrer
und Osker einander gleich. Wenn weiter Hellanikos Ausoner und
Sikeler, Philistos gar Sikeler und Ligurer einander identiticiren, so
haben wir es in diesen (Tleichungen mit etymologischen Versuchen
zu thun, auf welche wenig zu geben ist. Dagegen lehrt die
grofse Latitude. deren die Anwendung diesiM- Namen in historischer
Zeit fähig ist, dafs dieselben unmöglich dazu dienen konnten, Stam-
raesindividuen als Repräsentanten geschlossener ixditischer Mächte
zu bezeichnen, sondern dafs ihnen vielmehr eine generelle Bedeutung
zu Grunde lag, welche auf das eine Volk ebenso gut pafstc wie auf
das andere. L>aliei verdient besondere Beachtung, dafs dies Schwan-
ken nur sich aut den Umfang des italischen Stammes ei^treckt. Die
Japygen sind ausgeschlossen ; schon Pherekydes in seiner seltsamen
Wandergeschichte (Dion. 1, 13) unterscheidet die beiden Brüder Ol-
v(oiQoc, ocf nv OXvioxQni y.a/Joruii o'i tr ii(t).iij nr/JnvttQ, xaillev
xitios, dtp' ov JUvxiTioi Tuxktovcai o'i iv tt^t 'ion'«^ xöhnft *).
1) Mommscn, ü. r>. 293 identificirt Peuketior und Sabiner. Dies ist
aus dem ürunde HnmögUcb, weil in ToUkommeu hi«tor}»ober Zeit ituoetin
0
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138
Die sahellisrlion Völk«'r halu'n sämintlirli das Andonkcii an ihre
Einwandprun« [»«'walirt i lU-weisstpllm S<'hweKler 1. 241 An. r»> und
ZDk'ar fiihn'n si>' dit'-'»']hf /iiriick auf nncn heiliiron Lenz, den iltro
Stanimelteni. du* Sahmn-, ;ius^;('sandt. l>io letzteren selber gelten
als Aut<K*hth<»nen (StraW. ö, 22f< ton (U" /.tu ictlrtiöiutov y*»oc ol
2^'a-iiivfu /.(ti arioy.Voi'fc). Cato (Dion. "2. 41») sieht als Stammsitz
derselben die Hocliebene von Amiternum nn: von hier drinjien sie
nach Norden vor und vertreiben die Abori'iiner aus der Genend von
Heate. Jedoch wird man ^ewifs nicht annehmen wollen, dafs die
enffe Landfichaft, an welcher m römischer Zeit der Name der Sa-
biner haftete, die Mutter der prötsten Völker Mittel- und Söditaliens
g li WMeu sei. Wenn Varro den See von Cutiliae far den Nabel Ita-
liens erklärte, so ward er dazu offenbar durch die Vorstelinnpr tre-
leitet, daih bier die Aborigines, die Stammeltem de» latinischen Vol-
kies ^ese*sen hatten. Einen bedeutunprsvollen Zog enthält die MB»
Ditische Säße (Strab. 5. 2 '>o). da Ts nämlich von den Umbrem ge*
diiagt die Sabiner ihren heiligen Leos gelobten. Die ^ror^e Um«
wilsung, welche die8iculer in Latium unterjochte und nach Sicilicn
antrieb, steht aller Wahrscheinlichkeit nach in VerbiMleig Bit dem
Ehibnich der Etroaker *). Die altnnbrische Bevölkerang verblieb
nnur nun Tbeil is ihren alten Sitien den fremden Herren nntei^
thinig, aber grolbe Muten mögen «n^fertttelt oad eodivlrts ge-
diingt mdmi sein. Wir kennen ven der gewaltigen Revointion,
irakke iich unter langen tweeheelvoUen Kinpfra ToHaogen beben
wird, nnr daa Resultat. d.b. die ethnogiaphitcben VeikiUtnIae, wie
die HeHeM sie bei ibier Ankunft wiMidea. So dirftig auch die
llleinn grieehiMhen Nacbricbten Iber Italien abid, eo gei titt e n de
doeb, die Vdlfcencbicbtnagen in ibroi allgemeinen Umrieeen in er-
kennen und dieee weieben von den bekannten Zuitinden bieterisoher
Zeilen nicht erbeblieb ab. Heaiod nennt LatiaerundTTrrIwner neben
einaadar (a 107). Die Etmaker ent<eten bereita im 6. Jahrb. eina
bedeutende Seemacht; sie traten in dem Halbe hervor, daft m ilterer
Zeit die gr$tee Hitfte der Halbiaflel von den Hellenen mit ihrem
Namen beiei«^nel ward Die Geechicbte dea Alphabete bmtitigt
ein Theil ApuliiM TOtt «Mr Maage Aatortn gtnaaat wird, Forbi^er, AU.
OMgr. 3, 750.
1] Piesc Wrmutunf!; ist zuerst voo A. W. Sohlegel, Op. lai. p. 22Ö (ed.
Bfle^ngJ au8|^procben worden.
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es, dafe sie das nltoste ('ulturTolk lUliens darstellen. Wenn man
nun den Abstand erwägt zwischen einem erobernd vordringenden
Wanderzug und den geordneten Einrichtungen eines in Handel und
Industrie ausgezeichneten! mit überlegener Politik vei-faiirenden Staa-
tenbundes, wie Etrurien beim Aufdämmern Rcscliiehtlicher Kunde
erscheint, so wird man denselben nur nach Jahrhunderten abschätzen
können. Setzen wir mit Thukydides die Besitznahme Siciliens und
ilir entsprechend die Eroberung Norditaliens und TOBCanas durch
die Etrusker ins Jahr 1050, so darfte die Zwischenpertode eher zu
niedrig als zu hoch gegriffen sein.
Auf jene Revolution trat eine allniiilige Beruhigung, ein Zer-
fallen der Stämme in staatliche Individuen ein. Wie eng oder lose
die Stämme an die neue Heimat gefesselt, ob die Culturentwicklung
verlangsamt oder beschleunigt wurde, hing im Wesentlichen von den
örtlichen I'edingungen ab. Die (lebirge, welche ihre Bewohner auf
\ iehzucht anwiesen '). hemmten damit die Entfaltung städtischen
Lebens, wie es namentlich die Westküste und die Isbenen hervor-
riefen. Mclit als ob der innere A]»enniu keine Städte gekannt hätte;
die saninitische (leschichte beginnt ja gerade mit der rinindnng von
Hovianuni. Aber das politische Leben ging hier niciit in dem Mafse
in den Hegriff der Stadt auf, wie das im übrigen Italien der Fall
war. An diesen Umstand knüpfte wol auch die bekannte hellen isti-
sche Fabel an, welche die Sabiner zu Abk(inimlingen der Spartaner
ni.ichte. Cato giebt an, dafs die Ortschaften der Sabiner t>hne
Mauern seien ( Dion. 2, 49). Livius!). I S schildert die ungefestigten Zu-
stände der Samniten im 4. Jahrh. sehr treffend folgender Mafsen:
( jrrcitus alter mm Fapirio conside locis maritimis pvrrem'rat Arpox
pn- oimiia pacafa Samnitium magis miuriis et odio quam hmrßrio
nUo populi Homatii. nam SamnUes ea tempestatc in montihus rira-
tim habiianies rampesiria et maritima loea emitempto eultomm nutl-
liore atquCf ut evcfiit fere, Joris simiJi qrtirrr ipsi mofitavi ntqne
uffreafrs depopulabantvr . Die lieaction der cix ilisii teii Küste gegen
(lies /ligellose Treiben führte die Saniniterknege und damit auch
die Einigung Italiens unter römischer Hegemonie herbei. Aber auch
r^r noXkoi rtiv av^yntpiw Tv^^vf^a noliv thnt vndttßov.
1) d. Ii wi ^ S. 110 bemerkt, vorrugswewe Schaf- und Schweinesacht;
man dorchmuaterc die von Forbiger 3, 629. SO geaemmelteD Stellen.
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rn der Folzezcit hat dies Gebirgsland sich immer von N'eiMm tlieib
offen, tiieüs im («eheiroen gegen die Cultur und ihre Ordnonpen em-
pört Es Bind grofse Naturgoii«Misätze, die «ch io diesen Erschei-
nungen anssprechon. Auf das höhere oder geringere Atter ehies
Volkes gesUtten dieselben nicht einen Schlafe zu ziehen. Kein
Volksleben auf iUlisehein Boden steht dem samnitischen niUier, ab
dasjenige der Ligmr und gerade in ihnen erkennen wir einen Stamm,
der längst vor allen Qbrigen eingewandert war. Die Samniter liefiien
sich nach ihrer Urspmngssage im Lande derOpiker nieder; Opiker
hieften auch die Bewohner der Landschaft, wdcbe seit 4M den Na-
men Gampanien annahm. Es fragt sieh nan, ob ein dnrehgreifender
Untenehied swischen einer älteren oekischen and einer jflngeren
samnitischen Bevdlkerong Unteritaliens ansnnehmen, ob namentlich
erst im 6. Jahrhundert Lncanien and Brattiom samnitisirt worden
seien. Kine derartige Annahme wiie mit den hier vertretenen Sitsen
sn^ersnibar, findet aber nach in anderen gewichtigen Umständen
ihre Widerlegung.
Die Colonisirang der Kasten Sidllens und Unteritaliens ward
den Uellenea vorsngsweise ermdglieht dorch jeae Schwäche undlso-
hrtheit, welche die vorhistorischen Perioden im Leben der Völker
charakterisirt (S. lU). Die hellenische Herrsdiaft nnd Gultnr hat
auf die eingebomen Stämme in venchiedenem Grade eingewirkt In
Sieilien war die italische Nationalität vollständig isolht; von den
Kästen abgeschnitten und auf das Innere hingedrängt, wird sie hier
schließlich erdrttekt Die Sachlage wird durdi das eine Factum ge-
nflgend gekennzeichnet, dafit der äctthsche Dialekt sich nie snm Rang
emer Schriftsprache erhoben hat. In Italien stellt sich das Verhält-*
nib anders und um so gflastigcr fflr die einheimtFchen Kiemente, je
weiter sie der Machtsphäre des Hellenismus entrückt liegen. Die
Niederlassunsen der Festlundspi ii'chen zerfallen in drei llau|>tgrui>-
pen : im Südosten Tarent. im Norden die rhalkidischen Städte Cam-
paniens, dai5\vis( In n die Italiittcii. l)ie (ifschichtv der italischen
Alphabete «jewuiirt uns liiicii aiif-tien Aiiiialt, ihre Steliunu zum
Culturlelieii der llallänsel kurz /u i liarakterisiren. l)ie .lapv Lien haben
ihre heinii>clie Spracbe tiesclirielien. aber mit dem Alphabet (b'r Ta-
rentiner .KireiiboÜ. Studien /. (iesib. d. ^r. AT.. S. Vt«u
den Chalkidiern halnMi die mittleren und nördliilien Landschaften
die Sehritt überkommen und in selb>t>t;indiger Weise ausu- iuldet.
La iät beltannt, üaüs das uskische suwol als da^ umüriäche Alphabet
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aus dem etruskischen abgeleitet ward ; aber wie und wo diese Ablei-
tung erfolgte, steht nach den bisherigen Forschungen keineswegs fest.
Die Ansicht Momnisens, U. D. S 25. 332, dafs die Umbro-JSabeller
vor ihrer Trennung ein eigenes Alphabet gehabt haben sollen, läfst
sich aus dem vorliegenden Matorial nicht beweisen und unterliegt
den mannigfaciisten liedenkeu. Vielmehr erscheint es bis jetzt als
weitaus wahrscheinlicher, dafs die Sanmiten durch ihre nächsten
Nachbarn, d. h. die Etrusker in Canipanien die Buchstaben kennen
lernten. Insofern läfst sich aus der Aufnahme des Alphabets auf
die Zeit der sabellischen Wanderunj^ kein Schlufs thun. Die oski-
i^che Nation liat gleich der sikelischen die überwältijiende Macht dt*s
Hellenismus an sich erfaliren. In dem Gt'hit.'t der Italioteii wird sie
völlig unterworfen. Wenn die EingehoriK'ii den grofsen achäischen
Städten nicht abgelernt haben eine eigene Schrift zu gestalten, so
liegt darin der <leutlichste Beweis, dafs diese südlichen Landschaften
in der Periode ibres höchsten Glanzes dem italischen Leben ent-
fremdet und ganz in den Kreis des Hellenentums gezogen waren.
Aber das Verhältnifs des iliiinenlaiides zur Küste war doch ein ganz
anderes als auf Sicilien; die Sikeler versuchten um die Mitte des
f). Jalirbunderts vergel)ens eine nationale Macht zu schaffen. Hier
gelang der Versuch, (iegen Ende des ö. Jahrhunderts Iteginnt eine
entschiedene lleaction des italischen Elements gegen das fremdlän-
dische. Sie trifft mit der allgemeinen Zerrüttung zusammen, welche
die gesammte hellenische Welt ergriffen hatte. So rasch die Kolonien
emporgeblüht waren, von denen dereinst z. B. Sybaris über 4 itali-
sche Stämme und 25 Städte gebot, ebenso unerwartet und rettungs-
los trifft sie der Verfall.
Die Bezeichnung Oenotria und Oenotrer, welche von Herodot,
Antiochos, Sophokles und den älteren Schriftstellern als wirklicher
Volksname gebraucht wird, versciiwindet fortan ; an ihre Stelle treten
zwei neue Namen, der Lucaner und Brettier. Während der Kriege
Dionysius des älteren gegen die Italioten werden die Lucaner zum
ersten Mal erwähnt ( L)iod. 14, 91) Sie waren schon damals ein
mächtiger und gefürchteter Feind Der Periplus des Skylax (c. 360)
dehnt sie über das ganze südwesthche Italien aus, kennt aber noch
1) Wenn das ZeugfniTs des Polyaen 2, 10. 2 fg. verläfslich wäre, müfste
dieser Zeitpunot noch um ca. 30 Jahre (etwa 426) höher hinauf gerückt
werden.
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nicht (las Volk der Brettier. I^fzten's bildete sich um 3r>6 (I)io<l.
16, 15. Strab. <i, 205. Justin. 23, 1); die Krzählun^'en, weh he hierüber
vorliegen, sind von den «irierbischen Berichterstattern iiruiidlicli ent-
stellt wonlen, weil sie die einheimiwhen Sailen und die itolitisehen
Vorgäntre. die hierin ihren Ausdruck fanden, nicht begriffen. Die
drei angeiielM'nen Versionen, so weit sie auch im Einzelnen von ein-
aniier abweichen, stimmen doch in mehreren (Irumlzü^en Uberem.
Vor allem sind es Hirten und Räuber, welche den Staat ^'riinden.
Bei Justin hei Isen sie reehtmäfsipe Kinder der Lucnner. 1h i Diodor
und Strabo entlaufene Sklaven (xtrrä yÖQ it]y rvtr iyyt >(ii<ir d/a/.<x-
top Ol dgajiftai ,i^ütini :iQnaijnQirnvTo). I)er Widersimicli löst
sich einfach, weun man annimmt. daCs die Brettier von den Luca-
neni als fvr scurum ausgesandt wurden. Ks heifst, dafs sie sofort
ihre Waffen gegen die Lucaner wandten; allein diese Feindschaft
zwischen beiden trotz der engen Verwandtschaft hat nichts Befrem-
dendes. Vielmehr ward sie durch den natürlichen Lauf der Dinge
herbeigefahrt : 80 Jahre nach der £roberaDg Campaniens riefen die
hier anstaigen Samniten gegen das eigene Mutterland den Schute
der Römer an Die Scharen, welche die italiotischen Städte .schwächten
und de» langsamen Ruin entgegen fahrten, kdoneii aber weder in
Lucanien noch Bruttium ausschliefslich oder vonngsweise von Norden
eingewaDdert sein. In diesem Fall« mttfMe gertde wie in Oampa-
niflB das nationale Ktement weit ttirker hervortreten. Allein nicht
nur blieb die gfieduadie Sprache neben der oskiacben im allgemeinen
Qebnuich {hüm g ue t BruUalea Emmu dixU, gmod BrMi et Otee H
Gram» loqtd joUK jMlFeet. p.35), sondern die nttioiinle Schrift iH
weder von den Brettiem noch den Lncanem flberhtnpt geschrieben
worden (MomniMn, U. D. 106). Auch die Tradition weUb von einer
Einwnnderung von Norden aus Suroiam her Nichts, nnd doch bitte sie
es schwerlich verschweigen können, wenn sich ein ihnlicher Heer-
sog Uber Ocnotrion ergoib, wie er fitnnker nnd Hellenen in Cam-
pnnien int Endlich kommt ein Drittes hinin: dns Gebiigsfamd von
finwmwm gmvitirt gogen die reichen Kflstenebenen Campaniens nnd
Apiliensi auf sie münden seine simmtlichen Flttsse. Sodlich vom
Golf von Neipel dnrchsehneidei ein Qnenrag die Lingenaie des Apen*
nin; sein Lnnif wird cbinkterisirt doich eine Reihe seinem Falb im
Norden voigelagerterVnlkane. Dies Gebirge seheklet Oenotrien oder
Lucanien vonSaaniuni. Ks ist ein anderes Land nnd erOffbeC seinen
fiewoham neue Gesichtskreise^ DieFUsse fliellwn in denlarentmer
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128
Busen als das gemeinsame Centriuii, von welchem aus das Binnen'
land seine Aiircizungen und Auf<j:aben zuf;estellt bekommt. Wenn
man den Unifium und die ( iestaltun^' dieses P)iniienlande.s üticrlilickt,
80 Ix^giciit sicli vollkommen, wie im Untersdiied von Sicilien die
italische Nation aul den Heiden und in den ^edt'ckttMi Thälem der
iWisiiicata und (•alabi iens ihre politische rnabhüiigiiikeit retten und
von der hellenischen C'ultur gestärkt aber nidit t'rdrückt, zu gün-
stiger Zeit mit rcherlegenheit den AngritVskriei; geizen die frenuien
Ansiedler auliieliuien komite. Ks begreift sich nicht, was die Völker
des eigentlichen Samnium über die grufse (iebirgssclieide, welche die
Natur zwischen ihnen und ihren hicanischen Stammverwandten auf-
gerichtet, hätte hinüi)er filliren s ilh'U zu einem aussichtslosen Kampf
um ein ^^erin^cs Ziel, wälirend die Sclüitz»* der apulischen und cam-
panisciien KIh'uc .so nahe und so verlockeiifl sicli ihren Augen dar-
l)oten. Man kann die Verhältnisse der vorhistorischen Zeit nicht
einfach genuj; und gebunden an die lledingnuifen deid<en. welche
die Natur selber {gestellt hat. Kin wanderndes Volk nimmt das Land
in UesiLz. das ihm zufällt, guten Hoden wie schlechten; alter sowie
es seinen nationalen Zusammenhang in staatliche Individuen aufge- '
liist hat, beginnen die Atome unabhängig von einander ihre eigene
Beweguntr. Davon s<dl im nächsten Kapitel gehandelt werden. Die
angefiihrten (iründe werden ^'enügen. um die hiei" vertretene An-
sicht, dafs die sabellische W auderung V(U- die hellenische Cidonisa-
tion iällt, zu belegen. Die Kroberinm ( ampauiens durch die Sam-
niten, die BiMung der lucanischen und brettischen Eidgenossenschaft
und ihr Vordringen gegen die Küsten^tädte sind nicht als letzte
Ausläufer dieser Wanderung aufzufassen, sondern auf den (iegensatz
von reichen civilisirten Küstenstrichen und rohen, zurückgedrängten,
volksreichen (iebirgsslämmen zuriit kfiihren. Ks giebt im (irunde
nur ein einziges Moment, welches zu (i misten der bekämidten An-
sicht geiteiul ueiiiacht werden kaim. nämlich der Namenwechsel,
Allem all der Identität der Italer und Brettier, der Oenotrer und
Lucaiier darf die Verschiedenheit der Nann^n nicht irre machen.
Denn sie sind sich nahe verwandt: wie die Italer oenotriseben,
so sind die Brettier lucanischen Stannnes; die (Jienze, welche .\n-
tiochos bei Laos für Italia ansetzt, hat auch in sjiäterer Zeit die
Landsrliaften Brettium und Lm aiuen getrennt. Wenn die Hellenen
fortan die einheimischen Stannnesi)ezeichnungen brauchen, so .'Spricht
sich eben hierin die ganz veränderte btelluug der beiden Nationen
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13t
zu einamler aus. Die zurflckppHränsten imterjoditni Kinfzebnnieii
Mud «'ine gefftrchtote iK>litisdic Macht ^fwn ilm. l)er tiröCste Moiuirrh
des Westens verscliniäht ihr lUlndmCs nicht, um die Krall der iUlio-
tischen Fn'istaaten zu hnrhen.
Unsere Kiörteriwii: ist d.imit zu ihrem Ausganp8]niTnt zurück-
gekehrt, dem Versuch eine KrkMrunc des Namens Italien zu tluden.
l'nter den llenennuntre'n der italischen \'olk»'r>ch:iften i-^t eine trro^e
Anzjihl nadi I.ande<L'f>ttern ^ehildet. Als Sohne des M;ir< Ix-zr cimen
sich ^farsi und 3/a»M/r*/<i (( orssen Üeitr, S. 404). fenuT die MmutT'
tim, welche kurz vor den punischen Krie.:en Messana »'rnlM-i triM Fest,
p. 1.')^). l'unitrs heif^'P nach »Icni Spet ht. Ifirpini nach d«'ni Wolf,
heiligen Thiereii •le> Mars, welche ihre/iii:«' in ila-« verheif>^'ne Fand
geleiteten iStral». J40. _''>0). IV.n/i»u <ind •schwerlich etw:i.s Anderes
al^ Kunier Ve>ta. l.tuani bezieht .Moninisen V. 1). 143. 274
mit ^Miifsrr Wahrscheinlichkeit auf Fucetius d. h. Jupiter. El)en80
wird auch Aurunci oder Auscnteji zu f;t>i.M»n sfin als Srduie der Sonne
(AurorOj aurum, Austli Fest. p. JS. vergl. Curtms Gr. Ftyni. l'iT).
Ich übersehe die Städtenamen, bei «leneu <lie nämliche Fr-^cheiuun;;
wietlerkehrt, ohwol eine Meniie und wnl überhaupt dieMrhrzahl der
Ortschaften natürlichen Bedinginii:»'n dire Hezeichnunjj verdanken.
Das letzt4 re l*rincip hat bei Völkern eine weit seltnere Anwendung
gefanden« Ckmptmi nennen sich die Samniten der FbeiM mm Unter-
schied von de^leoigen des Hochlands. Fnifiekehrt Ilrrniti, Abkömm-
linge der Marser, die Bergbewohner (Schwegler 1, IM). KndUch
Jirtttii nach der S. 127 angefAhrten Erklärung die Fluchtigen ').
in «Uen drei Fällen betont der Name das Verfaältnifs zu dem Stanm-
voik. von dem die neue GrQndnng ausgetrangen ist Die bisher an-
gefahrten Namen gehören den in historischer Zeit bekannten Zweigen
des sabellischen StamuMB an. Der Umstand, dafs sie sich ohne Schwie-
rigkeit erkl&ren lassen, deutet auf eine jüngere Bildung; deoii X.B.
ümbri isd Latmi sind noch nicht in befriedigender Weise ermittelt
worden.
Gehen wir anf die bd den ilteren Griechen so viel gebrauchten
Beieichnungen aber, so sfaid dieselben ohne Frage nach der oben
1^ Kuio merkwfirdige Uebereinsiimnmng mit der breUisehcn UrspruDgt-
Mg« idgi dkijeDige der Babrar anf Saidiaiwi; Pumb. 10, 17. 9 Kmirnfti
to off«^ #«r«r «vrocV mmu yj tf— i ' w^r M9fiHmw' Bmla^ovc ym^ roisfvjmimf
9
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130
angefahrten Analogie zu fassen. Man dentet SicuU und Sicani als
Schnitter, QpM» als FeUarbeiter (Mommsen H. G. P, 21) >), in dieser
Formulirung nicht ganz oorrect Preller Myth. 418 hat richtig er-
kannt, daiJs beide r»enennungen zu Ops und Saturn in enger Be-
ziehung stehen. Die einen sind Söhne der Ops (doppelte Bildung
CpimiswdOpiscus, die erste gr.^7nxog, aus der letzteren contrahirt
'Opscus und Oseus); die anderen des Saturn. Während im Lateini-
schen SaekHmus der belebende Saatengott (skr. Savitar die Sonne
als Erzeuger s. 0. Meyer, quaest. Horn. p. 8 Bonn 1868) hervortritt,
so läfst sich vermuten, dafs er im Sikelischen als Schnitter oder
Winzer bezeichnet ward; denn die Sichel ist sein gewöhnliches At-
tribut. Dieselbe Gottheit, aber mit anderem Namen, findet sich bei
den Safrini oder Samvifes. Ihr Stammvater ist nach Cato's ZeugnÜb
(Dion. 2, 49, Preller Myth. 637) Salus, der Sohn des Semo Sancus
oder Dius Fidius ; davon abgeleitet Sabini osk. Safineis, als zweite
Form Sdbelli, als dritte von der neben Sabus vorkommenden Form
Sahinus Sahin-ites, woraus wegen der nahen Verwandtschaft von h
und f gr. SttvyUai^ lat Sammtcs mit einem Unisclilag der Labialis
vor n, der sich auch sonst nachweisen läfst (Schwegler 1, 180 An. 9).
Alle drei Formen finden sich unabhängig und neben einander im
Gebrauch; die SaiimUes sind also durchaus nicht die Abkommen der
Sabmi, wie man sie erklärt hat, sondern vielmehr des Sabimts,
Jene Deutung würde völlig ohne Analognn in def italischen Namen-
gebung dastehen. Wir sahen S. 114, dafs Sahini und Oenotri gleich-
bedeutend und dafs Sabus als Erfinder des Weinbaus galt. Dies ist
alles, was wir aus den spärlichen Trümmern der italischen Mytho-
logie Ober den Stammgott des gröfsten Volkes der Halbinsel ent-
nehmen können. Doch läfst sich derselbe auf anderen Wegen weiter
verfolgen. Dem Namen wie dem P.egriflF nach ist Sabus identisch
mit dem 2'«,^oc oder J^aßÖLing, welcher besonders in Thrakien und
Phrygien heimisch, dem Dionysos am Meisten entspricht, aber auch
als Zeus angerufen wird. Zeus und Dionysos sind Differenzirungen
aus derselben Wurzel und wie letzterer zum Sohn des Zeus gemacht
wird, 80 heiftt auch Dius Fidius Vater des Sabus. Lassen, Zeitschr.
d. morgenl. Gesellsch. 10, 370 erkl&rt 2aßaCtog vom skr. sabhaj ver-
ehren, also der VerehrungswOrdige und so kommt schlieXalich die
1) Den. Dat. Dial. 307 erklärte (Meer «Ii die Werklest« oder Borgen-
buoer.
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131
Ableitung der Babiner ann tnv affita&at (S. 114 An.) auch sn ihrem
fieeht Den liitinem fehlt der Nanien, doch lafsen Mcfa ihnlichc
VerhiltoisBe «ach hier nachweisen. Die Weinfeate, drei an der Zahl,
legt der Kalender dos Numa dem Jupiter bei. Daneben findet ach
ein eigener Weingott, der Lilter Pater; der capitolinischen Tria»
«teht die Trias Oeret«, Liber, Libera gegenüber. Ihr Tempel, am
Cireos gelegep, ist der Mittelpnnct und das HauptheiUgthum der
plebejischen Gemeinde Itoras. Der Uber Pater war eine der ge-
feiertsten Gottheiten Altitaliens; er galt als ReprAsentant der borger-
lichen Freiheit Anf einigen Inschriften, welche der sabinischen HAIfte
Italiens angehören (Preller Myth. 171), erscheint ein Jupiter Liber
und wir werden später einen sicheren Beweis erhalten, dass er in
der oshischen Stadt Pomix ji den htlchsten Gott darstellte (Kap. 7,
JnpiterteiiiiK i. Vielleicht ist dieser Jupiter Ulier geradesa mit Sahna
identisch.
Wie die PIcenter Ton dem Specht, die Hirpiner von dem Wotf,
Bovianum, die Landesliauptstadt Sainninnii^, von dem Stier, so ist
auch das Land Italien von dem Stier benannt, der dieSabiner einst
auf die bretti<ehe Hülhinsel lulii te. \V( nn der Name in iilterer Zeit
an diesem 'ihcjj \ (ir/.ir_'>\veise haften blieb, so war dies im (irunde
ein 3iur-« ri r /utall. \'.< ni;iu' sein, wie Anticx-lios erziihlf. dafs der-
einst ein \'(dk der Italer von den ( ietilden M« taponts bis /.um l'lulse
L;it»s >ars und sicii als 'St irrlin<_'f t»e/eichnete. den • VVi riini:en und
Spcchtlin^'i'li'i aiiahi-:. Abt-r. wie x Ikhi die -^aninitisehe Sa-je beweist.
Wir die hier /u Eirunde lie;.'ende AnM liauuni: illier den uaii/t n Ciufaiii;
dt > >a\)inischen . vielleieht selbst des italischen Stammes verbreifet.
l)en nächsten j'.eweis liiertiir tind<*f man in den Mun/.en. Fine sehr
hiiuti;:«' \ "lk>iiinii/<' der Hifttier /ei^t aut dem Avers den Kopt" einer
!_'et1uu< lten Nike, .uif dem liesers neben der Schrift l'oumn ein»'n
na. kten Mann ndt Stierh<irneni. in der linken Hand du' I..in/e. nber
dem Ann die Chlamys, uiit der iCechteu sein liaupt hekrau/eud 'j.
IJ Kckhfl I). N. 1, 107, Miounet l, Imj u. a. C'aviUoai bei Carulii p. ilu
üetikt au cintu lr lur«>;utt utler Pan, den Sohutigoit der Uirien. Deft der-
eelbe aber wirklich Ilömer bat, wie Caveduni unr mit gewistem Widerstreben
mgiebi, kann ich mob einem mir vorlii^genden Kxemplar beitatigvn. Ob
das ihm sur Seite befindliche Gerit eine Wagendeichsel oder Candelaber o>ler
Dreifob sei, ist tweifeilwft; Cavedoni neigt sich der ersten Annafana an, siebt
ftbri^ns hierin nur das Wappen des Magistrats ohne Betiebiing auf die ilaapt-
darstellung.
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182
Nach Eckhels Vorgang erklärt man die Figur als Bacchus. OfiFen-
bar wäre es correcter, sie auf Italus, den vergötterten Stier, den
Heros und Eponymos des Landes zu beziehen. Dies führt uns zu der
viel besprochenen Gontroverse über den Stier mit dem Menschen-
antlitz auf den süditalischen und sicilisclien Münzen. Der Typus
kommt im Wesentlichen übereinstimmend als schreitender Stier mit
Menschenantlitz vor: auf den mit oskischer Aufschrift verseheneu
Münzen von AUifae, der Campani, Capua, Compulteria, Larinum, Ma-
lies, rhistelia, Teanum Sidicinum, Teate, üria; ferner auf den
Münzen mit lateinischer Aulscliritl von Aesernia, Cales, Cora, Suessa;
endlich auf den griechischen Münzen von Arpi, Kyme, Laos, Meta-
pont, Murfrantia, Neapolis, Nola, Poseidonia, Sybaris: desgleichen in
Sicilien in Agyrion, Alontion, Entella, Gela, Himera, Katane, Me-
gara, Selinus, Syrakus, Tauromenion. Ein langer Stroit ist über
die Deutung des Typus geführt worden'): die Eincti (Kckhel, Avel-
lino, Creuzer) erkannten in ihm Dionysos, die Andcien (Torremuzz:»,
Millingen) den Acheloos. Die letztere Ansicht stützte sich auf die
gewichtigsten äufseren Gründe: der Typus kehrt auf akarnunischen
Münzen wieder ausdrücklich diesem Fliifs beigelegt; auf einer Münze
* von Metapont erscheint Acheloos als biirtiger Mann mit Stierhörnern
durch Beischrift gckctinzcichiict ; ferner speit der Stier auf einer
Münze von Alontion Wasser. Dazu ist neuerdings eine neapolitanische
Münze gekoninien : der Stier (das häutigste Zeichen dieser Stadt)
auf Wogen schwinmieiid und Wasser speiend (Minervini lUill. Nap.
N. S. 1, 57). Der Herausgeber macht zugleich uiit Kecht darauf auf-
merksam, dafs der Stier in vielen FällcMi nicht schreitend oder sich
legend dargestellt ist, sondern vielmehr schwimmend ; wodurch seine
enge Beziehung zum Meere neue Bestätigung erhalt. Diesen That-
sachcu gegenüber mufs die Deutung auf Dionysos entschieden aut-
gegeben werden und, soweit ich sehe, wird die Figur jetzt aligemein
auf Acheloos bezogen. Die s:chwierige I'rage, auf welche Umstände
eine so allgemeine Verehrung dc^st'll)(Ml /.urückzufiihren, und ob nicht
die Westhellenen darin durch landläiitige Anschauungen beeintiulst
worden sind, kann hier nicht erwogen werden. Aber in jedem Fall
wird die herrschende Ansicht in ihrer Allgemeinheit einiger Einschräu-
1) Sie ist zuletzt bebandolt von Franz Streber Abhandl. der Münchner
.\kad. phiL-philol. CUaae 2, 45ö fg. 1837, auf den ioh wegen d«r älteren Li«
teratur verweise.
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183
kuns bedni-fen. Denn os erscheint in hörhstem (irado un\v;ihrsrhrin-
lich, dafs der akarüimische Fluf>L:ott einer so verbreiteti'n \ erehnin};
unter den Kingebornen Italiens genosspii haben soll . wie man aus
dem vorliegenden Thatbestand würde schliefsen nnlssen. Die Lösung
liegt nahe, da£s die Italiker zwar den Hellenen ihre Münzbilder ent-
lehnten, aber darum durchaus nicht gebunden waren, die nämlichen
Vorstellungen damit zu verknüpfen wie ihre Lehrmeister. Der Stier
mit dem Menschcnantlitz findet sich nur in Südita\ien ; aber ohne
Zweiftl steht er in nahem Bezug zu dem Stier, der auf älteren Münzen
TOD Rom vorkommt. Auch fehlt der Mannatier den Uumem selbst
nidit; unter den alten Feldzeichen nimmt er nach Adler und Wolf die
dritte Stelle ein (Plin. N. U. 10, 16). Auf die Stammsage der Samniten,
auf die vielen Städte, welche vom Stier den Namen führen, und seine
Bedentnng bei der Stadtgründung ward s. 57 aufmerksam gemacht
In den Prodigten tritt kein Thier 80 sehr hervor. Niebuhr, R.G. 1,
17 hat gelegentlich die Vermutung ansgesprodien, der Stier mit den
Ifenschenantlits sei Italns: fthnlich vor ihm andere Gelehrte darin
ebi Symbol des Ackerbaus erkamit Dies ersehefait m der That dvch-
ans das Richtige. Eine OAttin FMa oder yUeBia war vieler Orten
verehrt (SaetViteU. 1) imd von den Alten als Victoria erklirt(lla-
erob. Bat 8, 3. 18. Preller, ROm. Myth. 358). Wir haben fai ihr
die Begleiterin und Gemahlhi des Itahu su erkennen, wie sie denn
Sneton als solche Faunus dem KOnig der Aborighier beilegt; auf
den Hansen wOrde sie der fliegenden Victoria entsprechen, welche
das Haupt des Stieres bekrftnsL
Diesen Betrachtungen liegt es fem, die Stellung und Wand-
lungen, welche die einfachsten und iltesten Symbole im Ghiuben der
Völker durchmessen haben, näher cu verfolgen. Wolf und Stier
waren den Latinern 80 gut heilig wie den Samniten: der eine das
Sinnbild von Streit und Kampf, der andere das Sinnbild der blei-
benden Gründung, beide in den Anftngen eines Volkes unzertrenn-
liche (ienossen. Dann bei der Spaltung der Stimme sind sie aus
einander ge^an^en und haben auf Leben und Tod gerungen. Der
Stier von Saninium hat die römische Wölfin nicht erdrflckt, noch
heute unter andt rem Feldgeschrei der alte Kanijif, und besorgt wie
in den Tagen des marsischen Kriegs ruhen die Blicke auf dem Aus-
gang. Horn war /u etwas Höherem bestimmt, als die HaupUtadt
der Apemunhalbinsel zu werden, aber ebenbürtig ist das Land an
tmiiie :>eite getreten. Italien ist das Land det» Stieres nicht in dem
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134
gewöhnlichea Siuno von Kiiulot n iclittinK es ist das Land des Acker-
baus und — was damit iui nächsten /iisammenhang steht — der
Städtegriindung, das Land der (/ultiir. Eine scliöne Füguni; hat
ihm eine Benennung verliehen, welche seiner IkdeutuQg in der (tc-
schichte der Menschheit so durchaus und so vollkommen entspricht
Die italischen Völker sind von dem hoi listen (jotte oder dessen
liepräsentauteu benannt worden. Aber ob dieser Gott nun Pkus
oder Mars, ob Saturnus oder Sabus heifst, seino Eigenschaften und
Attribute sind im Wesentlichen dieselben. £r hat den Acker- und
Weinbau erfanden und damit ein seMaftes, gesittetes Lehen einge-
führt. Wenn Saturnia von den römischen Dichtern als alter Laudes-
narae aufgezählt wird, so drückt derselbe nichts Anderes aus wie
Oeuotria und It;ili:i. Diese nahe Verwandtschaft in den Anschauun-
gen und (iöttern der verschiedenen V<»lker bestätigt von Neuem,
daXä die Differenzirung erst nach der Besitznahme der lialliiiisel be-
gonnen und auch dann nicht bis zu dem (irade fortgescln itteii ist,
welcher die griechischen Stämme scheidet. Die Einförmigkeit und
! inerleiheit, welche den Hauptzug in der Coufiguratiou des Landes
bildet, wiederholt sich in der Ausprägung der Stanunesindividuali-
täten. Daneben gestatten die Ursprungssagen auch einen Schlufe
auf die Gestaltung der natürhehen \"erhältnissc zu thun, welche die
Italiker bei ihrer Einwanderung vorfanden. Wenn der Ackerbau an
die Spitze aller staatlichen und TiHMischlicheu Entwicklung gestellt
wod, 80 liegt hierin nichts siiecihsch Italisches. Die nämlichen An-
schauungen kehren lu'i den Hellenen wieder, ja auch in dorn iberi-
schen (keltischen ?) Mythos von Habis, der zum Erfinder des Acker-
baus gemacht wird. Seine Einführaug liegt jenseit der Siialtung
der südeuropäischen Stännne. Das (ileiciie gilt vom Weinbau; die
phantastischen Mythen der Griechen, der Umstand, dafs die Graeko-
italiker ihn auf ihren höchsten ( iutt zurückführen; lassen aus weiter
Ferne ahnen, welche Aufregung, welcher Jubel und Gegensatz durch
die Bekanntschaft mit dem Wein unter den Menschen verbreitet
worden ist. Mit l'tiug und Zugstier, mit Bebe und W'inzermesser
ausgerüstet, überschritten die Itahker die Alpen. W'enn sie diese
Gaben immer von Neuem als das Höchste hinstellen, das ihnen die
Gottheit verlieh, so legt dieser Umstand die Vermutung nahe, dafo
die Stämme, welche sie hier vorfanden, eine niedrigere Stufe der Cultur
einnehmend, den Fehlbau vielleicht erst in seinen Anfängen kannteu.
Die historische Geographie vermag das Bild etwas weiter auszuführen.
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185
Oer nngehenn Abetand iwiscbeii dem heutigen lUBeo und
der Zeit höchster BlOte Im ersten Jthrhnndert nnseier Zeitrechnung
ist som grölten Theil durch Entwnldnng herbeigellihrt worden. Seit»
dem die Abhinge des Apennin statt kriftigen Eichindd nur ntcktes
Steingeröll anfueiseo, hnt die SdiiSbarkeit der FIflsse, die Tem-
perimng der Sommerhitze und die Gnltnrflhigfceit grofder Land-
strecken aufgehört. Dionys 1, 37 pries die Eichenw&lder Italiens
navttav d* ilaiv oi ÖQVfini &atftaüftateetot ntgi re ta XQtjfunidtj
XtfQt'a rtai rffi; myrat.* xai Tni\; ayuogytjnt g Infpnvg; ebenso Strabo
5, 222. -J'iH. 261; Polvbios 2, 15 erzählt, dafs die Kichelniast der
Poebene fienü-zte, um die ganze Halbinsel mit Schweinen zu ver«
sofficn. Not'h im Haiiserbau aus der h t/teii Zeit Pompejis ist das
Hol/ in einer Ausdehnun^( verwandt worden, welche nach den Preis-
verhältnissen der Gegenwart ganz unmöglich sein wünle. Im Ver-
lauf der niiiiischen Cleschichte hat die Vcdksvermehrung und die
Steigerung lit r Cultur den Wald imm»'r weiter beschränkt. Wie das
heutige Deutschland zum Anfang unserer Zeitrechnung;, so mag sich
ungefähr das augusteisc he Italien zu der Periode der itali.Nchen Ein-
wanderung verhalten haben. Die Natur des Landes bedingt das
Verständnifs der ältesten (ieschichte und Verfassung. Der bestellte
Acker ist dem Urwald durch die Axt abgewonnen. In Lichtungen
richtet sich der StniU mit seineu Ordnungen ein, gegen seine Nach-
barn, Stamraesgenossen wie Staiumfeinde, durch mächtige Waldungen
abgesondert. Der Ciniinische Wald, wie Livius 0. 38 ihn beschreibt,
stellt eine derartige alte Völkergrenze dai" (vgl. KudortT, grom. Inst
260 fg.). Silvauus ist der Gott der Grenze; bis in die späteste Zeit
haben sich die Anschauungen des alten Waldlebens erhalten, auch
nachdem die Wiüder bis auf vereinzelte Baumgmppen um die Uei-
ligtümer der Grensgötter herum zusammengeschmolzen waren. Die
r&amlichc Trennung ist das notwendige Postulat, um die Isolirung
und Schwäche, welche nach Thukydidea die «eeentlichsten Kenn-
seichen der vorhistorischen P^pochc auMPacfasBi sugleich auch die
italische VeriassHng und ihre £ntwicklnig m hegretfoo.
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t
Kapitel V.
dnmdjslige der iUUsdiei YerfassuBg.
Der Uraprung des Staats gehOrt m. dcqjenigea Fragen, welche
sich immer von Neuem gebieterisch anbringen, ohwol jeder Ver^
sach sie anfoiUiien ihre LOsnng in immer weiterer Feme ersciieinen
Iftfitt. Ist der Staat, wie Aristotdes wQl, g>v9u ans einer notwen>
digen Erweiterung der Familie herroigegangen? oder haben Plato,
Poljbios, Hobbes, Boossean nnd andere Politiker Becht, wenn sie
ihn znrflckftthren auf einen Besddnfe der Tersanunelten Menge,
anf ehien emzigoi schöpferischen Ac(? Die Betrachtnng des itali-
schen Staats lehnt sieh passend an diese grolte Gontroferse an;
sie löst sie in ihrer Weise, indem sie auf die Fhtge eine swiebche
nnd scheinbar sich direct widersprechende Antwort giebt Seinem Or-
ganismus nach ist der Staat mit dem Hause so eng venrandt, dato
man ihn ein veigröftertes Abbild desselben nennen kann. Setaie Ge-
nesis dagegen zwingt uns dne ^iai/g, ebien einsigen SchOpftmgsact
voraaszosetzen. Geben wir ans von der Sage. Die Grdndungssagen
der HeUenen unditaliker sind auch weiter Nichts als Speculatiooen
aber den Ursprung des Staats ; in einem Zuge i^eiclvm sie sich alle
in auifollender Weise, nämlich darin, da(b dem Staat ein völlig un-
geordneter, sittenloser, chaotischer Zustand vorhergeht Sohl Sparta
vor der Ver&ssung Lykurgs (Thuk. 1. 18. Berod. 1, 65), in Athen
vor der solonischen. Nicht anders in Italien: König Italus, Welcher
die umherschweifenden Oenotrer den Ackerbau lehrt, in staatliche
Ordnungen einflOgt und ihnen Gesetze giebi (S. III), Caecdus, der
GrOnder von Praeneste und vor derselben Anflihier von Binbem
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187
(Serr. Aen. 7, 678), Bomvlni, der mü Hnrteii imd {Unbern ieiae
Stadt ertMiit : sie «He repfisentireD den limlidien Typus. Mommflen,
B. O. l^ 31 meiDt, es gehöre zQin ugenwidrigen Charakter der io-
genanoten rOmnchen Ursprungssage, daib darin ein sUdtegrODdeiides
Hirten- and J&gervolk auftritt (vgl. S.469)« wfthrend deck umge-
kehrt dieser Zug auf unvordenkliches Alter zurückweist Er kehrt
wieder in der Kntstehunj;ssaiie der Brettier, welche aus Hirten und
Räubern zusajnnienKelaiifen siiui, aber auch in der liegende des lusi-
tanischen Ilabis, der unter den Tliieren des Waldes aufgewachsen,
den Ackerbau und die Ordnungen der Cultur feststellte. Auch ent-
spricht die Vorstellung eines unstateii llirti-n- unil Uäuberiebeus voll-
konuiu'ii den natüiiiclu'n Bedingungen der ältesten Zeit ; der Wald bot
den heiraatslosen Scharen i^chutz, ihren Ileerden rntrrii ilt. Ins sich die
* günstige Gelegenheit liot eine bleibende Stätte zu gruiult ii. und nach-
weisbar sind die italischen Staateu durch derartige Scharen gcscIiatTen
worden (S. löüi. Wenn die Forniulirung der Staminsagen wie z. K
der brettischen ncKh im 4. Jahrb. den natürlichen Hedinguugen wie
den Anschauungen der Menschen entsprechen konnte, so reicht «loch
ihre Knt.stehung in die fernste Trzeit zurück. l)as Volk künunert
sich nur um die eigene Geschichte und üb^-rträgt auf die eigenen
. Ant:u)L'*', was es aus alter Ceberlit ferung bewalirt hatte. Deshalb
beginnt jede Vulksgeschichte unabiiängig vi»n der anderen mit der
Einrichtung von Ackerbau und Cultur, jenseit liegt ein wildes Chaos,
die Not hat zur Schöpfung des Staates geführt. Die Sage bekennt
sich somit entschieden m der n&mlichen Auffassung, welche Thuky»
didei and Tolybios ausgesprochen haben : das bdlum omnium eotUra
ottmes wird beendet durch den Staat. Auch die (leschichte der ein-
zelnen Städte für sich führt mm gleichen Resultat, insofern dieselben
nicht im langsamen Verlauf der Jahrhunderte dem Hoden ent-
wachsen, sondern mit einem Schlage an einem einxigen Tage ge-
schaffen werden. Diesen Thatsachen gogentlher kann es durchaus
nicht gehilligt werden, wenn man annimmt, Geschlecht and Staat
ttdea fMtiseh ans dem Hanse hervorgegangen. Das ilteste italische
Hans kann gar nicht filr sich a)lein stehend gedacht werden, weil es
auf rechter Ehe bemht, nnd noch weniger sich fortpflanien, ohne mit
anderen Hinsem in einer weiteren nacralen Gemeinschaft su stehen.
Umgekehlt ersdien whr, daih ancfa die YerwandtBchafisverlUUtnisse
ktnstlich geschaffen werden. Der StadtgrOnder kann die hans* und
gescfalfechtsloBen Massen sondern und Jedem Einielnen erklären, der
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ist DeiD Bruder und Joium Hein Sohn; er kann ati^ dem Chaos zu-
sainineDgelaufener Menschen Häuser. Gesclilechtcr und Stämme
scImflPen und diese gemachten Verhältnisse haben fortan dieselbe (Gül-
tigkeit wie die natürlichen. Also werden in historischer Zeit Staaten
•TPCfrnndet, also erneuert sich das Haus, um sein Aussterben zu ver-
hindern, (intrh Adoption. Aber freilich ist das Urbild, nach don
dergestalt verfahren wird, nicht erkennbar und die Politik raufs d^
unendlichen und unlösbaren Problem gegenüber darauf verzichten,
das Voi}i;i!tni& der x>htic mvffvaiQ bestimmen zu wollen. DieSpe-
cnlation liat um so mehr Grund sich zu bescheiden, wenn sie die
historischen Bedingungen, auf denen die it:ilis( lu» Verfassung ruht,
ins Auge fafst; denn sie ist nichts weiter als eine Tochter der indo-
germanischen und auch diese (»hne Zweifel auf eine ältere Ein-
heit mit der semitischen xurttckzufuhren. Jedoch beantwortet die
italisclie Politik die Frage nach dem Ursprung des Stnats in einer
ihren Zwecken vollkommen genügenden Weise, indem sie die Gegen-
sätze durch eine höhere Einheit vermittelt. Eine jede t^^aig^ der
Eingriff in den natürlichen Gang der Dinge wird nur gestattet, wenn
der Uatsehlufs der Götter befragt, ihre Zustimmung eingeholt ist;
deshalb kaim auch der Staat nicht ohne ihre Mitwirkung gegründet
werden. Die Götter selbst, wie -Tupiter, Mars, IMcus, stellen sich an
die Spitze des Unternehmens als Herren und Väter des Volkes oder
sie zeugen mit sterblichen Frauen einen Sohn, der den hohen Schick-
salsschlufs auszuführen bestimmt ist; solcher Göttersöhne nennt die
römische Geschichte Romulus, Servius Tullius, Julius Caesar und
Augustus. Dergestalt sind die Ordnungen des Staates durch einen
directen Willensact der (iottheit hervorgerufen und sanctionirt. Dies
ist der Funda^nentalsatz der italischen Politik und auf ihn muX^ auch
der Versuch in den Organismus des Staates einzudringen sich grün-
den. Unsere Betrachtang knüi)ft an die im 1. Kap. dargelegte Be-
deutung des Templum an und beginnt mit der Grundform des Staates
d.h. dem Hause.
Das altitalische Haus zeigt in seinem Grundplan den nämlichen
fest ausgeprägten Schematismus, den wir in Lager und Stadt vor-
gefunden haben Je nach Stand und Reichtum des Besitzers mag
1) Dio folgende Charakteristik, za deren Erläntenu^ der Plan III beir
gefSgt ist, mufs in diesem Zusammenhang als gegeben vorausjjcsetzt werden.
Sie ist da« Kenultat eiuer läugereu ünterauchuiig; die demaÄchat bei auderer
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die (4ro&e wechsMin, die AiMBchmOckuiig desnelben eine reichere sein,
aber im (iro£(eii und Uanxen wohnt der KOnig nicht anders ab der
RatHherr und Barger. Das Haus bildet ein Itochteck, dessen Breite
lur L&nge sich etwa wie 4 : 5 verhAlt. An die Hinieneite ichliefiit
sich ein kleiner (ifTener Hofraum (hortus), der auf die hintere Straft»
mündet Das (ianze ist nach allen Seiten voUstaiuIi;; abReschlüH.sen,
vom und binten an die Strafse fn%nzend, von den Nacbbani aber
durch i'inen freii^t'his-cncn Iiuiini von j' / Ureite ((i»»/>i7fi.«f) «jKn'nnt ').
Selbst narh der Strafse /u wird (I«t l'rhiT^an^ durdi «Ui> Inittoir
vi niiitti'lt ; MM riit<MM hii <l voll «Inn »'im'ntliclH'n rahrdainm hat das
Haus t'iii 'ji'wisM Anrrclit an du' rM-iiut/nii^: des Truttuirs. aucli
ist dasselln' in l'uiniu'ii v^r cUmi rin/.c'.iirii llausrrii in v<'rsfhi('<teiu'r
uutl }j;anz abwt i« IhmkU r U rix- ;^M')>ria>tc"rt. Haus und ilnl sind nach
allen S«'if<'U «lim-li Ii -Im' Maut'i n vttii lU-r Auls»'iiwt'lt a]);<osrhi(Ml<'n ;
nur tlic Thür vo inittelt dt ii Verkclir. l-'i-nstcr nat h uiis»'n'r Art Miid
unbekannt, mir liier und da Mlnnal«' Ma\i» rs)»alten, welche keiiu n
neUK'ieriiren lilick von Anisen finlassi ii. Man nainite in spaterer
Zeit, iil> vielfach an Ii re ^ifl«' I jn^aim ^^efunden hatte, ein solches
Haus siiir pa-seiMl / ^»^/«iFestus [>. 1 11 hisnUw lUvtat fnopvit, qwu'.
Hon lutuftnitur I iriii(ni(nihtis /fdrirfihus cuiu tünnii>, rifnilfNi/tii )iublt>"0
(tut priratt, chi'fitutur: a s'nmiiti(ditie vuiditu t eurum terrarum, quae
fhtminihns (w muri nninrnt. sunftjftn in salo).
Das ältere Haus kennt nur ein Erd«^escb()ft>. Die Mitte des-
selben wird durch einen saaliirti;;eu, ^röfstt^ntheils bedeckten Hof
einjienonniien, der durch eine Oeffnung in der Decke {complurinw)
Liebt und Luit erhalt und an die einzelnen (leinächer vermittelt.
Dieser Iluf beifst alrium uder ramm anlium (Varro LL. 5, 161 co-
rum aedium dictum qui hewt keim itUra paruies rdinquelmtur pü'
tulus, qui t^ssH ad commuHcm onmium usum)*). Um das Atrium
lie^'en 12 Zimmer, 3 an jeder Seite; davon ist das mittlere immer
das grüfste mit Ausnahme der Eingangsseite, wo in der Mitte der
(ii li ^rcTilii it in aller Aii'^liiln lichk -it, welche der hochwichtige lio4feu«Und
verdii iit, tlarj^t'!' wt-nirn w ini.
1) Ki'>t. p. r» amhitus projtrif dicitur circ*ntHt atdi{>riiiritm imlctui in
iMUitäincm petUs duoa et semtHHem in longitudintm idrm quod Mdificium, Die
breite wur doroh dat ZvölfUfelgewiz siuDCtioiiirt (s. SchooU fr. p. 186|.
2) Beide AnadrQoke tind fket gleiebbedeutend ; der UntarMhied beruht
darin, Ualii Atrium du Gumptuviom eineeUiefet, da« CavomMdium nur dm
budeckten Rwm begreüi.
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kleinere Vorplatz (vestiMum) liegt Von den 12 Zimmern find S
vollständig isolirt, 4 dageijen ergeben sich als blofse Erweiterungen
des Atriums, nämlich aufser dem Vestibuluro das ihm gegenflber be-
findliche tabiinum, das llaiiittzimmer des ganzen Hauses, welches
sdnen Namen dalier führt, dafs es nur durch eine Bretterverschä-
lang, die jeder Zeit sich fortnehmen läfst, von dem Hortus getrennt
ist, und endlich rechts und links ( in kleiner Flügel {cUa). Baß
au^er diesen 4 benannten auch die 8 übrigen bestimmte Namen
gefohrt haben, ersieht man aus Varro LL. 5, 162 circum cavitm ae-
(imm erant uniut quoiusqur rci utUUatis causa parietihiis diss^ta:
ubi quid eondUum csac roh bant, a celando cellam apj)cUarunt; pe-
nariam, vM penus, ubi cubabant, cubicuhm, ubi coenahant, coeno-
evihm voeiMbant\ doch ist es im Einzelnen nicht mehr möglich diese
Namen zu ilxiren. Der durch das Compluvium einfallende liegen
wird von einem kleinen Bassin {IviplKvium) aufgenommen. An dem
Impluvium befindet sieb zugleich der Bronnen; denn das Regen wasser
wird in einer unterirdischen Gisteme gesammelt. Den Heerd wird
man wahrscheinlich im Tablinnm anzusetzen haben. Auf^er der
Hauptthür, welche auf das Vestibulum mündet, führt auch aus dem
Hortus eine Hinterthttr auf die Gasse, welche in den plantinischen
Comödien eine wichtige Rolle spielt.
Die Inhaberin des Hauses ist die famtUa, die Hausgenossen-
schaft (über die Ableitung vgl. Corssen, Krit. Beitr. S. 184), weiche
gelenkt wird vom paierfamiUas gleich wie der Staat vom König.
Die Uebereinstimmung in der Oekonomie von Hans und Stadt ist
oftmals im Einzelnen hervorgebobm worden und kann ' daher als
bekannt Ubeigangen werden. Aber besondere Beachtung verdient
die Anali^e, welche sich auch auf das I.ocal erstreckt. Wie das
Haus von der Aufsenwelt abgesondert und durch seinen Ambitus
isolirt Ist» so die Stadt durch Mauer und Pomeriom. Das Haus hat
12 Zimmer. Wir sahen S. 70, dafs Pompeji seiner Limitation nadi
in 12 Abschnitte zerfiel, die wir Cohorten benannten. Mantua war
in gleicher Weise disponirt; Vergil Aen. 10, 201 singt von seiner
Vaterstadt :
Mantua dives aviSt sed nov fftmusi omnihus ii m iiii;
gens ÜU triplea: poptdi sub getüe quaf^mi,
ipsa Caput popuUSf Tusco de sanguine vires.
Der Scholiast erklärt ganz richtig quin Mnvtua freff hahuit popuU
tribusj quae ef m guatemas curias dividebaniiir. Wie die 12 Conen
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ih'u Ziimn. in, so <*nt>[)ri(ht dem Ao/7m.s. «Ut für allcrhanU ^vohe
\ iTiu htuiigcn des ilaiisi s divutc. in der Stiull das forum itoarium:
in \{^^\\\ da>si'll)e aufsei halb des ältesten Mauerriiif;s, in Pompeji
(wie man den im vorigen .lahrhundert JUHiiegrahenen und nach da-
maliger Sitte wieder versohiltteton I'lat/ mit allem Kiclit benannt
hat) in dem ahiielem-niMi Stiick beim AiiiphilheaU'r. Noch deutlicher
sprin^'t die Aiialouu' /wiNc licii lit-ni Atrium ^ionis palultig qtd eitd
ad voiumuurm mnmum u.sutn) und dem l'uruni hervor.
Forum i^t nach Isidor 1^^, IT». 1 rj rrctudarum Uttum locus a
f'apuln (/<>/!<>. I)ie Ableitum.' i-t sprachlich unmöglich. Ks winl von
('orsseii, Krit. l'.eitr. ITri von der Sanskritwurzel d/tar halten, fe:*ti-
gen, abg. leitet. iJies ist be^infHich unmöglich. Vielmehr findet sich,
wie J. Schmidt mich belehrt, das Wort wieder im Litt, dvara-s Hof,
lienenhof, Altbulfiar. dvorü, aula domus saeptum, Russisch dvor
und l'olu. dvör Hof, Kürstenhof. l'eber das Uteinisebe Wort han*
delt Festus p. > 1 : von den (i Bedeutungen, welche er onterscheidet,
gehören die beiileu letzten {fori und foruli) gar nicht her. Zuerst
heUbt /orMN negotiaiionis locus, ut fonm Mammmm, fmm /m/mmn»
ab eorum nominibus, qui ea fora consiiiuenda etiranmt; quod tHam
hds privaüa ei m vüs et in agris fieri sdet. Zweitens m quo tn-
dieia fierij cum popiOo ogi, eomeume$ haben aoUnU, TerHo cum i$
qm pnwmeiae praeest, forum etgere dieUur, omm ehitates vocat et
de controversüs eo r um cogHOicU. Diese drei Bedeotungen hingen
aufs Engste losammeni die erste und dritte sind ein&ch ms der
iweiten abgeleitet Eine erwOnschte ErUnterung erhalten wir dnicb
gmarto cum id forum omHqm e^^pelUAmU, quod mme vesHMum ae-
jpuUri dkari »M\ in diesem Sinne kam Forum nach Cic de Leg.
2, 24. 61 auf den xwölf Tafeln vor. Zu Ciceros Zeit ging das alte
Atrium auch schon Uttti*r dem Namen vett^tdum (Gell. 16. 5. 2);
ea ist der ummauerte Vorhof (omi) gemeint, welcher sich bei Grft-
bem findet Aus Allem ersieht man, daft/bnuii recht eigentlich den
eingehegten Hof bezeicbnet
Eine oorrecte Vorstellung von der Anlage eines italischen Fo*
nuBS gewihrt Pompeji. En bildet ein Ungliches Rechteck, ringsum
von einer einfiwhen oder doppelten, zwei Stockwerk hohen Siulen-
halle umgeben. Die Hanptstralben der Stadt mtnden unmittelbar
auf dasselbe oder doch in seinem Bereich ; aber sämmtlich sind sie
durch hohe Ilemmstelne gesperrt, so dafii weder Heiter noch Wagen
auf das Forum gelangen kOnnen. Nicht blos dies: au deu SlraOten-
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iTHlnduiificn waren, wie doutlicho SimnMi zoiircn . f;rof<e Thürfliiwl
iUiLTcldiiflit. durch welche der Platz ^'e;^'en alles Profane abiiesperrt
werden k(»niife, fjleich dein Atrium eines Hauses, rinp'ben ist der-
selbe aii-^scldiefslich von Tempeln und tiHentlichen licltauden. auf
ihm stehen die Hildsäujen verdienter Piur;;er. An der Xnrdseite auf
bnhein Unterhau erhebt sieh frei der Tempel des caiiitohnischen .lii-
piter, d.h. des Jupiter mit seinen l'eisitzerinnen .Iuik» und Minerva ').
Die ührii^en Tempel am Forum halben ih?-en ei^^eneii Vorhof und
repräsentiren ein für sich ahi^^escWossenes (ianze. Aber fileicliwie
der von cinei- luindertsaulipen Porticus ein;:efafste P>iiru)'lat/. (das soj».
forum Iriiwifularr) den Hof der lUiriif4:ritf in darstellt, so ist ein (Mei-
ches hier der Fall. I)a> Forum kann sciilechtenlin.iis nicht anders
siufuefafst werden denn als Peribolos des Jnj>itert( iii])i'ls. Tlnter <ien
Au^en und auf Grund und Boden des iiöchsteii (jottey bewegt sich
der Verkehr des Staates.
Dieser Schlui's zwingt uns auf die Lage des capitoliuischen
Tempels in Horn nilher einzuvrehen. P.ekantitlich ist kein Punct der
alten Topomaphie bärter bestritten als dieser. Die Deutschen haben
mit geringen Aufnahmen den Tempel auf die südwestliche Spitze
des capitolinischen liüjjels. die H()lie d»'s Pal. Catiarelli. umgekehrt
die italienischen Topograjjhen denselben auf die Nord()sts])itze ver-
legt, welche Kloster und Kirche von .\ra('eli einnehmen. Wenn man
die lange Ileihe von Argumenten durchmustert, welche iilier den
Streit gewechselt sind, so wird man keines derselben durchschlagend
nennen können. Immerhin, wie ein unbefangener Kritiker hervor-
hebt sprechen sie weit mehr zu (iun<ten der Itaiiiuer. als ihrer
(iegner. Die Au.sgrabun^'en. welche seitdem im (iarfen des Pal. Caf-
farelli angestellt worden, halten klir bewiesen, dafs die hier befind-
lichen Substriictioiien. welche W. Abeken, Miltelitalien S. 223 dem
Jupiterteinpel vindiciren W(dlte, ihm sicher nicht angehören (.Vnn.
deir Inst. 180.') p. Trotzdeiii hat noch neuerdings Jordan i .\nn.
deirinst. löGO p. Jöj fg.) die deutsche Auffassung zu bestärken ge-
1) Dafs der Tempel dem Jupiter gehört, bebe ich durch die Ball, dell*
Iiut. 1866 p. 7 mitn^clhcilto Inschrift gegen den willkürlichen EinlUl von
Garrucci BuU. Nap. N. S. II p. 17 sicher gestellt. Die Dreitheilung der Cella
bfilingt von Hclb-^t iÜp im "l\ xt j,'0<^el)ene Deutung; sie bodarf, wie Kap. 7
nachgewiesen wcnlcn wird, ciiitM- ^'cwisscn hit-r umvosiMitlioliPii lliriscrhinnkiinf^.
2) V^l. Thonias I)_vcr, .Xncicnt Konie p. 13 f^'. Lutidou 1864 (auch iii
W. Smith, Dictiooary of Greek and itumau Gcography).
«
Olgltized by
14S
sncht; da er indeaKD selber seine Bpinerkoiig im panre pik onmö
probabüe neimt, dflrfen wir dieselbe ohne Bedenken zn der Ma>fle
der bisher gebrauchten Argumente bei Seite legen >). Merkwürdiger
Weise hat Jordan aus der Aufcurienlehre die I.Age der An und da
Attguracnlnm auf Araceli erweisen wollen, während gerade sie einen
zwar bisher unbeachteten, aber nichts desto weniger durchschta-
genden Oegengmnd abgiebt Wenn der Augur auf Araceli stand
und nsdi Sflden oder Osten nusscluiute (vgl. Kap. Vt), so hatte er
den Jupiterteinpel notwendig zur Hechten, d. h. auf der unglückli-
chen Seite, Bei einer Lehre, nach der rechts und links auf das
Aengstlichste ahjiownion wur, wird man den Au^muij. wcliihe den
Willen .lupitcrs zu erforschon das l't iiipliim hi'stie^'iu, eine derar-
tige Kespectwidri«.'k('it niclit zutraiitMi <lmii'U. l inpekehrt wird das
Omen zur ^ün -tifieii Vorltedeutiiuu'. wenn der Ault'h auf der tarpe-
ji<ciieii Höhe stand, den Tempel zur Linken. dnn aus der
hrM'hst«' Herr drni ^etifutn \ nlk s»Miit' /ru-licii >(lii(kte. I)afs durch
ähnliche KrwiÄiiungen die ^an/e nru iitn unj^ ilcr antiken duttesliau.ser
bestimmt war. soll im f(djienden Kapitel des näheren ^ezeiiit wer-
den. Von dem riehtiLren Takt ^'eleitet. den d;is Leiten unter den
IIeherre>ten des Altertums instmetiv verleiht. halM ii die Italiener l<e-
reits hervorgehoben. flaf-< die Tempelfront notw»'ndi^ vom I tirum aus
habe sichtbar .'^em müssen. Wir dürfen viel weifei- irehen : auch in
Loni hat «las Forum den rerib<dos des cai»ito!inischen .lupiter lie-
bdtlet. Wie im Lager unter der Hoheit des rrät<»riums l»iir_'er und
und Hundesgenos^en. so treffen -ich in der Stadt auf dem Forum
Patricier und Plebejer. I)ie römische Verfassung bleibt schlechter-
dings unverständlich, wenn man nicht die raumlichen Ue/iehungen
ihrer einzelnen Factoren, vor allem auch, wie früher au>.;efuhrt.
die räundiihe Scheidung der beiden Stände vor Augen halt. lUe
Vorstellung von einem gemeinsamen, durch <iuttesfneden geheiligten
Mittelpuncf ueht in ferne Vorzeit zurück und findet sich bei den
Semiten ebenso gut als den Indogormanen: es genügt an den Vorhof
des jüdischen Tempels in Jerusalem zu erinnern. Fragen wir noch
nach der genaueren Lage des cnpitolinischen Heiligtums, so ergeben
sich für Araceli mehrere sichere Indicicn. Im Lager wird der höchste
Punct für das Mtorium ausersehen, in Pompeji nimmt der Ju-
l; N«a, wie Jordan meint, iei «ein Argument abrig<*ns anoh ntobl; es
wird nnr in eotf^gtogeMUten binnu verwandt, ». Dyer s. 0. p.49.
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pitertempel wirklich die höchste Stelle der ganieD Stadt eio: wie
hätte es anders in Rom sein können, als d&b der oboste Imperator
den Blick frei schweifen Wetü Ober das za seinen FflAen gelagerte
Heerl Der Tempel war gen Sttden orientirt (Dionys 4, 61), jedoch,
wie später gezeigt mefüt» wird, mit einer Neigung von ca. 10 Grad
nach Ost. Das trifft -ziemlich genau auf die Längenseite der Kirche
S. Maria m Araceli zu. Die Kirche ward nach christlichem Ge-
brauch von Ost nach West orientirt; aber denken wir ihre Länge
nach dem Forum zu, vielleicht noch etwas mehr sädlich, als Front,
so warde dieselbe den alten Tempel darsteUen. Und noch Eins, wenn
auch kein Argument. Eine alte sinnige Legende berichtet, dafit auf
der Höhe von Araceli die Sibylle von Tibur dem Augustus in einer
Vision die h. Jungfrau mit dem Kinde zeigte. Auf keinen Platz
konnte dies besser zutreffen, als auf das höchste Heiligtum des Orbis
Bomanus. Wenn es demnach dem Sinn der Legende entspricht auf
Araceli den Jupitertempel anzusetzen, so stimmt es damit vollkoni-
men, dab die Kirche ursprünglich 8. Maria de OqpUoUo hieS^ be-
vor sie vom Hinimelsaltar den Namen annahm.
Die Dreitheilung, welche in der Gruppirung der Räume des
Hauses sieh offenbart, spielt eine weit wichtigere Rolle im Organis-
mus der Stadt Sie beherrscht die Limitation des Lagers, diejenige
von Pompeji; auch für Mantua wird sie bestimmt überliefert. Man
hat in der Regel übersehen, dafe sie zn den Grundelementeji der
antiken Politie gehört Alle die Meinungen, welche über die 3 Tri-
bus des ältesten Roms aufgestellt worden sind, mit den Gründen
für und wider aufzuzählen, möchte allein einen mä&igen Band füllen,
fieherzigenswerte Worte finden sich darüber bei Mommsen, R. G.
1*, 44. Die von ihm aufgeworfene Frage, ob nicht die Dreitheilung
der Gemeinde eine graekoitalische Grundform sei, läf^t sich mit
gutem (irund bejahen. Die dorischen Bürgerschaften zerfallen r^el-
mä&ig in 3 Phylen ; die 4 Pbylen in Atüka jede in 3 Phratrien ; bei
den Umbrern finden wir dem römischen tribus entsprechend die
trifo ; bei den Etruskem in Mantua, denOskem iu Pompeji, endlich
noch im altitalischen Lager Oberall die nämliche Form. Darnach
begreift sich, wie trilnterc vom DrittcSn zur generellen Bedeutung
des Theilens überhaupt gelangen konnte. Die Trichotoinie ist aber
nicht blos eine graekoitalische Grundform, sondern gehört den Se-
miten ebenso gut als den Indogennanen an (Movers, Phoenizier 2,
1. 481). Gewisse Grundzahlen, wie Movers ansftthrt, beherrschen das
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geHUDmteAHcrtiim: ihren Zamimeaha^ m deotco, die G«ietM Jenor
grotai linheitlidM« EntwicUangsperiode mdmnideen, iit eme der
hdctaUn Probleme, dai nefa der Tergtekheoden Geeduehtifon^iuig •
erifflbet.
DaiSymbol der mdiei Tribu lerftUeodeB Bttigenchift iii der
c«pttoliniiebe Jupiter. Ebe wU^ d. b. eis mfwiMr StatI kami
nicht ohne einen Tempel deeaelben beelehen; denn lo ist otohnr
die Nachrieht des Senrins in Veig. Aen. 1, 432 n hit e r pwUi e n
pmdmiei Etnueoe dueiplmae mmU apud «oMÜtorw Ehmeanm
mh tm «o» pukdoM imku mhei, m qmbu$ nm trm portm enaU
it i k a tae ä wdkng, ä M imfta Imai» hmom» Mmervat, Ebeaao Vi-
tniT 1, 7 oMtu MTV iaerui, qttorum dsonm maxim m Udda mita»
friddmr «in^ d Imfi d I mo td d Mkmvae im exuhissimo heo, mtde
momium maxima pan tmtfiMm, areae dighibwmiur; vgl. S. 143.
Japiter in der Mitte reprftsentirt den vornehmsten Stamm, im Lager
die Legionen, in Pompeji die Nolaner. Zu seiner Rechten sitzt Minerva,
zur Linken Juno (Eckhel, D. N. 6, 327. U. Jahn, Arch. Bcitr. 80).
Da das Stadttemplum nach Osten orientirt ist (S. 70. 84. B»; und
Kap. 6), s() erscheint Minerva als Vertreterin der südlichen, Juno
die der nördlichen Tribus. Dies auf Purapeji angewandt, würde die
Tribus der Nuceriner mit der Bur^ unter die Obhut der Minerva
fallen. Wie in Horn die Decumani zu ziehen sind, welche die Ilam-
nes Tities und Luceres trennten, lalst sich vorderhand nicht ver-
muten. Aber wenn Jupiter mit den Kanines die Mitte einnahm, so
stimmt es [inr wul, daf> zu seiner Linken auf dem C^uirinal Juno
Quiritis über den Tities oder Sabinern wachte. Zur Hechten aber
lug das liauptheiligtum der Minerva auf dem Aventin. Die 8 Tribus
sind an Zahl sich gleich: eine je<le stellt zur l.e^'inii Kmmj Mann
Fufsvnlk und 100 Reiter (Varro LL. 5, .s9. 91 ). Jedoch unterscheidet
sich ihn- politische Stellung: in Rom tritt der Stamm der Luceres
ganz zurück; er bat kein eigenes Collegium v<»n Saliern, wie die
i^araner und 'ütier, noch boren wir von eigentlichen *am< desselben,
ja ihm fehlt schlechterdings ein Eponymos. Einer ähnlichen Er-
sclieinung begegnen wir in Pompeji, wo die mittlere und südliche
Tribus enger mit einander verl)unden sind, die nördliche aber für
sich isolirt dasteht. Hierzu kommt ein fundamentaler l nterschied
in der Limitation : wälirend die mittlere Tribus centuriirt, ist die
nördliche, vielleicht auch die südliche strigirt. RudorfT, Grum. Inst
296 Bttchi nachznweiBeo, dafii die Strigation Auadmck der Vemichtong
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i4e
{tnterdsio) eines Gemeinwesens und die quadratische Form der Ceu-
turien notwendig das Zeichen einer ekriias integra, die oblonge das
Symbol einer ävitas aratrwm passa sein masse. In dieser Allge-
meinheit ist das allerdings nicht richtig; vielmehr zeigt das Lager
nnd zeigt das Beispiel von Pompeji, da& in jeder Stadt beide Li-
mitationsformen neben einander bestehen. Aber darin hat Rudorff
ohne Zweifel Recht, dafs er die Strigation als eine nntei^eordnete
Form hinstellt, die wol aof ursprüngliches Kriegsrecht zurückgeht.
Mochten auch zu einer gemeinschaftlichen Gründung drei Städte
in aller Freundschaft sich vereinigen, wie das in Pompeji der Fall
gewesen zu sein scheint, so fand doch nichts desto weniger eine
strenge Abstufung der drei Theile statt. Die Sage giebt den Ver-
hältnissen einen treffenden Ausdruck, wenn sie die Gestaltung Roms,
die uns im Synoikismos des Servius TuUius vorliegt, ja die ersten
Anfänge der Stadt selbst auf eine Reihe gewaltsamer Katastrophen
zurückführt. Auf gütlichem Wege hat sich das italische Verfas-
sungsschema nicht vollziehen kCuinen ; wie die Rundesgenossenschaft,
so ist auch die Plebs durch (iewalt der Waffen zu ihrer beschränk-
teren Stellung herabgedrückt worden. Auch die moderne Geschichts-
forschung ist zu keinem anderen Resultat gelantrt. Aber darin hat
sie meines Erachtx>ns die Tradition mit l'nrecht verlassen, dafs sie
nicht gleich dieser die (ieschichte Roms mit dem (iegensatz eines sie-
genden und eines besiegten Stammes beginnt. Dieser (iegensatz
wiederholt sich in sämmtlichen Vertassiingeu italischer Stämme, so
weit nur unsere Nachrichten reichen, und tindet sogar die nämliche
äufsere Forniulii ung. Wie in Rom die motUani als Vollbürger den
pagani oder Plebejern gegenüber stehen (8.86^ so in Iguvium der
oeris Fisius der tota Ijovina. Der orris entspricht dem griechischen
avtQtt noXig und es ist bedeutsam, dafs auch di(^ Wui-zel von arx
nur den (xraekoitalikern eignet (S. 88). Die weitere Untersuchung
hierüber, sowie über die räumliche Absonderung der einzelnen Gen-
tes, Curien, Tribus gehört der römischen Ge.schicbte an und kann
mit den hier vorliegenden Mitteln aus der Limitation nicht wesent-
lich gefördert werden.
Bleiben wir bei der Haupteintheilung in Tribus stehen, so wird
überliefert, dafs nach ihr auch das Landgebiet liniitirt war (Varm
LL. 5, 55 ager Romanus primiDti divisus in partes tres, a quo tri-
bus ajrpellata Tatietu^ium Itamnium Lurrnwt). Ohne Zweifel war
auch hier das mittlere Drittel centurürt, die beiden äuüiereu strigirL
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Auf das aufpctheilte Feld folgte an der Grenze der agfr arcifinm%
welcher das ganze Gebiet schAtieod umgab, gleichwie da«; Inter*
Valium die ZaIMhen, das Pomerium die Stadtviertel, der Ambitus
das Harn. Einer Unelle gleich liegt das närolidie Schema sämmt-
lichen Organismen zu Grunde. Und Ober dieser sichtbaren Welt
erlnbt sieb ein anderer Geisterstsat, ihr Abbild und ihr gleich in
feste Ordniingen eingeengt. Denn flberall wo die heiUgen Linien sich
krsosen, entstsbt eis Tesaplam snd wird tob einesa bestinunlen
Ottt hl Besiti genommen. Der Kundige weilh es» welcherGott Aber
jedem Viertel wohnt and wekbe Zeichen er schidrt und wie man
ihn sflMigi mncht eine Bitte sa erftUen. Zwar wMbt M der Hhn-
mal nicht blas ober den Ehuelalaal, sandem aach aber seine Nach-
barn and Feinde. Wie die absolate Isolining, wekhe dar ilteste
Staat erstrebt, nicht auf Erden dnrehgefBhrt werden kann, so noch
weniger im HimamL Aber anbeschadet ihrer mehr «der weniger
dnnkel «kannten AOgemenheit mdifidnalisirt dar Ifenseh aehie
Oltler; der Jnpiter Yom Almaeibeig ist grandferscfaieden van dem
Japitar den Ga|iit«l, die Jana fon LanuTinm eroe gaas andere ab
die fan Vciji nad Falerii. Der Staat lidit same OMter ah ihm ur-
eigen angehMid an; er amgiebt sie mit gdieimnilb?ol1en verbor-
genen GcMadiea aad Diensten, damit aicht da FehMl das rechte
Wort erfidve and dem Volk seine Herrscher abwendig nmche; denn
daa rechte Wort nnd die wahre Kunde vermag die Gdtter sa ban-
nen. Sachen wir ans daa Veriilltaiib des U testen Staates sa der
Gdttarwelt im Giaaetaien Uar sn machen.
Ein jeden Haas ist ein HeOigtnm für skh. is iltnter ZeH
begrub man im Hanse die Todten. wahrschemiidi'im Hertas (Serr.
Verg. Aen. 5, 64 »ciemhm qma etiam domi $mae $qMiiihtmhir: mäe
cHa est conmHuäo, «I dU penates eolaniur in d&mihus vgl. zu 6, 152
Isidor Orig. 15, 11. 1 pn'M mäem quisqitr in domo stta ftepelithatw).
Die Sitte ward erst spät abgestellt : die zwölf Tafeln enthalten ein
Verbot dagegen (Cic Leg. 2, T^. 5H). das im J. -Mio von Neuem ein-
geschärft ward (Serv. V. Aen. 11. 20fi). In dfii Mmii. ijnen muf!*ten
ntxli die Antonine mit strengen Verfü^iun^en eiiixhreiten (Itudorff,
Grom. Inst. 2r»r>). I>emi am Ii der 'IVwi l<ist die Hamie der Haus- und
ije.>.chlecbts^enitinseliaft nur aufserlich. Die geschiedenen (ifister
verbleiben als dii UMtus im liereich des Hauses; als lärm, d.h. die
Hellen wachen sie darüber, dafs Alles mit re.hteii IMnti^'n ziiL'ehe.
Der iui /iMHätarin ist der Ahnherr des ganzeu llauäcs. Keine Mahl-
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U8
zeit wird begangen, bevor nicht ein Theil der Speise in die Flamme
des Heerdes geschüttet als Gabe für die Geister. An bestimmten
Tagen weiht der fromme Sinn der Lebenden ihnen Kränze und
Früchte. Dafür sind sie erkenntlich und segnen das gute Beginnen
und nehmen Theil an allem, was in Freud und Leid die Hausge-
nossenschaft triflFt. So leben und weben die Todteu im Hause fort.
Und wenn man das Haus verläfst und an den Kreuzweg compitum)
kommt, wo die Gentilen sich zu versammeln pflegen zu Gesprächen
und Beratungen, auch wul zu allerlei Scherz und Kurzweil, so wa-
chen andere Geister darüber, dafs AUe^ mit rechten Dingen zugehe,
das sind die Ahnherren der Geschlechter, die lares contpitales. Und
wenn man auf den Markt kommt, auf dem der grofse Verkehr des
Staates sich bewt^jzt wie im Atrium der Verkehr des Hauses, da wa-
chen die Schutzherren der Gemeinde, die Gitttcr selbst, dafe Recht
geschehe und Unrecht fern bleibe. Auch aulserhalb der Stadt an
jedem Kreuzweg, auf jeder Feldtiur und in jedem Weinberg, über
der kleinsten wie der gröfsten Verrichtung ruht das Auge eines
Geistes. An der Grenze endlich wacht Terminus um zu verhüten,
daft an die Limites des Templum frevelnde Hand angelegt werde.
Der Italiker hatte keinen unbewachten Augenblick im' ganzen Lebeu ;
von dem Moment seiner Empfängnifs bis zur Stunde seines Todes
kann er kein Wort reden, das nicht gehört, kerne That thun, die
nicht von (ieisteraugen gesehen würde. Das ist es, was den römi-
schen Staat mit seinen Rechtssiitzen überhaupt ni('»glich gemacht hat.
Wol kann der Hausvater Weib und Kind an Leib und Leben strafen,
aber er hat darüber abzurechnen mit seinen Vorfahren : wol kann
der König jeden Bürger verkaufen und tödten. aber in der Königs-
wohnung warten die Geister der verstorbenen Könige um Rechen-
schaft zu fordern für das vergossene Blut Und wenn Recht ge-
schieht, sind die (iötter mild und gnädig, den Frevler strafen sie
mit den furchtbarsten Strafen. Wer recht gehandelt im Leben, geht
ruhig ein zu seinen Vätern und waltet fortan in der Gemeinde fort
und sorgt, daft das Gute be.stehen bleibt. Aber wer Unrecht ge-
handelt im Leben, der wird ein böser Geist, selber gequält und An-
dere quälend} die Lebenden haben sich vor ihm zu wahren^). Auf
1) Näheres bei Preller, Rüm. Mytb. 486 fp., der aber die Identität der
Verstorbenen mit den Laren luid Lnrven zu sehr in den Hintergrund dränf^t
uud uralte Vorstellungeu auf spätere Umdeutung und Umbildung suräck«
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149
•De «ntreckt sieh die Wirlnmg dieser Geisterweit, den Ktaig nieirt
■liiid« wie den gemeiBsten Knecht Audi ist kehl EntriMMB mOg-
lieh, weder im Lehen noch hn Tode. Jenseit der Qreoie des Ten*
plnm wird der FlQehtige Togelfrei, freund- ond friedlos; er kennt
die GOtler der Fremde nieht nnd weil er sie nidit kennt, nodi sn
ehm ferateht, so sind «ie ihm feindUeh. Jeder Begegnende ktan
ihn ertehlftgen, jeder ihn snm Sklaven machen. F^remd and Feind
sind attfr Engste Terwandt {hosHt fon der gleichen Wvrzel wie deut-
sches Gast, auch kosj)es (V)). Alle diese Sitae bleiben dnrehaiis nicht
auf die Theorie beschränkt. Man kann sie im ältesten Staat nicht
iniherlich und nicht scharf penug markirt denken. Wenn auch mit
dem Fortschreit«'n der Ciiltur immer weiter abgeschwächt, haben sie
«loch und hat dio Lehre vom Templum die ganze Entwicklung der
röiiiischen (iesfhichte bestimmt. Ks wird Manchem schwer sein, von
dieser Uebcreinstinimiing. diesem Zusammenfallen der Ideen mit den
äufserlichen Formen des I/Cbens eine überzeugende Vorstellung zu
gewinnen, zumal in Deutschland, wo unsere trübe Luft, unsere wei-
che Natur das bi'wuMe (iefühl für scharfe strenge Linien gar nicht
aufkommen läf;<t. Man gestatte ein Hild. Wenn man eine Welt- *
anschauung symbolisirt als niathenmtische Figur entwerfen dürfte,
so könnte man in der (iegenwart ausgehen von einem Centrum, einer
rrform — der Naturforscher würde sagen eine Zelle. Auf die erste
rrfnrni lolgt eine zweite vollkommnere Zelle, auf die zweite eine
dritte und so weiter. Diese Zellenformen, eine die andere ablösend,
wurden sich in unendlichen Spiralen f(»rtbewegen : ohne Ende; denn
wir kennen das.selbe nicht, aber wir vertrauen, dafs der gütige
Schöpfer, welcher diesen schönen Kosukis ins Leben gerufen hat,
Alles zum Besten führen werde. Anders der Römer. Er würde sich
die Welt vorstellen als aus lauter Quadraten zusammengesetzt, Qua-
drate neben einander, über einander und unter einander. Fnd wo
das letzte Quadrat aufhört ist es mit menschlicher Erkenntnif^
and Einsicht an Ende. l)a folgt noch so ein unbestimmtes Gebiet,
. . •
Ohrm wflj. Kichtt iat sicherer beMUgt da di« BetUliong der Todtmi ia
dar Stedt und sww ia ÜMie, aber PnUar (8. 486 An.) naht daria »wähl
aar mae Coajaetar am dia Batatehaaf dm IMaaatea der Haailaiaa aad dar
Paoitaa tu atkUtaa, dia aiaa filr dia Geistar dar Yantofbeaea Malte Naaar-
dinfT» hst PaM dt Coalanget, ta aitd aaHque, Paris 1866. deux. ad. die Ba-
daataaf daa Todlaaaalla ia aahr aattaaUadeaar Waiaa hervorgahaboL
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160
ein aijei- arcißnius, der sich um die Quadrate heruiiilept. wie das
Pomoerium um die Stadt, und dem Ganzen die Gestalt eines Kreises
giebt. Denn die letzte und vollendetste Form des Templum ist der
Kreis; deshalb ist auch der Name urhs enj; verwandt mit orbis und
deshalb wird das (Jebäude, welches sichtbar die Weltordnung ver-
^ körpert, das römisclie Pantiieon, als Rundtempel und Kuppelbau er-
richtet. Aber jenseit des Kreises, der die £?anze Schöpfunp; umfafst,
da ist das Nichts, die Zerstönintr und Nei^ation, welche die Grenzen
des heiligen orfris umbrandet wie die Wogen des Meeres das feste
Land. Denn auch das grofte Weltteniplum mit allem, was darinnen
lebt und webt, die leblose Natur wie das ganze Geister- und G(»tt<'r-
reich ist endlich und vergänglich, und wenn die Zahl der Saecula
erfüllt, so bricht die Zerstörung herein und verwandelt sie in das-
selbe chaotische Nichts, aus dem sie hervorgegangen.
Der gröfste Kenner des römischen Staats, l'olybios hat dem
Rindruck, welchen die religiöse Seite dossellten auf einen frei denkenden
Hellenen machen mufkte, in sehr benu rkeiiswerter Weise Wcirte verlie-
hen 6.36: y.at fini doxti lö nuQct jol^^ ä'f.Xoi^ avihqi't. foiQ nytidi Intit-
vov, Torro a/ vt/tn' la 'Pioftattov TiQayftura, /.tyco dt i i]v dmuöcuuoviaV
ini Toaniiov ydg r/rerQayiijöijiai xai naottai^/xai loiio tu fttQng viaQ*
avToig €ig te rote xor/' idlav ßiovg /.ai id xoivd tr^g -lolicog aiats
fut} %axaX.i7teiv vmQßo/.i^v. ?> y.at döi^mv av jinkkotg elvai &av^iä-
ainv. 6ji/o/ y€ //rv dny.nvai tov :i).i]^ovg ydgtv tnvTo Jiui niijV.tvai.
Das Urtheil ist nicht platt, wie man meinen könnte, sondern würde
einem Politiker der Renaissance alle Ehre machen. Auch hat vom
sittlichen Standpuuct aus dieser skeptische Rationalismus seine volle
Berechtigung, insofeni gerade er der höheren Erkenntnifs die Wege
bereitet hat. Endlich erscheint es ganz unbillig, an jenen Ausspruch
den Mafsstab des historischen Wissens der Gegenwart anzulegen.
Wir wissen, dafs die römische wie alle Religion ein Product von
Jahrtausenden und aus dem innersten Volksgeist entstanden ist. Wol
aber dürfen wir den Worten des Polybios entnehmen, dafs die wich-
tigste Quelle für d.as \'crständnifs des römischen Staates in der rö-
mischen Theologie zu suchen ist. Auch verspricht das Studium der-
selben in anderer Beziehung Befriedigung. Denn freilich ist diese
italische Anschauung mit ihrer starren Satzung, ihrer eisernen Con-
setjuenz. die Nichts weifs von Freiheit und Selbstbestimmung, son-
dern nur von Gesetz und Notwendigkeit, für un.ser Gefühl geradezu
unerträglich. Aber mau wird zuletzt nicht gering denken von dem
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151
Glauben dieser alten Heiden. Sie haben uns zwei Worte geschenkt,
welche zeigen, wie edler Inhalt in jenen Schranken sich bewe^^te:
pietas, die Treue, welche sämintliche Verhältnisse dos Lebens er-
föllt. aul alle angewandt von den (iiittern bis auf den niedrigsten
Mann, und religio^ die Bindung, die fromme Scheu vor den heiligem
Satzungen.
Der it alisehe Staat ist seinem innersten Wrson nach absolut
und exclu-iv: er erkennt keinen Staat neben sich an und kann ihn
nicht anerkennen, ohne von seinem Wesen einzulHiTsen. Aber pieich-
wie das das Vor- und Urbild des Sljuites ist und doch nicht
gedacht werden kann (dine diesen, so kann auch dieser älteste ex-
clusive Staat nur bestehen in der ( lemeinschaft anderer. Schon die
Äufsere Not treibt »hn mit der Fremde in Verkehr zu treten : die
Not, weil er selber nicht Alles producirt, dessen er zum Leben be-
darf. Handel und Verkehr reichen ebenso weit zurück, wie die Ent-
stehung des Staates selber. Dies begreift sich leicht Eines der
tiglichen Bedürfnisse, das Salz kann das Binnenland wu erhaltea
fon der Koste. So wird Salz einer der ältesten Handeiggegenstände;
an den grofeen Lachen, in denen das Meerwasser verdunstet, er-
dffnet sich ein Markt; zu ihm hin flUuen die ältesten Strafen wie
/. B. die via S aimu ans dem insern Apennin nach liom (PUn. N. U.
31,89), das am die Salzwiesen an der Tibermflndung seine ersten
Schlachten gegen die Etnisker schlug. Ein anderes allgemeines Be>
dnrfnifit richtet sich auf Metalle. Reiebe Gruben finden äehinkeiMr
Landschaft ItaUens aafter Etrurien and deshalb gewährte djeeea
das Kapin: von Vellen«, das Eisen von Elba von selber den enken
PUte anter den handelMbeodeo Viftem der üalbineeL Somit
* bilden sich dweh den Htadel die enten robn Zttge des VdUw-
reebto aas. Aber noch dmth ein tndeKes wird die boUniBg des
Staates besduinkt» ein Moment, das in seiner Entstehung begrtndet
liegt Soweit sieb diese nrtek veifol^n lütt, sind ei grolbe VM-
herrtge, wekbe die Uksder in fiesits nehmeo. Nachdem ae ihre
Iseten Wokasitae gtwouien, spalten sie sieb in staatlkfae Individnap
lititen. Demnach rtebt der Staat ndnn andenn, ihm unqirlii^Ueb
aabe verwandten Genossen. Wir eAennsn im illeetea Italien eine
Ansabl grolbsr Vfidcrationen, Bttndniase von soaverlnea Staaten,
welche dnrdi fffmiiiHsiiM Sprache, Abstaflunang und Süte an ein*
ander gidmttet sind. Den Mitttipnntt des Bmdai bildst ein Heilig-
tiUDt das allen theSnehmendcn Städten cemeiisam amliOrt: in
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168
•Etrurien das fanum VoUumnae am See Ton Volsinü, in Latium der
üpifor Laüarü auf dem Albaoerberg, in Samnium die alte Bnndes-
hanptatodt Bov i m mm . Hier fecwunmeln sieh aUjähriidi dieGenosaen
was gemenuamen Fefor des Gottes {feriae Latmae -, das Fest wm
Bokeu bis in spiteste Kaiscnwil daiernd Or.-Hensen niscr.6580)
and .wSlireiid deraelben mben« alle Wata. Die Vereinigong wird
* suc^eieh der Kern, um den sich die w^tere poUtisciis Entwiddong
lagert Das Recht dor Qemdnden gegen «tnaader Kii&g so fUiren
wird besehrftakt and der Asstrag etwaigen Streites u Mittdsninnv
▼erwiesen. Daran knflpft sich das Beeht des fineien Vertefars und
gegenseitiger EbeBcUieltaag. Die Tim Anlben droheade Gefahr iwingt
die Glieder, lor geneinsanen Abwehr, noeh wol sora gemeinsamen
Angriff sosammen sn halten. Jedodi mnibte es gsni vtm den Um-
stinden abhAogen, wie eng oder loeker ein aoldies Band sich knflpfte.
Anch haben die nstttrliehen Bedingungen hier entscheidend einge-
wirkt, indem s. B. das seridfiftete Bergland im Innern nnd an der
Osfkflste, das in ehie Menge rinmlidi getrennter oder dodi schwer
zoginglicher Oantone serfiel, nicht in der s traffeien Einigung ge-
langen kernte, welche den grOAeren Ebenen an der Westkiste ver-
möge ihrer gOnstigeren Lage an Theil ward. Im Gänsen genom-
men ist der Ghankter dieser Bondnisse ein entschieden defsnsiTer.
.Sie garantiran die SodTerinetftt der Eimtelstsaten nnd tragen dasn
: bei, die Stabilitit der Verfossong su erhöhen. In der That haben
dieselben wol glinsende Erfolge errungen in der Ansbreitang ihrer
Macht, aber es liegt in der Natnr eines Bundesstaate begrdndet,
daft die Yermehmng der Bandesglieder keineswegs eme Steigerang
der Kraft desGanzen in sich schlieDrt. Ans diesem Gmnde ist noch
die Nengestaltnng der Halbinsel nicht etwa von dem etmskisehen
oder samnitisehen Bnnd dnichgefthri worden, sondern vielmefar anf
den Trümmern der FOdentionen duch den oentralisiHen Einselstaat
Die Stabilität enchehit als innerstes Merkmal des italischoi
Staates. Er bildet eine Welt Ihr sieb, deren Ordnungen onfer-
rackbar feet gesetst werden bis an das Ende aller Dinge. Der Mensch
sieht seine Sehranken, aber in der Satsnng selbet li^ der Wider-
sprach. Von Anbeginn an sind serstOrende KrSfte thltig, wddie
die Schranken hinwegnehmen, am einer höheren Ordnung Pinta an
machen, welche die alten Anspicien durch stirkere Anspielen aof-
heiben, um neue weitere Umites sn sieben. Die Besiefaungioit h>
denen der Staat sur Fremde, sei es durch Verkehr oder BflndnUb
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IM
itoht, Oben ihre Wirlmig m dieser Bklitinig aot. Der Einetne ist
Mterhalb seiBer Stadt recht- und schntsloe; an Leben rad Gtter
•icfaer sn stdleo, aeUielM er allehi mit dem Bttrger einer anderen
Stadt oder mit der ganzen Stadt oder addietai andi Sildte unter
einander einen Vertrag, der Schati und Oastfreandaehaft gaiantirt
Ea tritt aodi wol der Fall ein, daft heimatloae Leute kommen
SehntaMieod an den Heerd des Königs oder den Heerd eines Bflr-
gma, Levta, denn Staat serstArt worden md die nnn vogelfrei nm-
iMrimn. Gewliirt man ihnen Leben und Freiheit, so werden sie
Hörige {cUmtes), sei es des Königs, sei es des einzelnen Bargers.
Sie rind damit nicht rechtlich frei, sondern nnr thatsächltch. Der
p&Irtmm, unter dessen liotinäfsigkeit sie stehen (m fide aliamu
esae), sorgt für sie. dafs ihnen kein Schade zuf?etlBgt werde, und
vertritt sie vor Gott und Menschen, und sie ihrerseits ehren ihn wie
einen Vater Besonderen Zuwachs erhält der Stand der dienten
tlurch Freilassung. Denn zwar ist der Sklave rechtlich nicht-^ al.»>
eine Sache und steht damit dem Vieh vollständig gleich. Allein die
Natur übt auch hier ihre Kochte: die Sklaven der ältesten Zeit sind
nicht jene Horden, wie sie sj»äterhin aus Barbarenländern auf den
Markt peschafft wurdei), sondern stehen ihren Herren gleich au
Sprache, Sitte und Abstammung. Vor allem das Sklavenkind, das
mit seinem zukilnftiizen Herrn heran^rewarhsen war, durfte auf
menschlische Beliaiidlung rechnen. Die sittliche Einwirkung der Ma-
trona wird in dieser Hinsicht hoch anzuschlagen sein. Mau wird
nicht anstehen dürfen, die Freilassung, wie sie später allgemein Sitte
war. auch uraUersher als sehr verbreitet anzusehen. Die Freige-
lassenen bleiben in factischer und rechtlicher Abhängigkeit von ihren
ehemaligen Herren, sie werden dienten. Dergestalt ent.steht em
neuer Stand neben den VoUbflrgern, ein gedrückter abhängiger
Stand, aber wie es in solchem Falle zu gehen pflegt, auch ein auf-
strebender. Ks sind hiermit Elemente zu neuen Bildungen gegeben,
doch nar schwach und unfähig allein fortauwirken. Vielmehr kommt
das eigentlich Treibende anderswo her.
Die Ordnungen des Staats sind auf ewig fest<:«setzt. (legen
diese Satanng empört sich die Natur als solche. Der älteste Staat
konnte mnr bestehen bleiben, wenn das Zahlenschema, das bei seiner
1) TgL HommMB, dH rtai. Gattreokt and dte ClienUl in den For-
Mbaofw 1. m tg.
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164
Einsetzung bestimmt worden, nicht Qherschritten ward. Kr konnte
8000 Häuser ernähren, vielleicht noch einige hundert oder tausend
Köpfe darüber. Allein bei diesem streng geregelten Leben, das ganz
in Arbeit aufging, bei diesen einfachen Verhältnissen und der Kraft
eines aufstrebenden Volkstums muffte sich bald ein bedeutender
Ueberschufs an Geburten ergeben. Dies ist der Haupthebel, welcher
an der Auflösung der antiken Politie arbeitet. Den Hellenen er-
öffnete das Meer und ihre Colonialpolitik den leichtesten Abzugs-
canal, um die überschüssige Volkskraft zu verwerten. Dieser Weg
hatte sich den Italikem noch nicht erschlossen, weil ihre Culturent-
wicklung hunderte vod Jahren hinter derjenigen von Hellas im Rilck-
stand war. Vor anderen verzweifelten Mitteln, welche dio Griechen
anwandten, um der rebervölkerung zu wehren, hat die Ehrbarkeit und
Zucht (ier Italiker stets zurückgescheut. Allerdings war der Vater
rechtlich befugt sein iieufjebornes Kind auszusetzen und zu tödten,
aber der Zorn der Götter und der Tadel seiner Mitbürger straften
solches Verfahren als Frevel. Kinderreichtum hat den Italikern
stets auch als Kindersegen gegolten ; die Ehe wird eben geschlossen
hheroi um quaermdorum rausa. Der italische Staat historischer Zeit
hat zwei Wege gefunden, um die Uebervölkerung zu verhüten: der
erste und ältere ist auf das Gebirg, die unibrisch-saninitischen Stämme
des Apennin beschränkt, der zweite geht aus von der Ebene, den
Etruskern und Latinern. ,
In den abgeschlossenen Thälem des Apennin richtet .sich der
Blick nicht in die Weite. Die Rerge hej^renzen ihn und beschränkt
wie der Blick wird auch der Sinn. Man hält am Alten fest und
lebt nach Art der Vorfahren stdl und genügsam die Jahrhunderte
hin. Doch hier auf gegebenem, fest umgrenztem Raum macht sich
vor allem der Notstand der Uebervölkerung geltend. Die bittere
.Not treibt zu harten Maisnahmen. Die Sage drückt dies in der
Wendung aus, dafs der Zorn der Götter über dem Volke ruht und
mit schweren Seuchen das.selbe heimsucht. Ks ist die gestörte Har-
monie, die ( eherfretung der (irundzahlen, auf deren Einklang alle
göttliche und menschliche Ordnung ruht, welche sie ahnden. Um
die Götter zu versöhnen, um die eigene Not zu stillen, enLschliefst
iuan sich zu dem groüsen Sühnopfer des ver scicrum Die über-
1) Man hat die nHtionalnkonüinische Seite dieses Instituts, so klar sie
auch vun dun (Quellen betuot wird, bisher nicht gebühroud beachtet. Die
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166
achttssige Mannschaft wird an^tgestoOten aus dem Verbände des Staati.
Heimatlo», freund- und friedlos stehen sie da, den QMIern preis ge*
geben, dafo Rie mit ihnen schalten nach ihrem Willen; mnrdie Waflfei
sind ihnen gelassen, mit denen sie sich eine neae Helnal erleehteB
können. Die Gottheit erbannt sich der AosgestoiiMMO; Mtiti dtr
Nitionalgott Italiens, der Fthrer d«r wdMttigiii Jugend, wAUki
ihnen seine heiligen Thiere, Mif dalh aieiiegelettMi i« mm Wohn-
sitzen. Und so ziehen sie dnkin, dem Ltnf der FUne Mgend wd
sie kommen in staanifrenide Linder, «o ander» Sitte oad Spnchn
und andere G6tter hemchen als tu Hanse. Mit den Waffm fai der
Hand enwingen sieb die gefttrehteten Oiste hi den Stidten Anf-
nähme nnd es entstehen hier gendaehte VerfiMinngen, nach denen
Sieger nnd Besiegte fortan als swei geseUomne Oameinden nahen
einander wohnen. Oder sie liehen als abwteoemde Sold- nndRanb-
sehaaren in der WeU hemm, bis aie dem Speer erliegen, weiehei^
dem Speer anagesogen waren, sich eine Welt m gi«nden. launar
aber bleibt ihr Schicksal, mag es sieh günstig gettaHen oder nngOn-
stig, Ar die Mntteratadt c^«^tig. Die harte Ifntter hat ihre
letUicfaen Kinder Tcrstolhen nnd weder im GlAck noch im Un-
glid[ denlnn die Kinder an sie nrtdr. Ifamwfwii, SAhne des Mars
nennen sie sich, einen anderen Vater haben me nicht Abo hat das
innm Belgland sich seiner abersehOasigeBVoUniaraft entledigt; noch
am die Zeit des ersten panischen Krieges träben jene Sdiaaren ihr
Wesen. Varro vergleicbt sie trefÜBnd mit der jungen Bienenbmt,
welche ansschwinnt, weil der Stock keinen genagenden Raum fflr
aDe bietet (BR. 8, 16 emn examen exiiurum est, quod fieri sokt,
CM«! minatee prORpere suni tnuHae, ae progeniem veteres emUtere t>o-
•» colomam, nt dim erebro Sabim faciitat erunt propter tnul'
ÜMmem Itberonm) <).
Obife Dantellung «tüUt steh aufser don fulKeuden StolUn boj«onder!» ««if
Stnb. 6 p. 960. F««tiw p. IM. 8«rv. Aen. 7, 796. DmXs sich die sUmmver-
«aadUs Stidt« nur gtBMhuamm AoaMad«^ «laet Ver la cf— vmnigt«»,
irt aa aioh gkubhoh osd «ifd anob bwtiauBl ab«rli«feri. Id wia wdi di« •
Aaneuduntf «nf d«n Ertrag einea eiutigeit Jahm bctebrikokt ward, und ob
man wirklich 20 Jahre ventreioban liefB, bevor dieeeIHe erfolgte, mufo bei
den ipArlichen Andeutungen uoaerar Tradition MnentwbiodfB Ueibcii.
Ii Auf donselb^'u (i*'W!ihr<tniann gebt wol auch, nei ••!« mittelbar oder
din it. die aii'-fuhrlich«'ro I)arMtrlhinß' von Dionyn 1, 1«! zurück, die hier in
ihrer ganzen Aumiebaung initgoilieüt werden mag: Im» i« iitühtvau r««tffi.
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156
Eine Anzahl der bedeutendsten Vniker Italiens flihrten ihren
UrspranK auf ein ver samtm zurück: Samniteo, Lucaner, Brettier,
Picenter, Hirpiner. Während Umbrer und Sabiner als Aatochthonen
gelten, also gleich den Sikanern in früherer Zeit eingewandert wa-
ren, haben sich jene Völker unter dem BMndruck der grolisen Bevo-
lution gebildet, welthe der Einbruch der Etrusker verursachte
(S. 123). Außerdem liefern ihre Stammsagen den Beweis, da(^ die
für uns nachwetebar älteste Form der italischen Verfassung bereits
durch das ver MMTum bestimmt wird. T^eberall treffen wir siegreiche
Eindringlinge gegenüber einer älteren Bevölkerung. Der nämliche
Gegensatz wird auch If^rLatium aufs Bestimmteste berichtet (Dion.
, 1, 16. Fest, p.321 Sacram t^speUaU mmt Beate crü, gm ex Sepii-
montio lAgures Siculosque exegerunt, nam vere sacro nati sunt.
Serv. Aen. 7, 796). Zugleich gewinnen wir hierdurch die Erklä'
rung eines der dunkelsten und wichtigsten Worte der lateinischen
Sprache, von popuZw/?. Die Ableitung desselben von der Wurzel
7ttjit7r »die Ausgesandten, Golonisten« (Mommsen, Unterit. Dial. 289)
ist sprachlich nicht möglich; denn hätte auch eine Etidiruug von m
eintreten können, so müfste solche doch zum wenigsten eine Vokal-
dehnung zur Folge gehabt haben. Die Erklärung von Curtius, Gr.
Etym. 249, der popülus mit plebcs plmus auf gleichen Stamm zu«
zückführt, hat Mommsen, Röm. Forsch. 1, 168 mit Recht verworfen
ab dem Sprachgebrauch durchaus widerstreitend. Noch weniger
nväQti öÄjyni xtaU ßiov i^riiijoir i-to imv ytirufi^rtor nTiotrrttliyfts, f(fo{ ficnltf-
povncf a(}j(ttioy, ^ .^olXov( /ift^fliifiotv tt xoX 'Elktivuy titiaraftiu jfftiatifiivovf.
ofxeiRf TQO^Ae Sntimv thm dio^cf;, q xu»»9ttau tais oi^upüus /tuußoimtf
q an«9Ürt>g rov( *tv9mue xofnm/e iftriyxoit $ rofoy^c it ntitfog uXJLo lae
noltts xttTttOxov thf ttuitvov tftt x**9^*' tm'tyx'sr t/iiar^afit fttttiatns roB nlif-
,'tfits. !^n'>r ort,) Jr; xttHitQUVVTH nr9i>tonm' htiuii yvrki; fif'nui.Tor ortlo4i XO-
fiiirjnnrtu i'ji niffT^nn>; fl inv vnfn fir(f<foirt^' ^ ri'xijf fx nni^unr /nQt-
(Trijpm ^toiV o/iorfirfoiti', nQo9i'UVTH innt in vuuiiöfifva, (v(f^fj(MS oitayofi jn;
anomtai nQoni^norrts' tt iT ini utjvfiinai Saifiovtois anaXlayh^ nfrovfttvoi
t»y »ftTtxftvtotv atf^f MWivK ro ntt(iteniijaiov ^Qip^p, «vroi rc a/^öfifvoi xfd
mfyyimfumtt ii|r<»v*VK y»viif9vi rovf itrtlawofiivove. td 4i «Jiiamor«mt
ov«#ri T^s ntaff^pof /Mttthppofuvoi, cf fiii xr^mmo h^Vt Hfi' inoit^B^
ftivijy «vtoit «iVf nfoe iptUnv tftt tv noU/i^ xnar r,,teiaav nRjQtSn tnoiovvto'
8 11 9t6s, ^ ftfnoi'Ofittatltitv nnthtvvo^tvoi, avUttfAfiaVtiv ttiioie üs '<> noiH
iioMet xtA nofa Tqy ap&Qmn/v^ doiav xmoQ^ovp raff mioixius»
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167
befriedigen andere Vemche. Ich leite, wu etjmologiech ohne Frage
a» KidifteD liegt, pitfOrn yoo pdUre (p^^ ab »die Amge-
atoflNoen, Sammi, das ptr mmthmh. SacfaUdi encMit dieae Den-
tmg YolUtbmiiieii ivtagend, nicht our wcbb auaemigt» daft rihnnit-
lidM aabelliaefae Stiaune nad nach der oben erwllmten Sage aoeh
die Latiaer eben auf diesen Unipnmg ihre Eatatehuig xnrfkk-
ftthren, aoideni ancb, wenn laaa die rOaüadN Ortadnngiaage lelber
iaa Anga CUbt Kft ist ein ausammengelanlBner Hanfe, den Boauüns -
flUurt: flbenehaasige Kaanscbaft ans Alba und Latiinni. rinberiashe
Ilirten, ff'dlit^» 0X /SniMmis popidii httbn jmm dbeHaMM^ Ij&tr
m Mi WM esM^ oeMla m cv anm nrmm (Liv. 1, 8). . Für eine solche
Veieinignng paftt der Käme Ahmm» TortreMkh, der nach der bishe-
rigen nnd dvrchans annehmbaren ErfcttmngWaldlente bedentet Fer-
ner begreift man, waram die rOmisehe c^ieh der prinestimschen nnd
biettischen Sage der Stadtgrflndong ein ITirtenlehen verimgehen
lilbt(8. 137); denn sn den Sacianem gefadrte aneh dir betrsiflnda Jah-
icaertiag an Vieh (Liv. 34, 44. Dien. 1, 23 n. a.). End]idi erfailt aaeh
jetit das Verbnm pcpiilare, daa doch nnmOglicb, wie man Tersocht
hat (Ooissen, Kr. Beitr. 458), von pcpulw getrennt «eiden kann,
eine angemessene Deatnng »als 8oenmi oder lofranet bansen«.
Die Römer haben noch nach dem hanoibalischen Kriege ein
OUT MCfUM dargebracht Doch war es bei ihnen zu einer blos reli-
giösen Handlung herabgedrUcld und seiner groCktn social-politischen
Bedeutung vollständig entkleidet. IUes muCs an der Westküste über-
haupt schon früh der Kali gewesen sein. In der Kh)ene ^'e.stalten
sich die Verhältni.sse wesentlicli auders als iiu (iebiri?. Hier wird
der Wald am Ersten ,i;elichtet, die Cultiir <lcs lUnlens und damit
auch die Dichtigkeit der Bevölkerung nimmt ungehindert zu. Der
blick schweift in die Weite, tlas Meer mit sc'iner Wunderwelt er-
öffnet unbekannte Bahnen, auf ihm kommen fremde Schifffahrer um
zu plündern, wo sie s können, und der geschlossenen Maciit gegen-
über als friedfertige Handelsleute, welche geuen Erzeugnias«* des
Ostens die einheimischen Kohproducte eintauschen wollen — alles
dies macht den Hewnhner iler Küste gewandter, rühriger, erfindungs-
reicher. Von der Kü>te ^eht alle (^ultur aus. Aber auch landein-
wärts, dem Treiben der Küste entrückt, wird die Anschauung des
Flachländers eine wesentlich andere. Seine Augen ruhen nicht allein
auf dem Templuni seines .Staats; jenseit der (irenze liegen die
Aecker und die Stadt von Fremden. Sie erwecken, um mit Vegoia
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zu reden, hominum avaritiam vel ierrcfiam rupidinem. Der Trieb
die Grenzen zu erweitern wirtl wach und als natürliche? Auskunfts-
mittel opfert man nicht die überschüssige Mannschaft den Göttern,
sondern die Politik bemächtigt sich ihrer und verwendet sie im In-
teresse des Staats, um sein Gebiet zu vergröfsern. Die avaritiü
bleibt in diesem Fall nicht auf die Menschen beschränkt, son-
dern theilt sich in gleichem Mafse den (Jottem mit. Jupiter Ca-
pitolinus freut sich, je weiter die Grenzen seines Templum vorge-
rückt werden; denn um so kostbarer sind die Gaben, um so zahl-
reicher rauchen die Opfer, die ihm, dem höchsten Gott und Vater
sein frommes Volk darbringt. Der planmäfsige, im Inteies'^e des
Staats unternommene Krieg tritt hier an die Stelle des Laudraul)s
der Samniten. Der Krieg bringt in die starren Massen Leben und
4* ruft neue eigentümliche Bildungen hervor.
An sich ist derselbe ja älter als der Staat und die Sage drückt
sich gerade so aus, dafs der Staat gegründet sei, um dem Krieg zu
entgehen; nun aber wird er von Neuem durch die .Macht der Natur
in den Kampf hineingedrängt. Indesm'n lie^t der grolse mensch-
liche Fortschritt darin, dafs er nicht nielir in wüstem Hinschlachten
besteht, sondern dafs sich auch seiner der ordnende (Jwianke be-
mächtigt hat. Gewisse allgemein gültige Grundsätze des Völker-
rechts iiaben sich schon in fernsten Urzeiten festgesetzt. Man ehrt
den Boten, welcher von der einen Gemeinde zur andern gesandt
wird ; mau überzieht den Nachbar, neben dem man Jahrelang, sei es
unter ausdrücklichem, sei es stillschweigendem Vertrag friedlich ge-
lebt, nicht plötzlich mit den Waffen. Als ob man das grcifse mensch-
liche Unrecht, das im Kriege liegt, fühlte, wird nach (iründeii ge-
sucht, um die (irenzeii des eigenen Templum zu überschreiten und
mit den Waffen in das des Nächsten einzutallen. Es ist jederzeit
ein Hauptsatz der römischen Politik gewesen, sich die Holle des An-
gegriffeneu zu sichern oder wenigstens eine zwingende Veranlassung
zum Angriff zu erlangen Dann war es ein bellum imtum legiti-
mumquc, ein ducllum purum piufpu/ue ; der Beihülfe der Götter und
damit des endlichen Erfolgs hielt man sich versichert. Vor Eröff-
nnog der Feindseligkeiten wird der Gegner zur Sühne seines began-
1) Noch in spater Zeit haben die Römer mit der scrupuloscstfn Sorg-
falt und Caauistik deu Krie<{s^rund zu tiiiden gewuTst, Plut. Numa 12. Cic.
di Off. 1, 11. 86. Diod. 3.
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m
gOMD Unredits «Bfgefordtrt und Ann eine StimfrM gettdlt V«>
streidit dieselbe vagenttttti so wird nater MerUefaen Fomelii md
Brinehen der Krieg crUirt Ifan fafitt Qm yoii der einee wie der
aadem Seite alt Gotteegeriehi aal Lange Feldsoge finden nidit
atett, eondem et konunt in der Regel gleich lor Sdüadit nnd die
Sehladit entedieidet in der Begel den Krieg. Man kann keine langen
Kriege führen, weil die prodocIiTe Arbeitikralt grilMentheila im
Heer anliiefat Anf dem kleinen Ranm, den 'wir hier Toranamietien
haben, i§t die Verechleppung efaMs Krieges für Sieger wie Besiegte
^eich aufreibend nnd gleich ndmOglich. Je hartnäckigeren Wkler^
stand der letetere lebtet, desto hirter wird auch sehi schUelhliehea
Loes. Setit er denselben fnt bis inr Erstammng ssiner Stadt, so
wird die EmwohnerBchaft niedergemetielt oder in die Sklaverei ver^
kauft In diesem Fall aeritOrt man meistens die Stadt, nachdem
die Götter suTor aufgefordert sie zu verlassen. Die Limitation wird
darch den Pflug vernichtet und das ganze Gebiet als ager publuwt
Besitz des siegreichen Volkes. Gewöhnlich beendet den Krieg ein
feierlicher Vertrag, dessen Formen, wie S. lOH bemerkt, noch an die
Urzeit der Stvinpenode eriunorn. Der Vertrag enthalt in der Kegel
Landalitretun^en, auch wol ein Wartenbündni^, durch welches der
Hesiegte sich vi-rptlichtet Zuzug zu leisten, wahrend unitrek ehrt auch
ihm Hülle und Schutz garantirt wird. Kine MittA^lfonn zwischen voll-
ständiger Vernichtung eines Cienieinwcscns und der durch ein f'onlus
gesicherten Autonomie ist die ätdituK wie sie Liviu.s 1, 3h. l'olyb.
20, 9 schildern. Die Vertreter der rnterworfmcn erklären urhnti
affros nf{tuun trrtmnos diluhra utensilia dii itm humundt/ttr lotniin in
rtu/ts fn>piilii/nr l{<miani diriotietH dcuhrt. Sie wrrdrn damit in den
röniis* heu Gcnieindeverhand auf^'cnonnnen und der konig kann kraft
seiner jiofrsfds nach l'reiesteni Ermessen Uber sie verfügen. Waren
sie mit den Wallen itesiegt, so nahm man ihnen meistens ein Drittel
ihrer Ftddmark, der damit zum aff*T jnihUcus geschlagen wunie.
Den liest aber behielten sie zu freiem Eigentum. ebens<i ward ihr
(ientil- und Sacralverband nicht aulgelöst. Eactisch waren die de-
ääicii frei, aber der Staat erkannte sie rechtlich nicht als Hdrger
und damit nicht als vollfrei. <(. h. swie potestatis an. Sie stehen
rechtlich genau den dienten gleich, mochten sie oun in ihren alten
Sitaea wohnen l)h'il)en oder auch auf römischem Gebiet angesiedelt
werden. Doch liegt ein grofser Unterschied darin, dafo sie aidii ia
die Glientel emer einaehien Geas treten wie die Freigelassensn nnd
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I
160
Schutzverwandten, die bei einem bestimmten Hause Aufnahme ge-
funden hatten. Man half sich in doppelter Weise: einmal indem
man einzelne Häuser in den Verband der Vollbürger aufnahm, die
dann ihrerseits die Vertretung ihrer ehemaligen Mitbürger übernah-
men: ein Mittel, das sich höchst wirksam erwies um die Interessen
der Unterworfenen zu theilen und einige derselben eng an das neue
(Gemeinwesen zu knüpfen. Oder die ganze Masse trat direct in die
Clientel des Königs. Dudurch wird der Stiind der dienten, welcher
sich im Staat von Innen heraus durch Freilassung und Einwande-
rung nur zu einer bescheidenen Anzahl und Macht entwickeln konnte,
mit einem Mal zu einem der wichtigsten Factoren erhoben. Von
ihm geht fortan ein starker Antrieb zu Verfassungsveränderungen
im Innern und damit auch eine bestimmende Einwirkung auf die
äussere Politik aus. Das Gemeindeland bietet die Mittel, um durch
Assignation von neuen Bürgerlosen die jüngeren Söhne zu versorgen
und die Zahl der Bürger nach Ermessen zu vermehren. Dadurch
wird eine fortwährende Erweiterung des Staats und seiner Verfas-
sangsschemata herbeigeführt, freilich nicht ohne dafs eine jede durch
eine grofse innere und äufkere Krisis bezeichnet wäre.
Ich habe im Vorstehenden einige von den Grundgedanken der
italischen Politie darzulegen gesucht. Ihre Form ist und bleibt die-
jenige eines Teniplum, das nach einem festen Schema geghedert die
Uebereinstimniung der menschlichen Ordnungen mit dem üötter-
willen, nach welchem der Staat eingesetzt worden, repräsentirt. Im
Verlauf der italischen Geschichte lassen sich drei Hauptphasen des
StaatslebeiiH unterscheiden. Erstens der Staat verharrt auf dem
siaiiis quo innerhalb seiner (irenzen und mit seiner Verfassung,
so wie er ursprünglich gestiftet worden. Die untern Stände ent-
wickeln sich bei ihm zu kleiner Bedeutung und der Gefahr der
, üebervölkerung beugt er durch das Sühnopfer des vei- sticrum vor.
Diese stabilste Form ist zugleich die älteste; doch kann sie sich auf
die Dauer nur in abgeschlossenen, verkehrsarmen (iegenden be-
haupten und eignet sich daher vorzugsweise für das Gebirge. Eine
natürliche Erweiterung derselben ist die Föderation, welche die Sou-
veränetät der Einzelstaaten garantirt und ihren Hauptzweck in der
Behauptung des gegebenen Besitzstandes tindet. — Zweitens der Dop-
pelstaat entsteht dadurch, daf)3 in einer Stadt eine fremde Schaar
sich Aufnahme erzwingt, deren Verhältnifs zu den Eingebornen durch
Vertrag geregelt wird. Alt: und Neubürger bilden jede für sich
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sacral und auch politisch geschlossene Gemeinden, welche in ewipfem
Hündnifr mit einander stehen. Durch commntuan und ronnuh>>nti
nahem sich beide immer mehr, l>is sie M-hiefslich im Lauf der /t iiru
zu einer neuen Kinheit verschmel/en. Hierher ^'ehören di»' \'erfas-
sunjien der canjiumischen und virler anderen Ku>t< ii>ladte ( nter-
itulien>, hierher die Verfassung,' tle> alt«'sten Kmns: nach ihr i>t au( h
diejenif^e virler römischer ("«donien ^emodtdl. |)ntti ii> der er-
weiterte Staat nimmt fremde Staaten. d«'ren Si-H ^taniligkeit er ver-
niclil« t, in seinen Vcriiand auf. Die VtM hältni.«<.se der 1 nterNMufenen
wj'rden ilurch Ncrtraj.; und llerkiimiiirn ut-re^elt. I.s entsteht ein
niachtijzer und /ahlreichcr unterer Stand, der nach ^ilcniihcrrchti-
^iiiVri mit ilen Altluirj-crn streht. llii-rdurcii wird rincr>e,ts im In-
nern ein fortwährender N'erta.ssunu^kampf wach ;.;erufen. zu|^deich
aber auch mit dem Anwachsen der lU's ölkerung. die theilweise ihre
allen J^acra liehält. die ur>i»rün^diche ndii^'iöse Kinheit des Staats
gelm-kert und dieser immer weiter auf der Uahn der F.rolieruiigs-
politik fortm'drängt. Ks ist die v<dlkommenste Form der italischen
Verfassung, weil sie die gröfste Zukunft in sich trägt. Viele Städte
Italiens haben die Hahn eingeschlagen und im (irujide gehören alle
diejenigen älteren Städte in diese Kategurie, deren Umfang die Von
uns S so als normal l)efundene Grölte überschreitet. Im Herzen
der Halbinsel, an dem Tritinium von drei der bedeutendsten Völker-
schaften gidegen. war Rom von Natur zur Han])tstadt Italiens und ^
des ganzen Mittelmeergebiets [)rädestinirt. Es konnte in unaufhalt-
samenv Vordringen das eine wie das andere in den \ erband seiner
Gemeinde aufbehmen. Denn ungleich der orientalischen oder helle«
ntacben Verfassung war die italische der höchsten Erweiterung fähig.
Die nimlicheB Gnindgedanken, welche die Specnlation in den ersten
Anfiiigen des italischen Namens erkennt, behaupten sich Idar und
deutlich bis an das Ende der Alten Geschichte. Die Form desTem-
plum bleibt unter den wechselnden Erscheinungen dieselbe: aber'
immer weiter die Kreise, immer reicher der Inhalt, bis der letzte
Kreis gezogen war und eine neue Offenbarung, die alten Schranken
hinwegrftumend, den irrenden Vdlkem andere Bahnen vorzeidmete.
11
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Kapitel VI.
Die Orientimng des Templimi.
In den vorhergeheuden Kapiteln ist die I>elire vom Templmn
nach ihrer wesentlich historischen und politischen Bedeutung erör-
tert worden. Ks bleibt uns übrig nachzuweisen, dafs in gleicher
Weise das Yerständnifs der italischen Religion durch sie bedingt
wird. Wir gehen von der Frage aus, welche Bücksichten auf die
Himmelsgegenden von der Lehre beubachtet wurden. Wir betreten
damit ein Gebiet, dessen Existenz kaum bekannt and das zu den
dunkelsten und aussichtslosesten in der ganzen Altertumswissenschaft
gehört. Inmierhin steht zu hoifen, dafs vorgerücktere Untersuchungen
allmälig auch hierüber mehr Licht verbreiten werden.
Das normale Luger bildet ein gen Osten orientirtes Templum.
Desgleichen ergab sich, d&£i das Stadttemplum von Poropiyi und
Rom derselben Weltgegend zugewandt ist Damit hängt es zusam-
men, dafs die Feldmesser den Decuinanus, ihre Ilaupttheilungslinie,
in der nämlichen Richtung ziehen. Aber sofort drängt sich die Frage
auf, nach welchen Trincipien der Decumamis fiezogen, wodurch die
genauere Richtung dieser Uauptaxe, auf weh )ier das ganze Templum
ruht, bestimmt worden sei. Denn die Angabe von Ost nach West
fällt zwar im Ganzen mit Sonnenaufgang und -Untergang und der
natürlichen Welttheilung zusammen, lafst aber begiciflicher Weise
sehr groCse Latituden offen. Wir haben nach den Feldmessern drei
verschiedene Systeme zu unterscheiden. Das erste nimmt auf die
Himmelsgegenden keinerlei Uücksicht, sondern richtet sich nach der
Gestalt des za vermessenden Territoriums, durch dessen Längen-
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16S
aasdehnong der Decumann» gelegt wird. Dabei koimte M denn leicht
vorkommen, daOi der Kardo nach Ost und der DeauDanas nach Sttd
•
lief : Hygin p. 170 H qmdam ne praximanm edUm i a m m limUihu$
ordmatat Imitei mitiereni, rdieU» eatli raiume mentmam eomtiiiue-
rmU, gm tamtum modm e eiUmnan m H Umihm UmgUndo co mäw r d .
qmdam agri Umgi M me m mcmH: et qm langior erat, feeerwU dsei-
m mum (ebenso p. 178). qmdam im Mum emoerlenmi, d feeenmt
dt eimamm im mien di a mm m et hordmem im orimkm; memt im mgro
Vmmpamo qm est eirea Cojpmm. Der letzte Fall geht anf die ab-
weicbende Anffiuwong sorfldc, nach der die Ost- WesUinie ah Kardo,
der Meridian als Deenmanos betrachtet wird (8. 13). Der feine Un-
terschied, der swischen ihr und dem nomalen Verfahren besteht,
wird spiter snr Geltung kommen. Zunichst leuchtet es ein, daHi
die lifflites in dem einen wie anderen Falle nach denselben Princi-
pien gezogen werden mufliten. Im Allgemeinen sind sich die Gro-
matiker der religiösen Weihe, welche Uber ihrer Kunst mht, wenn
aach nur dunkel, doch gar wol bewuM. Die Limites stehen nach
ihrer Ansiclit in directer Heziehung zur Weltordnung: der Kardo
reprisentirt die Weltaxe und der Decumanns theilt die Welt in
zwei Hftlften. Aus diesem Grunde halten sie an der Richtung des
Decumanns von Ost nach West, des Kardo too Sod nach Nord hi
der Theorie unverbrOchrich fest Sie verstehen darunter die wahren
HimmeUgegenden, fOr den Kardo den Meridian (0^ SOO«*— 180*), fir
den Decumanns die Ae4|uinoctialpuncte (270*— 9ü*, vgl. Plin. N. H.
18, 3dl : nachdem der Kardo um Mittag gefunden, fährt er fort per
hmnc medium traverm ewrrat edia. haee crit ah exorti* aequinoetiaii
ml oi'Cikiiwn aeqinnoctüdim, ri limes qui ita sircdfit ayrum dcrw
ntanus voctd/itur). In der l'raxis alK'r ^M-lien sie jcMlcsinal von der
Hestiinimiii^' des Meridian aus (v;^l. S. Iii und setzen aut ihm den
Decunianus reclitwinkliji aul'. Ilu rin lit';^'t ein J^ev^i.ss«'r Widrrsprucli
gegen die theovetiwlu» r.< (li'uluim der beiden Linien. Wenn der De-
cumanus die erste und vurnelini>te i>t. >o hatte, niiM lite man niei-
ueu, nach ihm der i-aut des l\ard(» bestimmt NM iden bolien, wahreud
doch die Traxis tien umgekehrten We^ elll^< hhiiit.
In d*'r That giebt es nocii eine dritte Art und Weis«- die Li-
mites zu /leben, web'he direct vom l»ecumaiius selber au>i:eht. |)ie
Unupt-teUen Mud fokende: Krnntin |». 1| opfimn nt/o ar mtnimdis
mjiitnmi (onstiintio rst tums ilrrnnmm nh i>nrnti in urinirntnn «/»-
riyuntuff kardmcs a tHiruitatw m sv^ittUrtoitctH. M^^^l^ mobilem
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164
solis ortum et occasum sccuii rariurunt haue rationcm.
sie uti<iue effectum est, ut dccumani sp ectarcni ex qua
parte sol eo tempore, tiuo mensura acta est. o r i eh atu r.
p. Iü8 ^iam et ulibi limite.s facti .^Kitt ah qui solis ortum et orca-
Siitn stwnd .sunt, quos fefdld ratio f/ronictriar. mihi tatnefi. sii Nt
lliyntits constifui decrevit limites, ita rationalitle ridifur. uf deea-
nuiuu^ nuuiniKs in oricntein ercscat et cardo mauinia.s in tiuridia-
nutn. Am Austululichsten Hygiii p. 17U multi i(piora>des mutidi ru-
tionem sohin stnd srcidi, Jioc est orinni ac oecasion. quod is semel
fenanunto coHpre/nudi höh potrst. quid ergo? jiosita aasj/ica-
l i t e r ij r o m a , ip s o forte co u d i t o r e pr iti s ente . pro x i in u ni
vero ortum eo n pr eheml er a n t . et in utranique partem
limites emiserunf. quihus l:ardu i>/ horam sextam nun ronve-
na it. DiLS hier getadelte Verfahren war also fulfrendcs: im MitU'l-
*^ punct des zu verniesst'iiden Territoriiuns dder der zu gründenden
i>t&(\t(cmditorepraes(tde),\\oi\i-i \hmmiiUu^ hiutVn >o\[ und — wie
aus dem Lager geschh)ssen werden niuls(S. 2") - - da wo der Kardo
ihn schneiden soll, wird das Visiriiistrunu'nt aufgestellt. Man visirt
auf die aufgeheiKh' Sonne, auf den l'unct am Horizont, an welchem
die Sonne an l iaem gegebenen Tage /.um \ (»r.^chein kommt, und
bestimmt darnach den Decumauus, indem die auf der (iroma ge-
fundene Linie einfach nach beiden Seiten verlängert wird. Der Ort.
an dem die Sonne in den verschieilenen .Jahreszeiten aufgeht, wech-
selt in Italien ungefiihr um (j.j^ Daraus folgt denn erstens, dafs
der Meridian nur tlann den Decumanus rechtwinklig schneiden kaun,
wenn dieser zufällig um eins der beiden Aequinoctien herum be-
stimmt worden ist ; in allen andern Fällen steht entweder der Kardo
nicht rechtwinklig auf dem Decumanus oder wenn dieses, so ent-
spricht er nicht der Mittauslinie. Hierauf bezieht sich der Tadel
quibus kardo in hnam sextam non convcnerit. Damit hängt ein
Zweites und in diesenj Falle die Hauptsache zusammen. Bei ehiem
Verfahren, wie das hier gerügte war, mufsten notwendig die Limita-
tionssysteme in den verschiedenen l'heilen Italiens und des römischen
Kelchs sehr abweichend ausfallen: Hygin p. IM'i multi ita ut supra
diximu8 soiis ortum d occaaum conprehefiderunt, qui est omni tem-
pore tnobilis nec potest secundum cursum .<iuum conprettemli, quaniam
ortus et oecasHS signa a locorum natura varie ostendutiiur. sie et
IhmHim ardinatio hae ratime conprehema Semper altera aUeri di9-
cattvmU, hos qui ad limites cmatituendos Jtac ratione sutU usi, fe-
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195
fellit mundi tnfiffnittulo, qui sc nrtitm ef orraxuni itiTvidrrr rredide-
nntl : auf forte scinunt rrrorem » f nr/fh'irrnnf, ri rotitmii fantum
trijioni orium rt orrn^um <Umrtin. DilS Stn^Hrii drr KcMmr^^-^pr ist
mit aller Fntscliir^icuhpit riarauf jrerichtct. (I;if> imi«'i iiall» dt v ganzen
(Miis Kronamis oiii «»in/i'pies I,iinitati<»nss<-ln'ma an^icwandt wrnir; di»«
KinluMt winl (ladun li • rrriciit. ilai's man ülKMall und in allen F.illen
(He Traxis auf dfn M»'ri(li.in hasirf. Man maj; zunächst auf><Te
Rücksichten m dieser Tend«'ii/ erkennen, insofern dani't die Limita-
tion einfacher. '^M-re^flter uml ^'leichformi^er ward. .ledorh nicht
dies allein: vielmehr iiufsert sich auch hierin die ijröfst«' geschicht-
lich*' Thatsiche, welche das Altertum kennt. Si'it Au'-'iistus war
der ( ulturkn'is des Mittelnieer> /n einem ein/ii;en politischen Ganzen
Peschlossen worden. da.H Templum. welches einst auf den palatini-
achen llOgel hesrhrankt u»*wesen war. hatte sich au.sjredehnt in immer
weiteren Kreisen und an jetzt war das letzte und «r^^te Templum
constituirt worden. Aber wie das Templum der einzelnen Stadt auf
einem cinzij2:en Decumanus und Kanlo beruht und nicht vers< liie-
dene HezifTerunpen neben einander duldet, so wird ebeo derselbe
OmiidsAtz t'ol'rerichti^ und mit Notwendigkeit auf das g»iise Reich
aigewandt. Das l>ekämpfte V erfahren stand allerdings hiem im offen-
sten Gegensatz. H^gin p. 183 richtet noch einen anderen Grand
wider dasselbe: es sei nämlich in Praxi gnr nicht rationell in An-
wendung zu bringen ; denn in hügeligem Terrain sei es oftmals gar
nicht möglich die Aufgangs- oder Untergangslhiie mit dem Diopter
IQ fassen. Aach sei dieser so beobachtete Auf- and Untergang nnr
ein scheinbarer; den wahren kSnne man selbst ?om Rand der Erde ,
ans nicht erkennen. Aof die kosmische Weltanschammg gründet
der wahre Feldmesser seine Koost: |i. 183 fitaerenimm esf pri mwm
quae sü tmmdi magmUmdo^ qme ratio m t m äi mä oetidmUf qmmia
sH Mmndo terra, advocandmm ai noü$ gnomomeet mmm a e ae di-
rinae arH» demfuhm: taftkari mim demdermm nMtrtm ad v er m m
mim per uatbrae moatenia noa paieti.
Die Pralls nach dem Sonnenaufgang den Decnmanos zu orien-
tiren, wird von den Gromatikem als weit verbreitet bexengt, und
dasii paiht ihre eifrige Polemik recht wol. In dem Stidtererzeichnift
wird Lnceria genannt als nach diesem Prindp vermessen (p. 210) ;
dab nnr dieses eine Beispiel hier begegnet, dsrf nicht Wnndcr neh-
men, weil eben die meisten Vermessungen ans verhiltniteiftig
spiter Zeit datiren. Es fragt sich nim, wie jene Sitte sn erklären
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sei: Niehulir (U. (i. 2, 7(i:;) sielit darin »toiut'ii Beweis von der Koh-
heit der einhciiiiischeii röinb-cheii Mefekünstler«, Kudorfi S. 34S v(ni
der Unwissenlieit der Mensuren. Doch gewifs wcnier da.s eine, nocli
das andere : vielleiclit mag es heutigen Tages in unseren Grofs-
städten gebiUlete Menschen geben, die keine Vorstelliiiig davon ha-
ben, dafs die Sonne jeden Tag an einem andern Fleck aufgeht; im
Altertum, in Italien und in einer culturarmen Zeit nimmermehr. Die
Feldmesser werten der Praxis nur vor, dafs sie von der Gröfse der
Welt keine Ahnung habe. Jedenfalls stammt sie aus einer sehr alten
Zeit; einer Zeit, wo das Bewufstsem der Menschen Niciits wufste
von der Einheit der Länder, sondern wo der Kin/.elue in seiner Stadt
ein abge.scldosseues, politisches und sacrales Ganze, eine Welt für
sich erkannte. Ferner ruht über der Absteckung des Decumanus
eine höhere Weihe: die Groma wird aut^^estellt auspicaliter, d. h.
nach Befragung (le> Götterwillens, der Gründer selber ist anwesend,
offenbar liezeichnet die Geremonie den Grüudungstag des Templum.
Der Decumanus entiji)riclit der Richtung, in welche die ersten Strahlen
der aufgehenden Sonne fallen : \). 183 immo corUcndisse ferwUur or-
tum eum esse singulis regionihus unde primum sol appa-
rcat, occasum uhi novissime desinat: hactenm dirigere meti-
suram laboravcrtmt. Diese Erklärung, welche sich aus den Worten
der Gromatiker mit Notwendigkeit ergiebt, eröffnet eine ganz neue
Betrachtungsweise. Wie jeder Mensch, so hat aucli der Gott und
die Götterwohnung und das Templum in seinen verschiedenen An>
Wendungen überhaupt einen Gebuitstag. Dies gilt ebenso von der
Stadt: einige Geburtsjahre italischer Städte sind S. 56 zusammen-
gestellt. So wenig wir hiervon wissen, erscheint unsere Kunde be-
züglich der Geburtstage doch noch weit dürftiger. Für Rom wird
er bezeichnet durch das Parilleiüest am 21. April, für die Colonie
Brundisium durch das Fest der Salus auf dem Quirinal am 5. August
Nach dem oben Gesagten ma& also die lüchtung des Decumanus
entsprechen dem Sonnenaufgang am GrOudungstag des Templum.
Und um die Theorie auf gegebene Fälle anzuwenden, läAtt fdch ans
dem Decumanus der Gründungstag hnden, oder falls der Tag be-
kannt, die Richtung des Decumanus. Wenn in dieser Aaseimmder-
setzung ein Schlaft richtig aus dem andern folgt, so galt es doch
zuoftehst an wosm einzelnen Exempel zu erproben» ob diese Be-
trachtungsweise für das Studium der noch vorhandenen Baineii vob
irgend welchem Interesse sein könnte. Auf meine Bitte beobachtete
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II. S<-liöiH* IUI .Inni (l«*s .laliH's 1h«»7 «Icn Sonncnauf^.Mm im i'onijM'ji,
Ilm <r\n ^'f'rllaltnl^s /um l)ocumamis vorlauti^' empirisch frstzust(H»Mi,
IUI«! fand, (lafs «ler länirstr Ta«; der «'inziu'«' sei. nach w<'IduMii dit'
Nolanerstrafsr uri»>iitirt snu k<inm'. Kr schroilit «Icn 'J<»..Tuni IHCJ:
»Auf i)t'inr ueulichen FiauM'n i-^t leider wem;-' zu antwctrtcn. Die
Sonne '^\u'^ ixicli v(»r wcuin Tagen so weit südlich auf, dafs ich
sehr zweiHi'. oh ihr Aufiranir^punkt je nördlich in die Hichtun«; der
Nidaner Str. falh'U wird: ich will inortreu am längsten 'J'ajie niwli
einmal zu Sonnenaufgang hin und kann virllcicht «las Resultat der
lie<d)arhtung n(»fh anfügen*. Dazu eine liicistiltnotiz als Nachschrift:
»21. Juni früh ö' ^ l hr. Kben komme ich aus Pompeji. Die Sonne
scheint heute wirklich in die Nol. Strafs«% aber so, dafs dleSüd-seitc
im Schatten bleibt. Da sie hinter einem Berge aufgeht, so wQrde
der ideale Aufgangspunkt ziemlich ^enau in die Richtung der Strafsc
fallen. So viel ist sicher, dafs das Solstitiom der einzige Tag ist,
welcher einigermaCsen pafst.* Soweit mein Freund: sebie Schilde-
ruBg illuBtrirt die Itedenken Uygins p. 183 et si kardo a mtnäe non
Umge noBcahir noe deeimtmm, quomodo potai cmwm emprfhemU
rf€ie, ctim fnrammto sei occiderit rt trans momtem adhue luceal et
risdem ipais mUmr rampis In idtenore jmtie re^pimdeat i' Im Ue-
brigen ist die empirische Beobachtung durch spftter angestellte ge-
naue Compaftmessongen voUstiodig bestfttigt worden. Wie S. 64
mitgetheih, bildet der Deenmanns keine vollkommen gerade Linie,
sondern die an verschiedenen Tbeilen desselben gemachten Messungen
variiren swischen 234* and 242* SO*. Das Azimath beim Aufgang
am SobÜs betrigt237* 18' Hkr das Jahr 300, 237* 15' Ittr das J. 600
v. Chr. Die Biditung der Notanerstrate vom Qoadrivitim, also dem-
jenigen Pnncte, wo in diesem Fall die Groma aufjgestellt xa denken
ist, nach Osten beträgt 236*. Man mag die geringe Abweichung
von IV4* auf das oben erwähnte örtliche Uindemib surflckführen,
vielleicht auch warde sich bei detaillirten Untersuchungen an Ort
und Stelle der Punct ermittehi lassen, wo die Groma stand. Aber
dieser vdlUg verschwindenden Differens gegenüber kann es nicht
dem mindesten Zweifel unterliegen, daft der Decumanus von Pom-
i)eji wirklich am Solstix orientirt worden ist Die Sonnenwende, der
24. Juni nach römischem Kalender, ist einer der bedeutungsvollsten
Tage in den Natnmdigioiien: magmia hie amm eatdo^ magma res
tmmdi heiflit er bei Plinius N. H. 18, 264. Es genügt an unser
Johannisfest und an die damit verwandte Olympiadenfeier su er-
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inneni. In Rom war der Tag der F<ur8 FhrUma d.h. der Stadttyche
und ihrem Schützling Servins TuUius geweiht (vgL Preller, BOm.
' Myth. *. 553). * Die Vermutung liegt gar nicht weit ab, dalSs nach
ihm das Templum der servianischen Stadt orientirt gewesen sei.
Nach der eben dargelegten Theorie ruht aber Sonnenaufgang
und -Untergang eine besondere religidse Weihe. Beide bilden die
Hauptabschnitte in dem was wir Tag nennen; die Batqrlonier be-
gannen ihren bflrgerlichen Tag mit dem Aufgang, die Athener mit
« dem Untergang (Plin. N. H. 2, 188. Gensorin 33, 3). Die Börner rech-
neten zwar ihren bärgerlichen Tag von Mittemacht, aber nichts desto
weniger bfldete der natfirliche Tag durchaus die Grundlage aller
Zeitmessung und -eintheilung. Wenn man sich aus den Fesseln der
modernen, vielfach das Naturleben und das Naturgefflhl zerstörenden
Givilisation heraus denkt, so bedarf es in der That keiner langen
Auseinanilersetzung, warum die Zeiten um Auf- und Untergang als
besonders heilige angesehen wurden. Um zu beweisen, dM& sie als
solche im antiken Cultus die hervorragendste Bolle gespielt haben,
mögen einige Zeugnisse nachfolgen. Hierher gehören zuerst die Ha
^ intereiri, deren der römische Kalender 8 zfthltt um Sonnenau^ng
•und Untergang {mute et veapeti vgl. Gensorin 24) fand die religiöse
Feier statt, die Mitte des Tages war bürgerlichem Verkehr über-
lassen (Varro LL. 6, 31 nUereisi dies per qma mam et vespert
est nefas, medio tempere mter hostum eaesam et eaeta porreeta fas;
a quo quod fas tum hUereedii out eo. est nUerdsum nefas, uUereir
sum. Ovid Fast 1, 49 nee toto perstare die sua iura putaris: qni
km fastns mY, mane nefaslus erat, nem simul exta deo data sunt,
Ucet mmda fori, verbaque konaratus Ubera praetor habä. Macrob.
Sat. 1 . IB. 2. 3. Fast. Praen. ad lan. 10). Um Sonnenaufgang werden
Auspicien eingeholt Diou. 1 , 86. 2, 5. 6. Fest p. 241. 348. Ebenso betet
Aeneas zu den Flossen des Landes Verg. 8, 67 fg. nox Aenean
somnuaqfierdiqmt. surgit et oieäMi spectains orieniia solis luimna . . .
effmdU poees. So schliefsen Aeneas und Latinus ihr Bflndnifb ad
sunjcnfrfH cmversi lunUna solem (Aen. 12, 172); femer das Gebet
Valer. Flacc 3, 437 ). Unter gleichen Verhältnissen war das augth
stum augurium, nach dem Rom gegründet ward, empfangen; wie es
in der prftchtigen Schilderung des Ennius (p. 15 Vahlen) heiM :
sie expeetabat pcpulus aique ora temM
rdms, utri magm meteria sü data regwL
Mrea sei albus reeessU in infera neetis.
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16»
r.riti niiuhda s» t fufiis drdif irtn foriis lu.r.
et simtd r.r alfo hmije ituliln'rrima protfHS
laeva rolat it anfc fiimul aureus ijoritur sol.
eeduui <lf raelo ter quatuor corpora sanrta
arium, jtraepftibm srsr pulchrisque Ions dattt.
Nicht anders bei den G riechen : die bet^ndere Uciligkeit von Taires«
ftifiuig und -eule bezeugen Hesiod. op. 340
aXXnrt df annvdr.nt !>t fanf rt tkatnuaihu
jy/iM' Ol' tvvä^ij /.ni or* ci- *jp«oc itQitr HiSP^ij,
ferner Plato I/eg. 10 p. 887 £ hh.* ott nuhata nvat fPioJc u*xt»i^
nQnadialtynfuvnt c xai iMAXtiati avattHwfo^ r« i^lint' xai niXt^nfg
weu n^o^ diafta< invivn- .ifftmvliotii: iifia xtti »t^ooxtmjoiii: av.nvnv'
tif T« xrri nQuini^ * Eiüii,ini»v th wai ßaQ{laQvt¥\ so betet SokratM
nir «afgebendeii Sonne 8yiq». 320 D; deegleichen Dion bei seinem
Anm'iincb gegen Synkus Plut Dion. 27. Die ninliche Bedentnng
von Sonnenaufgang bei den Penern bewaisen die Rrslhlangen bei
Herodot 3, 84. 7, 54. Veber die Verehrung der Inder handelt Lncian
de saH. 17 V»M fjtttdav fwd'tv avatnawikg ,i^hv%tinttm m Ijhop,
irxip, aXX* fiutPOt ti^v amrnX^v atarwtg S^rfiu tnv
ilXtop aanafnvuMiy ajpj/mi^vtt^ hntov^ oivt.tg xcri fuftovptvm t^p
XOf$itnt tov 9iov' mi tovt* fativ '/»dwy xai trxi mrc jofoi xai
^Wa. dio xai rovtotg iXifwrrm tov 9mp diV> wi dfxoft^PTfg wi
' drofitpqg rijg iftt^. Nach einer merkwOrdigea phOniiiachen Sage
bei Justin 18, 3 soll deijenige KSnIg von Tyroa werden, der snerst
die au%ehendc Sonne erblickt {regem eremi emtque po Huimtm
qmm aecepU mmum dit^ gni totem oneniem primmt pidiiüet) ; aie er-
innert an die deutschen Sonnenlehen (Grimm, Rechtsaltert 278 ^. >.
Es ist flberfliissig nach weiteren Belegen .zu suchen. »Nichts in der
Natur«, sehreibt Welcher, (ir. G5tterlehre 1, 400, »scheint von An<
beginn so allgemein sls das Waltende empfunden worden sn sein
als Sonne «nd Mond. Nichts ist ihnoi su vergleichen Unsiehtlich
des Eindmcfcs und dea (weftthls unmittelbarer Wohlthat durch Licht,
Wirme und Belebung des Wachsthums«.
Mit der Bedeutung der aufgellenden Sonne hängt es weiter
zusammen, dafs der lietende sein Antlitz nach Osten wendeL Ser-
vius zu der oben angeführten Stelle Aen. l'J. 172 bemerkt non mÜ'
que nunc solmi surtft'ntrtu dixil. iatndndum mitn dirji erat, aeddisei'
plinam ivremaniarum stcuti4a t*/, ul oiHctdvtH spectmx diceret e¥m
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170
gut rssd prcmfurus. Vitniv l.ö verlan^^t, dafi? Teiii])cl iiiul (i«»tt€r-
bil<1 nach Westen orientirt sei : ufi tpä adin-ini ad aram immolantrs
auf sdrt ifkiu facitmtai, sptctnü ad partn» cacli orimtis rt simula-
crum qimi (tU in (utde, et ita rota su^^ripittifrs coiüumniur atdn»
et Orient nn carli, ipsaque tiimulcuTa vxdcanlur rjorimfia contuni
biijiplicduffs rt sacrificaiUrj} ; qmd aras mmies drorum nrressc esse
^ vidcatio- ad orinifrm spcctare. Die nämliche Vorschrift wird auch
in einzehien FälhMi erwähnt: zur Tales am Fest« der l'arilien soll
man beten ronmsus ad ortus (Ov. Fast. 4,777); der Prnnia*iistcr
der Arvalbrüder sa^^t im Pronaos des Concordiatempels rrlato rapife
contra orirntnn den Tag des (Opfers der Dea Dia an (Uenzen inscr.
7410 a). l'acatus l)anc}Z. H nam ut dirinis rebus opnanirs in mm
carli jdaffatn ora conmiimus, a qua luds vjordium est; ' f/o rota
vrrhorum quav olim uunenpavcram solutwruSt id orcUionc tetnpus ad-
spiciatn, quo Ilomana lux cocjdi.
Eine eigentümliche römische Sitte verlangte, dafs man. nach-
dem ein Theil des Gebetes gen Osten gesprochen, sich rechtsum
drehend das Antlitz nach Westen wandte, sei es im Allgemeinen
der W'eltgegend oder auch dem Teni])('l zu, vor welchem man ge-
rade betete. Die Sitte wird auf Nuraa zurückgeführt: IMut. Num.
14 jr de /tiQtai Qo<pi] lotv :i Qoav.vvoivuov ktytiat ithv a.iofu'fn^oti;
iiv(a T**c i'd /Mdnor .ftgiffogäc, dofdffe d' ur iiajL/.nr o ;rpo*Txi-
vitiv, f/f«f .'^''s i(~iy UQViv i).t.invn'tv a;nnt Qu;ncu i«s ff>'«r«-
Xiti^, fitiaiicUj.tiy hu lov h'iavdd y.ai :uqhu QHftiv tui iQV dinv^
xry.lov Jioidtv xai arvä/iicir n]v tniitktivwiv rr^ try^i; (^t^ dtiffoh:
Die Wendung gescluih nach rechts, also von Ost durch Süd nach
West dem Uiuf der Sonne entsprecliend : IMin. N. II. 2S, 25 in ado-
rando dr.rfram ad osndum rrfenwus totunuiuc corpus circunrntfi-
tnus, quod in lan om /ccissc (iidliac ri liffiosius < rrdmd\ Plut. Marc H
%ov ijhnv ax ioi^ 7tQoat/.ivi^otv ni*; d/) tu] yxau ////l oA/' Vvtxa mv-
tor :t iQtay(<)yi^yQt^(H'tfityoi:' ovi(') '/(tQ tihtc Hirt P(<tii(tioig TtQoa-
xtitir rorc 'Uot^: ;i iQtan)tffnfih'(n\:; IMut. (am. 5 xaö^aneQ iaii
PiDpaioiQ tih)t^ Luv^itptvntc, xai :i Qna/.iviaitoiv tui dtita fSth't-
7tiv; ferner Plaut. Cure. 70. Lucret. 5, 1107. Liv. 5, 21. Dion.
12, 23. Suet. Vitell. 2. Valer. Fhicc. 8,240'). Nach dem Gebete
setzte man sich hio. Der gauze iiitus steht, wie auch bei Piuturch
I) Merula de BacrificiU Rom. Lugd. Bat. 1684. uap. 6. p. 50. Mar-
quaid, K. A. 4, iW.
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4
171
angegeben, in enger Beziehung nm Laufe der Sonne, hnofern dnr
Betende Qun folgt Die tiefere Bedentong deeaelben wird tm dem
Folgenden Uar wanden. Et verdient beeonderc Benchtong, daft der
Bitns eich bei den HeUenen nicht naehweieen ttllit (Hermann, Got-
teedienelL Alt *. 118 An. 19) nnd wie die AnAhmngen grieduaeher
SehrlftateDer bewdsen, denedben gani freodartiß; eraefaeint Umge-
kehrt wird bezeugt, dab er anch den Kelten geläufig war. Zwar
notirt Plinius in der Richtung eine Abweichung, aber ihm wider*
spricht AthenaeoB4p. 152d ansPoseidonioe xai rotv &tni<: ;i^o<ncr-
votoir f.ii ta ii$ia arguf^outvoi. Jedenfalls erhellt aus dieser Ue-
bereiastinunung. dals cinr cn^cn; Bt'zielmufi /wischen Kelten und
Itiilikern obwaltet, wie denn ja nach wol begriindeter Annahme beide
nach dem Ausäciieideu der Hellenen ein italokeltisches Volk ge-
bildet habe[i.
Der Himmel als ein profkes Templum ^'cfafst. ist nach Süden
Orient irt : V;irro LL. 7,(1 f ins trtttpli parfis qutitfimr diruntur, sini-
stra ah annüi , dtuira ah o<msu. (mimi ml inrrnlutn. pastiai ad
SPfitrnfrionmi ; Festus p. '>'iO siHisti ar nrts sinisfrHWffi rst v/mx/i-
mum au.sjurnnn ul tfiiod sttiat firn. Varro lihio ipiiutu i fustul inir}(}n
quwsivmum ait : a dun um st de cum in lumdinn sju rtrs. tni >nn-
stram sunt j>art*s muudi rxorinitrs, ad dratruun nt ctdiufi '^; Jmtum
arhitroi\ ut sinistra mrln>ra auspiria quam di j fna rssr rj tstnnnifur.
idctn frrc sentiuitt Sitwitts Capito rf Cinnus (vgl. p, .ir)! siuisftutn):
ders. p, 220 (vgl. 233) qutu- antr tios suuf aiifira rt tfuar pnsf ufts
sunt postira diniutur, i f drxtmim autiram rf siuisfram piistiram di-
cimus (dies geht auf die Theilung in eine Nord- und Südhülfte,
jene als postica ist auch /ugh'ich hma s. u.l. sir etiofn ea carli
pars, quae tok iUwtrotttr ad merulU-m, atUka t%ommcUt»r, qtuu^ atl
' atfUntriotum posiica; mrsmnqtie dividunhu- in dmts parirs orinUnH
rt orridnttem. Hiermit stimmt auch, was IMinius N. H. 2; 142 vou
der Blitzlehre mittheilt, von der später ia_ handeln ist: Inem Pro-
sper a rjristimantur, qumiam larvn partr mnwli ortm est. Die Ite-
deutung der linken Seite als der glücklichen wird oft erwähnt;
Varro LL, 7, 97. Cicero de Div. 1, 22. 45. 2, 3:.. 74. Verg. Aen.
2,698. 9,631. Dion. 2, 6. Plut. Quaest. Itom. 78, u. a.
Von der Kintheiiung des Himmels hängt auch das Verfahren
bei den Anapicien ab. Unsere Quellen unterscheiden zwei Orienti-
nnigen dea Augnraltempela, eine ettdüche und flatliche. Die aOd-
liehe Oiienthmng k<»unt in der bekannten ErtfUihing ton Attna
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173
NaTiiis vor: Oic de Dit. 1, 17, 31 ad meridiem apedans in vktea
media dkUm eomt O i ue emmgm •» g^maihior parHs vm&m dimistei
trisque pofHa aioet oMmsseiii, quaria parte, quae erat r^Hqm, m
regiones dislribirta, mirahßi magmhidine warn inwemt, vg^. DiOD.
3f 7(K Aber weit häufiger wird die OrieDtinuig nach Osten erwähnt
Sie wird bei Oetegenbeit des Aogariams, durch das Bomulus zum
König bestimmt ward und wo derselbe seinen Blick nach dem Auf-
gang richtete (S. 168), von Dionys 2, ft behandelt. Seine Quelle ist
aller Wahrscheinlichkeit nach Varro. Ich lasse die ganze Stelle
folgen. |icTcc Si ti/v tvjpfjv tloTQwr^ di^l&iP iK twv af^ave^p
hii TO dt$rcr. ti^wsm. de *^ftaioi tag hi tmv af^ateqmv ini ta
Ae§ia dov^earag maiovg^ naQa TvQ^vm¥ diia%9ine^^ eXie
aarigtov ta^tffi^ae^iiwp xma totopde Tifv, tig fyta nei^fm, Inyi'
ofiov, Ott yta&dÖQa ftiv fott xai aiaoig oQiattf twp mwpoig fiopnvo'
/tivoir ij ßkinoilKt irgni^ avarnlugf ii&ev fjjkinv r« avatpogeti yipovteu
lud aeXi^P^c: /.(d natfgwv jrlavtjiiöv ii xui ajrXavviv, jr t£ ror xr-
OfMK mgirpoga, d/' ?:v rnre fur V!TfQ yt^g anmia ra h cti rrt yivi'
roi, tnte de vno y/jc, r/.ü'Hp dQ^a/Men^ %^ iy^^vv-hnv d/roöidwri
nivijaiv. mig 6i ngog anankag ßHnovair aniatega fiiv yivetm ta
frgog tr^v apceop ematQffpnvta ftig^f de§id öi ta /r()oc iifnt^ftßgiap
tpigtwea' ttfiwhega öi ta irgotega nitpvxev elvat uHp vatigtop. fte-
teatgi^etm yug ano tüp ßogeitop ftegeip 6 tnv a§oPog noXng, negi
fip ij tav nJiefiov atgo^ yipetm, ko» u»p nipte xmdtop twp dtetta-
Kotutp ti^p atfaiQOP o xalnvfiepng ^oKtnuig aei r^de tpavtgog' ta-
nupovtat d' airo tfav votitop h naXotfievog dvragxttxog xvxXnc arpn-
Ptjg Tuata tnitn t6 fifgog. tixng y.gartara Toiv nvQavt'fn' v.ai
fteragaiUov arjfiiiotv v/iuQyuv, naa fx ror y.Qarf'oioi yivtiai ntgoix.
f;ift(^ir r^f za fitv taiQuinttva jtQoc. tue ararn'/.a^ i\yift(>vtyA')tt-Qi:tv
unlgctv tye.1 n'ir ngnatcinigicn', cxi io)v d{ yt itör ilrcti i>f.i/.('n' r' >/'»;-
).oTtQa ra ,ioQtia rotv rnrlon', laira ur ui-/.Q(xniiiu. Es folgt flann
noch eine Erzahliinj^ ans einer ungenannten Quelle, nnch der die
Theorie von der Bedeutung der Blitze älter sei. als die Bekannt-
schaff der Hünier mit etruskischer Disnplin : auch diese Notiz ohne
Zweifel aus Varro entlehnt. Auf ihn geht wol ferner die Angabe
des SiTvius zurück zu Aen. 2. r»<)3 sitiisfras mdrm partrs scptm-
triittuUf's rssr (luffuriati (/isiijiiina nmscydit, rt irfm r.r ipsa parte
sigtii^eantiora issr fulmina, qtioniatn aitiora ei viciniora dotninlio
lovis. Nach Osten ist auch das Tenipluin gerichtet, das bei der
Inauguratiou Nuiuab coiiütituirt vsird; dieser schaut nach Süden, der
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178
Augur zu seiner Linken nach Osten m^i proapeäu m urbem
quc capto lU oH pni iUHS regiones ah orimte ad oemsum determinavit,
hufos ad stpteuinoneiH esse dijrit (I.iv. 1, 18. Plut. Nunia 7) '). lieber
die genaue Uichtuug des Auguraltempluuts tindei sich eine wichtige
Stelle hei Isidor 15, 4. 7 aed et lonm (If sif/ndtus ad arietUem a con-
ttinplatiom' templum dkebatm' | über die Ableitung S. 4j. cuius fmrte$
quiäuor eratU, aiitu a ad ortum, jtostica cul occamm, smutira ad step»
tt titt iowtn, dexira ad nn-ridietu spedawt. tmde et qmmdo trmpltm
roHstruetHtPtt, orietUitn speciabatd aequmoetialem, Ua nI ÜHeae ab
ortu ad occidetUem mi^Hue fierctU partes caeli dextra aique siniitra
ae^uales, ui qui cotmdvrvt ae deprerarvtur, rn tum aspieeret orienteni.
Die bi-sherigen Krörterungen haben uns <len Weg gehahnt, um
auf die (Jotteshiluser, die wir im gewühnhchen Sprachgebrauch Tempel
nennen, überzugehen. Die /eugniss«? der Alten sind dürltigr sie
untei-scheiden zwei Orientirungen, eine östliche un«l westliche. För
Osten zeugen Lucian de domo <» to yoQ t»,*; tt r^fUQa,; ,rpot; to
At'tjlMaior d.iftftkt.itiv — naiiMotny dt at'ri's* xai jiot^ui^iatnv ^
**WJ — \).tnv v;itQ%i\f>avt(t ivt>vc t ;t(tdtytaihti xai toö
tfutn)^ fftj'iifiJiXuai/at fV xoqop avuiiunufttvvjv n'iv fhQtov, /.ai^* S
Duti tu u(fu (ikt.tovtu i.ioini v tti ;iuluiot ; l'lutarch Num. 14 :iQ6g
Vit lutv itQtitv ß).t;iöyiujr\ vgl. Cass. Dio '»4. 7. Hygin j». 1G9 er-
klärt, dafs zu seiner Zeit die reujpel nach Osten orientirt wurden,
aber nach der Angabe alter Ar.-hitekteu (VitruvV) sei Westen die
jüte and noruuüe KirJitoing: 8ecynd»m mtiquam ammte tu dmem limiif$
1) Tli. Sehifer bat in otBem C4Mrollari«n p. 86—4$ n Mioer hnaaf
teticm de Horaiii Cerniiie 8, 97. Lipi. 1868 erweisen woUen, dafe bei den
rtymierben Anepioiea aaeeebliefiilidi tie Orientiiinig nadi SOdni vorgekommeo
eA. Der Verf. bei leider Z«it und M5he en einrn G^genstond venoliweodei,
▼un dessen Schwierigkeit unil Tragweite neiue Vursteliungen zu unklar waren,
l'utt r Aii lfTi tii iiHMiit er, iillf Niicliricliten über < )riontirunp nach Osten uinuen
uut emen grHN-iii^ichtMi Scbi jfl'-ti iit-r i twa .hil>a zurüi'k, der eliei» das dan/e
cuofundtrte. Livius habe MglejfentmtiiHK aus üiesvm überaeizt. Die Mutivi-
rang fAr die Abkeaielung von livine beginnt p ri mim riHt M i mm augurem
Mtato e^tt» #d lMf«Mi Nmitm Hütt*: man wdb freiKeh niebt, ob ee Sebifbr
ttdwriieb vorkoMmt, dafe die Römer bei eebr vielen reUgideen H an dl an gen
«eMe eejitfi üuigirteB, oder etwa, dab der Aaepioirende m eitien pflegte
u. B. w. In jedem Falle aber eolHe mao einem Manne gegeiiub«>r. der wie
Livius so tief innerlichen Respect vor der italiHch>>ii Itfligion bekundet» lieber
die Unwieeenheit im eigenen Kopie suohen, al« bei ihm.
174
diriffimiur. quare non onmis aijroniw nututurn in orvufeM ])ofhts
quam in occidmtein spectat, in oruntein sind afd<s sacrof. nam an-
tiqui architedi in occidifdttn tnnpla rede spt rffnc scripstTimf : posfea
phtadt ornnetn rvliyionrm fio conrertnc, tu f/itu parte ca<li trrra in-
luminafur. Frontin p. 27, wie er sagt nach Varro, läfst den Decu-
luanus gezogen werden ab Oriente ad oceasum, qtwd co sol et luna
spectaret, sicui quidam archUecH ddubra in occideniem rede spedare
aeripserunt. Ferner dem. Alex. Stromatt 7 p. 724 im oi anai^mqoafth
nopwtiv aycdpüitavUneofUviH nffog dvtnoX^p t^irrea^tu dManurw».
Am entacluedeiiBteii und auaftthrlichsteD spricht aich Vitniv für die
OrieDtining nach Westen ans : er iridmet dem Gegenstand ein ganses
Kapitel 4, 5: aedes aiUm taarae deantm imm<»ialmht ad regkmet,
quas iipeäare deömU, sie ermU eomUkundae^ uÜ si tmUa ratio tm-
peäierU Uberagae fmrü paUsUtB atdit, sigmm qpiod erU m eetta
eoUoeahmt, speetet ad tfeepertmam catU regkmem: uH qmi adieniU
ad aram mmoiantes amtaaer^ieia faeimteit speämi ad partm codi
orienüs et mmdaerum, qaod erü m aede; et Ha vUa amifiieiiies
ccntueantur aedem et meutern eadi, ^»eague e im ülae ra ndeanhir «r-
arieHÜa eaiUueri eappHeimtea et eaerifieamiee; gmod araa camee dea-
rum neeesse esse vtdeaiur ad orieiUem epeetam VitniT iat Mer
nicht griechischen Autoren gefolgt, aus denen er ja gröfetentheils
sein Compendiuin zusaiiimeDgeschrieben hat — denn die griechischen
Tempel sind in der Regel nach Osten orientirt — sondern wie es
scheint einheimischen Anschauungen. Aus den oben angefahrten
Zeugnissen ersehen wir, da& der ROmer beim Gebet Osten als die
vornehmste Richtung ansieht und folglich mufs das Tempelbild, wenn
der Betende sich an dasselbe richten soll, gen Westen schauen. Aus
dem nämlichen Grunde niu& auch — worin mau sonderbarerweise
einen Widerspruch hat erkennen wollen — der Altar, weil er direct
1) Gegen die iiehaudlung dieser Stelle bei liotlicber, 'J'eklunik d. U.
. ^ 4, 84 ihue ich dethilb Eiiiipraohe, weil selbst io solchen Dingen der Aato-
rit&t «in willige« Ohr g«öfffi«t wird. Böitieb«r m«int, Vitruv hab« ki«r die
Orientirung n«oh 0«t«ii b««elireib«ii woll«n; die Wort« «^nimi «Med erü im
cella coUocatum, speetet ad vespertitutm caeli regionem bedeuten B«ch Um,
^da^"s das iJild in dem wostiichen Tht-ile der Cella sieben soll und nach Osten
Behaut« I Die VVuit»' ipfiaquc xiiiiuhicra extirientia cont%teri (tupplicatilts et sa-
prificantta sind curnitnpirt ! Stark ku Hermann, Gottesdienst. Altertb. S. 104.
10 ««lieint das alles zu billigeu.
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176
Mff das BOdBesog nfannt, die gnt gegcngc ae tite , aho Mliebe Front
iMto. VitniT sMht die Orientinmg bmIi Wttten iwar aidit als
eUg mdgUdie, aber doch als nonnale aa: m mMa müo mpedima
Uberaqm fiterü pofetku agdis, Waa er luemoler ? entaaden, ist aicbt
gaaa klar; doch scheiBt er anr aa Micbe Sehwierigkeilen gedadit
WH haben, wie die Fortaetmag lehrt Sim mim hei mimm mtfr*
ptUoßmÜj hme eomertmioB mmi eanm aeämm eotuüiMHottf», uH
qmm p i m ima pan mw nmm e tempKt dnnm rompieialw. Um
«i teemtdmm fimmna aedeg. murae /M, «fa irft Äegjgßlo tirea Nümm,
ad (ImmmM ryat vidtmimt t pe d m t debere, t i mHit m' ri eiremm wißt
patsM r et pker e H im etmipeeim rnkMUmet faeen» Der Wert dioMr
Benerfcungen ist ftntast gering; die Erwihnaag Aegyptens liftt
fennaten, daihsie einem griechiaeben GompeDdiom entttamoMa. Wie
man sich aber ans dem grölten Knpferwerk von Lepsina (E 1 und 2)
ttbenengen kann, trifft es keineswegs allgemein in, dafii die igjp-
tiachen Tempel aach dem Lauf dea Nil gerichtet sind. Noch we-
niger gilt dieser Oesiehtspnnet iHr Rom: die beiden Tempel am
Tiberufer, welche eia günstiges Geschick bis auf nnsere Tage, erhalten
hat, drehen demFlnlk der eine den Rücken, der andere die Seite an.
Aach die Forderang, daCi die Tempel einen mdgliehat groliien TheQ
derManem OberUickea sollen, erscheint siemlich nichtsssgend; na-
tariich legte man die Tempel im Allgemeinen lieber an erhabenen
weithin sichtbaren Stellen an, denn m der Tiefe versleckt. Ebenso
verhüt es sich mit der letiten Bemerknng, daft die an den Straften
gelegenen Tempel ihre Front der Strafte inkehren soUtsn, nm die
Revereni der Vorttbergehenden empftngen an kdnnen. Gewift ist das
richtig; allein alle diese infteren Gesichtspancte tatfsen nm so dent;
licher erkennen, daft Vitrnv von den Prindpien, auf denen die Orien-
timng der Tempel bernhte, wenn Oberhaupt, jedenlalh nur sehr
nnkbune Vorstellungen hatte.
Von den Neueren ist diese Frage nicht eingebend erörtert wor-
dm % Man begnOgte sich an der im Gänsen genommen durchste-
henden Thatsache, daft die hellenischen Tempel nsch Osten orien-
1) Mu beMhriokta tidi daruf, die Sttllen d«r Allm soMmoMina-
trtge«. Soivtit ich teli^. Um! diM Ment Spmeer, de Irgiba« Hehr, rümli-
bw Hb. 8 dfaa. 6 c«p. 9. 4, duiB HmMim, Ooiteidinntliclie AK. *. p. 106. Welcltr,
Ür. OötterWw« 1, 408 a. A.
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tirt, also der auch sonst anerkannten Heiligkeit jener Weltgegend
entsprechen. Itötticher, Tektonik 4. 07 präcisirl dies so: »Gleich
wie aber die Cella selbst nur des Kultbildes wegen gegründet ist,
s» wird sie auch durch die Stellung dieses Bildes orientirt, und weil
letzteres nach den Satzungen des hellenischen Kultes mit dem Ant-
litze stets nach Östt'ii gewandt sein niufs, um die Thymelo unter
seinen Augen zu halx'n, so öffnet sich die Cella in ihrer Thüre und
der I'ronaos mit .seiueni Emgange ebenfalls nach dieser Himmels-
gegend; (lies ist eine Thatsache, die sicli durcli alle Litera^urzeug-
nisse und Monumente mit kaum beuK i keiisut rthen Ausnahmen Ite-
slätigt tindetit. Von Literaturzeu^msseu kann nach der obigen Zu-
sammenstellung zu Gunsten dieser Theorie wirkhch nicht die Hede
sein, und mit den Monumenten steht es nicht hesser. Der Apnllo-
tempel vuu Thigalia schaut nach Norden, bei Doiipeiteiiii eln (Pau-
san. b, 9. 1. 2, 25. 1) war die eine Cella nach Westen gericlitet.
Allerdings ist die weitaus überwiegende Mehrzahl nach Ost (U-ien-
tirt; al>er auch vereinzelte Ausnahmen geniigen, um jene Theorie
zu erschiitteni. Weit unklarer wird noch die Sachlage, wenn wir
auf Italien übergehen. Man will hier zwei verschiedene Orienti-
rungeu unterscheiden, eine hellenische nach Osten, eine etruski«
sehe von Nord nach Süden (Bötticher S. 98). Von der letzteren
wei£} kein Schriftsteller ein Sterbenswort und wir mOasen ?od vorn
herdtt moderne Kategorien ablehnen, wek^ am seheinbar analo-
gen Gebieten entnommen, doch nar dazu beitragen kdnnen die
Frage zu veinrirren. Dagegen herrscht über die von den Quellen
80 stark betonte und in vielen Fällen vorliegende Orientirung'naGh
Westen tiefes Schwogen. Man kennt sie nicht, ja leugnet Oberhaupt
ihre Berechtigung: z. B. Overbeck, Pomp^i 1, 94. 2. Aufl. bemerkt
vom Fortunatempel >er liegt . . . gegen Westen, also nicht in rich-
tiger Orientirung, weder nach griechischer, noch nadi rOmischer
Sitte, nach wekher letzteren er im Uebrigen ganz angelegt ist«.
Man wttrde sich allerdings mit einigem FugaufVitruv berufen kön-
nen, um die bisherige Betrachtungsweise zu rechtfertigen: das Ter-
rain, Rücksichten auf die Umgebung, ästhetische Erwägungen ver-
schiedenster Art hätten die Wahl des Ortes und die Bichtung der
Tempelaxe bestimmt Wer den strengen Satzungen des antiken Gnltus •
nachgegangen ist, wird sich von vornherein hierbei nicht beruhigen.
Am Lautesten, widersprechen die Monumente selbst. Ueberblickt
man das Forum von Pompeji, wie es nach dem verheerenden Erd-
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177 .
beben von 03 n. Chr. grilndlifb renovirt innl im tuMicstm Neroni-
schen <jesi-hm:ick herge.^tellt wunle (ein I ntcniehiiien, das bei der
Vei-schüttung von der Vollendung weit entfernt vsai ), so (bvergiren
die Ax»'n der auf dasselbe niündenden Teniiu'l sauinitlich. Man hat
durch allerlei zum Thcil recht kiinstliclic V( rl»;iutrn sich bemüht,
einiger MaTsen symmetrische und dem Augr wulgcfallige Linien nach
dem Markt hin /u erzielen. Warum V Wenn man die hrrrliche
Tempelreihe V(»n Akragas betrachti't. so schauen zwar alle g. nOst,
uIxT keiner Iie;it genau in der Axe des andern. Warum .' Y.- ist
bekannt, dafsder Mohammedaner bein» (ieltet sein .Vntiitz nacii Mekka
richtet, je nach der Lage seine> Wohnorts nach Süd oder Nord, iut
oder We>t . <lie Moscheen sind sämnitlich na« Ii (iie>t |ii .Mittelpunct
hin oricntirt. Auch die chri.>tliche (iemeinde wt-mlet da^ Antlitz
nach O^ten dem (irab des Krlösers zu, wenn gleich aus anderen
Ciründen die strenge ('(»n>e(|uenz der Mohan»raedaner in der Ohen-
tirung un.serer Kirchen nicht hat zur DurchfilhruiiLT gelangen kön-
nen. \n die.se That>a( hen durtte erinnert wt-rdeu, um die Uehaup-
tUDg vorzubereiten, dals hier nicht aesthetisirende oder Hücksichten
der Zwefkmäfsigk«'!f walten, sondern dafs die lleligiun Hau und
Hichtung bis auf /ollbreite V(»rgeschrieben hat.
Vor allem mils^en wir beginnen mit einer exacten .\ufnahme
des Thatbestandes. Angai)en ill»er Tempelonentiriing, wie si<' ge-
wöhnlich lauten, nach ( )>te!i. uiiL'efahr, nicht ;.'an/ iienau nach < Kteu
U.S. w, besitzen aulserst ^'cringen Wert; denn ()>ten ist schliesslich
ein sehr relativi's l)\h\i leb niufs es als eines der dringendsten De-
siderate der nionunieiitaleii Forschung erklären, dafs das bisher
Versäumte von denen, welclie in der äufseren Lage und Willens
sind die-e Studien aufzunehmen und fortzuführen, m<iglicb>t vollstän-
dig Uiicli^c lKdt werde. Mit dem V(dlstandigen Material werden sich
ganz andere Resultate erreicluMi lassen, als es mit <len mir vorlie-
genden dürftigen uml ungenügenden Mitteln möglich erxheint. Die
folgenden Orientirungen verdanke ich. mit Au.^^^nahme von N. 7.
19. 27. 31. 36. 3s, sämmtlicii meinem Freunde Richard Schone; 27.
31. 38 habe ich aus Planen entnommen. 7. s. an selbst ge-
messen: nähere Angabt»n über die Me.ssun;4en im 7. I\ai>itel. Wir
haben uns eines ('ompas^es bedient, welcher die ^'an/eii drade stets,
hei sorirfältiL'er IkHibai-htuni: auch hallM' Grade genau am:iebt. Dabei
ist freilich nicht aufser Acht zu la->en. dafs die lU-cbatb-nlir t der
Huineo es häutig sehr erschwert durch eiafaches Aulegen des Com-
12
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178
IMuaes ein vöUig eKactes Bestdtat za erlangen : inuneriiin sind die
Fehler, welclie in diesen Angalien liegen können, so unbedeutend,
daA sie in keiner Weise das Resnltat der Untersuchung, die Grund-
principien der Tempelorientirung, die im Folgenden dargelegt wer-
den, in F^age stellen können. Aber wenn die hier entwickelte
Theorie sich der wissenschaftlichen Welt als eben so wichtig und
eben so bewahrt herausstellt, wie sie es jetzt schon für den Ver-
fasser ist, so wflrde allerdings der Thatbestand mit gröllKrer Sorg-
falt und Genauigkeit aufzunehmen sein, als die nn Torliegenden
Falle zu Gebote stehenden Mittel erlaubten. Vor allem wäre ein
Ck»mpa& empfehlenswert, der bis auf 10 Minuten ezacte Messung
veratattet Feiner liegt eine ftrgerliche Fehlerquelle in dem Sehwan-
ken der magnetischen Declination. Zuverlässige Angaben wie die
unten aus Rom und Neapel mitgetlieilten sind im Ganzen schwer
'/M erlangen. Um deshalb eine ziemlich miÜBliche Interpolation und
Abschätzung des gesuchten Wertes zu vermeidra, möchte es am
Besten sein, betreffenden Ortes Sonnenaufgang oder -Untergang direct
zu beobachten und darnach mit Hülfe der angehängten Tieleschen
Tafeln die magnetische Abweichung für den gegebenen Tag genau
festzustellen. Denjenigen, welche diese Untersuchungen nachprüfen
wollen, wird es von Wichtigkeit seiti, die magnetischen Dedinationen
zu kennen, mit denen ich .m'icchnet habe.
Koni (18(;(i) Xii'^'M»', Mittheilung von Padre Secchi an Schöne.
Neapel (1803) 12" 45' 20" in schwachem Abnehmen begriffen,
betrug 1842 etwas über 14". De (iasparis, von dem
Schf'ine die Mittheilung erliielt. war der Meinung, dafs
man die Zahl 12^4" für rnnipeji l)rauchen kc'mne. ohne
einen J'ehler zu ix'^'eiien, der irgend in Betracht kdiiime.
Die nämliche (irtilse ist auch für Taestum angenommen.
Brescia ir»»; betrug im J. 184ii IG" 10' nach Kreil (Magne-
tische und geogr. Ortsbestimmungeu im oesterr. Kaiser-
staat, Trag 1S48).
Asisi 14» angenonuueu als etwas gröläer wie die Declinatiou
von Rom.
NImes 17«; betrog nach Lamont (Untersuchungen über die
Richtung und Stärke des Erdmagnetismus, München 1858)
im J. 1854 18«; derselbe setzt die jährliche Abnahme der
Declination m Paris V &' an. Für Marseille giebt La-
mont S. 136 17« 4' 1. Jan. 1858. Nach einer Mittheilnng
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m
des Optiden Herni Leati in den Vert betrog sie dagegen
im Sonner 1867 • 16» 40^, also JUvlicto Abnahme nnr
2' 40". Danadi wiid nngefiUir obige Annalime fllr 1867
das Riehtige Mfon.
Vienne IT, onbedeatend mehr als Ntmes.
Fttr Oriechenbuid fheiU mir SehOne folgende Angaben mit, die er
von dem Director der Stemwaite in Athen, Herrn Schmidt erhalten.
Sie bestehen sich bis aof die beiden letzten simmtlidi anf das
J. 1867: Enboea nOrdhch am Kapharens 9«; Enripus swiscben Ma-
rathon und den Petaliinseln 9* KV; Attika westlidi bei Kalamos 9*
lO*; Sporaden ndrdlieh von Seopelos 9* lO'; sOdlich von Sonion
9* dO*; Attika Mich von Postorapbti 9« 15'; Pirins sQdlieh von
Psyttaleia 9* 15'; Thermia, Seriphos, Siphnoa 9»; Zea, ADdro6,Tui06
8^ öO^; Korinth nördlich bei Paiichom 9> aO'; Korioth zwischen
Algion nnd Galaxaidion 9" 60*; Navarin 10* 15'; zwischen Syra und
Ddos (1843) 12*40'; Porös (1836) 13*20'. Damach habe ich ge-
rechnet: Athen, £leosis Sonion 8*30', Korinth und Nemea 9*.
Nach astronomischem Gebraoch ist der wahre Sodponct 0 s
860* gesetzt nnd von hier durch West 90^ N rd 180«, O»t270* ge-
zihU. Die folgenden Tempel sind nach iß Abtheilongen geordnet,
von denen jede 22*80' umfafät Die Aufzählung beginnt von Norden.
A. Römische Tempel.
I. (180— 202Vt*) fehlt
II. (202Vi— 225*) 1. Gastor und PoUox, Rom 216* 30*
IlL (225-247Vt*) 2. Aesculap, Pompeji 230* 15'
B. Altar sei deo sei dekae, Rom 234» 30*
4. Isis, Pompeji 239«
5. so^'. C^uria Isiaca, Pompeji 241* 15'
6. BasUica, Pompqi 247* 30*
IV. (247Vt~270*) 7. sog. Duma, Nlmes 257*30'
8. sog. Aogustus, Vienne 270*
V. (270— 292Vt*) 9. Venös ond Roma, Rom 289*30'
VL (292Vi— 315*) 10. Burgtempc I (sog. Griech.), Pompeji 300*
11. Concordia, Rom 301*30*
12. Saturn, Horn 302«
13. Kirche S. Maria in Casmedin, Rom 305«
14. sog. Jopiter SUtor, Rom 310» (V)
VU. (Hlß-.t37Va*) 15. sog. Venns, Pompeji 3:U»
16. Jopiter CapitoUnos, Pompeji AHT»
m
VlU. (337Vt— 360») 17. Jaims Quadrifrons, Rom 342«
18. S. Maria in Araceli (Queraxe) 349"
IX. (0— 19. sog. Hercules, Brescia ?•
20. sog. Auguratoriuiu. llora 20^
21. sog. Minen a, Asisi 20» 3ü'
X. (22V,— 45») ^2- Vespasiaii, Horn 34»
23. Faustiiia, Rom 40» (V)
XI. (45— 67V«») 24. sog. Jupiter Victor, Rom 48» 30'
2&. 8. Adriano, Rom 490 30'
26. Fortuna, Pompeji 59* 15'
27. Jaoo Moneta, Born 60« (?)
XIL (67>/,-90o) 28. sog. Memur, Pompeji 71« IS*
29. Cüialcidiciuii, Pompeji 74«
80. Aogosteiim, Pompeji 74*
31. Curie, Pompeji 75* (?)
32. Dogana di Terra, Rom 86*
XIII. (90— 112Vt<*) 9. Venus und Boma, Bom 109*30'
XIV. (112Vi— 135*) fehlt
XV. (135— 157Vt*) 33. sog. Purgatorium, Pompeji 148*
34. die drei Ckirien, Pomp<!^ 156* 15'
XVI. (157V«~180*) 35. sog. Fortuna Viril», Rom 162*
36. Haison carrfe, Nlmea 168*
37. Pantheon, Bom 175*
R Griechisehe Tempel.
I. (180— 202Vi*) 38. ApoUo von Phigalia 182*
IV. (247Vt-270*) 39. Tempel in Korinth 248*
40. Tempel in Nemea 250*
41. Tempel in Eleusis 251*30'
42. Jupiter, Girgenti 255* *)
1) Als Schöne im Frühjahr 1807 Sicilien hereiBU«, war die hier ent-
wickelte Theorie noch nicht gffund.eu und dtslialb untemahtn er die Orien-
tirung der Tempel nur zu dem Zweck, um im Allgemeiaeu zu constatireu.
dftb die Tempefawcm innerhalb der Oremen dei SonneiMufgangi folien. In
Folge deenn eiiid timmilich» Angnben «im Sleilicn liemUdi uniaverliing
«nd eohwerliGh »ehr alt bis «nf 10* geou. Mein Freund lehreibi dnrttber:
»weBD ich die trearige Hcschaflenheit den kleinen Compasae« bedenke, den
ich brmiehte, nnd die mehr als naturalistische Art. in der ich ein Resultat
zu fiiidf'i) siic'lit n mufste, erscheint es mir doch zu aiispruclisvoll, wenn diene
Daten mitsprechen sülien; verweise sie in eine Anmerkung.« DaTa ich lelz-
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181
43. Parthenon. Athen 257»
44. Juno Lacinia, Girgenti 25^
45. Castor und Polloz. Oiigeati 258« SO'
46. Tempel in Segesta 261*
47. Oratorio di Falaride, Girgmti 265«
48. Concordia, Girgenti 266*
49. Kathedrale, Syrakus 266«
50. Erechtheion, Athen 267*30'
51. Apollo (neagefund. T.X Syrakos 268*
V. (270— 292Vt*) 52. tog. Ceres, Paestiim 272«
53b aog. Poeeidon, l'aestoB 273*
54. sog. Basilica. Paestum 273*
55. Athena Nike, AUmo 2750.30'
56. Theseion. Athen 2830 30'
57. Tempel in Sunion 284*
58. & Pancnsio, Taomina 286*
59. sog. Artemis, Athen 289*30'
60. Ceres und ProeeipiBa, Girgenti 298*
Eine solche Znsammenstellang ergiebt zunächst nur einige gans
allgemeiM Gesichtspuncte, wie daCs die Tempel der vergatterten
Caesaren eine sQdwestliche Richtung haben, d&Ca einzelne Himmels-
gegenden vor anderen bevorzugt erscheinen u. r.w. Aber wenn man
erwägt, daCs die Benennung der mei.sten der angeführten Tempel
unbekannt ist, so erscheint der (iewinn vorab ein sehr problemati-
scher. Um weiter zu kommen haben wir uns nach andern Halfs-
niitteln umzusehen und zunächst die hellenischen Tempel ganz bei
Seite zu lassen. Wir gehen ans von d«'r italischen Fulgurallehre •).
Nach Cic. de Div. J, 18.42 theilten die Römer ftir die Beobachtung
der Blitze den Himmel in 4, die Etrusker in 10 Regionen. Diee wird
von Plinina N.H. 2, 54. 142 fg. näher aiu^geführt: laeva prospera exi-
g h u mmiu rf quomam laeva parte rmtndi ortm esi. nee tarn admifuA
9petMtm quem reditusy ske ah ietu rexüä igms tke opere amfecto
atä igm coimmpto spkitm remetä. tedeoim part9$ oaeium m
terem Wuniehe aieht wUlfiilir«, rAhii daher, dafo mdam Wümm kwM fs-
oMMinii M«Mnng«i fieiliaoiier Tempel exiaiiren and aueb daeee anoAborndfla
Werte dem dienen, die Saeblage ra diankterleiren. Die nMgnetiadie Dedi-
oatioB für Siettien hat fleböne zu 14° anf^t'iiommen.
1) Im AIIg(>m<>ineii vgl. die fortreffliehe Aneeinaadefeetrong voa ILO.
MiUer, fitnuker 2, 124 ig.
182
eo sjHcfu divL^ire Tusri. prifmi rst a acptoiirionihus ad (u quinoctia-
lern exortum, serunda <id meridicm, tertia ad at qtiinoctialein occasum,
quarta optincf qttod nltquom est ab occasu ad septetUrioties. hos
Herum in quatemas diinsere partis, ex quibus octo ab exortu akU'
Siran, totidetn e cotUrario appellavere dexiras. ejr his nuunme «Knie
quae sq^tentriatiem ab occasu attmguiU. üaque pluritmm refert «Nde
vmmM fiämim et quo eaneessernU, opiut i Hm ttÜmexartUmreäire
partes, ideo am a prima codi parte 9e$iermt ei in eandem emo»-
eerkU, samma feUeitas portetMwr, quäle StäHos dietatori oaUnUmn
daium accepitmu. cetera ipsius mandi porHoae mmm praspera out
dira. Die Darstellwig UUM ao Klarheit nichts su wOnscheo flbrig.
Die L Hanptregion mnftlM 180—2700, die IL 270—360« — dies
siDd die laevae oder exorihae — die HL 0— eo<», die IV. 90-1801»,
die beideD dextrae. Die Eintheiluig geschieht wie immer durch
Karde und Decnmanus. TheOt man nun weiter jede Hauptregion in
4 kleinere, so erhilt man 16 Unterabschnitte Ton je 22Vt*> wie 'sie
der obigen Au&äUung su Onmde gelegt sind. MflUer hat hiermit
»eine hdchst merkwOrdige ÄttsdnaadersetEang eines spiUem Schrift-
stellers, in dem viel Terworrene Getehrsamkeit, des Martianus Gapella«
▼erbundeo, jedoch ohne ihre Bedeutung und Tragweite klar su er-
kennen. Noch weniger ist dies dem neuesten Heransgeber des Mar-
tianus, Fr. I^yssenhardt gelungen, welcher ^ wol auch von der
jetst zur Mode gewordenen Tuskophobie angesteckt — reconditam
hanc et abstruaam Etruscortm discipUnam des Varro unwürdig er-
klärt und aus mir unerfindbaren Gründen gerade die wichtigste
Nachricht in diesem Bruchstück streicht. Ich lasse zunächst das-
selbe in seiner ganzen Ausdehnung (p. 17, IG — 19,1 Eyssenhardt)
folj.'en. Es handelt sich um eine allgemeine Götterversammlung,
welche Jupiter beruft, um Aber die Vermählung der Philologia mit
Mercur zu beraten:
Nor mnra milifrs lotHs per dirersas vaeli n'(/io)ivs approperant,
quippe discrctis plurimum locis drorum situjuli tnansifahanf d lird
per /odiai um tradum iion nullt snuiulas vel hinas domos (inwuddius
titidarint, i)i (diis tamoi liuhifactdis romtmirirhant. uam i)) srdi-
5 cim d i s r r r n i d iritur cael u ni o in n r r e (/ i o n c s. in quitrum
prima sedc^ hahrrv memoratdur post ipsvm Jor<vt di (Ou.scnfcs Pc-
tinfes Salus ac Larts Ianu.s Farorrs O/irdanri XfHiKniKsquc. in
secunda iiidcm mansitaffant pradrr dv)num lovis. quai ihi quoquc
sublimis est, ut est m ommbus, I'racdiotus (^irintts Mars Lar tm-
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183
Uimrii. Itmo eHam M dcmieiUmm ponidebat, Fom dkm lAfmphae lo
üfm Kovemüm, ied de iertia regume mmm plaemi e o rrogar L
•MM Iem$ Sm m dmi ei lovi» QpmMNtf* JfifwmugNe denm üliie
muH ernttUtdae. Med cMMet eitco iiumn Joeetn fitetwd tu pneeeHh*
JJtsconhQiH Veto ot SedUtattem qms ad »aeras mipHae eorrogarei
p r a et et ü rn q ue emm ipm Pkäoloffiae ftterkU emtper mkmeaeV de eorVi
dem igümr regimte eeim IHutett* qtmd p ah m u tpemm fet, eomuMdmr,
hme Lgnm tihestna JMcUter Lmr eadniis nee nm cMom Milifarif
Fß/Nurqim ex quarto regume venenmi, eerrogmämr ex proxima
trmuemnis dmmbtu
Videamm et Gemme, cot 9110^ /ort» fOU Palee ei Fmnr eum Ob- »
UriUde SeHie fiKa ex eexta poecimim. nmm Man Qmnmu et Ge-
tm$ rnnperim poeiulaH. eed ttmm IJher ae Seemtdmme Fedes voemdm
ex eeptima, F^midem guippe ex radem päd km(fmm detiberatith
nem pHamut adkiben, guod trebro ipti Cj f Ue mo fiierit cbeemda.
oetata vero tnmeemrritiir, qmmmm ex eadem emteii t m ^ t r i m corra- 25
^ofj eoHmgue ex tUa Vena frudne adkibetmr, Itmems
genim aeeitua ex nona, Ntpttme mdem d Lmr owmmm e mutedie
ae Neverita ttigme (hiue ex deeima ecmvemdi», venii ex altera
Fm h m a d VaHtado Fmfore FaMore d Mambm refidaüe, gmppe
ki m emupectmm /orif mm pderaut advemre, ex dmodecimaM
ikmem fa a lw m modo eeoeahar, Feda vrro ex altera podaUmtmr.
ederi qmppe iUie di Mamma demoraiL ex hie eeptena Satmrmu
eiaeqtie eadrdis hmo eoMequentfr aeeüi, Veioeie ae di pabHei ter
quimo ex Inmte eomeoeanimr. ex ultima regioae Xoetmmw Jmmr
tmreeqpm terredre» t imü Uer adffoeati, ex euadie igUmr eaeli regio- 86
mbae adrotatie deie ederi j qmn Axenoe voeatU, ipeo eomem meMte
CgUenio eowoemdmr, tmte dementorwm praeatdee alqae atäitati»
pabiieae m en t i m a q ue eultorea ommaqae pepidm poteatahmt, qmbm
AtMMie mdlaa aaeeeaaor Mtooftir, eonfeatim ommea Iowa imperio com"
tondit im atdam eaeliiem romibrmditma venere aideribma ^
1) Durch IftMK'rs Vcrmittlunjt hat Herr DrK.rfand«»»- in Bern die Krofse
(iefallifrkcit ;;ohaht au« «l-'m Vi«\. Iiernfn«i« Wh mul 331 'beide Aitfanjj 10.
.lahrh.), SüWie auch von den in bi-i-lcn hetindlich' ii Scholien Bor^^fsillijjr Ab-
•chhft des lietreffend'-n Stückes für mich anzufertigen. I>ie Hoffnung, daraat
ei1i«blie1ie VerbeMerungcu des TmIm bu gewinnen, bat lioh Ittdar $h IrA*
feriteh w w U x n . Von wiebtigeren L««nrten nnd ra enribnra Z,7epenmm.
• «MM Mh«iiii fafv. «bar d«r SeboUMi in • bw Inr. 18 feber m, femr h.
19 sn c an img mm tegmm dto eritürend« Uebwwbrift /ovic Amm^. 90 ptim
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184
Müller hält das Ganze für ein Fraornient aus den etruskischen
Fulguralbüchern ; es sei voll von üchtetniskischer Lehre, obgleich auch
dem Bestreben tler lianispices geniäfs allerlei fremde Götterlehre
aufgenommen und in die sechszehn Regionen vertheilt sei. Hierron
ausgehend bemerkt Eyssenhardt (praef. p. 36), da& das Ganse an-
möglich von Martiaous Capeila ausgedacht sein könne nnd dies mit
vollstem Becht Aber wenn er nun weiter die einzelnen Gdtter als
etniskische nachzuweisen sucht und bei dieser Gelegenheit Interpo-
lationen von Bfartianus Hand anzunehmen genötigt wird, so ist das
▼ergebliche MOhe. In dei^enigen Gestalt, hi welcher das BmchstOck
vorliegt, ist von etrnskisdien Gottheiten Nichts zu sparen, viebnehr
das Ganze durch nnd durch rOmisch. Ich zweifle nicht, daft diese
tiefe und sinnige Lehre, welche zu den aUerwichtigsten Ueberlicfe-
rungen der italischen Religion gehOrt, aus Varro entnommen war,
der, wie Eyssenhardt p. 43 richtig ausftOirt, gleich im Folgenden
als Quelle zu Grunde liegt Ein wahrer Jammer aber bleibt es,
dafls das Fragment in emer so Hldcenhaflen und abgeschmaAten
Fassung erhalten ist, wie Oapella sie ihm zu geben ffir gut beAmd.
Immerhin genfigt dieselbe, um tine klare Anschauung von den
Hauptdispoeitionen des Himmelstemplum zu gewinnen. Man hat sich
dasselbe nach Anleitung von Tafel 4 als Halbkugel zu denken oder
besser als Kuppel mit einer Oeftiiung in der Mitte, genau der Kup-
pel des Pantheon entsprechend. Am höchsten Zenith in Mitten des
Ganzen wohnt Jupiter oder die Weltseele (Augustin, Civ. Dei 7, 6. 9).
Mit siegender Klarheit spricht sich in dieser Lehre die Kinheit des
italischen Gottesbewu&tseins aus {eumdem, quem noSj lovem intdle-
gunt, rcctorrm cusfodemque unirerfti, ammum ac spirittm mundi. operi^
huius (hminum et arfißcrm, rui nonim onme rorivfwt Seneca Nat.
Quaest. 2, 4")). Es ist daher auch völlig correct, dafs Jupiter Blitze
schleudert am ^^an/.on Himmel in allen Ki Iicgionen (Scrv. Verg.
Aen. 8, 427) ; denn im höheren Sinne sind doch alle Götter nur
Emanationen dieses einen. Durchmustert mau nun im Einzelnen
<f famor. Xvmrii fmetm h. 96 ko»p^ wie die «äderen Hendeehr. 39 ebenw»
fiablt <t. 29 ebeneo «ofetiMio fvborque pattor. Die Scholien rind «riitloe. —
Nachträglich erhalte ich von A. Wilmanns in Rom die Varianten des Regin.
1987 sacc. IX und Regin. 1335 saec. X. die leidi r auch Nichts erpt'h* n. —
Eyssenhardt streicht Z. 7 Noctumm, 9 ut est m omnihus, ohd. lar iinlitnria
ohne jegliche Berechtigung. Z. 39 die Handschr. quis Numac mfdtus succM-
SOT indicatwr, qui, Eyasenbardt qui Numae nuUi sueee$»ori lüdfew i fi i r .
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185
die GMtemflMn «nuMr, m «tont nan, (bA je ml lidi geges-
«ber liefaDde GnippeD n eunader GonipleBMile biklei, 1 nid 9,
3 oad 10 n. 8. w., ferner dalk aich die GmnMi 1 x 9, 3 x 10
in einer «eiteren BesielHing m 6 x la, 6 x u «.t. w. etehen. Um
dieee widitige ErectoiBnng ni Tumniflmlifibiini stdle idi d i ew i bcn
1x9 5 X 18
hipiUr hmü m» BupUae lupUmr
Di
OperUmei
3
Arno
Fm$
Di Nü wmtU m
3 X
htpUer Seemmtkmmi
loviMOptdmlia
Discordia
SediHc
A X
Lytisa mhethri$
MukSber
Lar cctdestis
Lar w flÜ er i i
Fmor
10
n
Pattor
Mmm
13
Stmem
hmo
Ceres
VMleßetn$
6
Püiee
Faver
Comu Man
Fata
DiMe^
U
7 X 15
Seamdamm Fein Di pMid
FVam
8 X 16
Vetiefhiehu No dwtm
m
Die rcboroiustinununfi zwischen den z'isammengestellten Grup-
pen fällt auf den ersten Blick deshalb weniger in die Augen, weil
die meisten Namen uns fremd erscheinen. Sie wird aber im Verlauf
dieser Fr()rterung in ein immer helleres Licht gerückt werden. Zu-
nächst gewinnt liicnlnrch die Fugural- und Auspicienlehre ein neues
Verständnifs. Die Etnisker nannten neun ( lütter, welche Blitze
schleuderten, und untersihieden 1 1 Arten von Blitzen, indem Ju-
piter ilber drei verfügte {Plin. N. H. 2. l.SS). Wir wissen indessen
nur 8 (iötter als solche nachzuweisen: Jupiter, Juno, Minerva. Vul-
can, Mars, Saturn, \ eiovis, Summanus (Müller 2, 16.V). Und /war
wirft Jupiter aus der 1. 2. 3. Region nach dem bestimmten Zeug-
nis von Acron (zu Hör. Carm. 1, 12. 18); in der 2. wohnt femer
Juno, in der 3. Minerva, iu der 4. Mulciber. Dies sind die dn laevi
et laevae, timslrwim r^fi ü mm praetides H immki partim» dexierar
rum (Amob. adv. Gent 4, 5). Saturn and Veiovis wohnen in der
14. und 15. Itcgion. In' die 16. mag Sommauus falten, dessen Blitie
vor allen anderen geflirelitet werden; in die 13. Ifan, dessen BUtie
zOnden (Plin* 2, 139). Damit wäre did NordUUfte des Himmels er-
sdiöpft und man sieht gar nicht ein, wo der fehlende nennte Gott
unterzubringen wäre, es sei denn in der 1. Region neben Jupiter.
Die Rdmer hatten die feinere Unterscheidnng der Blitze aufgegeben
und kannten nur Tages* und Nachtblitze (Plin. a. 0.), obwol eine
andere (Quelle deren 4 Arten nennt (Serv. Veit;;. Aen. 1, 42). Im-
merhin ist es klar, daft die HImmelseintheilung in correqNmdiiende
Begionen auch den einfocheren römischen Auspiden zu (yrnnde liegt
Man scheint vielfach Aber die Beobachtungsweise irrige YorsteUnogeB
zu hegen und abersehen zu haben, dato es ante alter Höflichkeit
liegt, wenn der Augur mehr als die eineHftUte, die cmtiea desTem-
plum hätte beobachten sollen. Der Augur steht auf der Decussis,
dem Schneidepunct des Decumanus und Kardo. Nach Mittag ge-
wandt umfafst sein (iesichtsfeld .Südost zur Linken, Südwest zur
licchten; nach Aufgang gewandt, Nordost zur Linken, Südost zur
Rechten. Ueber die Zeichen im Einzelnen wissen wir nicht viel
anderes, als dals hnks glücklich, rechts das (iegentheil bedeutet
Hierbei bleibt aber unentschieden, wie die Götter der jHUÜea sich
änf^rten, ob die Regionen 1—4 in denen von 9—12 (aatgaftr; Sif;).-
iHr fz n'ir ctQinttQotv f ri ia ()t^t(< Hion. 2, .">). oder aber in 5 — 8,
was näher zu liegen scheint. Auf jeden P'all aber richtet sich
die Frage an den ganzen üimniel, was eben nur uutei' der An-
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187
nalmie einer engen Verbindang von Antien ind PMüci nOglidi
endieuit.*
Dm nihere VeraUndnilb der gnnien Lehre wird erat gewonnen,
wenn wir sie mit der Frage nncb der Tempelorientimng in Verbin*
düng aetien. Nacli der oben gegebenen Konrnmenstellnng baben
wir SV Penqwji einen Tempel des Jupiter nnd Jnno oder Aesenbp
and Valetado in der 3. Region, am Himmel den Jnpiter Secnndan«
and JoTis Opulentin; in der oorreepondirenden II. Region hier wie
dort die Fortana. In Rom liegt in der 6. Satam, am Himmel da-
gegen hat er die oorrespondirende 14. Urne: eine ümeteHnog, die
sidi daraoa etnfiich erfclirt, dalb der Gott C^mec« rHu verehrt ward.
EHe 8 Cnrien an Pompeji liegen in der 15. den di pMiei entapre-
chend; die eorrespondirende 7. enthilt den dreiielligen Japitertempel,
die Talel nennt statt dessen lAber, Aber schon froher haben wir
gefiindea(8. 131), dsfii Liber and Agtiter arsprOngÜch mit einander
identisch sind. Die Goincideni in den angegebenen Fillen ist des-
halb nicht snlUlig, weil sich keine einsige Instans gegen dieselbe
aafUiren ttfi^t. Wenn sie nicht sofort noch klarer in die Angen
springt, 80 liegt dies einfoch darin, dalb wir hier eine Gleichung mit
swei nnbekannten redinen.
ZnvOrderst ist noch die Frage sa berflhren, in wie weit man
die Tempetorientirang ans etmskisteher Disciplin absaleiten hat Es
UUbt sich swar nicht leugnen, dab die Harospices aadi nm den
Tcnpcibaii sich bekOmmerten (Plin. Kp. 9, 89) imd in swäfelhalten
Fillen Uber den Festkalender, jder, wie gleidi geseigt werden aoll,
eng mit der Orientirang snaammenhingt, Entidieidangen abgaben
(Macrob. Sat 1. 16. 22); aber nie scheinen doch immer nnr anter
aotogewöhnlichen Umständen herbeigeholt sa werden. Dnfli die
RSmer sa Cieeros nnd Plinias Zeit für die Beobachtang der Aaspi-
cien den Himmel aar in 4 Reghmen einthetiten, wird man aller
Wahrscheinlichkeit nach anf den allgemeinen Verikll der Disciplin
sarAcksafllhren haben. In der That wird ancfa die Eintheilong in
16 Regionen als gans allgemein beseichnet (Serv. Verg. Aen. 8, 427
Moni aemi pkftiei de tedecim parübut codi iaoi fiämim: eine in
den Scholien sehr häufig genannte Quelle s. Index Script bei Lion).
Und mag sie nun von den Etmskera erfunden sein oder nur kunst«
mftftig ausgebildet und treuer bewahrt, unter allen Urostinden
nimmt sie im System der italischen Theologie eine gans hervorra*
gende Bedeutung ein.
188
Die Kintheilunj; des Himmels in 10 Regionen piebt ein wich-
tiges Hülfsmittel ab. um die einzelnen Tempel zu classifiriren und
näher zu bestimmen. Indessen niufis man noch weiter aussehen, ob
nicht andere Pnncipien zur Losung dieser Frage sich gewinnen
lassen. Wenn die Orientirung der Tempel durch die Eintheilung des
Himmels bedingt wird, so liegt es nahe zu vermuten, dafs sie
gleichfalls in Beziehung steht zu den himmlischen Zeichen, den Ge-
stirnen. Zunächst und was am Deutlichsten erkannt werden kann,
der Sonne. Ihr Aufgang und Untergang bilden die beiden Pole, um
welche sich nicht blos alle Theilung der Zeit dreht, sondern alles
Leben auf Erden schlechthin. Ueber diesen beiden Zeitpuncten rulite
die höchste Weihe der Religion. Nun haben wir S, KUj gefunden,
dafe die ältere Praxis den Decumanus zu ziehen sich nach dem
Sonnenaufgang oder -Untergang orientirte. Und zwar geben die Gro-
matiker ausdrücklicb an, nach dem Sonnenaufgang am Gründnng»-
tag. Was vom Stadttemplum gilt — das Yersteht sich im Grande
TOD idbst — darf andi auf dmi GOttertempel ' im engeren Sione
Obertragen werden. Darnach wQrde dielUehtiiDg derTedipelaxe dem
Orflndongstag des betreffenden Tempels entsprechen. Der ChrOn-
dnngstag nahm im rQmischen Cultns die hervorragendHte Stelle ein
(▼gl Verg. Aen. 8« fSOO -Sihmo fama eti vettrea aaerasae PtUugot,
arvmm peeorisque deo, hieitmgue äkmqw; dam bemerkt Senrios
koe a Bomemis trasU, qpud qmB mhü fuU tarn «ofeiMie, gmm dies
eoiueeraiioms). Er beseichnet mgleich den Geburtstag des Gottes;
denn jedes Templam wird von einem bestimmten individnellen Gott
bewohnt, dessen Dasein an den ihm geweihten,Banm auf das Engste
geknttpft ist (8. 147 Amob. adv. Gent 7, 82 TOhins naUOia ett.
dU emm ex niene proäemit et käbeni dies laetos, gmbm eis adaerip-
hm est auram mmpare vOuilem). Auf den Gründnngstag fiUlt das
Hanptfest des Gottes (Lactant. In8tit.6,20 nam Usdonm eekbraüoites
deorum festa amU, siguidem ob nataks ewrtm vd iemgUortm nmufwm
dedieationes sunt constiiuti). Von einem grof^n Theil der Feste
des römischen Kalenders winl die AnkUpfung an Tempelgrflndungen
direct bezeugt; aus der reichen Stcllensammlung von Marquardt, Röm.
Alt. 4, US. An. (vgl. Lobeck. Aglaophamus 1, 434) entnehme ich
Fest p. 147 Martins calendas maironae celehrahant, quod eo die lu-
nonis Lurinae cudis coli corpta erat] Ovid. Fast. 3, 837 von den
(^uinqunfrus . .panm licet vidms Captac dclubra Mkierme, qtuie den
itatali coepit habere suo, Festusp. 257 (^muguainis . . . Minervae
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andern dieaium eum ^^em exisHmofif. quoä eo ^t> aedis rim im iltm-
tino consetraia e^. Von anderen iäfst sich dassi'lbi' auf weicertn
Wege nachweisen, so dadi enUichiiMlcn die Mehrzahl der auf einen
l>est im raten T:ig fallenden Feste auf diesen Zusammenhang zurUck-
zuführen ist. Durch derartige P>wägungen erhält die Frage nach
der Tempelorientirung ein neues Licht Sie stellt sich nach den aufge-
fUhrten Prämissen sehr einfach : wenn der Festtag eines Gottes gegeben,
ll&t sich nach diesem die Lage seines Tempels bestimmen und umge-
kehrt aus dem Tempel der Gott, dem er angehört. Allein in dieser
Allgemeinheit bedarf der Satz der Einschränkung : er gilt zunächst nur
für Tem[)el, welche zwischen 'JHß.^To und ;^01.2* einerseits, ebenso zwi-
schen 57.5SO und 122.2^" fallen, insofern die ersteren innerhalb der
Grenzen des Aufgangs, die letzteren innerhalb der Grenzen des Unter-
gangs liegen. Also kommen in diesem Sinne in Betracht die helleni-
schen Tempel fast sämmtlich. von den itahschen die liegionen 4. 5.
12. IH ganz, 3JJ. 11. 1 4 zur Hälfte. Dies ist die erste Klasse von Tem-
peln ; ihr Kennzeichen, da£) ihre Längenaxe in unmittelbarer Relation
zur Sonne steht. Aber gleichwie nach einem zweiten System der Limi-
tation (S. 12) die Hauptlinie von Nord nach Süd läuft, und wie die Au-
spicienlehre auch ein nach Sttd orientirtes Templum kennt (S. 172), sn
umfafst die zweite Klasse diejenigen Tempel, deren längenaxe außer-
halb, (leren Queraxe in Sonnenaufgang und -Untergang fällt. Von der
Nordhälfte gehört in diese Abtheilung 146.47" bis 211.12«, von der
SOdbälfte 327.2b» bis 32.:{30; mithin die 1. 8. \). IB. Region ganz,
2. 7. 10. ITi zum Theil. Endlich die dritte Klasse enthält diejenigen
Tempel, «leren [hängen- sowol als Queraxe keinerlei Beziehungen zur
Sonne hat, die also zwischen 211.12« umrjHr. ;57o, 302'» und .S27.28^
82« und :)7.58o 123« und 146.470 liegen, d.h. Thetle der 2. 3. 6. 7.
10. 11. 14. 1'). Kegion.
Man wird fragen, was denn überhaupt mit jener ganzen Theorie
von Sonnenaufgang und seinem Verhältnifs zur Tempelaxe gewonnen
sei. Die Antwort gehen die angefügten Tieleschen Tafeln, nach denen
bei einiger Mafsen exacter Orientirung einer Ruine mit völliger Ge-
nauigkeit die beiden Tage gefunden werden können, an welchen da.s
Azimuth der auf- oder untergehenden Sonne in die Axe dersell)en
fällt. Der iulianische Kalender mit seinen Festen liegt uns in sol-
cher Sicheriieit und Vollständigkeit vor, dafs die Probe, ob die Tem|)el
der Kaiserzeil der hier entwickelten Theorie entsprechen, sich sehr
einfach anstellen läOA, Zum GlUck künnen wir ja auch wenigatena
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190
ein paar der riUnischen Tempel bestimmt benennen. Die Probe,
welche man z. B. mit dem Concordia- umi Saturntempel am Forum
za Rom (N. 11. 12) vornehmen mag, erweist sofort die Richtigkeit und
pfaktificbe Anwendbarkeit unserer Theorie. Dieselbe erstreckt sieh
Aucli auf die Mtere Zeit Zwar ist man gewohnt den npobUkanl-
sehen Kalender fiir em wahres Honstntm anszogeben und den römi-
schen Sehriftgelehrten die Kunde abzusprechen, wie viel Tage ein
Jahr gehabt bitte. Jedoch sind derartige VorsteUungen stets »H
dem entschiedensten Mistrauen aafkonehnien. Die chronologischen
Systeme des Altertums bewegen sich siUnmtlich um einen einsigen
Oedanken, in dem aussicfatstosen Streben die Ausgleichung fiDr drei
mcongruenteGrKften zu finden, Tag, Jahr und Monat Die Versuche,
dies Plroblem zu 10sen sind ebenso verschieden gewesen, als die Natur
und eigene Begabung den Völkern versdiiedene Bahnen voigezeidnet
hat Die gelehrte Forschung alter und neuer Zeit ist hier wiederum
in den mehrfach erwähnten Grundfehler verfallen, die Entwicklung,
welche der historischen Ueberlieferung voransliegt, viel zu kurz an-
zusetzen und Anfänge construiren zu woUen, die wenn Oberhau|it,
so doch nur auf weiten Umwegen sich gewinnen lassen. Sonne und
Mond nehmen in der Verehrung der Menschen die höchste Stelle
ein; von ihnm erhalten die Naturreligionen ihren wesentlichen In-
halt Deshalb wird auch durch ihren Lauf den anzelnen Culten
und Festen jedem der gebührende Platz angewiesen. Im republi-
kanischen Rom waren, wie Columella ausdrücklich bezeujk^, die
Feste nach dem Kalender des Kudoxos bestimmt, welcher dem
iulianischeu nahe verwandt ist: 9, 14 nec nie f'allü Uijjpwchi ra-
tio, quac docft solsfitia et aequinodia non octavis scd pritnis par-
fUnts Mfpiotum confici. rn-ion in fuic ruris disciplina sequor nunc
I'J u d 0 j- i (• t Met 0 n i s a n f i q u o r it m que f a s t o s a s t rolo (f o-
runi, qui sunt aj)fufi puhhris sarrifirils, quia et notior
e^st iMa retus agrirolis ronctjita opinio. Dieser Festkalender ider
uäniliche. den Mouimsen in der Chronologie seinem Bauenijahr
zu Grunde legt) hat die Orientirun^i der älteren Tempel bedingt
Für die Gleichung mit den julianischen Daten ist zu beachten, dafs
Frühlingsaequinoctium den '2'k März, Soniniersonnenwende Ende Juni,
Herbstnachtgleiche 24. Sept., Wintersolstiz 25. December gesetzt
wird. Wie die Daten des eudoxischen Festkalenders in iulianisrhe
umgesetzt worden sind, so ist dasselbe von den nnch alteren l'esten
ebaiso anzunehmen. .Nach unserer Ansicht von dem Wesen der rö-
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191
mischen Religi(»n konnte sie sich in der That nicht, wie Mommsen
will, nach einem Kah^niler richten, der »schon in sehr truher Zeit
zirnilirh unbekümmert um Mond und Sonne seinen ei^'eni'ii Wt'ti
gegangen ist^ iC hron. 15). Wir nehuK'n vielmehr an. dafo auch
der ältesten Zeit «ler Lauf der Sonne und die relativ sichere Ii<»-
stimniun^ der Feste durch denselhen vollkoninieu gelauhi; war und
rechnen auch für sie annaherml nach eudoxischeni Kaientier. Wie
sich zu dieser durch den Lauf der Sonne streng geregelten Festord-
nung die ofticielle /eitreciinung verhalten habe, kann hier nicht
untersucht wenlru. Der grofse Kreislauf der Natur (a»»«.«. antmlw!)
stellte die Befugnis.S4* und .\nrechte der ein/einen (kittheiten an die
Verehrung des Staates fest. .Vber naiuenllich im bürgerlichen Leben
mufste sich das Bedürfnils einer kleineren F.intheilung der Zeit gel-
ten<l niacheu und insofern ist die .Messung nach dem Monde ebenso
alt wie <las freie Sonnenjahr. Die Bedeutung, welche derselben im
Cultus zukommt, tritt freilich durchaus hinter derjenigen der Sonne
zurück. Während der Kalender nur die (/f>.s- statuti, die festste-
henden Feiertage enthält, möchte man vermuten, dafs <lie Wandel-
feste, die f'crine coureptirae gerade wie zum Theil noch in der christ-
lichen Kirche durch den l*auf des .Mondes bestimiiif worden seien.
ImAnschlufs daran könnte man meinen, dafs die Tempel der dritten
Kla.sse vorzugsweise derartigen Festen angehörten : <lamit wäre eine
Krklärung für den fundamentalen Liitei-schied gegeben, welcher sie
von der Mehrzahl der itali.schen Tempel aus-sondert.
Wir l)etindeu uns hier auf einem Gebiet, dessen .\usdehnung
und Eigenthündichkeit noch zu erforschen bleiben. Ks k<»mmt vor
allem darauf an, gewisse leitende (irundgedanken auf dieser Knt-
deckungsfahrt stets gegenwärtig zu halten: zuerst die Ueberzeu-
gung von der Gebundenheit und riesetzmäfsigkeit der antiken Reli-
gion, ferner die Betrachtung auch der sog. I rzeit unter König Ko-
nuilus und Nunia als des I'roducts einer langen, vorausgehenden, für
uns ganz unübersehbaren Kntwicklungsreihe. Je tiefer man sich in
die l'eriode der Anfänge hineinzuleben versurlit. destc» fester und
fertiger erscheint der enge Kreis, in dem dieselbe sich bi»wegte. desto
grofoer auch der Schatz an Erfahrung, über welche sie bereits ver-
fügte. Die Sori;falt und ("lenauiirkeit der .Mten in der empirischen
Be<d)achtuug der himmlischen Zeichen kann nicht b'icht zu weitge-
hend gedacht werden. Vorstellungen wie die früher erwähnten vnn
der Itohheit und Unwissenheit römischer Me£ikttnsUer beruhen aui'
192
gänzlicher Verkeniuiuu der natürlichen Piedingungen eines südlichen
Landes und einer culturlosen Zeit. Icli wiederhole hier den Aus-
spruch von Plinius N. H. 18, 284 nuiis fiiit prisronmi rifa ntquc a'mc
lifteris: non tninm tarnen ing miosam ftUsse in Ulis obsfrvationem ad-
parebit quam nunc esse rationem.
Der uralte Festkalender, welcher auf König Numa zurück-
geführt wird, hat nur für Rom oder licichstens den Umfang des
latinischen Stammes unmittelbare (ieltung. Indessen geniäfs der
engen Verwandtschaft, welche die siimmtlichen Zweige der italischen
Nation verbindet, wie sie sicli als immer wiederkehrendes IlesulUit
unserer früheren Untersuchungen über Stadt und Staat, Sage und
Geschichte herausgestellt hat, kann die Annahme nicht abgewiesen
werden, da(ä ebenso Beligion und Feste überall im Wesentlichen über-
einstimmen. Deshalb durfte der Versuch gemacht werden, auch die
Uteren Tempel Pompejis, welche aus oskiscber Zeit datiren, aus dem
rSmisciNn Kaknder ztt erkUron.
DaA aufter der Sonne noch die Anlg&nge des Moides und
einaelner Sterne von herrorragender Liclitstärke, wie s. B. Sirius
und Venus die Richtung der Tempelaxe beeinflu&t haben, ist mdpdi
und an sich glaublich. Auch wird es hoffentlich einer vorgerOdcteren
Forschung gelingen, diese Momente ausfindig su machen und schärfer
iu pifldsiren. Gegenwärtig Icann es einzig und allein darauf an-
kommen, unsem Hauptsatz xu beweisen. InsofiBm lasse ich alle wei-
teren theoretischen ^rterungen bei Seite und wende mich zu den
Thatsachen, auf denen sich meine Behauptungen stotaen. Sie allein
können die berechtigten Zweifel heben, wekhe sich dem Leser hier
auf Schritt und Tritt aufdringen mflgen; auch lassen sich nur em-
pirisch aus dem vorliegenden Material einige Grundsitze Ober Tem-
pelorientirung ableiten.
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Kapitel VIL
Biniseke TeapeL
Im Folgenden sind die S. 179 aufgefilhrten rOmiaehen Tempd
einzeln besprochen. Der nfldiste und haupttächUche Zwedc dieser
Erörterung ist darauf gerichtet, die im vorigen Kapitel gefundene
Theorie empirisch su beweisen. Die Bedeutung derselben für To-
pographie und Religion wird Jedem ohne besondere Betonung ein*
leuchten. Es liegt auiter dem Plan dieser Untersuehung, die fiesul-
täte, welche sich in der einen wie der anderen Richtung schon jetzt
ergeben, in ihren Consequensen su Terfolgen, theils weil wie die
PrOAing so auch die Verwertung derselben passend specielleren Be-
handlungen Qberlassen bleibt, theils weil h^r nur der Anfang ge-
macht werden kann, die Orientirung der Tempel Ar die Wissen-
schalt fruchtbar su machen.
Ueber das Verfidiren in den nadilolgenden Rechnungen schicke
ich noch eim'ge Bemerkungen voraus. Die Messungen sind von SchOne
ohne Kenntnib der angehängten lloUstafehi, also mit völliger Unbe-
fangenheit gemacht; darnach von mir nach den S. 178 angeg^ienen
Declinationen in die astronomischen Werte umgesetzt >). Die Mes-
1) !>» ich der Kurze \v.'„mmi nur «U-ii K-tzteriii Wi-rt. nicht die Kech-
Bttng angebe, au inOgea swei iieinpiole dna Verfuhren veranschaulichen. licnu
trots aller Sorgfttt könnt« tinh unter elwn 00 Angaben mügliober Weise ein
Miaveratlndnife eingeaolüiohen heben, nnmcntlioh «eil die Compeiee den 8Ad-
|Hinei niflht 300*. londem 180* reebnen. Freilioh ist, wie ieh hoffe, dieaer
f>*all ){ar nicbt und am Wenigsten bei einem der wichtigeren Tompel eioge*
tniflen. Ateo s. B. achrrtbt Schöne: »AmlAciMi NSUnie iMirall* ) mit derAiM,
18
194
Billigen Bchwankeii in der Regel nm Vi— 1*; die Beschafienheit
der Ruine bei ▼etsehiedenen Versuclien eine noch grlUtere Abwei-
drang gab, ist solches stets bemerkt Die Angaben sind hierauf
ohne Weiteres auf die folgenden Hfllfttafeln Übertragen. Denn wie-
wol diese eine ganz specialisirte und ezacte Rechnung gestatten, so
reichen fOr eine solche die vorliegenden Mittel nicht aus. Dabei
bleibt Mehreres unentschieden, nämlich: 1) bis wie weit die Alten
selber in ihren Beobachtungen genau gewesen sind; 2) ob das Azi-
muth ftir den Mittelpunct der auf- oder untergehenden Sonne, wie
im Folgenden gerechnet ist, oder aber nach dem ersten resp. letzten
Sonnenstrahl oder endUch fflr die ganze Sonnenscheibe beobachtet
ward (die Differenz beträgt in dem einen wie anderen Falle 15');
3) kann für die meisten Tempel das Grflndung^ahr nur ganz ap-
proximativ ab^^eschätzt werden. Dies macht, von der Gründungs-
epoche abgeselien, da unsen^ Tafeln für Schaltjahre gerechnet sind,
durchweg Fehler von 15'— 45'. Alle diese Unsicherheiten jedoch
sind nicht gar grofs und heben sich vielfach gegenseitig auf. In der
Mehrzahl der P'älle sind wir mit völliger Sicherheit im Stande das
Datum bis auf 5 Tage und darüber hinaus genau zu finden.
Zur Erläuterung d«'r Aufi^angs- und Tnteryangsdaten bedienen
wir uns des iuhanischen Festkalenders, wie er in der Ausgabe Momm-
sens (C. J. L. I. p 293—412; v^l. auch Marquardt, H. A. 4, 444—403)
vorliegt. Das Verhältnifs des eudoxischen Kalenders zu demselben
ist nach den S. 190 bezeichneten l'i*rrectionen angenommen worden;
begreiflicher Weise wird die rnsicherheit hier gröf^er. Die behan-
delten Tempel, soweit sie der ersten und zweiten Klasse angehören
(S. 189), geben je 4 Kalenderdaten, 2 für den Auf-, 2 für den Un-
tergang. Man wird nach den anderweitig bekannten Momenten,
welche für die Hestimnmng der Tempel in Fracke kommen, daraus
das Haupt- oder Gründungsdatum zu ermitteln, ferner zu untersu-
chen haben, in wie weit die übrigen drei Tage zur Feier des Gottes
in nachweisbarer Beziehung stehen. Der iulianische Kalender weist
einen unferkeonbaren Parallelismus m seinen Festen auf, indem
zeigt die Nadel 351—351'//.; folglich liegt dl«- Axo H'/,— 9" östlich vom
magnetischen, d. h. 4'/a — 5° westlich vom astrouoinischcn Nordpuuct, = 175°
oder 175'/a''. Oder »Coneordia OWlinie der Axe parallel zeigt die Nadel
814—16*«; folglich Axs44— 45<' vom magnetiMdiMi, wS7Vt— 66Vi Tom astro-
BoniMheB Sftdptinet » SOiVi— MtVi^
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m
cormpoBdimde Feite die gleiche Somwnl&nge haben. Doch wür-
den erst ToigerOcktere Untenuchuigen Aber Tenvelorieotiniiig dieecB
ZoMmiiMiihMig mit der erferderlichcn Klarheit naehwelfleii kKniieii.
Die Baapreehug der eionhieH Tenpel folgt der 8. 179 gegebenen
AafidUdung.
1. OHtnr nnd PoUni, Rom 216* 80'.
Es ist die Bouie der drei Sinlen swisehen der BasOiea Jnlin
■ad dem Vestatempel gememt, «ikbe neuerdings allgemein den an-
gegebenen Namen Dfthrt (o. A. bei Dyer p. 66). Eiheblidie Anf*
schlösse gewihrt die Orientimiig oicbt, weil sie m keinerlei Besin>
hnng snr Sonne steht Doch Terdient Beaehtong, dafii fai der 2.
und 10. Region einerseits Gottheiten des Wassers, aber anch krie-
gerimhe nnd ritterliche Götter wie Man, Lar militaris, Neptnn and
Gonens wohnen: ein Umstand, welcher sn der obigen Annahnm stimmt
Ich vermute, dnfli derTempd dem Fomm den Rücken inkehrte nnd
habe ihn darnach der 2. Region angewiesen. Im anderen Fall lag
er mit 86« SO* in der 10. Region.
2. Aescnlap, Pompqi 280*
ÜTerbeck 1, 86. Dieser kleine Tempel liegt an der Ecke der
Stabianer- nnd bisstrafee. Der Bestimmung desselben kAnnen wir
liemlieh nahe kommen. Es finden sich nimfich m der Cotta swei
Statuen aas Terrscotta, Aber Lebensg rö lbe, die von den einen als
Japiter nnd Juno, von den anderen als Aescnlap und Hyglea ge-
deutet wefden. Anfterdem fimd sich noch eine BÖste der Minerva.
Dieser Thatbestand wird trefflich dorch die dmnpUo codi erlintert,
wekhe in- der 8. Region Jupiter Seenndanus, Jovb Opulentia, Mi-
nerva anfiiAhlt Die in dem Stabianerthor befindliche oskische Wege-
bauinaehrilt (Huschke, Osk. S|Hndenkm. S. 180) redet von einer iada
tM« nmUhimi. Nach der ganien Entwiddung, welche der Wege-
bau m Italien genommen hat, unterliogt es fttr mich keinem Zweiiel,
daft in so froher Zeit nicht von einer Pflasterung anüierhalb der
Stadt* die Rede sein kann, m etUa long Müiekü ist eben der hier
behanddte Tempel. Daraus folgt dann' weiter, daJb der Dienst den
Griechen entlehnt war und es pnftt vortrefflich, daft Aescnlap unter
dem Namen des miMen goldigen Jupiter (Ztt^ fiuUxtos) eingebür-
gert ward. Die via Ima endfich, welche die Inschrift erwähnt,
wQrde anf den Kardo maiimus, die Stabianerstralbe sn besieben
sein. Vorliulig bleibt dies freilich hypothetisch; denn die Inschrift
ist in mehreren Stocken nicht sicher erfclirt und Oberhaupt llftt
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sidi ihi« Deotnng nur darch eine specielle Untersnchimg der Lo-
€alitftten an Ort und Stelle gewinnen.
In dem Hofe vor der Cella steht ein AlUir, der aber dem Tempd
nicht die Front, sondeni die Schmalseite zukehrt. Leider sind Schtoe
und ich auf die Wichtigkeit der Altäre für die Orientirungsfnge m
spät aufmerksam geworden und deshalb ist es anterlassen worden,,
die Lage der Altäre eigens zu bestimmen. Schöne schreibt mir:
«soweit ich sehe, gehört zum Wesen ,der ara, dafs sie auf ihrer
Oberfläche längs den beiden Nebenseiten Erhühunuen hat, die meist
als Polster nach Analogie des ioiii^rlion Capitells gebildet weiden.
Ich glaube, dals das zum Begritl" tier ara gehört und sie charakte-
risirt; dt'iin die INdster werden beibehalten, wo es sich nur darum
handelt, einem Getäfs oder (iebäude den Typus der ara aufzupniuen,
besonders an den (Gräbern (Scipionensarkophag, die grofsen Gräber
an der Via Appia und in Pompeji), l'.ei den (irabcippen von dieser
Form könnt« man annehmen, dafs wirkÜdi darauf geopfert worden
wäre; hier könnten also wie hei den eigentlichen Altären i>raktische
Rücksichten malsgebend gewesen sein, welclie die Form natürlich
ursprünglich vcranlafst haben. iMe Polster erscheinen nun immer
auf den N'ebenseiten, wenn die .\ra oblongen (irundrifs hat. den
Schmalseiten, und unter allen Umständen steht liischnft. liau[>trelief
etc. auf der oder deu Seiten, welche oben die l'olster nicht haben.
Diese leeren Seiten sind also die Hauptsciten, die eine davon die
Facade. Pie Altäre finden sich zum Tempel verschieden gestidlt:
beiiD Venug- oder Aesculi|iteiiipel liegt ihre Facade der Tempela]Le
parallel, die Polster parallel mit der Tempellacade; beim Hereur- und
zwei Altiren des griech. Tempel umgekehrt Dies ist doch sehwerlich
zuiUlig. Bei den Altären der Larencapellen lie^t, so weit idi mich
erumere, die Facade der Ara immer der Wand mit dem Bilde oder
der Facade der Aedicula parallel«. ' Diese Bemerkangen mochten
hier eine Stelle finden, um zur genaueren Beobachtung des That-
bestandes ancnregen; zumal da die griechische AulEusung udmI Be-
handlung des Altars eine wesentlich andere zu sein scfaenit (Her^
mann, 6. A. 88). Der Umstand, daft die Altäre in vielen Fällen
senkrecht auf del: Tempelaxe stehen, der Opfernde mithin dem CMt>
terbild die Seite zukehrt^ erklärt sich aus der italischen Weltan-
schauung. Das Temphim wird durch Kardo und Decumanus be-
stimmt und wurzelt damit in vier verschiedenen Regionen. Im vor-
liegenden Fall liegt die Front des Altars in der 7. Begion, in wel-
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chonlie raint4ilini<( ln' Tri;is wdlint (S. lmmi). Oli ijcn.iu in (l4'r(Mi La^r,
<mI*t der Axo un<(n*s Tnii|»«'ls ent>pr('<lH'H(l. <1. Ii. oh (mIct
32U',4*', darüber knuiitc cr^t eine neue Me>sun;-' cntscheideD.
*3. Altar s> i dn, sri ih irw, Rom .HO'.
Ks ist <ler altertüniliche Altar uenirint. weiclicr an» nw. Fufs
des Palatin mit fler Front narh (l»Mn Tiber zu .steht (C. .1. L. 1,
6S"J). Die njlnilirhe (iotthcit >Mnl hautitr rrwahnt, besonders in den
ArN .ilactcii. Wenn es im Allgemeinen unhotinimt bleiben iiiufs,
nach welclu'u l'rincipien die Tempel der dritten Klas-e geruhtet
wnrdi n. so begreift es sich um >o leichter, warum dieser Ciutt au&cr
jeder Relation zum .Sinnenautj;ang Hieben n)u£äte.
4. Isis, rompeji •_*.">;»",
I>urel» die liiHliriff. welche seine Wiederherstellung nach «lern
Krdbebi-n G.i n. Chr. erwähnt (.1. Ii. N. 224.»), sowie die hier betindliche
Isi.sstatue und llieni^'Iyphentnfel ist die Bestinimun^' des TempeK /wei-
fellos gesichert. An der llinterwand der CVlIa steht eine Statue des
Hacchus. Innerhalb de.s l'erilM)los (v^I. den l'lan bei ()verbe<k 1*,
100) befindet .sich ein kleines nach NW. 14^^") orientirte> Sacellum,
in dem eine Treppe /.u einem r»runnen ( herai)führt. Aufserdem
liefet hier eine \icre»ki^e Brunnenötl'nun^', weh he jetzt auf den Sarno-
eanal Fontana.s mündet, die aber bei der Ausgrabung mit verbrannten
Fnuhten und Asche angefiillt war. l>ie Flestimniung dieser lleilig-
tiuner im l.iii/elnen lileibt dunkel. I)ie Onendruni^ des Teni-
p<'ls ergieltt iuliani>ch "»'(; Juni 1.!'12 Juli tür den .Vufgang. Jan. 3
I>ec. 12 für den I nterjiang. lUviehungen zu ))ekaiinten Isisfesten
lassen sich hier nirlit erkennen; es sei denn. daf> man den Aulgang
des Procy(»n hierher rechnen wcillte. der den l.'».Juli fallt (C<»luniella
11. "J;. Allein es wäre doch befn'mdeiul nach dem I'rocvim und
nicht nach dem I riihauCuanu des Siriiis .sell>er zu bestimnu*n; h'tz-
terer wird alwr auf (leii Jti. .luli gesetzt Cvgl. Ideb r. llandb. I. rjr)fg.l.
l'nter diesen riii>tän(leii erx heint es mir ilurchau> wahrseheiiilicher,
dafs der Isiscult hier unter einlu imischen Formen sich eingebürgert
hat. Die I.sis tritt in Italien riebt eigentlich auf als Fortuna (»der
Venus. Hiermit stinnnt es vortreftlich. dafs die Orientirung dieses
r<'mpels fa-t iienan zu dem der Fortuna ('.'i" \W) (|;i.> l'omplement
bildet. Darnach würde man liir »lenselhen keine anderen Festtage
zu statuireii haben als die der Fortuna, s. Nr. 2<>. Die Anlage des-
selben, die doch irewilV nicht früher gesetzt werden kann als das
letzte Jahrb. v. Chr., hat verschiedene bauliche L münderungen zur
1
W8
Folge gehabt: namentlidi ist, wie Schöne mieh flüher aa Ort «od
Stelle belehrt hat, von der dahinter liegenden sog. emia üiaea ein
Drittel abgeschnitten ond zum bistempel hinxogefügt worden. Wel-
che HeiligttUner hier froher gestanden, IlUkt sich natflrlich nicht
erraten und ebenao wenig die Bestininiang des sog. Pargatorinms
und jenes merkwflrdigen Tempelachachtes angeben. Nor ist daran
zu ernmem, da& die 8. sowie die oorrespondirende 11. Region den
Sits des Unterwelts- und Todtencults hQden.
5. Cnria Isiaca, Pompeji 241« 15'.
Orerfoedc l*, 134. Zu dem was von anderen über diesen Sftulen-
hof mit seinem rätselhaften Postament gesagt worden, habe ich nichts
Neues hinzusuillgen. Dafe er einem Gotte geweiht war, erscheint
mir nicht zweifelhaft. Aber den Uteren Tempeln von Pomp^i go-
genllber ist, wie in der Natur der Sache liegt, ZurackfaaltuDg ge-
boten.
6. Basilica, Pompeji 247» 80'.
Overbeck 1*, 128 Ig. Name und Bestimmung des Gebäudes
dürfen als sicher nn^esehra werden. Andererseits l&fst sich nicht
verkennen, dafs dasselbe einem Gotte geweiht sein muMe. Um
diesen zu ermitteln, müssen wir auf frühere Zeiten zurückgehen,
weil ein an der Wand der Basilica eingekratztes Datum das J. 79
V. Chr. nennt, übcrhauj)! der ganze Bau entschieden zu den älteren
gehört. Die Oriontirung giebt erwünschten Aufschlufä: wir finden
als Aufgangsdaten den 8. Mai 10. August iulianisch, d. h. etwa 10.
Mai 12. August eudoxisch. Der 12. August ist der Festtag des viel
gefeierten Hercules von der Ära maxima auf dem Ochscnniarkt in
Rom. Kein Gott erfreute sich bei den Italikern allgemeinerer Ver-
ehrung. Die Weihung eines Gebäudes, in dem Handel und Verkehr
ihren Sitz aufgeschlagen hatten, an Hercules pa Ost vortreftiich. Denn
wie von ihm Segen und Fülle ausgeht, so ist er zugleich der Gott
der Treue, bei dem die heiligsten Eide geschworen werden (Dionys
1, 40. vgl. Preller, Köm. Myth. 64.5). Er berührt sich eng mit dem
Dius Fidius oder Semo Sancus, der nach der Tafel die correspondi-
rende 12. Kegion bewohnt. Es pafst gleichfalls sehr gut zur Be-
stimmung einer Basilica, dafs die Frauen an dem Cult dieses Gottes
keinen Antheil haben. Der 10. Mai weist kein Fest auf; aber der
Banemkalender berichtet Vergüiae toiac apparent, den FrQhaufgang
der Pl^aden. Sie heilten mit ächt nationalem Namen Sucuhe und
kern Thier steht in so enger fieoehung sum italischen Hercules wie
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das Schwoin; ja msin könnte sein Wappontbier nennen. DieOrien-
tirung ergiebt für den l ntcrj^an« 3. Febr. 1 1. Nov. iulianisch, 5. Febr.
13. N(»v. oudoxisch. Der letztere ist einer der liiichsten Festtage
des Jupiter (cpitlum lotis), der ersterc wird durch die Gründung <ler
CoHcordia in arce ^lekennzeichnet. Doch erscheint es sehr zweifelhaft,
ob diese Tage mit vru lieuendein Gebäude etwas zu thun haben. Da-
hintiejren wird es sich nicht abweisen lassen, die am 12. 14. 15. 16.
November gefeierten plebejischen Spiele hierher zu ziehen, welche
nach einer ansprechenden Deutung Mommsens, Gesch. d. röm. Münzw.
1?. <i20 dem Hercules gelten. Man darf gegen die gegebene Deutung
nicht einwenden, dafs dem Hercules Kundtempel zu eignen scheinen;
denn als eigentliches Wohnhaus des Gottes dürfen wir die Basilica
nicht bezeichnen, der naialis Unndis fallt vielmehr auf den 1. Vi'-
bruar. Dafs ich die Ansicht Momm-eiis i l'nterit. Dial. S. 2>}2), nach
der Hercules ein national-italischer (iott ist, der erst spätrr mit dem
griechischen Herakles zus;imineuge\vorfen ward, tmf/ der Kinwen-
du Ilgen l'rellers u. A. fur durchaus richtig halte, braucht kaum be-
merkt zu «erden.
7. sog. Diana, Nimcs 257" 30'.
Ueber GrundrifV. Lage. DesdiafTenheit des Tempels s. Descrip-
tion des monumeus antiques du .Midi de la France par Grangent,
Durand, Durant, l'ai i> L^IO 1,71» fg. Der Tempel ist gew(dbt und
hat aufser dem Hauptpostament an jeder Seite neben dem Ein-
gang 2 Nischen, ist also im (ianzen auf l'{ Statuen berechnet. Ein
Apollokopf ist hier gefunden worden. Der Tempel liegt hart an den
ausgedehnten Thermenanlagen des alten Nemausus. Die jetzt ge-
wühnliche Benennung entbehrt jeglichen Gründels. Die r»ben er-
wähnten Architekten haben ihn weit angemessener F'antheon getauft.
Allerdings ist die Uebereinstimmun)]^ mit dem Pantheon zu Rom
sehr gering, weit erheblicher diejenige mit dem .\ugusteum von
romi)eji oder dem Serapisheiligtum von Tozzuoli. Nach Tafel 3 er-
geben sich al- Daten für den Aufgang 12. April 4. Sept«Miiber. d, h.
der Anfang der Uuli Cercris und der iudi Rotnani. So ^'iit nun auch
diese Festtage für die Stittung eines Tempels in einer römischen
Colonie passen, nicken wir (Ix h damit seiner Bestimmung um nichts
näher, öer Untergang triüt auf den 27. Februar ( /•.YMirrm) II». Oc-
tober {Armilitstrium), beides Marsfeste. Ich lasse dahingestellt, ob
aus den Altertümern von Nemausus eine nähere Deutung und Ver-
wertung dieser Daten zu gewinnen wäre.
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8. sog. Aup:ustus, Vienne 270».
Eine neuere Publication dieses zierlichen uod wol erhaltenen
Tempels ist mir nicht bekannt; die älteren genügen nach den um-
fassenden U('nstaurati()iisarboit<?n der letzten Jahre nicht mehr. Er
bat 6 Säulen Front und ebensoviel an jeder Langseite; die Säulen
umgeben aber nur den vorderen Theil der C«lla, die Rückwand
der Cella springt der Breite der Porticus entsprechend vor und
schliefet (liesc nl». Zwölf Stuicn tühron hinauf ; in der Mitte der
Treppe ein jzrofsor vorspringender Altar. IMr jctzitre Bonennuniz
entbehrt, so weit ich sehe, der Begründung, liegt abei- dnch von der
richtigen nicht gar so weit ab. Die Lage des Tempels fällt in die
Aequinoctialpuncte '22 Mär/. 2.'). September. Der letzte Tag i^t der
Venus ymctrix geweiht und diese Deutung pafst für unseren Tempel
ganz vortrefflich. In den Seitenni.schen der Aufsenseite des Tempels
dürfen wir demnach SUituen von Caesar und iVuizustus voraussetzen.
9. Tempel der Koma und Venus, 289" '50' resp. 109» 30'.
Der prächtige Doppeltempel ist ein Werk Hadrians, später ge-
wöhnlich ttmphim Urhift genannt. Die Identität «lesselben mit der
grofsen Iluino auf der V'elia oberhalb des Colosseum, zuerst von
Nardini richtig erkannt, uuterhegt keinem Zweifel (Nardini Koma
antica 1, 287 Ausg. von Nibby; Beschreibung Roms 3, 1. 299 fg.,
Becker, l optigr. S. 444). Insofern bietet sie einen passenden An-
bait, um die Bichtigkeit unserer Theorie zu erproben. Znnichst er-
glebt sich, daib die westliche GeUa das BiM der Venns, die OstUcfae
das der Roma enthielt. Der Untergang fUllt inlianisch anf den
29/30 April 18/19 August Vom 28. April bis 8. Mai wird das Fest
der Flora gefeiert mit aller Ausgelassenheit und Lust» welche dem
Frühling ansteht (Preller, ROm.Myth. S. 378 fg.). Diese altitolische
Gottin efotspricht vollkommen<der Venus: denn tetsterer Name kommt
fiberhaupt in den Alteren «priesterlichen Urkunden der BOmer gar
nicht vor (Macrob. Sat 1, 12. 12). Es stimmt daher sehr gut, wenn
ein Tempel der Venns an diesem Fest^ das auch in der Kaiserzeit
SU den beliebtesten gehörte, gestiftet ward. Dasu kommt aber noch
ein Zweites. Die späteren Schriftsteller erwähnen öfters, dalb der
eigentliche Name der heiligen Stadt nicht Rom laute; aber es galt
fiür den höchsten Frevel den geheimen Namen kund zu thun (Plin.
N. H. 3, 65 Bmoy cmus namen äUerum eUeere areams wenmoma-
rum nefas habekirf qptmmaqiie ef sohiforf fida abdlUim emmOmni
Valerms Sormus luUque mox poenas» Macrob. S. 3, 9. 5 ipsim vero
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uintu-n i ti(UH (htrfissimis i/ftifinifiim est ciii > nfihits llii>tutiii< n*' quotl
.snrf,i a^l'iisus tirlns Jtosfium firissr si tinrntinf iiliui if>st tfnoffiir
hosfilt evctrationr pafn enfur. si /uf' htr sum tionu h lin uhjtn i tur. >(i v.
AiMi. 1,277. vj_'l. lUrker. liüni. Alt. 1 1. l h. Man tn;iLr sich
j:ern mit Hecker über die "Unnützr (inllichhi altor iiihI iiciut l'lii-
loloyen, was denn dies für ein .Vatiic ir^'Wi'x'U ^«'i- är^'frn. .\bor
»Aberwitz der s]iiUesti'n /cit" ist es <bMiii doch nicht allein, wenn
LyduR de mens. 4, r>o als "uoKn/or ömiKt von Korn aniriebt Flora
o'iotti <(r,'hiinti. ijhrij^ens irtuf ir ()i/.'iy yru uAn'»^ ^i^Jf!Ql.^n.
Die Notiz stimmt auf da.s Ue-stc /ii dem l iiistainl, der jetzt erst ms
lacht tritt, <lafs das Templiim Trbis an den Floralien sein Fest
feierte. Alu-r unch den» zweiten Ta^' kommt eine hohe HedeutunR
zu. l>er 19. August ist der Venus geweiht und zwar als Weintest
Vinaiia. Letzteres be<xe},'net schon am J >. .Vpnl. aber hier dem
Jupiter geweiht t \ ano Id.. H, Hl) ; Mommsen p. 'Mi nimmt an. dafs
beide Tage ursjiriinglicli diesem eigneten und der ("ult d«'r Venus
erst später hinzugetreten sei. l)ie.se .Vnnalime unterlieirt manchen
Hedenken. Immerhin erscheint die Verbindung der M idi matter mit
dem Staatciigriinder Liber f»der Jupiter vgl. S. i:{0) sehr wo| be-
pründet und reicht gewifs früh hinauf. Wenn somit die ( )rientinmg
des Venustempels aus dem l'estKab'nder die erwünschtf Deutung
erhalt. s<» grhen wir nun zu der iia« h<>sten gerichtetm Hnm i iiiier.
r>er Auli:ang fallt lulianiscli auf den 11 12 Februar '\ 2 Ni.sriulM r.
Die älteren lled.ictionen des Kiilcuders. wtdche unter Kaiser l lau-
dius aufhören, ireben für das erslere Datum kein fest an; dagegen
die spateren /um 11. <jniialii i mit l ii « u^^jHelen. zum 12. Ituli (je-
iiialtri. Mommsen hat ganz richtig vt rmutt l. dafs dies Fest dem
(jeuitts p*ij>uli ItouKini gegolti'U haben möcbt«'. Kr k<mnte freilich
nicht wissen, dafs dasselbe nicht erst von Aurelian, sondern, wie
unser Tempid aufser Frage setzt, bereits von Hadrian gestiftrt wor-
den ist. Als correspnndirenden Festtag müssen wir nicht den 2. cxler
;t., s«»ndern vielmehr den I.November ansehen, den letzten Tag der
von Sulla gestifteten huli Vtrtoriiv . Die Homa wird als Minerva
dargestellt, auch im vorliegenden Fall, wie die Angabe des Servius
Verg. Aen. 2, 227 beweist, der von d»'n Schlangen an den Minerva-
bildern redend bemerkt ut ma.nma pars in spiram rolhcia ante jicdrs
»it. colln rrrn cum rn/ti(ihus rrrctis f>nst rlijtnon. i. r. int er srutum
et simulari inn ilrar httrhant, ut est in tnnpln nrhis lionuu . Als
solche trugt sie häutig die Victuria auf der llechten uud äu schickt
908
es sich gar wol, wenn sie hier gleichsam als Athena Nike gefeiert
wird. Eine inhaltsvolle Zusammeastelliing für diesen letzten gUa-
zenden Schmuck der urfts Borna aäemot der unter den Zeichen von
Flora und Vktoria, von Liber und Vemu und Gen m t gestiftet ward.
Höchst merkwürdig ist auch, daA der Isiscult sich spiter des einen
dieser Feste bemichtigt hat; dne Hauptfeier der igyptisehenGdttin,
auch hier wieder an die VorsteUungen Ton Venus und Fortana an-
knöpfend, fftUt in den Ausgang October und An&ng November. ~
Zu den AufschHlssen, wekhe die Orientirung gewlhrt, stimmt die
deoer^Mo eadi vortrefflich. In der 6.Begion findet sich detOmms
und dadurch erhalten die Mi gemalici neue Bewährung. Die cor-
respondirende 13. Region nennt diei^o, eine ernste UmgebuDg, der
unser Tempel vollkommen entspricht — Die bisherige Erörterung
würde erschüttert, wir aiif?erdeni genötigt die Fehlergrenze, sei es
in der Orientirung des Tempels, sei es in unserer Messung bis auf
3'' hinauszurücken, wenn es wahr wilre — was unter den Neueren
Preller, Röni. Myth. S. 707. Mommsen p. 391 annehmen — dafe das
ten^lum Urbis am Parüienfest gegründet sei. Diese beiläufig von
Niebuhr, Beschreibung Roms 3, 1. 301 Anm. widerlegte Ansicht stützt
sich auf Athenaeos 8 p. 361 f. hvx9 Ü ovaa io(ft^ ra ^lagilict fuv
naXai xaXotfUva vir di ^wfiatOf t^g nolicog Tvx!) ^'onv /.aiti-
Sgi fürnv vnn tov navt^ (igiarnv y.ai ftovaixfOTornv ßaoüJioc^ ^-Idgia-
voi . fy.a'vijv rijv r^fiigav y.ai' mai /ör f iiat}ftni> aynt ai ;iärr€g oi
tt]v ^ Pi'ifirv Y.aTotv.m vttg y.ai o'i iit:i idtjtorntg il :in?.ii. Auf die
hier erwähnte Umbildung dos Parilienfestes durch Hadrian bezieht
sich eine Münze desselben KaistMs (Kckhel, Doctr. Nuiu. G, 501)
anno TJCCCLXXIIII mUfali) urlbu^) }'(anlibus) cir(rmscs) con(sti-
tuti), nebenbei nacli Eckhels Zeugin fs die einzige Münze, welche ein
Datum ab urhe cmdita anführt. Diese Münze, dem J. 121 oder 22
angehörend, widerlegt ohne Weiteres einen Theil der Erzählung des
Athenaeos; denn die Erbauung oder, wie zu verstehen sein wird,
die Dedication des Templuin Urbis fällt nacli der bestimmten An-
gabe Ca.'^siodors p. G37 (Mommsen) in das J. 135 und folglich kann
darf i'arilienfest, das Hadrian 121 neu einrichtete, mit jener Grün
duDg Nichts zu thuu haben. Uebrigens begreift sich äufserst leicht,
dal)!} zwei seitlich und begrifflich einander so nahe Uegsnde Daten
wie das Parilienfest und die Grftndung des Bomatempds Yon Athe-
naeos confundirt werden konnten, um so mehr als gewi/h auch am
letsteren eine Feier des 21. April statt hatte.
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203
10. Tempel der BurprRöttin von I*nm|>rji :^00*.
Im Verlauf dieser Untersuchungen ist das sofi. Forum trian-
guläre gelem^ntlich als Arx bezeichnet worden. Ks ist ein dreieckiger
Platz, nach Norden durch Propyläen von der Isisstrafse geschieden,
▼on Osten durch eine vom Theater hinaufführende grofse Freitreppe
zuganglich, nach Satleu steil abfallend und durch eine hohe B(V-
Mhungsmauer eingefaßit. Eine Halle von 100 Säulen umgiebt den
Platz, auf dem der natürliche Hoden überall zu Tii«;e tritt. In Mitten
liegen die düiftigen Uelierreste des sog. Griechischen Tempels, drei
Altäre, eine Kinfassung (sog. nritifo), ein kleiner Rundtempel vor
demselben. Dafs in diesem weitaus ältesten Theil der Stadt die
Burg zu erkennen sei, ist längst ausgesprcK-hen worden. OveHieek
1, 72 mufs sich freilich »>auf alle Fälle« gegen diese Benennung er-
klären, weil die Lage beträchtlich (V) niedriger als die des Forum
sei. Diese Theorie auf Rom angewandt würde zu dem Schluß) fahren,
dafs die Arx nicht auf dem capitolinischen Hügel sein konnte, weil
der Palatin um UV höher ist. Indessen da der Verfasser schwer-
lich über ähnliche Conseiiuenzen des näheren nachgedacht, können
wir seinen entschiedenen Widerspruch auf sich beruhen lassen •). —
Die Lage gewährt eini|jen Aufschlufs über die Gottheit, welcher der
seinem Stil nach etwa dem 5. oder H. .lahrh. v. Chr. angehörende
Tempel gewt iht war. .\l8 Datum des Sonnenaufgangs ergiebt sich
nach eudoxischer Rechnung der 11. Januar und II. December, die
Sonnenwende auf den 26. gesetzt : der erste Tag bezeichnet durch
das Fest der Camientaiia, der letztere durch das Se}>tinKmt*um.
( arinenta ist eine der ältesten und ansehnlichsten Gottheiten Roms;
sie hat einen eigenen Flamen, nach ihr ist ein Thor benannt ; wie
Mominsen herv(»rhebt. stand ihr Fest noch spät in hohen Khren.
Als Mutter des StadtgrUnders Fvander und Geburtsgöttin darf sie
recht eigentlich als Stadtmutter aufgefafi?t werden. Das Fest des
Septimontium, an dem nur der bevorzugte ältere Theil der Bürger-
schaft (die montani vgl. S. 85), participirte, stand wahrscheinlich
damit im Zusammenhang, wenn derselbe sich gleich im Einzelnen
nicht mehr nachweisen lä£it. Es verdient die höchste Beachtung,
1) Per %'on Cicero pro Sulla 21, 61 erwähnU' Stroit zwi-clu n Pom-
j)f);inern und ('tilotiisU'n ühvr «Ii»- nmbuliitio ist sicher auf die erwahnlc i^rofsc
i'orticua neben dem Theater zu beziehen: denn der Zugang zur Burg ward
im latatorcn ohne Zwtüri am rtUgiteen Ik Nl enkw v o t M lh i M— ■
304
dab diese Feste, welche man nar gar zu geneigt ist fOr spedfiscli
rSmische zu halten, nach dem unverSchtUchenZeugnifii unseres Tem>
peb in einer oskiscben Stadt wiederkehren. Welchen Namen wir
der hier gefeierten Gottheit geben sollen, ist schwer zu sagen. Her-
cules, Jupiter, Neptun, Bacchus, auf die man frtther geraten hat,
fallen selbstverstlndlich fort Es mufe eine der Juno verwandte
Göttin, etwa eine Juno Populona, vielleicht sogar die spftter umge-
deutete Venus Pompcgana gewesen sein. Damit stimmen die weiteren
Daten: ein Azimuth von 120" weist auf den Untergang Juni 1, Juli
16/17. Am 1. Juni fand ein Fest der Juno Mooeta, der Burggöttin
Roms statt Damit darf man vieUeidit in Verbindung bringen die
grolse Parade der römischen Ritterschaft, welche an den Iden des
Quinctilis in feierlicher Procession auf das Capitol zog. — Vor dem
Tempel stehen 3 Altäre und eine merkwürdige niedrige Einfassung,
welche als Stall fftr die Opferthiere, Aschenbehälter u. s. w. erklärt
wird. Dieses sog. reekUo liegt in der Axe des Tempelbildes, doch
mit jrerin^'cr ,\bw('i( hnng nach Süden 121« 15' resp. 301« 15'. Ich
möchte glauben, dal>i dasselbe die Göttin vor Evocation zu bcnvahren
und auf dem Wege aus der Stadt heraus zu fangen und fe.st/uiuilten
bestimmt war. Diese Ansicht, welche sich an Ort und Stelle un-
willkürlich aufdrängt, findet eine gewisse Bestätigung durch die
Orientirung, Für den Aufgang mflfste man annehmen <len '21. D<'e.,
das Fest der .Xnjierona, jener geheimnifsvoUen (iüttin. welche die l'n-
bekanntschaft des Namens der römischen SrhutzgoLtheit personiti- •
eilt (Vgl. Mdinmsens t'ommentar). — In der (Icsnljifio carli haben
wir die Hiugjiöttin zunächst wol unter dem ^irnius zu erkennen, ge-
rade wie in der 5. liegiou itonia gleichialls durch deu yetnua aus-
gedrückt war.
11. Conenniiii. Kom 801" 'U)'.
15ei Besprediun^; des Koinatenipcls haben wir uns geweigert
die Fehlergrenze bis auf aiisziidehiien: aus einem tb>ppelten
Ti runde, einmal weil der Festkalender der Kaiserzeit astroiuunisch
genau hxirt ist, zweitens weil die wenigen itekannten Tempel in Rom
mit verdoppelter 8(ugfalt und zu wiederliolten Malen von Schöne
gemessen worden sind, insofern an ihnen gerade die Tiieorie be-
wiesen werden sollte. Jene Ruine ist aber immer noch gut genug
erhalten, um eine ziemlich genaue Messung mit dem Compafs zu
ermöglichen. Wer den jetzigen Zustand der Area des Goncordia-
tempels gesehen hat, wird es begreiflich finden, wenn sich hier eine
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DiffiBrent ergiebt DieManaig ackwankt iwisdiei 901 */• und SOSVt*-
Die Identittt der Ruine mit dem nach Beitegaog des Stiadelviden
fon Oamittas gegiUndeteD, 7 v. Chr. — 9 b. Chr. toh Tiberius neu er-
beuten Concordiatempel steht vollkommen ÜBst (Becker^ Topogr.
S. 311)» ebenso ab DedicationsCag der 16. Janoar. Das Azimath
des Aulgaogs an diesem Tage betrigt nadi inlianis^r Eeebnuag
299«; also eine DÜferens ton 2* acy. In Wirklichkeit ist dieselbe
aber aof 1* SCy sn redodren, weil bei einer Orflndnng desi. Jahrh.
natflrlich eodoxisch sa sihlen, d.h. dasSohtis auf den3ö.Dee. an-
SQsetsen ist; denn da£) an der alten Orientirung nichts gerüttelt
warde, versteht sich von selber. Es liegt hier einer von den Fällen
vor, wo dieGenanig^eit des von uns eiogeschlagenen Verfahrens fBr
die feineren Bestimmungen nicht ausreicht Aber um die GrOtse
der Fehler an ermittehi, weiche von den Alten gemacht sein mSgen,
mflikte doch mit besseren Instrumenten der Versuch gemacht wer-
den, dieBnine genauer lu messen. — Als corrsspondirenden Festtag
haben wir wol den 1. Deoember ansusehen, der auch der Fieku
gilt Neben der Comeardia Augusta würde jene vortrefflich passen,
vgl. N. 80. An eine Verbindung mit der Borna Jka, dersn'Fest 68
V. Chr. in die Nacht 8/i December fiel (Marquardt 4, 289), scheint
nicht gedacht werden su dürfen. — Die Untergangsdaten sind nicht
deutlich. Setzt man dem iultanischen 16. Januar gem&l!» dieOrienti*
mng auf 299*, so führt das Azimnth des Untergangs von 119* auf
zwei Kaisertage den 26. Blai, dessen nfthere fiezichnng unklar, und
. den 23. Juli inmitten der htdi vietoriae OoMorii, oder wie zu ver-
binden ist, den 22. JuU gleichfiills ein Concordiafest
12. Saturn, Rom' 302«».
Wenn ich früher in einer Cardinalfrage der rümischen Topogra-
phie die Ansichten der Italiener gegen meine Landsleute habe vertreten
müssen, so bin ich jetzt m der angenehmen Lage den letzteren zu
ihrem Recht verhelfen zu künnen. Niebuhr und Bunsen, Be^hr. Roms
3» 1. 4«, Beeker, Topogr. 8.312 ^. haben mit Bestimmtheit den ab-
weichenden Ansichten der italienischen Topographen gegenüber daran
üest gehalten, da& die Ruine der 3 Situlen dem Saturn, die Ruine
der 8 Siulen dem Vespasianstempel angehört Nach den wieder-
holten Ausführungen Camnas haben sich dagegen die Neueren wie
Preller, Regionen S. 146, Th. Dyer S.63, Detlefiwn, Ann. dell* Inst
1860, Plan, zur entg(>genstehenden Ansicht bekannt Mit Unrecht
Allerdings hatte Becker nach dem vorliegenden Thatbestand nun
I
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gerade keine ßefugnife zu schreiben : »da£ä die Ruine der drei Säulen
dem Tempel des Saturnus angeliürt, ist eine der entschiedensten
Gewissheiten, die nur noch von lieuten, welche ihr Dafürhalten höher
stellen als die Quellen, oder absichtlich die Augen verschliefsen, ver-
kniint werden kann.« Allein man kann zu seinen Gunsten drei neue
Argumente ins Feld führen: erstens wer die Ruine der drei Säulen
dem Vespasian zuschreibt, jiibt dem Tempel eines Divus Lage nach
Osten; das ist meines Wissens ohne Heispiel. Zweitens unter der
nämlichen Voraussetzung erhält Saturn Lage nach NO. oder SW.,
für einen Tempel, an dem riiu (iraeco miiiistrirt winl, gerade nicht
besonders passend. Endlich drittens fällt die Axe des Tempels
auf den Gründun^^stag. d. h. in das Fest der Saturnalien (Liv. 2,
21 u. a.). — Das Azimuth am Tag der Sonnenwende beträgt 302«
7' und differirt noch um lU Tage vor derselben nur um 3.3', Aus
diesem (Irunde läfst sich gar nicht aibsehen, ob unsere so genau
stimmende Aii^t^abe sich auf den 17. oder 19. Dec, bezieht, noch
wie viel Tage spater die Soiineiiv»eiule zu setzen sei. Unter sol-
chen Verhältnissen ist niclit init (iewifsheit zu ermitteln, welches
zweite Fest den Saturnalien entsprochen haben mag. Am ersten
möchte man an den 7. Januar denken; denn ohne Frage stehen
die ludi compitales 3—5. Jan., welche den lares viales galten, in
BeUttion mit dea LareHtalia am 23. Dec. und nach der nämlicheii
Gleichung, welche den Wendepunet der Sonne ftufdenST.Decaettt,
wflrde der 17. Dec dem 7. Jan. entsprechen, an welchem dem Janns
Circoaspiele gegeben wurden. Immorhin Ist die Annahme seh^ un-
sicher, weil das Fest erst von den spAteren Kalendern aageflihrt
wird. Ebenso wenig finde ich sichere Anhaltspnncte, um die Unter-
gangsdaten, resp. die Feste an denselhen mit einiger Wahrschein-
lichkeit SU ermitteln. — Noch int der Abweichung zu gedenken,
welche zwischen diesem Tempel und der detcrigiw eaeU stattfindet,
insofern jener in die 6. Region flUlt, diese aber den Saturn in die
oorrespondirende 14. Terweist Die Abweichung erklärt sich voll-
kommen aus dem bekannten Umstände, dalb Oraeeo rüit dem Gott
geopfert wurde. Dies wird zwar zunichst nur erklirt mit cqpifs
t^perto; mdefll wird man nicht anstehen dorfen, auch griechische
Orientirung hierbei als notwendig Torauszusetzen.
13. S. liaria in Ck>smedin, Rom 306*.
Die Orientirung schwankt zwischen 304*30' und 806* 30^. Der
ansehnliche in diese Kirche verbaute Tempel (Beechr. Roms 3, 1. 879)
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ttMnchirar dttfcliOoaiUiittimilBBMeUeB. Auf den Foran Boarivn
keDMO wir drei barflhmteTenpol, tob Harades, FwtiiDa UBd Mater
Matiita. Davon lag der ersta^ em Roodtonipel, hieter der genaairtcD
Kirehe, wie de Rossi, Am. delL lost 1854 p. 128 aieher beBtimml
hat Beeker, Top. 8. 481 sachte aoantfllhreo, dalh 8. Maria io
GoanediB die 8teUe der Fortana eimlmiBt; aUeia aehon Dyer p.97
bemerkt im mutt eonfm tkat Beektr'g hmg tmd labomed argvmmU
m ik9 md^fed ü fmr frum hem§ eemktemg. Die Anaabme wird
weiter erMrhattert durch die de$er^aiic codi, nach weldier Fvrtmia
ia die 11. Regk» gehAri; wenn man sie anch keineswegs daraif
ebM Weiteres beschriokeo dOrfte, so konoMii denn doch smiehst
■inr die eorrsspondireDdea BegioM 3, vidleicht aich 7 nad 15 in
Betracht So bkibl mr Mater Matate flbrig, rielleicht ideitisch nü
der COenku Solia fOm, welche die Tafel aeant Die Fraaengtttia
würde gar wol su der hm eadeäi$ in der correqHMidiraMlei 14.
BegioD stimnea. Setaeo wir mit einer im voiiiegenden Fall dareh-
ans gerecfatintigen Aenderang von 8* die Orientimng sa 803* an,
so ftlhit ans das Asimoth des Uatetgangs anf den 11. Jnni üo-
tnHia, DedicatioDSteg des Tempels der Mater Matnte. Die Beweis-
kraft, welche man hierin Sachen mdchte, wird dadnrch abgesdiwldit
dafii der nimhche Tag der Fortuna eignet Endlich weift man auch
nicht, ob unser Tempel, wie hier angenommen, der 8. oder aber der
14. Region suxuweisen ist
14. Jupiter Steter, Rom 810*.
Die Ruine ist in ehiem solchen Zustendc^ dab eine Messung
nach dem von uns eingeschlagenen Verfthren ein gans ungenaues
Datum liefert In der That lautete eine frflhere Messung auf 296»,
eine apitere auf 814*; weshalb denn auch Schtee diesen Tempd als
unbrauchbar beieichnet Immerhin scheint fest su stehen, daft er
in die 6. Region gehört Die ihm von P. Rosa (vgl dessen ph«
des MDes du palais des Casars k Borne, Jnin 1888) gegebene Be-
nennung Jupiter Stotor scheint der dner^Mo eaeU nicht su wider-
sprechen, insoiem diese in der 8. Region u. A. Mars und Quirinus
anfitihtt. Zu einer sidieren Entocheidung reicht das vorliegende
Material nicht ans.
15. sog. Venus, Pompc^fi 884*.
Overbeck 1, 101 fg. Die Benennang Venus stQtst sich auf
1) M diMw O ai^t w JKit wiU ieb die Lsmt voa «iaer nmtD Bni-
206
eine hier geftmdeoe Statue dieser Göttin. fiCao fand &nier die Halb-
figur einer Diana aus Bronze. Eine gleichfalls aus diesem Tempel
stammende Inschrift mit den Siglen T DV 8 \öei Mommsen, J. B.
N. 2199 zweifelnd Telkin deae vofum solpit auf. Diese Vermutung
erhält eine gewisse Stütze durcli den bisher wenig beachteten Um-
stand, d&ts sich in der Cella ein Omphalos befindet. Garrucci, Quest.
Pomp. 72 wollte den Tempel Mercur und Maia beilegen, deren Col-
legium so häufig auf den pompejanischen Inschriften b<M5Pcrnet. Dies'
ist recht wol möglich; denn Maia und Terra sind weiter Nichts als
verschiedene Namen derselben Göttin (vgl. Macrob. Sat. 1, 12. 21.
audor est Cornelius Labeo huic Maiac kl est terrae aedetn kalendis
Malis dedicatam auh nomine Jionae Deae et eandem esse Bonam
Deam et tctram ix ipso ritu occuUiorr sacrorum doceri possc ron-
firmat. Itanr eandrm lionam deam Faunamquc rt Opern et Fatuam
pimiificum ItOris indi<iiiuri eqs). Vor unserem Temi)el steht ein
Altar mit der Schinal>tite nach dem Tempel, mit der Front nach
Osten gewandt lüii). Wir kmiimen nunmehr zur zweiten Klasse
von l euipeln, bei denen die Queraxe in Delation zum Sonnenauf- und
unterganf? steht. Auf den ersten lUick scheint euie derartige Tiieurie
etwas Gezwungeues und Erkünsteltes zu haben. Jedoch geht sie
deckuniir Ovorbucka warnen. In Betreff unseres Tempfla lieifst os S. 103:
»Der Plan des Venustempels ist unbfgieitlicher (!) Wei^' in nlien lushengen
mir belnnsi gewordenen Werkel Aber Pompeji ganz fehlerhaft geceicbnei,
obgieieh leiue richiige Aafnahme doch eben keine tchwierige An^^abe (ttr
den »ein kann, der mit dem nöthigen Hefager&th natgestattet iet. loh (!)
war dies lucht, dennoch glaube ich, dafa meine in Fig. 79 gegebene Zeich-
nnng der Troppe nml iU»s Aniiiii^rs dos Krepidom {jenauer ist als jede bisher
publicirte. .le iih'}i! sie von ullen frühen'n auch in Hiiuptsnch<'ii fxbweicht,
um so mehr habe ich geglaubt, sie nicht aliein in den kh-incn (ii nainnitplan
eintragen, tondem sie eigene in gröfserem Mafsstabe gebeu zu müssen.c Die
Publioation dieee« und der andern Tempel iet Ton FWhlenten gamadii, ana-
geieichneten Arcbitekten, wekdie ▼iele Jahre ihrei Lebern auf die Arbeit
gewandt haben. T'nd nun ßlaiibt der Leipziger Archiulog bei aeioer flüchti-
gen Wanderunj^ durch l'ompi ji ihnen so jjrobe Irrtümer nachweisen zu kön-
nen ! Die Sache liegt d« nn einfüch so: die TravertinschwfUen der Freitrej^pe
Hind nur für die untere llulfte derselben erhalten, die obere Hälfte ist aus
Ziegelslücken gemauert, eine moderne Reatauration. Die .\rchitekten haben
die Treppe gegeben, niebt wie aio hente sarecht gekleielert iit, 'sondern wie
aie im Altertum war: eine Beatimmung, welche keinerlei Schwierigkeiten
macht und Ober die man mit Recht kein Wort verioren hatte.
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909
au der ganm Lehre vom Templam BiitN(»tweiidi|^t hecfor imd
wird empirisch heatfttigt Im forfiegeoden Fall entsprieht ein Asi*
malh von 244* (334—90) dem 1718. Mai 2/1. Augoat. Nach dem
rCmiachen Kalender kami sich aber auf unseren Tempel nor beziehso
der ir>. Mai, das Fest tob Maia und Morcnr, Geburtstag des lels*
teren. 0ie Differeiii betrigt noch nicht 1^ Fflr den oorrespondi-
renden Aufgang sowie die beiden Untergänge läü^t sich ans dem
Kalender keine deutliche Beziehaog zu der Orient irung dieses Tem-
pels wahmehmei. Für die Deatoog desselben auf Merenr und Maia
darf man wol auch die de$eriplio caeli als Stfltze heranziehen, imMh
fem die Verbindang der Frans mit Morcur bei Martianus {fVatidem
pott Umgarn dMeririwmem plaeuU aäMberi, fjuod crebro ipxi (JjfOe-
mo fwerü oftsseula) scblieiben UUM, letsterer habe in derselbeD Ke-
gioo gewohnt
16. Jupiter, Pompcgi 887*.
lieber sein Verhiltniili sum Forum vgl S. 142, »eine Stellmig
im Staat 8. 145. Desgieieheo ward S. 131 Uber als italisdier Na-
Uemdgotl und identisch mit Jupiter nachgewiesen; die demrijpüo
codi, welche in der 7. Region nur ersteren, nicht letzteren nennt,
gewihrt für jene Auseinandersetzung' («ine neue Bestitignng. — Wss
beim vorhergehenden Tempel Uber die Beziehung der Qaeraxe sum
Sonnenaufgang gesagt wurde» trifft auf den des Jupiter auch deut-
lich su. Der Untergang von 67* fiillt auf 2 3. Februar 11/12. No-
vember. Der 13. Nov. tpvtUm lovi» ist einer der Haupttage dieses
Gottes. Dem 13. Nov. entspricht iulianiseh Febr. 1, der weiter nicht
im Kalender bezeichnet ist; allein alle Kaienden sind der Juno heilig.
Der Aufgang mit 247^ trifft iulianisoh auf 9. Mai 9. August: man
wird vielleicht su setzen haben 7. Mai 13. August, letzteres ein Ju-
piterftist, entere die Xonen, an denen gleichfslls stets Opfsr darge-
bracht wurden ; doch ist dies sehr unsicher. Die deMriptio eaeH
giebt weitere Andeutungen: denn die capitolinische Trias wohnt
auch in der 3. Region und in der correspondirenden 11. die For-
tuna; der Liber da^'o^'^ findet sein Gegenbild im Veiovis der 15.
Region. Wie nun hier 7. 11. 15 zusammen gehören, so la.ssen
»ich überhaupt die Götterculte in Liriippen theilen, die auf das ein-
fache GrundschiMtia des durch Kardo und Decnmanus bestimmten
Templum surttckgehen (S. 1k5).
17. Janus Qundrifrons, Rom 342<*.
Der Bogen im Vehibrum, dessen Erbauung nicht Qberlielert,
14
310
ftber nach Stil und AusflUmiiig nicht mehr der gaten Kaiseneit,
Mmdern etwa demVerftU des dritten Jahrimnderts angehört Janas
nimmt in der desary^ eaeK die erste und letzte Region als Anfiing
und Ende ehi. Aus nnaerem Bogen ersehen wir weiter, daft er nicht
Mos den gaasen Himmelskreis, sondern auch jedes Viertel desselben
beschlie&t; denn die 4 Fronten feilen in die 4. 8. 12. 16. Region.
Es ist 'Schade, dafe die 8chAne*sche Messung eine Latitude von 2*
Iftbt (841—43*); denn dieser Bogen' nimmt far unsere Theorie ein
gewisses Interesse in Anspruch. Allerdings durchsucht man zunüchst
den Kalender Tergebens um passende Festtage far die Ostfifont von
361-~63* und die Westfinrnt von 71— 73<» zu ermitteln. Jene An-
gabe bewegt sieh zwischen 24<~29. April 19—24. August, diese zwi-
schen 12-17. Februar 28. Oct — 2. Not. Allein keines der Feste
innerhalb dieser Grenzen scheint eine besondere Beziehung zu einem
Jannsbogen zu ollen baren. Tage dieses Gottes siml 17. Aug. 18. Oct
oder auch die ludi Solis 10—22. Oct. Immerhin wird man bei dieser
Theorie, um der Willkür nicht Thor und Thür zu öf&ien, die An-
nahme von grofsen Irrtümern, sei es in der Orientlrung selbst, sei
es in der M&ssung — falls die Ruine genügend erhalten ist um eine
genaue Messung zu gestatten — nur als ultinm ratio gelten laSvSen.
Unter solchen Erwägungen koninit uns eine Vermutung Bunsens zu
Hülfe. Die Notitia und das Curiosum Urbis (p. Ks. 11) i'reller) er-
wähnen in der 11. ivc^Mon des Circus Maxiuius zum Schlufs nach
dem Felabnmi Arcum ('o)ustantini. Da unter letzterem natürlich
nicht der bckaiiiite l riumphbogen zwischen Palatin und Caelius ver-
standen werden kann, hat Bunsen. Beschr. Roms 3, 1. 668 ihn auf
den .lanus Quadrifrons bezogen. Ihm stimmen bei Becker, lop.
S. 494, I'reller. I^egionen S. 195, Dyer 8. 95. Eine Stütze rindet
diese Venuutung in der treftiicben Erhaltung der Ruine, eine glän-
zende Bestätigung durch die Orientirung. Der Kalender feiert unter
dem 29. Oetober admifus divi. d. h. den Einzug des siegreichen
Gonstantin nach der Schlacht au der Milvischeu Brücke, welche am
vorhergebenden Tage statt hatte. Dies Datum giebt iulianisch 72*
29*, also ungefähr das Mittel der Schöne'schen Messung. Entspre-
chen worden 11. Febr. und filr den Aufgang 24/26 Apr. 23. Aug.
Der .letzte Tag VoletmaUa wird in den späten Kalendern ebenso
sehr ausgezeichnet mit Qrcusspielen, wie der adtmiua divL Was
die beiden anderen Tage betrifit^ so sind ne vielleicht mit dem
Stadtfest 11/12. Febr. 21. Apr. Ig. zusanmien gefeiert worden (vgl.
S. 202), wenigstens in keiner Weise besonders hervorgehoben.
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Sil
18. Jupiter Cftpitolinus, Rom ca. 353*.
Es ist S. 143 geaaigt, lüUk dieBc» ÜMiptheiUgtiim Roms nickt,
wie die deutseben Topographen angenommen haben, aaf der sttd*
westlichen Spitze dos capitolinischen Hflgels gelegen haben könne»
dafs vielmehr alle Wahrscheinlichkeit dafür spricht, danelbe andmr
Stelle der Kirche S. Maria in Araceli zu suchen. Wenn man weiter
die hervorragende Stellung dieser Kirche in der chiiatlichen Tradi-
tion sowie ihr hohes Alt(>r (fiethmann, Bull. d. Inst. 1H52 p. 39)
erwigt, so liegt die Vermatoag nahe, dtJk — wie Molches in zahl-
losen Fällen nachgewiesen werden kann — der geoffmbarte Gott
unmittelbar Belitz ergriffen hat von einer Stätte, an welcher eil
Jahrtausend hindurch die Verehrung der Menschen gehangen hatte.
Aus diesen Grunde bat ich Schöne die Orientirung der Kirche SQ
messen. Sie ergab für die jeUige Front nach SW. 79« 30*. Nehmen
wir an, dafii der Jupitertempel genau auf den Fandementen der
Kirche Ug, so hatte er 349« 30'. blickte also fast ganz nach Mittag
. (Dion. 4, 61). Auf den ersten Blick erscheint es befremdsam. daXk
der römische Jupiter in die 8.. der von Pompeji in die 7. Region
fallen soll. Allein jene Individualisirung des Jupiter als Liber wird
selbst von den Sagen recht eigentlich den Sabioem und Samnitcn
sngeschrieben. Wenn die Römer einer eigenen Trias Liber, Libera,
Ceres Tempel weihten, so geht daimoa schon hervor. da(^ solche
keineswegs mit der capitoUnischen zusammenfiel Dafo der höchste
Jupiter wirklich den Römern in der 8. Region wohnte, dafilr wird
das Pantheon einen weiteren Beleg liefern. Die dem Forum zuge-
kehrte Seite untres Tempels hatte 30'. Daä Azimuth des Auf*
ganfS entspricht iuliani.<>ch lO/U. April 7/6. September uder genauer
es ist von der Nachtgleiche entfernt um 10** = 18/19 Tage. Das
.\zimuth des Untergangs von 79« 30' trifft iulianisch auf 1. Mars
16. Oct ; von der Nachtgleiche entfernt um 11", gleich 22 Tagen.
Der GrUndungstag des Capitolinischen Tempels ist der 13. Sept.
(vgL Preller, Röm. Myth. S. 195). Nehmen wir an, dafk die Quer-
axe de'iselben diesem Tage entspricht so beträgt die Abweichung
der heutigen Kirche von der hypothesirten Orientirung des Tempels
nicht mehr als 6 7 Tag oder c^t. 3' 2«, wenn man aber die Verfto-
derung des Kalenders berücksichtigt, nur 1—2°. Diese Ueberein-
Stimmung kann unmöglich auf einen Zufall zurückgeführt werden.
Vielmehr gewährt dieselbe den letzten und ent<^:heidendcn Reweis
flkr die Identität von Kirche und TempeL Als correspondirendes Fest
212
zum Gründungstag werden vielleicht die Iden des April anzusehen
sein. Der Unterganj; mit ca. 83" wird entsprechen 10/ 11. März
und 11. October. Die Beziehuiii,' des ersten Tages ist nicht klar;
den 11. Oct. bezeichnen die Mcdifrinaliu ein Weiüfest, das dein Ju-
piter gilt Doch ist dies alles sehr unsicher.
19. sog. Hercules, Bre.scia 7».
Der Tempel hat 8 Cellen und ward unter Vespasian erbaut.
Die jetzige Benennung entbehrt, soweit ich sehe, jeglicher Begründung.
Wir haben unter Nr. 1'^ die Lage des capiluliniM'hen Jupiter von Itoni
zu 353" bestimmt. Unser Tempel steht hierzu in einem merkwür-
digen Verhältnifs: er hat die näuilichen Auf- und Unt^rgangstage
wie jeuer, nur dafs hier Aufgang wo dort Untergang ist und um-
gekehrt (970 und 263« 277« und 83«). Die Abweidraiig, die sich
etwa hierbei ergeben IcOnnte, ist zu fein um mit rnnero Mitteln er-
kannt stt nwden. Der Onmdpkui dieses Tempels stimmt aller-
dings weder mit dem Jnpitertempel ▼on Rom nodi Pompeji flberelB;
anch winde man nicht gerade erwartet haben die eapitolinische Triis
aalter der 3. 7. 8. Region, in der sie^uns vorliegt,, jetzt in der 9.
wieder zu finden. Allem die Uebereinstimmung in der Orientimng
ist Ittr mich zwingend und ich stehe nicht an, in demselben den
Jnpitertempel von Brescia zu erkennen. Daraus wOrde weiter fol-
gen, dal^ derselbe an der Nordseite des Forums liegt: eine An-
nahme, weldie zur bisherigen Kenntnilb der Topographie yonBcesda
recht gut palbt
20. Auguratoiium, Rom 20«.
Die Regionarier setzen zwischen der domm ÄHgMikma ef Ti-
herima und der area MaOm oder der cmi» lovia Vktoris ein
auffuraimtm an. Damach hat P. Rosa in seinem Entfrnrf eines
Plans vom Palatm den Namen auf die vorliegende Ruine übertragen.
Allein wie die ganze Ileconstruction des verdienten Topographen, so
mufs auch dieser Punct als fil)€raus zweifelhaft bezeichnet werden.
Zuvörderst erregt es grofses Bedenken, dafs das Auguratoiium eine
DecUnation von 20« nach Westen haben soll. Dann weil^ man auch
nicht recht, wie die fragüche Uuine gerade ein Auguratorium dar-
stellen soll, freilich ebenso wenig, welcher Art Heiligtum sonst.
Unter diesen Umständen wird es äusserst mifslich aus der Orienti-
rung etwas Bestimmtes schliefsen zu wollen. Jedocli mag eine Ver-
mutung gestattet sein. Die (^»ueraxe ergiebt für den Untergang
l. Mai 17. August : au jenem ist den von Augustus eingeführten Larea
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m _
prantHes der Altar (leweiht; der 17. Angaat ist nin Janustag. Der
Aiifiiang fällt auf 11/12. Febr. 3/2. Xov. IVide Tage sind im Ka-
lender nicht näher beaeichoet; denn die InJi f/rmalici wunien wol
erst (luri'h Hadrian eingeführt (S. iOl) und an dan Isisfeflt im November
darf vollends in alter Zeit nicht gedacht wenien. Nun aber gewährt
der Mg. Mercnrtempel einen neuen Anhalt, der in .«^iner äußeren
AnordDimg eine gewi^te Analogie mit unserer Ruine zeigt und dessen
StiftOBg wol auch auf den 1. Mai fallt (s. N. 2b). In Tomiieji dachte
man unter den lotea praestUe«, wie die dort angebrachten Inachriften
feigen, an Aeneas und Homulus. Ihre Deutung in Rom unterliegt
verschiedenen Sdiwierigkeiten ; denn die Darstellung Ovida Faat
&f 129 ist in vieler Beziehung dunkel. Er beginnt
Ihwttitihiu Sfcnaa Lanbm videre Kalmdae
aram congtUm patpoqiie mgna dmm,
Sie fuhren <ieu Namen quoä praeMant orulis omnia tuta stm; sie
wachen aber Stadt und Mauern und hierin leistet ein Hund zu ihren
Kflteen ihnen Gesellschaft. Die hohe und ganz freie Lage der pft-
latinischen Uaine pafet hierfür vortrefflich, femer auch, dafs gar
keine Spuren l>emerklich, als ob die hohe >>ub6truction von CelUi-
mauern umgelien gewesen sei Die Laren konnten hier stehen wie
Schildwachen auf der Warte. Man dachte sie in Rom wol ursprüng-
lich als die beiden Zwillingsbrüder, welche die Stadt gegründet
(Schwegler. Ii. (i. 1,434 ig.)- ^ i^t der nämliciir Ditalismua hierin
ausgedrOckt, der die ganze Natur und Religion der Römer erfüllt,
Anfang und Ende. Tag und Nacht. L4 i>en und Tod. Insofern stimmt
es sehr gut, woin der eorrespondirende Tag auf ein Fest des Janua
fällt, des (lottes, welcher die abstncte Idee dieeer Zweiheit in wei-
testem Umfang verkörpert. Für den Aufgang ergeben aich auf den
ersten Blick keine passenden Tage, indessen wflrde es, znmal bei
dem defecten Zustand der Mauern, nor eine sehr geringe Ungenauig-
keit der Messung voraussetzen, wenn wir statt des 11. Febr. lieriiber-
greifon auf den 13., das TiMltenfest der Farentalia. Diese Annahme
wQrde zu dein Charakter der l^aren als der Geister der Vorfahren
(S. 14H) trettlich passen. Auf eine ähnliche Bestimmung weisen die
Isisüeste Anfang XovenilMM- hin, die gewifh an die Stelle alterer
Feste getreten, gleichwie auch sie später durch christliche verdrängt
worden shid. Das Schweigen nnsersr Kaiendarien widerlegt die
Vermutung natürlich nicht. Wenn man unter den Reichslaren ur-
iprttnglicb an Ronittlua und seinen Bruder dachte, so stimmt damit.
214
dalb nach abereinstinimender und in der That nicht ahsuweisender
ABDafame der Topographen die «am Amnuü in der Nlhe nnerer
Raine lag. Damit darf man weiter in Verbindnng aetaen, dafe aodi
Remns anf dem Palatin Terehrt ward; anf Um weist die auf dem
Palatin geflmdene und nenerdinga wieder mm Voncliein gekom-
mene Inschrift Rmmram (C. J. Li 1. 810). Unserer Anaetsong
widerspricht die ieieHj^ mmK niebt, da sie in der l.Begion Laien
anftthrt nnd die Nennung des Genius in der correspendirenden 9. aof
ihnlicbe Wesen hinweist.
21. sog. Minerva, Asisi 20* 30'.
Es ist der wol erhaltene, an der heutigen Piana, die dem an-
tiken Fomm entspridit, gelegene Tempel gemeint Man schieiht
ihn der Minenra su, soweit ich sdie, ohne Grund. Die Orientirung
gewährt keine sichern Aufschlösse. - Die Queiaxe fallt in den Auf-
gang 8/9. Februar 6/6. November, Untergang 3. Mai 15. August: be-
stimmte Beziehungen auf den rümisGben Kaknder vermag ieh hier
nicht SU erkennen.
22. Vespasian, Rom 34o.
Oben S 205 bei Besprechung des Satumtempels ward nachge-
wiesen, dafä Bunsen und Becker mit Recht die Ruine der 8 Säulen
flem Vespasianstempel vindicirt haben. Wie Becker. Top. S. 357
bemerkt, war die Front desselben nicht etwa dem Severusbogen zu
nach NO. ^'ckehrt. sondern nach SW. Wenn die Ruine selber mit
Notw(>ndifikcit zu (lie.seni Schlafs führt, weil an der NOseite keine
Spur eines Zugangs vorliegt, auch so die Reihenfolge der drei Tem-
pelinschriften beim Anonymus von Einsiedeln erklärt wird, so ge-
währt unsere Theorie weitere Bestätigung. Wie oben bemerkt,
scheint es nicht vorzukommen, dafs der Tempel eines Divus anders
als nach SW. orientirt sei. Diese Richtung wird durch den Faustina-
tempel bestimmt gegeben; auch die Mausoleen Augusts nnd Ha-
drians, wenn man sie als Templa fassen darf, hatten hier ihren Ein-
gang. Die griechische Sitte den Heroen nach Abend gewandt zu
opfern, entspricht dem durchaus ; auch waren die Heroa nicht an-
ders orientirt (S. 229). Femer läfst sich nach dem bis jetzt vorlie-
genden Material annehmen, dafs die Kaisertempel der 10. Region
angehören ; man mag hierbei an den seltsamen Lar oMMMum emtC'
täUtj den die descriptio aufführt, denken. Ein weiteres Kenoseichen
dieser Kategorie von Tempeln besteht darin, dafb Längen- wie Quer-
aze anfter jedem Coiitaot mit SomMsaufgang und -Untergang bkibcsu
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Unser Tempel wHcht tob den folgniileii an nphrere Onde th;
Mtf wekhei PrincipieB die pridse Orientirooft dendben teroht
haben neg, darttber lameo sich vorllii6g keinerlei Vemmtnngen
MdbteOen.
28. Fknstinn nnd Antonhios, Ron 40*.
Die MessnDf? int nicht genen : ich habe obige Ziffer als das
Mittel von awei siendieb divergenten Angaben hingestelit
M. sog. Jupiter Victor, Bon 48* 30*.
Oeatlieh von dem eog. Angoratoriun oder, wie wir es deuteten,
den Heüigtan Lang IVaetUtet ist vor einigen Jahren eine sehr
bedentesde Tenpelarea ausgegraben worden. Sie liegt nach den
Circue ingewandt Vom Tempel bis mm Rand desPahitin erstreckt
sieh ein eigentttmlicber gepÜMterter Vorplata. Pietro Rosa hat den
Tenpel Jupiter Victor getauft Wir wisaen von einen solchen Hei-
ligtun nur wenig (vgl. Becker, Top. S.422. Preller Reg. 8.186);
doch sMnt kein Grund vorhanden an der Identitit des von der
Notitia den Palatin beigelegten und des Jupiter Victor, der nach
Ovid Fast 4, 691 an den Iden des AprU sein Feet Inert n swä-
fein. Die Regionarier erwihnen nach der mbo BmutU, welche an
der Sttdwesle^ des Pahitm an suchen sein wird, atdtm M§tri$
Dmm €i Jp<iUm$ RhommuHf weiter Benfapjfhm domum AugtuHor
nmm et TSbt n m nm . Der GOttemutter kann unsere Rninn nidii an-
gehdren, weil, wie die Geschichte bei Dio 46, 68 aeigt, ihr Tenpel
nach Osten orientirt war. Wahrscheinlich wird also dieser |war es
ein Rundtempel, wie Dyer p. 85 ans Martial 1, 70. 10 BchlieM, sdiwer-
lieh 8. Teodoro] in dem unausgegrabenen Stnek neben der com
Komtii so suchen sein. Die Gonstruction der vorliegenden Ruine
weist auf einen Bau der Republik; das Material ist Peperin. Aua
diesem Grunde darf man nidit an den von Angustus ans carrarl-
achem Marmor errichteten Apollotempel denken, auf welchen aonat
mancherlei firwigungen führen könnten. Die Fmitma ntphims der
Ucgiunarier pal^t nicht weil Fortuna in Pompcgi etwa IP weiter
nördlich liegt Dagegen läl^t sich nir die von Rosa vorgeschlagene
Benennung der Umstand geltend machen, daft die Richtung des
JupiteV-Aesculap in I'ump<gi naheau stimmt Dieser liegt 230* 15'
d. h. 7* 3' oberhalb der Sommersonnenwende, unser Tempel 48.49*
resp. 928.99*, d. b. zwischen 7« 89* und 8*> 39' oberhalb des näm-
lichen Punctes. Die Differens ist so unbedeutend, dalb eine nähere
BeMung awischen beiden vemutei werden kann.
216
25. S. Adriano, Rom 49" SO*.
Die genannte Rtrdie ist auf den Fondtmenten eines antiken
Gebäudes errichtet Man hat an dte Gorie gedacht and bef dieser
Annahme mögen wir auch hier stehen bleiben. Kardo und Decu-
manns foUen anlserhalb der Aufgangsrichtong der Sonne.
26. Fortuna, Pomp^i 59* 16'.
Einer der wenigen Tempel, deren Bestimmung belcannt, daher
fttr unsere Theorie von besonderem Interesse. Nach der Inschrift
(L K. N. 2219) \ni er der Fortuna Augusta geweiht Man hat bisher
die Inschrift auf den Bau des Tempels bezogen und diesen darnach
in augusteische Zeit gesetzt Allein nach den sorgfUtigen Unter-
suchungen SchSne's ist der Tempel bedeutend Uter und hat nur
eine wesentliche Erweiterung erlitten durch eine Nische an der
Hinterseite, auf deren HinzufUgung eben die Inschrift geht Daraus
folgt denn auch, daA wir eudozisch, nicht iulianisch zu rechnen
haben. Der Untergang giei)t 15. Dec: an dioseni Ta{?e ward der
Farkma redua: ein Altar geweiht für die glückliche Heimkehr des
Augustus, ein wichtiges Kaiserfest. Welcher Ta^' im .laniiar (1(>m-
selben entsprochen, ist nicht deutlich. Der 7. und 8. sind beides
kaiserliche Feste, aber auch könnte man an die ludi eompitaks
am 8—5, denken, welche von Augustus neu eingerichtet, in nä-
herer lieziehunj; zu ihm standen, da sein (ienius neben den Laren
verehrt wurde. Kür den Aufgang -ütO" 1 '•' gelangen wir auf 8 9.
Juni 18/11). Juli endoxisch. Ich vernuitc, dafs statt dessen der 11.
Juni ir>. Juli zu setzen sei. Auf jenen Tag fällt der berühmte Vor-
tunatompol. den Servius Tullius »Mbaute (I'ecker. Tnnogr. 481). an
den Idt^n dos Quinctilis fand die grofse l'arade der römischen Rit-
terschaft statt, bei der sie in feierlichem Aufzug auf s C'aiutol zoi:
(Momms<'n CVunm.). Es ist zu beachten, dafs die Daten in die
Niihe der Solstitieii fallen, wo die Sonnenlänge von Tag zu Tage
sich nur unbedeutend ändert. Die Beziehung auf die genannten
Feste setzt einen l ebler von etwa '20' voraus, der natürlich gar
nicht in Betracht kommt. Dafs die desrriptio mdi die Fortuna der
11. Region zuweist, ward S. isT bemerkt, desgleichen S. 197, dafs
der Isistempel in enger Beziehung zu dem uosrigen Stt stehen
scheint
27. Juno Moneta, Rom etwa
Die ansehnlichen Reste von Substructionen iui Garten desPa-
lazzo Cnl&uelli sind durch Ausgrabungen im Jahre 1865 genauer
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917
bektimt geworden. Abekra «ad vor Um Bwneo, Betebr. R. 8. 1. 2*i
legten de dem JnpHertenpel bei; dies ist, wie S. 143 bemerkt, naeli
den Malbni nnd VeiliittaisBfn des Grandplus anmAgUdi mid be-
darf weiter kemer Widerlegung. Ueber den TlwUwtuid entoehme
ich dem Bericht Pletro Roe« s (Ann. ddl* Inst. 1865 p. 383—886)
folgende 8itse: omde oggi ti e mw rkcmoaeSbiU m iiäU la mm
foma e ft^ Inmti gmervü «no dfi pOi tmiuM edifUff capiMm,
ehe tm giorm föne ftnneir» a pw mtrimi bM^ M Memmarr^ a
queie pomta pr opr iame mie rifenni frß guHlij la em origme nm $t'
irqHma In prima meid dd fumio teeoHo Mm fmku nm t e Mia
(tenm eUti. p.386 ttoMifo m tat modo & Ihelto dd pimo deOa
€vih, m rüfrerä mieo» fome deve arer omdo la jus ffmdeprimeiptd»
rim o tht al mtd-ooeait oosia qmm nggmwdmde tl QiomktHo e ü To-
oere . ... com ü Udo mtd-etl oorMe riagmKrdoio ü VtHabro ed U
PMmo. me$dre Vtdiro ledo oppotio t7 rireo Flamkrio e ü rmtp o
UfarMiOt e eon ü Udo di fmdo la parto dd C amp id ogUo dudmh
tw9yu mtnem oewmon cot ttomr uwer hnot. K/mmtnm^ ^mmt rmnif
$meu ktdare di dißmm ü fempio prmoo, al qade riftrioe&im %
rmderi dünMerroH, t qmdi eeriammde merU&ao tmo oMio püt pnh
fmdo 0 eoHäderamoni piü ponderatr. Dem Bericht ist ein Plan bei-
gegeben, den der Architekt Häuser ans Wien anlgenommm. Dar*
nach betrigt die Linge des Tempels 89,18 m., die Breite etwa 38 m.,
also fielteicht 183 and 77' rSm. » 11 x 13 mid 11 x 7. Leider
habe ich untertomen SchSne nm eine genaue Orientirung der Ruine
lu ersuchen. An dem Hauserschen Plan miM sieh die AbweidHOig
nach West su 80*. Pafe der Meridian mit Tollster Eiactheit
auf dem Plan eingetragen sei, wird weder gesagt, nodi entspricht
es der bei den Architekten ÜMieben Praxis. Ks ist daher vollkom-
men gestattet einen Irrtum von 8* sniunehmen und fai der That
geben die gewühnlichen Gompasse die Pariser Deelination, welche
vngef&hr ufh den angenommenen Retrag fttr Rom su groib ist.
Damit I6st sich eine der intere^wintesten FVsgen der rOmiseben To-
pographie. Eine Lage von 340*— 340* 80* giebt Ar den Anfgaag
den 1 Juni, d. h. den Natalis der Juno Moneta. Welcher swette
AufgangHtag diesem entspricht. UUbt sich nicht entscheiden. Wollte
man an die F^rrinoUa des S.*». JoH denken, so Wirde die Locaütit
stimmen, insofern ein Hafai der Furrina jenselt der Tiber an dem
Pons SubUcius lag. Der Untergang flUH in das Fest der Oamei^
ta/lo, ob auf den 11. oder 15. Januar würde von der genaueren
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218
Bcstiinimmg der Lafio abhängen. Iniiucrhin unterliegt es keinem
Zweifel, dafc die nämlichen Tage, also außer den Carmcntalia auch
das Septimontiuui, dem römischen Rurgtcmiiel eif;nen. welche wir
für den pompeianischen S 20;} gefunden haben. Beide haben genau
dieselbe Lage, nur dafs in Rom die Festtage durch den Untergang,
in Pompeji durch den Aufgang bestimmt werden und umgekehrt:
ein nfierkwUrdiger Unterschied. In beiden i ällen liegen am Fufis
der Burg Theater, aber in Rom der (iöttin zur Rechten, ii) rompeji
zur Linken. Hier führt eine grofse Freitreppe hinab, in Rom viel-
leicht die cciitum (jra-dus. Zu dem Gesagten pafist vortrefflich, daCs
am Fufs der Südwest>pitze des capitolinischen Hilgels die portij, ('ar-
mentalis lag, durch welche der Decuinanus maxinuis des Stadttem-
plum mündete (S. 8G). Die (hscriptio cadi nennt in der 11. Region
zwar keine Juno, aber die Mooeta und Carmenta pas.seu vortrefflich
io die Umgebung der Fortana Yaletudo Pftvor hinein ; in der cor*
reBpondireoden 3. findet noh Minem, welebe mit der gettunten
GdttiD iMKht Bertthnmgsponcte gemdn hat Die ToraldlwBde Er-
örtmmg wird endlich noch dadurch gestallt, dall auf der ksx neh
kBine bedentenden Tenipel nnlber dem der Moneta befiuideB; die
voriicgende Boiae ist sehr anaehnUch, gr5ife»r s. B. als der Burg-
UuepA von Pomp^i» *
28. Mg. Mereor, Pompcgi 71* 16'.
Der Name, den dies seltsame HcOigtnm am pompafaner Fonim
gewöhnlich fahrt, iet gtadich nnbegrOndet; weit beaeer beaengt ein
anderer jetzt abgekommener, der des Qairinna. Uan €uid nimlich
an der Aufteaseite dee Tempeb, in der Porticna nach dem Forum
an awei Inacfariften, von denen die eine die Thatea dea Bonudna,
die andere des Aeneas ertiUlH (I. B. N. 3186. 88). Daa Innere ent-
halt emen Hot; an der Bttckseite anf erhabenem Unteriian eine
kleine Capelle, davor einen AUar. Aus der Darsteüong des letitem
(Stieropfer, Bttckseite Eichenkranz zwischen Lorbeer) hat Oamioci
Quest. Pomp. p. 76 eine directe Beziehung auf Angnstos erkennen
und darnach das Ganze Augusteum benennen wollen. Die erste
Hälfte seiner Ausführung ist scharfsinnig ausgedacht und recht plau-
sibel; aber Name und Bestimmung des Heiligtums bleibeu doch erat
zu ermitteln. Die Orientirung führt fttr den Aufgang auf 29. Apr.
— 1. Mai, 18—20. August, lauter augusteische Festtage, für den
Unteigang Febr. 13, Nov. 1 nach iutianischer Rechnung. Obgleich
der Kreis der Gottheiton, an die man denken kann, verengt wird,
*
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m
bleibt die Wahl mmmt noeli uAww «Hing. Idi firmito 1. Mai,
DedicatioiBUg der ora Lanm prmmtikm, tm Avgoit« eing«-
ridrtei; 18. Aagiut Dedicatioiiftag der atdes divi Ärftf; Ar den
Uotergang 1. Nov. Haapttag der htdi Victoriae^ der cntipradNMk
18. Febr. gehört dem TodtenfeBt der Parentalia. Abo wäre daf
Ganze ein HeUigtom des Quirinus oder Üivua Jitraa ak Aeiehslar.
Üie Taid neant in der 12. Region nur den Sancus, dagegen in der
correepoodirenden 4^ den iar e atl t t t i§ nnd far tmlitmit\ «omÜ ja
nneere Aaffattimg Tonkonunai attnait
99. CoDoonUa nnd Pielne Angusta. Pompeji 74*.
Das sog. Ohakidicam am Forum von Pompeji diente allem An-
Bchein nach weeentlich pn^en Zwecken. Von der Ceraeprienlerin
Eomachia war es erbaut um) der Concordim Amgmia Pfeku geweilit
(L R. N. 2204. 5); insofern darf an eine Beiiehnng anf OAtlerfeste
gedacht werden. Als Datnm für den Aufigang ergiebt sich 22. April
25. Au^'ust. für den Untergang 19. Februar 27. October nach iuUa*
niaeiwr Bechnnng. Von Feeten der Ooncordia und Pietas ist aller-
dings weder an diesen Daten selbst noch in ihrer Nihe die Rede.
Indessen scheint eine andere Betrachtungsweise am Platz zn* aein.
Der 25. August ist ein Haoptfest der Ops, der 19. April der Ceres.
Nnn schickt es sich erstens fUr eine Gerespriesterin aehr gnt, daH
ein nach dem wichtigsten Tag ihrer Göttin das Gebinde orienlirt,
welches sie von ihien Gekle errichten li&t. Zweitens paAt aber
aaeh die Verbindung mit dem Kaisercult sehr gut: denn unter den
la August mekkn die Kalender ftriae quod eo die wrat Cereri Matri
ei Opi Augustae ex voio miieepio comiiMae sunt (7 n. Chr.) und die
Ope Augusta wird auch sonst bezeugt (Preller, Myth. 419). Wenn
man endlich erwägt, dafe die Ops in einer oskischen Stadt notwen-
dig eine sehr hohe Stellung einnehmen muC^te (S. 130), so erscheint
ee nicht zweÜBlhaft den 25. Angnst als Grttndnngiteg, mithin auch
die Orientirung als vollkommen genau inenhnn zu müssen. Der
oorrespondireode 22. April ist kein Feattag, man denkt am Liebsten
an den l'J. Cerealia; specielle Beziehungen anf den Untergnng (27.
Oci. ImU Vietoriae) sdieinen nicht vorzuliegen.
30. Augusteum i Pantheon), PoBpeji 74<*.
Kine DitTerenz in der Lage mit dem vorigen hat Schöne nicht
ermittelt. Die vielen Hypothesen Ober die Beetinttttng diOMe lit-
seihaften Gebäudes gedenke ich nicht durch neue zu vermehren.
ZveiMlee eiatheint eeine nahe Beiiehnng mm Kaieerenlt (in der
290
einen Capelle standen Bildsiiulon von Livia Dnisus und Aup:ustits\
auch dafs es zu Feilsch mäufJ^en diente. Die Auf- und Untergangs-
tage fallen in Abschnitte des Kalenders, welche an Festen reich
sind. Ich vennute im engen Anschlufs an die obige Messung als
Tag der Gründung 21. April, den natalis urbis Romae. Vielleicht
entsprach 23. August Vokanalia\ denn Vulcan stand in naher ße-
liehung zu dem lUiserhause (Henzen, inscr. &686 AMgustae ine
Vestae Augwh deo VohtmOt vgl. Preller, R. Myth. 526 ^.). Uebri-
gens setzt die richtige ErkUrmig unseres HeUigian» die nmfu-
sendsten Uotersodumgen aber ReUgion und Verfaasang der Katser-
zeit Tomus. Die GonstmctioD verUetet seine Anlage höher ab diese
hinanfiraiOcken.
81. Victoria (Senacttlnm), Pompeji etwa 75*.
In dem swischen dem Aagnstalen- nnd dem sog. Mercmtempel
liegenden Gebinde hat man das SitBongdoes] des ManicipateenatB
erkannt Aach hat man bereits die Vermntnng ansgesprochen, daft
der in der Mitte befindliche Altar nadi Analogie rSmiacber Verhält-
nisse der Victoria geweiht gewesen sei. Leider steht mir keine an
Ort nnd Stelle mit dem Oompaft gemachte Messung au Gebote
Aus dem grofeen Plan ersieht man, daft die Axe des Tempels »
wol wie des Altars nur unerheblich von den anli^enden Tempeln
abweicht; jedoch ist der Unterschied zu fein, nm mit der erforder-
lichen Genauigkeit an einem Plan bestimmt werden sa kflnnen. Im
Anschloft an die bisherige, wol begründete Aufüuanng kann man
vermuten 75« entsprechend 28. August, dem Tag, an welchem der
Altar der Victoria in der Curie geweiht ward.
32. Dogana di Terra, Rom 86«.
Die Front des genannten Gebäudes an der Piazza di Pietra
enthält 1 1 Säulen und ist in die Langseite eines Tempels hinein-
gebaut {vi:\. P>eschr. Korns 3, 3. 3:57). Iii dem letzteren hat man
gemeiniglich einen Tempel des Neptun crkf imen wollen; doch liegen
keinerlei Anhaltsj»uncte für diese Vennulung vor. hie Orieiitiruni,'
ei^ieltt für den Aufgang 2s J!». März is 1!>. September, für den
Unter<^;lng U.März 3. October nach iulianischer Hechnung. Davon
füllt der Sejit. in den Schlufs der Ituli Romani. der 14. März
auf das alte Marsiest Equin-ia, Nach diesen Daten ist es nur
dun haus wahrscheinlich . dafs unser Tempel dem Mars geweiht
war. Kiu Tempel dieses (iottes wird erwähnt . von Dio '){>, 24.
Becker, iop. ü3ü vermutete, dafs derselbe in dem Theil des Mars-
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921
feldes gewesen sei, wo die £qiiirria gefeiert wmdeii, sicli tUHamd
auf Ovid Fast 2, Ö57:
iamfiu dmae rtstant noctes de mmm »ecmda,
flfa'ifMi üita§ nmtHi emrUms urgd eqßo$:
es ven pmfwm pemumtä Eqmmria nomtm^
quae deui in Campo prospicit ipnr suo.
S*^iue Ansicht winl. wie mir acheiot, durch die Orientirung voll-
kuinmeu iM'statigt. Zun&chst ergiebt sich, dafä der Tempel nach
Westen auf den Campus schaute. Die Tafel imt allerdings Mars
in der 2. und 6. Itegion; aber auch bei den Hellenen begegnet er
in der I^ige gen Abend (Pausan. 2, 2'h 1.)- I>aä Kest der Etiuirria
ist uralt und wird auf Uomuius zurückgefOlirt (Becker, l up. H(»9i.
Wenn der Tempel nach dem Sonnenuntergang orientirt ist, ho wird
sicherlich auch hierin der Ausdruck einer tiefen Symbolik zu suchen
Hein, tlie mit der BedeatUBg von Man als Todei^ott msaameih
häagen mag.
33. sog. rurgatoriom \4S\
Kio Ueiligtum, dssseo Beslimmoiig noch nidil crnitteli ist
(& 197).
34. iMe drei Curien, I'ompeji 156« I.V.
E2b sind drei grolke SAie an der Sudseite das Marktes dem
Jupitartenpel gegenttber. Ohne Zweifel ntehen !«ie zu der capitoh-
ni.'schen Trias und den drei TribiLs, in welche die BUigeischaft /.er-
fällt, in Beziehung. Mehr läfst Mch vorläufig nicht sagen. Der Ka-
lender scheint keinerlei Au&chlufs /u geben. Dafe wir <lie (iott-
lieiien dieser Curien in den di jHtUid der Himmelstafei wieder an
erkeuen haben, ward schon S. 187 bemerkt.
3G. sog. Fortuna Viriiis, Rom 162^
Ks ist der Tempel am Tiberufer gemeint, welcher jetzt in dis
Kirche S. Maria Kgiziaca verwandelt ist. Er wird von liecker, Top.
4b0 der ISidiciHa Palrina, gow ähnlich aber ohne (iruiul der For-
iuna virüis beigelegt. Die Oniutirung giebl fUr den Aufgang 20 27.
April 21/22. August; die Feste dieser Tage fllhr^ auf Gottheiten,
wt Iche zu unserer sonstigen Kunde von der Topographie des Forum
üoariam nicht recht passen. Dagegen gelangen wir mit (>iner Aen-
demng von ca. 2^ auf den IT. August Portunalia, Portuno ad pon-
tem AemÜhm, wie die Kalender angeben. Varro LL. G, 19 erklärt
Fortunalia didajt Pwtuno, quci eo dir arde,'< in portm Tiberino
faiBta ei feriete miHtMtm, Unser Tempel liegt nahe an Flnft and
m
zwar bei den Resten einer antiken Brücke, welche PinUe rotto ge-
nannt werden. Von den Topographen (Becker 695, Dyer 131, Ca-
nina u. a.) ist diese Brttcke mit gutem Grund fUr den jkmm AenU-
Utu erUM worden. Damit stimmt dam voUkommmi der Umstand,
wdeher jetst in Tage tritt, dab muer Hsiligtam dem Portoniis
geweiht war. Die Fasten des Pbüoealos nennen anter dem 17. An*
gast libmHaUa, aber deshalb mit'Mommsen Portnnus and Tlberi*
nns xn identifidren, ersehont bedenklich. Viebnehr wird Jener ¥on
Varro (SefaoL Ver. Aen. 5, 241) cfküit als deus port(mm poHa)-
rmtqm pram$ (vgL Marquardt, B. A. 4, 270. Preller, ROm. Mjtli.
168y. Als solcher stdit Portonas in enger Besiehang sam Janas,
welchem am nämlichen Tage beim Theater des Marodlas geopfert
ward. £s paftt vortrefllich, dafli nnser Tempel der 16. Region an-
gehört, in welche die Ta&l ImtUorts ttmaU» setit Unsere Anf-
fsssang widenprieht der Mommsensehen Hypotheee, nach der der
pmu aMieius Über die Tiberinsel führte. Mommsen sieht in dem
patu A mmUm den Ponte S. Bartolommeo and« Tennutet, der von
Varro erwfthnte Tempel habe in Ostia gelegen. Wie letzteres mit
dem Wortlaut der Quellen in Einklang gebracht werden soll, ist
vollends nicht abzusehen, und es macht keinerlei Schwierigkeit, daü^
dies kleine Heiligtum bei andern Schriftstellern nicht vorkommt.
Dafä aber der Tiberhafen von dem Avcntin bis an die Aemilische
BrOcke sich erstreckt haben soll, wird nur demjenigen auffallend
erscheinen, welcher die Bedeutung der Schiifart für das alte Bom
verkennt. Wenn sich demnach alle äufeeren Bedenken, die gegen
unsere Erklärung vorgebracht werden können, in befriedigender
Weise beseitigen lassen, so darf ich doch ebenso wenig verschwei-
gen, daft die Annahme eines Fehlers von 2». so wenig sie auch
den von uns aufgestellten Bedingungen widerspricht, docli erst durch
weiter vorgerückte Untersuchungen ihre endgültige Gewähr erhalten
könnte.
36. Maison carree, Nimes UiS".
Dieser zierijche Tempel lag, wie es scheint, am Forum des
alten Nemausus; vgl. die S. 199 citirte description des monumens
p. Tfi fg. Aus den Löcheni der Nägel, mit denen die Bronzebuch-
staben der Inschrift befestigt waren, hat man diese zu eiiiiitteln
gesucht und gefunden (\ Cuesari Augnsti f. cos. L. Caesari Auyusü
f. COS. desigtiato principibtis iutentutis. Gegen diese Lesung sind
bereits in der gedaihten Fublication Bedenken geltend gemaclit,
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223
weil niehnTi' von dcu Nagt'll<K:hpm unbenuUt blieben. Wenn man
aus der Orirntirunf? die Be^tiiuinung des Tempels gewinnen will, so
ergiebt sii-b krincrli i Anhalt für die Annahme, dafs er den Knkeln
des Augustus gev^t-ilil war. I)ie 10. Ki^if»n pafst fftr einen Kaiser-
tempel ganz und gar nicht. Die Aul- und l ntergangsilaten l»e-
rühren sich sehr nahe mit denjenigen de.s sog. UianatemjM'ls von
•2.'>7* HU (S. 1^U•) und differiren nur um einen lag. Wir setzen für
den .\ufgang 11. April f), September, Untergang 20. Februar JO. ()c-
tr»ber. Kine deutliche Iteziehung unseres Temfiels auf einen dieser
Tage ist nicht annehmbar und die Orientirung gewährt also hier
ebenso wenig ItefrltHÜgende .\ufschlüs.se wie bei dem früher beapro-
cheuen Tempel von Nemausus.
37. Pantheon, Korn IT.O",
Die religiöse Be.stimnning dieses (tebäudes als eines Tempels
wini heutigen Tages wol von Niemand mehr b4'zwejfelt. Es war in
der That. wie Becker. Top. 034 sich ausdrückt, eine »unnütze Klü-
gelei v< und mehr als das, es war eine V(dlstundige Verkennung der
rönjischen Heligion. welche in diesem grofsartigsten Denkmal der
alten Stadt eine Vorhalle der Thermen des Agrippa hat erkennen
wollen. In den neuen Arvalacten des .1. 59 kommt der Name Pan-
theon vor illermes 2. 54); Plinius N. H. 9, 121. 34, 13. 36, ,38 braucht
ihn; Die 53,27; Macrobius Sat. 2,13; Aelius Spartianus Hadr. 19;
Scrvius \'. Aen. 9. 408; Ammian 16, 10; er steht in der Hestaura-
tionsinschrift des Septimius Severus i^Orelli U). Nach diesen Zeug-
nissen unterliegt es keinem Zweifel, dafs der Nanje von .\nfang an
beab.sichtigt war. wenn er auch, wie man aus dem Schweigen der
Zeitgenossen entnehmen mag, nicht s<d'»Mt in den genieinen Sprach-
gebrauch überging. Letzteres nut gutem drund. Die Dedications-
ili>chrifl nennt das dritte Consulat Agnppas 27 v, Chr., wimiit frei-
lich das .Jahr der Dedication nicht gemeint zu sein braucht, als
welche« vielmehr Dio 25 v. Chr. angiebt. Die wichtigste Aus-
kunft über den Bau gewahrt Dio .j3. 27 ; ich lasse die ganze Stelle
folgen: '^yQi\r;i((<: . ... tu ii iavi>iiuy oivoitaafurov l^en-'ltatv'
/iQfHTcr/ngtt'trai di o'iriti Taxa fiiv (in laü.vn' 'Uii)v ti/.nya^ fv
(V itfiu) loi^ ayä/.fiaat u[t ti tnv * .4gio^ xai r*^) r/'c ' 'icfgoAirrg
tkalitv, it/^ d' fycj vofti'^cj, oti 9nh>ttdfi; ov tt^i fn(far([t •rgoatm'
xtv. hßni).r^l>i. luv niy o * .-/yQt/i na^; /.ai rt)r ^li'/nvarnv tyrao^
idgioai, n]y rt tni Igyni f.flxli/ny airoi öotyui <*/ dt^tfuyoi df
aviuv ftr^^iigov rxe< fiiv lov n^igov Kctioa^^, iv 6f tt^ /r^o-
224
vaf^ inv Tt yivyovoioi xai lai cor (irÖQiavTac lan.atv. yuxi tyi'
yvivo yuQ lai ta ovx (h'H.iäkof /<p 'j^'/q/jI :i(^c :r[)n^ t nv ^•ii yoi "
aiov (fi/.niifii'ac, dl/J t'y. it r»*c hqu^. fy.tirov ?.i/iaQot\; tryoi'a^ xcti
«t tr^g Jißöi,' ro öt^uoainv höü.tx'^^^ a.ioidi.^, fihi'ay oidtr ai-
tuv tii^ aviiHii o ^4v'/<noio<^ t]itäüUL(>, itX/.u y.ui !r?.tiov fci'iir^atv.
Das Innere enthält 7 Nischen : dem Eingang gegenüber liegt
dia Hauptnische; ihr an Bedeutung zunächst kommen die beiden
mitÜfiieii an der Michen und weatlielien Seite. Von den Gottheiten,
welche dieselben einnehmen, kennen wir nach der eben angefahrten
SteUe Mt nfanüch Venus, Man, Caesar; die vier anderen bleiben
zu suchen. Wie ich aus dem Archäologischen Anzeiger 1867 April
p. 54 ersehe, hat Prof. Adler eine neue Restauration des Innern aus«
geführt und man muüi nur bedauern, daC» dieselbe bisher mcht pu-
blkirt ist. Mit den a. 0. entwickelten Ansichten aber die religitlse
Stimmung des Tempels kann ich mich freilich in keiner Weise ein-
verstanden erkl&ren. Es heüM dort: »als für die mittlere Nische
bestimmt vermuthete der Vortragende die Statue des göttliches
Caesar (nur fOr zwei (?) der Nischen sind die Gottheiten bezeugt,
Mars und Venus, die der übrigen unbekannt), während in den beiden
Nischen der Vorhalle bezeugter Mafien die des Augustus und d»
Agrippa gestanden hätten. Mit dieser Beziehung auf den Cult iltr
Kaiser als Verstorbener (?) suchte der Voitragende auch die auf*
fällige CO Orientirung des Bauwerks nach Norden in Verbindung zu
liriugen«* Adler gab diese Ansicht aber gleich wieder auf. als
Monimsen »die ansprechende Vernntthiiim entwickelte, dafs die sieben
Nischen des Pantheon den sieben Planeten, zu denen ja Mars und
Venus gehörten, geweiht gewesen sei^ wodurch sich die Construc-
tion des Kuppelbaues als Hininielsgcwölbe und ferner auch die
Orientirung nach Norden leicht erklärt«. Die lierliner Archäologi-
sche Ge.sell.schiift hat zwar auch später »die \ ennuthung nicht un-
terdrückt., dafs diesem Nachweis die Anuahuie gleichet- Beziehung
auch für iindcre lleptaden wol nachl'ulgtii werden. Verla urig jedoch
verinifst man den Ue\vei>, dafs AugustUN dessen l'.ild herein gestellt
werden hüllte, und Caesar, dessen IJdd herein jicstellt wurde, zu den
sieben l'laneteu gehörten, wird daher diese Uercicherun;; der lönii-
schen Keligiouslehre aut sich beruhen lassen ktinnen. Wir erklären
die Dispo.'^itiun d(!s raiilheou aus der dcscripfio vadi. In der Haupt-
nische stand ohne Zweifel das Bild des .Iii|iiter ; ihre Lage entspricht
der {>. Kegion, in die der capituimische (juU lallt ^3ö3«' S.-21U, alsu
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225
fast gcnt« in der Axe des ganien Tempels). Nirh der ounsUnten
Stellnng seilet beiden Begldteriimen (S. 145) setien wir lioks Jtmo
in die 10/11., rechts Minem in die 6,7.Re(non: Jnno Monefa liegt
60» (8. 218). die BargffOttin von Pompeji, dn wir ftlr Minerva keine
niheren VergleidinngeD besitzen, 300*. Nun folgen die beiden halb-
runden bevortogten Nischen, welche ohne Frage Mars and Venns
susn weisen sind. Ich nehme fllr Mars die 12/18. Region an, ge-
niälb des diesem Gott geweihten Tempeto (32). welcher liegt;
für Veno» die 4/5. Region nach dem Stadttempel von 290*. Zwin*
gend ist dieser Ansatz nach den Ausfnhrongen 8. 200, dnreh welche
der Venns die westliche Cella vindidrt Hanl, allerdings anf den
erstn Blick nicht Aber man erwige, daft, wie spiter aus der
Orientinuig sich ergeben wird, die Venns jedenfalls die hervorragifn-
dere Gottheit anter den beiden ist. Als solche erhftlt sie darch un-
sere Anordnung den ehrenvolleren Ptots sur Rechten Jupiters; damit
hat der Eintretende sie zugleich auf der linken, d. h. der GUltk
bedeutenden Seite. Es bleiben nur noch swei Nischen Abrig: davon
gehört die eine Osesar, die andere aller Wahrscheinlichkeit nach der
Roma. Man kann Roma in die 14/15. Region setsen, den di pMid
entsprechend, den Divns Julius in die 2/3. Region, etwa dem Qui-
rinus und Lar militaris analog. Diese Stellung patst auch aus
dem Grunde, weil die Tempel der Divi der correspondirenden 10.
Region eignen.
Die Tempelaze liegt nur 5* westlich vom Pol entfernt Die
sieben GAtter des Pantheon sind den aeptem Monn^ den sieben
Ochsen zu vergleichen, welche niemals vom Sternenhimmel ver-
schwindend den Pol umkreisen: die capitolininche Trias wie die drei
Sterne der Deichsel, dann paarweis Venns und filars, Caesar und
Roma. Die Stellung des Siebengestims hat enien Grund fhr die
Lage unseres Tempel;« abgegeben, die Rflcksicht auf Jupiters Woh-
nung in der 8. Region einen zweiten. Die priclse Lage ward aber
ohne Zweifel durch das Verhiltnifii der Queraxe zur Sonne bestimmt
Die Messung Sch5ne's schwankt nur zwischen 175* und 175*30'.
Darnach erhalten wir ziemlich genau zutreffend als ersten Aofgangs-
tag den 1. April, das Fest der Venus Genetrix. der Stammmutter
des rdmischen Volks. Der zweite Tag fUR m die MiJZoMOMt, das
grofte Fest der capitolinischen Trias. Nach der Gleichung, welche
unserer Tsfiel zu Grunde liegt der 16. September; doch setze idi
ohne Bedenken den 17., den Tag, an welchem dem Augustus 14*
15
336
n. Chr. {göttliche Ehren beschlossen wurden. Der Untergang mit 80"
stellt sich 12. März 5. October. Der erstere Tag, dem Monat des
Mars angehörig, ist doch im Kalender nicht ausrrezeichnet und man
könnte wol eher an den 13., einen Jupiterstag denken; aber der
5. October bezeichnet den Anfang des dem göttlichen Augustus pe-
weihten achttägigen Festes. Daft man nach dem Tode des Kaisei-s
seine Consecration sowol wie die Augiistalia in die Feiertage des
Pantlieon legte, erscheint überaus bedeutsam, Augustus hatte es
abgelehnt bei seinen Lebzeiten unter die Götter des Orbis Romanus
aufgenommen zu werden, der grofke Oheini nahm die Stelle des
neuen Quirinus-Homulus ein. Die Nachwelt erkannte Je langer desto
mehr in dem Neffen den eigentbchen Begnimier iler neuen Ordnung.
Gleichwie die capitolinische Trias die in drei Tribus zerfallende Bür-
gerschaft synibolisirt, so wird durch das Pantheon der Orbis Ro-
manus dargestellt. Mit dem Pantheon steht aller Wahrscheinlich-
keit nach ein zweites Denkmal der iuliscbon Dynastie in enger Ver-
bindung: das Mausoleum dersell)en. Striibo ä. 23(") schweigt vom
Pantheon, aber rechnet ilas Mausoleum zu den Wunderwerken des
Marsfeldes. Beide liegen genau in derselben Richtung; man darf
vermuten, dai^ sie durch Portiken und ähnliche Anlageu verbunden
waren.
Zorn Schlab steUen wir die Reeoltate susammea, welche sich
ans dem bisher erörterten Thatbestand ergeben. Von den 18 Tem-
peln der Stadt Bon, deren Orientirang wir kennen, geboren 6 in
die erste, 5 in die sweite, 7 in die dritte Klasse. Von den 6 erstsB
waren die Namen und Kalendertage der Ooncoidia nnd des Saturn
bekannt; an ihnen lieb sich unmittelbar die Richtigkeit unserer
Theorie constattren. Weiter ergab sich ans der Orientirang für Venus
und Roma, Mater Matuta, Juno Moneta, Mars eine angemessene
Benennung, und Fizirung ihrer Festtage. Nun galt es zweitens fhr
diejenigen Tempel, deren Ftont und Längenaze außerhalb des Son-
nenauf- uud Untergangs liegt, nachzuweisen, dafe die Richtung der
Queraxe durch den nimlichen Factor bestimmt wurde. Von den
5 Tempeln dieser Klasse war alidn das Pantheon gegeben ; an ihm
sowie durch weitere Combinationen an dem Jupiter CapitoUnus, Ja-
nns Quadrifrons und Portanus stellte sich unsere Theorie als voll-
kommen sicher heraus. Endlich die Tempel der dritten Klasse:
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227
ihre [U'zu'lninir«'n 7a\ (i»'n liifninlischfn /«'uhi'ii hltMlieii noch /u <'r-
iiiitti'lii und für ihre Ik'stiinniuiifj sin'l wir voral» einzig auf die de-
srrijtlut ((uli an^ii'wieseii. L'ntcr ihnen fanden wir die Temp«'! der
veri:(»tterten Caesaren. ferner den nnhenannten sn dctus stt driva,
Nai lKh'Mi der Zusainuienhan;.' /.wiM li. n dem Festkalender und der
l'empeldrientirunu filr die Stadt Kun» naehiiewiesen. so ist damit
aiu h das ['riiini» gefunden, welches alleü «iu sen L'nfersuchunt<en als
Leitstern dienen mti^. /unach-t für den ^'e^^aniinten rmfan^; des
italischen Stanunes. \S ir kennen aus iNunpeji 14Teni|iel: von ihnen
fallen 9 in die » rsfe. i in die /weite. 1 in die dritte KhiS'^e. Wenn
anders hier kein neckischer Zufall spielt, si. drnrkt sich bereits lu
diesen Zahlen eine Ahweichuiif? von der nunischen und eine Annä-
herung' an die ;:ri<'ciiische .Vutiassunu aus; freilich liet;t auch iia^t'n
letztere ein ^frofser Unteochied darin, dafs die ( »rientirun;; nach
\\ c-t durchaus vorwiegt. Wir fanden, dafs die nu'i>tt ii Tempel von
l*(»inpe|i, anci) <hejeni^^e)l welche hiiii^'-t vor der römischen Herrschaft
errichtet sind, zu dem roiiiiMhen Festkalender vollständig! stimmen:
so die dem Hercules geweihte Basdica, der BurKteini>el, .Maia, Ju-
piter Liher, Fortuna, l aesar-^Miirinus. .Uiirusteum. Namentlich ver-
dient besondere Beachtung. daf< der iJurgtempel zu der .Inno Mo-
net;i so ^m ikiu das ( 'omi)lement bddet ; ebenso verhalt -^ich auch
der .Iiipiter von l'.rescia zu dem Jupiter Capitolinus von Korn. Man
sieht aus diesen Daten, dafs die Culte der verschiedenen Städte und
Stannue aus der näniHchen Wurzei entwachsen, zwar sich gespalten
hallen, aber dt»ch (diiie Muhe aiit den uemeinsameii I rspriinj; zurück-
geführt w(-rdeii können. \N eim w ir eine Anzald \ou Temjfeln un-
bestimmt gelasM'n haben, so hegt selbstverständlich darin keine Be-
schrankung unserer TheKiie, Fm topographi-cho L'niversalmittel,
da> unter allen l iiistanden mcIi als j^robat erwel^t. darf man über-
haupt in ihr luciit suchen. Viel mein kann die^-er Factor mit F.rfolg
nur dann wiiken. wenn anderi- Factoren ihn unter>tutzen : in stdchem
Falle werden C«»ntroversen (dine Weiteres zur Fvidenz gebracht, wie
denn scln»n unser Material genügte um mehrere Haui)tfragen der
Topographie lioins endgültig zu entscheiden. Ich lege einen beson-
deren Nachdruck darauf, dafs sich aus den bisherigen Frörterungen
kiMue einzige Instanz «••;^en die llichtigkeit meiner Hypothoe er-
geben hat: auch ein tief eiimew ur/eltes Mistrauen get:en solche Fr-
ortuungen winde eine tlerartme lange Kette von Zufallen, 1 äuschungcu
und irrtuuieru mvht fiir mügiich Uaiteo. Im üebngeu kium — da»
228
lic'/t in der N.atiir der Sache begründet - auch fnr die hier be-
handelten Tempel späteren Untersuchungen eine reiche Ernte an
Aufklärungen und F^erichtigiiiiiieti in Aussicht gestellt werden. Von
den Landschaften ganz zu geschweigen. würde aus der Stadt Horn
das Material sich nahezu verdoppeln lassen. Es möchte von Nutzen
sein neben den eigentlichen Tempeln auch andere Gebäude, wie z. B.
Theater und Amphitheater, Ehrenbögen, femer alte Kirchen nicht
aus den Augen zu verlieren. Ich fage die wenigen Messungen bei,
welche mir davon belcasnt sind. Nach SchOne liegt das Iddne Theater
von Pompeji 324^ ebendort die sog. Gladiatorenschnle (richtiger Co-
mitinm) 321<* 15'. Den Triumphbogen sn Orange maüi ich zu 254—
255«; dies führt aemlicb gut auf den 21. April als Grandongsdatum
und es erscheint gar wol möglich, daft dies beabsichtigt war. Da-
gegen Aails ich den Bogen von S. Remy {QUmum) zu 31 1^ Wie
weit die religiöse Bedeutung der Himmelsgegenden für die Richtung
der antiken Gebäude reicht, wird erst in der Folge fest gestellt
weiden können.
Die italischen Tempel smd. so ziemlich nach allen TheUen
der Wmdrose orientirt. Uan kann nicht sagen, dafb die eine oder
andere Richtung vorherrscht; die Alten selber wissen nicht, ob Wert
oder Ost bedeutsamer sei Der .Betende beginnt sein Gebet gca
Osten, aber vollendet dasselbe gen Abend gewandt Hierin liegt die
Anschauung von der Einheit und Untheilbarkeit der Natur ausge-
drückt. Ihr.Syuihol ist die eigentHmlichste Gestalt der italischen Re-
ligion, der doppelköpfige Janus, der oberste und Gott aller Dinge,
aller Zeiten und aller (iötter. Er veriiiiidet in sich die dualistischen
Gegensätze, welche die Welt erfüllen, Anfang und Ende, M tl^'u und
Abend, Ausgang und Eingang. Er ist der Gutt des Jahres, das in
seinem eigenen Kreislauf den Abschlufs findet, und wie der Zeit so
auch der Gott des Kosmos, der als Kugel Anfang und Ende zu-
gleich darstellt. Aus den bdehreüdeii Zeugnissen, welche Macro-
bius Sat. 1. i> zusannuen stellt, entnehme ich das des M Messalla
(Ir Jano ifa itiri/tif . ([id runcta finf/it radrm/jfw rcffif. aquat' ferraequr
rim (ir naturani (fiavt-^ni atffUf pronam w proftoxlmii tlihififvfttf}.
ifßtiis nt(jitr a)ti»ifuj Irrem In iitnn hsiim si(hlitii' f ui/n itf/iii. ( Ojinlarit
cirnmdato cado : quac vis cadi ina.tinia <h<(is r/.v (lisjxifis rojfit/a-
vit. Janus soll die ersten Tempel in Italien errichtet hal)eii; hei
jeglicher Feier nimmt er die erste Stelle ein : hmum quidam .^oh-in
dettionstrari volunt et ideo getninutn gtuisi uirwsque ianuae caeUstts
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2»
potemiem, gmi exoriem aperitU diem, oeeidmi dauM: tmoeanqite
primmm, cum aUem deo res dmma edebrahirt id per etmi paUat ad
illum eui imm etalur aeeetsus, quati preeet eupplietim per porta» mm
ad deas ipse tranmätaL Jaous ist kein römischer, sondeni ein
aDgeoiciii italischer Gott; sein Hild findet sieh bei den Etruskern
und Campftnern wieder. Auch den Hellenen scheint dasselbe nicht
unbekannt gewesen sa sein; aber die Gottheit selbst in ihrer form-
losen Abstraction war ihnen völlig abbanden gekommen. Der Hel-
lene richtet beim Gebet sein Antlitz nach Osten; aber die Umdre-
hang nach West, wie sie Italiker und Kelten ttbten (S. 171), ist
ihm gänzlich fremd geworden. Er kennt Westen nur als den Wohn-
!Utz der l nt^rirdischen; daher der hellenische Coltus durch die all*
gemeine Regel bestimmt wird, dafk man am Vormittag and nach
Osten den Göttern, gen Abend dagegen den Heroen und Unterirdi-
sehen opfert (Hermann. Gott. Alt *. 80. 17H). Diese Auffassung
entspricht der italischen nur in sehr bedingtem Grade. Allerdings
gQt die westliche im Allgemeinen als Gegend von Nacht und Tod,
hier aocfa wohnen die Manen; aber vor allem sind die correspondi-
renden Begionen aul^ Engste mit einander verbunden. Die Burg-
göttin von Pompeji hat Sstliche, die von Rom westliche Lage; m
derselben Region mit Neptun wohnen auch die verg<(tterten Caesarea«
die nämlichen Gottheiten begegnen in Ostlicher sowol als westlicher
Richtung. Diesem fein berechneten und durchgebildeten System
gegenaber erscheinen die Hellenen gar sehr im Rttckstahd. Wenn
beide Religionen aus derselben Wurzel entstammen, so liegt die
Fmge nahe, welche von dem gemeinsamen Grundstock am Wenig-
sten abgewichen sei. Im Grotten und Ganzen scheint es nicht be-
iweifelt wenlen zu können, daf^ die italische Religion reiner und nn-
veifiUschter sich gehalten hat. der griechische Anthropomorphismus
dagegen eine verhältni&mälbig junge Bildung ist. Dies gilt auch
von der Weltanschauung, welche die Tcm]ieIorduang bestininit und
bedingt hat. Alle erhaltenen ^Tiechischen Tempel gehören der 4.
und 5. Kegion an : mit einer einzigen Ausnahme '). Der Apoll von
Phigaha liegt 18:2« (Jückelberg, Apollot in Bassae, Rom 1826 S.36).
1) Alt swaile AamahiiM wird gewöhnlich nach KunitbtoU IMO K. 71
ein korinthiaciber Tonp«l angeAhri, der nach Nurdwett orientirt sein !*oU.
Diese Mittheilunp beruht auf mnem Irrtttu: e« iat der aater 89 angefahrte
Tempel von %4ai* gemeiak
230
Man erkennt darin einen Rest der älteren nlltremeineren Auffassuntr.
welche im Uebrigen fast ganz /usaminenizesrhruinpft ist. Dabei
verdient bemerkt zu werden, dafs dieser Tempel zu dem vor einigen
.laliren in Syrakus entdeckten, der ^'Icichfalls den» Ap'dio «leweiht
war ( Arch. Anz. lsr»7 S. (il ), allem Anschein nach im n'cliten Winkel
liegt (nach der annähernden Angabe Schöne s 'J(i8") : in die>em Um-
stände wäre die gleiche AutbissunL' zu erkcniun, v.elche unserer
zweiten Klasse italix-her Tenijit'l und in weiterem Sinne dem durch
Kardo und Decuuianus bcstiuiiuten Temi»lum überhaupt zu Grunde
1^. Zu dieser Ausnahme treten dann weiter die Fälle hinzu, w^'nn
bei Doppel- oder combinirtcn Tempeln die einzelnen Götterbilder
nach verschiedenen Himmelsgegenden schauen. Warum aber die
Ostriditung so entschieden and so ausschlielMidi maßgebend ge-
worden ist, diese Frage nimmt meines Erachtens fOr die hellenisdie
ArehSologie eine zu hohe Bedeutung ein, als daft es yerstattet wiie,
darflber hier eine flflchtige Vermutung zu Anltera.
Die 22 Tempel, deren Orientirung wir S. 180 aufi^efahrt haben,
liegen zwischen 248» und 298*, d. h. sftmmtlich innerhalb der Grenzen
des Sonnenauli^ngs. Dies ist kein Zufall. Vielmehr folgt darans
ohne Weiteres, da& nach demselben Gesetz, das wir fiBr Italim
nachgewiesen haben, das VerhftltniihderL&ngenaxe zur au^ehendea
Sonne den GrOndungstag und Festtag des Tempels bezeichnet Die
moderne Forschung hat bisher Aber Gebohr den italischen Cnltos
gegenttber dem hellenischen vernachlässigt, sie hat flbereehen, daft
das Verständnifii des letzteren vielfach tur durch den Umweg aber
Itafien zu gewinnen ist So auch im vorliegenden Fall. £ine enn
gehende Erörterung Aber hellenische Tempelorientirung kann hier
nicht versucht werden. Einerseits wttrde fftr diesen Zweck eine um-
fEUsendere Sammlung des Materials, vor allem aber ausgedehnte Un-
tersuchnngen über griechische Chronologie und Heortologie erfordert
Nur einige Bemerkungen mögen noch eine Stelle finden. Die Grfin-
dungsdaten der Tem})el sind zunächst iulianis -li festzustellen, weil
der hellenische Kalender mit seinen vei-wickelten Schi Hungen selbst
für Athen noch keineswegs sicher astronomisch tixirt ist. Der Par-
thenon fällt auf 22. April 4. Sept., Athena Nike l ä. März 11. Oct,
Erechtheion 31. März 25 Sept.. Theseion 27. Febr. 27. Oct., Artemis
13. Febr. lo. Nov.: alle für das Schaltjahr --(Km» gerechnet. Da
das attische Jahr mit der Sommerwende bet,Miiiit. so begreift sich,
warum die Hauptfes>tc dieser Tempel in den üerbst oder Hoch-
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281
sommer, nicht aber in den Fiilhling gebAren. AhGrandungsfesf
Parthenon haben wir die Panathenaeon und als OlUndiiag^tag den
28. Uekatombaeon, den (ieburtstaK der Oöttin anznsehen. Gleichen
wir letzteres Datum dem 4. iulian. Septeniber. so trifft das aUisclie
Neujahr auf den b. August. Die Gründung der Athene Nike AUt
nach der OrieDtirung a? Tage später als diejenige des PutheaoB.
Rechnen wir vom 28. HekatombaeoB ab diewD Zeitraum, so gelangen
wir in den Anütng des Boedroinios BSd zwar auf den 'k Am .S.
sind die Niketerien, am 6. Boedromion das Marathonsft^st; folglicli
findet eine voUkommene ITebereinstimmung zwischen den Ansätzen
des Paithenoo uud Miketempels statt Der I heseustempel wäre
am 8. PyaBepiiOD, dem Haupttag in der Feier des Heros, gestiftet.
Dies Datum dem 'JT.Oct. geglichen, stellt sich der Jahrasanfang auf
d«n 23. Juli ; doch steht bekannter Madsen ilie Benennung des Ten*
pels nicht fest. Die beiden anderen athenischen Tempel lassen sich
niclit mit Sicherhoit an ein Fest knüpfen. Man sieht, wie ungleich
verwicki'ltrr und schwieriger als bei Horn die Frage sich fflr Grie-
chenland stellt. Immerhin darf* man annehmen, dafs dieser bisher
nicht gekannte Factor zur Aufkläning der Ueortologio das Scinige
beitragen werde. Hier drängt sich noch eine andere Betrachtung»»
wme auf. Der römische Kalender historischer Zeit steht m nach-
weisbarer Abhängigkeit vom griechischen; z. B. die ludi Apoüinarm
sind otTenbar deshalb auf den ('>— 13. Juli gele^ft, weil das Datam
dem Udkatombaeon, dem Monat des .\pollon entsprach. Aber wie
nun, wenn wir zurückgreifen in jene Zeit, als die 1hm(U n Vrdker noch
eine Einheit aasmachten? Die italische wie die hellenische Ohen*
Uning sind ans den nämlichen Anschauungen und Begriffen henror-
gegangen; daraus folgt, dal» auch die Feste und ihre Stellung im
grofren Kreislauf der Natur unprOnglich dieselben waren. Die beiden
Tage des i^arthenon fallen zusammen mit dem Parilienfest nnd den
ludi liotnani. Im April steht die Sonne im Zeichen de* Stiere, eine
bedeutsame Zeit für den Stadtgrttnder. Wenn Atheha Nike auf den
10. März, das uralte Minervenfest der (^inquatrus auf den 19 33.
fällt, so wird es schwer einen Zusammenhang zu leugnen. Athena
Paliaa ist in Korn die VennSf Thesens dagsgen Mars. Diese Anden-
tnagen mitgen genügen.
Die vergleichende Religionsforschung wird aber die hier auf-
geworfenen Fragen nur dann lösen können, wenn sie nicht hlos aus
der griechisch-römMen Welt, sondern aus dem gesammteu üuifang
232
des Orbis antiqtins das Material zusammenträgt, welches die Orien-
tirung der Ruinen darbietet. Aus dem grof^n Kupferwerk Ton
Lepsius B. 1 und 2 ersieht man, daiä die aegyptiseben Tempel ge-
rade nie die itaüschen nach allen Thetlen der Windrote orientirt
Bind. Daft ihre Biditang durch die nämfichen Gesetse hedingt wor-
den sei, UM sich von vorn herein vermuten und wird auch empi-
risch durch die einzige genaue Messung, die mir bekannt ist, bestä-
tigt. Tiele mab auf seiner aegyptiaehen Reise 1868 den Tempel zu
Denderah, um zu erproben, ob die für Rom au^estdlte Theorie sich
auch auf Aegypten erstreckt Er fand, da& der Tempel der Hathor
nach dem Aufgang des Sirius orientirt sei: ein Resultat, das sowol
zur Güttin selbst als den am Tempel befindlichen Inschriften voll-
kommen stimmt Mein Freund .vergflnstigte mir daraber folgende
MittheQnng :
Die Längenaxe des Tempels von Denderah ist gerichtet nach
N 21« 0, oder nach dem Azimuth 201«. Auf dem Dache des groihen
Tempels in der Südwestecke steht ein klemerer Tempel der Hathor,
mit der Front senkrecht auf derFacade des grofien, also nach dem
Azimuth 29 P (0 2PS). Dies stimmt sehr nahe mit dem Azimuth
des Sirius bei seinem Aufgange überein. Die Rechnung, mit der
Breite von Denderah y = -|-26«6' geführt, giebt hierfOr folgende
Zahlen :
Jahr
—2500 293?0
—2000 291.4
—1500 290-0
— 1000 2SS.9
— 500 J.sS.l
0 287.0 /
Es scheint, als ob das innige Verhaltnifs zwischen den himm-
Uschcn Zeichen und ihrer Manifestation aut Erden in den GcUter-
tempehi eines v(»n den (Irund^'esetzen sei. welche die gesanimte Enl-
wickhin^; des Altertums beherrschen. Dieser Zusammenhang kann
für jetzt nur angedeutet werden Die S|iet lahorschung der verschie-
denen (iei)iete wird zunächst die einzelnen Erscheinungen zu prüfen
und ihre Entschculuug zu forniuliren haben, in wie weit die dar-
gelegte Theorie richtig oder falsch ist. Möclite es mir gelungen
sein iu diesem .^inue eine Anregung gegeben zu haben!
Azimuth des Sirius
beim Aufgang.
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ASTttONOMlSCHE HÜLFSTAim'
BKAKCHNKT VOM
OB. B. TIBLE.
»
Erliiit6nuigeB.
Für ' die Zwedce der vontebenden Untersachuiig genügen in
AUgemeineD die in den Tafeln III und IV gegebenen Zahlen; au
ihrer Gonstniction war aber die Berechnung der beiden Tafeln I und
II nothwendig, und da dieae yielleicht fUr andere archftologiscfae
Zwecke von Nutzen sein kfinnen, sind sie hier mit abgedruckt
Tafel I giebt die L&nge der Bonne ftr jeden 10^ Tag
des Jahres nach JuUaimehem Kdmdery und zwar streng genommen
für den Mittag des Meridians von Berim, welcher fast genau in die
Mitte zwischen den Meridian von ^m und den von Pompciii ftlk.
Will man scharf rechnen, so finSlet man die Linge der Bonne Ar
den Mittag eme^ Ortes, welcher n Grade östlich vom ^Berliner Me>
ridian liegt, wenn man die Zahlen der Tafel um '/• Minuten ver-
mindert, fEtr einen Ort, welcher n Grade westlich liegt, wenn man
sie um ebenso viel vermehrt. Diese Gorrection beträgt z. B. für
Athen noch keine 2', für Kleinasien 2V2' bis 4', wird daher prak-
tisch stets zu vernachlässigen sein. Für die zwischenliegenden, in
der Tafel nicht gegebenen Daten mu(ä man die Länge der Sonne
durch Interpolation ableiten; zur Erleichterung für eine nur genä-
herte Berechnung mag die Bemerkung dienen, dafs im Mittel für
einen Tag die Länge nahe einen Grad wächst, genauer 360^:
365V4.
Da das Julianisclio Jahr nicht fipnaii mit dem wahren Sonnen-
jahr zusammenfällt, sonde'rn 100 Julian. Jahre um 0.7G5 Tage ^röfser
sind, als loo wahre Soniicnjahre, so entspricht in verschiedenen
Jahrhunderten demselben Dalum nicht dieselbe Länge der Sonne:
diese ist daher überall für zwei verschiedene Epochen, die Schalt-
jahre -600 und 0 (= (iOl V. Chr. und 1 v.Chr.). anjiegeben. Für
zwischenliegende Jahre nmfs man zwischen beiden Angaben iuter-
polireu, für aui^erhalb liegende, vor — tioo oder nach 0, in dem-
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235,
selben Yerhältnifs extrapol i reu. Auch dann erhält man das Datom
genau nur Air die Schtl^ahre, fiir die abrig«! mit Fehlem von
bis V4*; man erh&li es aocli far diese geuw, weon naii folgende
AendemiigeD macht:
1) nehme man an, dafr die Zahlen der Tafel nicht für den
Mittag (s 0 Uhr) des nebenstehenden Datnms gelten, sondern in den
Jahren
von der Form 4«i + 1 fttr 6 Uhr Abends desselben Tages
„ „ „ 4« +2 „12 „ Nachts
»t n
4111+ 8 „ 18
= 6 Uhr Morgens des folgenden Tages.
Statt dessen kann man anch mit genügender Näherung die Zahlen
der Tafel vermtndem in den Jahren
von der Form 4fM -f- 1 um 15'
»» *t « 4iw 4" 2 30*
♦» »I »1 "4* 8 44*
2) lese man in den beiden ersten Monaten, Jan. und Febr.,
das Datum der Tafel
nicht Jan. 1, 11, 21, 81, Febr. 10, 20,
sondern Jan. 0, 10, 20, 30, Febr. 9, 19.
Dasu bemerke ich noch, dalli s. B. das Jahr —363 ss (4x ^91)+ 1
von der Form 4iii+l, —362 von der Form 4m -K 2, «.361 von der
Form 4M+3 ist
Sucht man s. B. die Lünge der Sonne für Apr. 13 in den 8
Jahren —364, —363, —362, — .S61, —360, so hat man sonichst durch
Interpolation aus der Tafel
Apr. 18: —600 Unge 0 = 16*20'
0 20 59
Die Differens betrigt
flir 600 Jahre 4*39'
also „ 100 46:5
Daraus folgt mit BerOcksichtigung der Regeln unter l):
— 3G4 Apr. 13 Mittags 18» lo*
-363 .. 1.5 r. I hr AWnds 18 10
— 3GJ „ 13 12 Nachts 18 11
-3G1 14 6 Morgen» 18 11
-300 „ 13 Mittags 18 12
oder, da sufolge der Tafel die Aenderung filr einen Tag 57 .*7 betrigt:
2S6
April 13 Mittags
—364 Länge 0 - 18» 10'
—863 17 56
—362 17 42
—361 17 28
—360 18 12
Aehnlich folgt aus der Tafel fOr
Febr. 16 —600 Unge 0 = 319«40* ^.^
««^ l>»fl^ 4*27'
0 324 16
und daraus mit Beracksichtigung der Regeln unter 1) und 2):
—364 Febr. 15 Mittags 321«34'
-363 „ 14 6 Uhr Abends 321 34
—862 „ 14 12 „ Nachts 321 35
—361 „ 15 6 „ Morgens 321 35
—860 M 15 Mittags 321 36
oder Febr. 15 Mittags:
—364 : 321034% —363 : 322» 19', -362 : 322»5%
—361 : 321«50% —360 : 321«36',
Tafel II ist nur eine Umkehrmig von Tafel 1; sie giebt die
Zeit (Datum und Stunde^, wann eine bestimmte Länge der Sonne
stattfindet) ebenfaDs für die beiden Epochen —600 und 0, zwischen
denen man filr das jedesmal Yorliegende Jahr tatterfioliren mnlk.
Für Orte, die 15*, 30* etc. östlich vom Berliner Meridian liegen,
muft man die Zeit um 1 resp. 2 etc. Stunden Termehren, für
Orte, die westlich liegen, um ebenso viel vermindern. Auch diese
Tafel gilt unmittelbar nur fülr die Schaltjahre ; ittr die Oemeipjabre
ist dieBegel ganz entsprechend der oben für Tafell gegebenen. Man
vermehre die Zahlen der Tafel in den Jahren
von der Form 4iii + 1 um 6 Stunden
»» »» n "h 2 „12 „
»f II II *4* 3 „18 ,f
und vermindere sie auüberdem -in den Monaten Jan. und Febr.
um 1 Tag; oder unter Zusammen&ssung beider Regeln:
Die Angaben der Tafel II sind in den Gemeinjahren
f&r Jahre in den Monaten im Rest dei
Jan. und Febr. Jahreo
ni vermindero um 18 St zu vormehren um (i St.
von der Form
4W+1
4w+2
4>l+8 j „ „ 6 j> I f> II »» 18 »«
•I i> 1» 12 II I II It II 1^
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S87
1. Beispiel L&ng<> Sonne = SiS^O*. Tafel II giebt:
-600: Febr. 17 4Vt Uhr Ab.
0 : 13 5 „ Moigns.
Uiifereni fttr 600 Jahre 4 Tage IlVt Standen
„ UK) 17.9 Stande.
iHunach fttr die beiden Schal^hre
—364 Febr. 15 10 U. Ab.
-360 „ 15 9V,.,
Und für die zwibchentiogenden Jahre:
—363 Febr. 15 4 U. MvrRen»
-363 15 10
—361 15 4 Abends
2. Beispiel Linge Sonne = lA^O*. Tafel U giebt:
—600 Apr. 15 6U. Morgens
0 10 9.. „ y^^-^TH-«^
and daraas
-364 Apr. 13 8 U. M.
—360 13 7 .. .
and fttr die swiechenliegenden Jahre:
—363 Apr. 18 2 L. NM.
-362 ,. 13 7Vi Ab.
- 361 14 1 .. Moriu'ons.
Beide Beispiele io Uebereinstimmnng mit den Kesoltateti S. 236,
wenn man beachtet, dafe die Aendenug der Sonne nahe l* fOr 24
Standen, oder 2Vt' fOr 1 Stande betrigt.
Tafel IV a. b, c giebt dasAzimutb der Sonne bei ihren
Aufgange und Untergange für die drei Orte Rom, Pompeji,
Athen. Das Azimuth int gezählt von 0* bis 360^ von Süd durch
West. N(»rd. Ost herum bis Süd. so dafä genau im Wetten 90", im
(hrten 270^ ist. Das Azimuth beim Aaf- oder Tntergange hingt
aiif^er von der geographischen Breite ^) des Ortes, nar ab foa
der Declination des (iestims (hier der ^onne). d. h. von seinem
Winkelabstande vom HimmelsatHiuator. welcher nürdlirh i>ositiv, süd>
lieh negativ genommen wird. Die I>eciinati<>n der Sonne hiin^t au&er
von der Länge der Sonne nur von derSihiefo der Ekliptik nb. Diese
letztere Ändert sich sehr langsam im Laufe der Jahrhanderte.
sie ist
—600 23« 46' 29"
0 23 41 52, •
238
im Verlauft' von IDOi» .lalireii iK'trätrt die Aondormii; niir7'41". Sic
konnte daher (»line sonderlichen Fehler cdnstant iienomnien werden,
und ich habe sie genommen wie sie für — JOO gilt,, nämlich t =
23" 44' 11'.
Fni die Anwendung aueh tür andere Orte Italiens, (iriechcn-
lands, Kleina>ien.s aul'-^er den drei anffdiihrten zu erleichtern, halx;
ich noch die all^enieinere Tafel III hinzugefügt, berechnet für die
geographische Breite «/ - 40" 0'. und hier in einer besonderen Spalte,
unter der Ueb€r8chrift„Veräud.f. Jtp = -f |0", die Aenderung des Azi-
muths angeführt, welche einer Aenderung der geographischen Breite
TOD +1* entspricht. Sie darf jedoch streng nnr fttr mä&ige Werthe
von Jtf angewendet werden ; für . ilfp z= ±5^ also flir die geogr. Breite
45« oder 35», kann der Fehler im schlimmsten Falle bereits 20' be-
tragen; für die Brette von Born {Jkf — +1*54') nnd Athen (J^ =
~2«2') betrftgt der Fehler imAsimath im Max. 4' bis 5% wie man
durch Vergleicfanng der Tafebi UI und IV sieht Die Tafel lU enthilt
ausserdem die wahre Zeit des Sonnenaiif- nnd -Untergangs, die
vielleicht hier und da gewünscht werden ,raag, sowie die der jedes-
maligen Linge der Sonne entsprechende Declination derselben. Das
Letztere ermöglicht auch die .\nwendnng der Zahlen für das Aa-
niuth auf andere Gestirne* als die Sonne, wenn man ihre Dedinaticm
kennt, da, wie bemerkt, das Asimuth beim Auf- nnd Untergang nor
von dieser abhingt
Beide Tafeln, III und IV, schreiten fort von 5* su 5« der Länge
der Sonne ; zur Erleichterung beim Gebrauche, wenn es auf einen
Fehler im Azimuth bis höchstens Vt* nicht ankommt, ist noch das
der jedesmaligen Länge der Sonne entsprechende Datum für die 2
Epochen — 600 und 0 beigefügt, wie es sich aus Tafel 11 ergiebt.
Ab Beispiel berechne ich hier das Azimuth der Sonne bei ihrem
Auf- und Untergänge Apr. 13 in den 5 Jahren —;{(i4, —HüH, — 362,
—361, -360 für Pompeji (TafellVb). Wir fanden früher (S. 236)
für Apr. 13 Mittags die Länge der Sonne
—364 : -180 10', —363 : IT^^öt;'. —362 : 17«42',
—361 : 17«28'. — Htid : ls<'li>'.
Aus Tafel III sehen wir, dafs die Sonne bei der Länge von
18" um ö'/jU. M. auf- und 6' 2U. Ab. untergeht; da nun die Lange
sich in 1 Stunde nahe 2Vs, iu 6'/s St um 16' ändert, so haben wir
die Länge der Sonne
%
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beim Auf-
Mm Un-
Apr. 13
tergänge
— H64
170 54'
18Ö26'
— 3H3
17 40
IH 12
—862
17 2H
17 5S
-861
17 12
17 44
— HftO
17 5(;
18 28
Aus der rati'l IV b entnehme ich ji t/t dir diesen Sounenliogm
entupredienden Werthe des Azimoths, uud habe daraaeh
Asiautb 0 beiiD
Apr. 13
Aufgang
Ilnterganj.'
3J>4
2r»oo 5'
loo^ir
— :{<;;;
jr.o 12
100 4
-362
2H0 2U
99 57
— 3R1
2H0 27
09 50
—300
260 4
100 12
Aus der Tafel IV' b allein würde ninn schliefteil, da& dem Azi-
mnih des Aufgangs 260® entspricht das Datum
im Apr. 15 und 0 Apr. 10,
woraus folgt Apr. I t im Jahre —360. In den meisten Fällen wird
diese einfachere Berechnung nur aas der Tafel IV eine fOr archio-
logtacbe Untersuchungen hinreichende Genauigkeit geben.
Ein specielles Beispiel für den (»ebrauch <ler allgemeineren
Tafel III zu geben, scheint Uberflüssig, da die Tafeln IV selbst akt
£rUutening dasa dienen können. Es ist angenommen
fttr Rom f> = 41» 54'
„ Pompi|)i 9> = 40 45
„ Athen 9> = 37 58.
Für je 2 Sonnenlängen, die gleich weit vor oder hinter den
Solstitien (LAnge der Sonne rr 90o und = 27u") liegen, ist die I)e-
clination der Sonne und daher auch das Aziniuth des Auf- fMlec
l'iiter^'angs gleich; das Arrangement der Tafeln IV ist so getroffen»
dafs für jt^ies .\zimuth die eine Länge neb<r dem dazu gehörigen
Datum links, die andere rechts steht. In der Nahe der .Sobtitien
werden die Differenzen bei den Zahlen für die Azimuthe immer
kleiner nnd dadurch die Ableitung des Datums immer unsicherer,
zulet/t fast ganz unbestimmt, während sie am genaue:>ten in der
Nähe der Aequinoctien ist. Bei der Benutzung ist es daher noth-
wendig im Auge zu haben, wie groi^ etwa der mügiiche Fehler in
240
der Be.stiiniunn^ des Aziimiths und die daraas folgende Unsicherheit
Id der Bestinimunpr des Datums ist.
Schließlich bemerke ich noch, dafs alle ,\ngaben für den M i t-
telpunct der Sonne gelten, und für den Moment, wann der M It-
tel punct über den Horizont tritt, resp. unter dem.selben ver-
schwindet. Das ,\ziniuth des Aufgangs ist im Mittel 15' kleiner,
als die Talel giebt, im .Vugenblick, wo der erste Sonnenstrahl er-
scheint, l.ö' gröfser, wenn die ganze Stmnenseheibe hervorg^etreten
ist; das xVzinnith des Untergangs kleiner, wenn der untere
Hand der Sonueuscheibe gerade den westlichen Horizont berührt, 15*
gröfser, wenn der letzte Sonnenstrahl verschwindet.
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Tafel III. für die geograph. Breite ip == +40oO'
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